Klimaschutz, oder zumindest darüber zu schreiben, ist nicht erst seit dem Klimagipfel in Kopenhagen in Mode gekommen: Reduktion des CO2-Ausstoßes, Strom aus erneuerbaren Energien, optimale Dämmung und Wärmeisolierung sind in aller Munde und jeder einzelne Bürger ist aufgerufen, seinen Beitrag zu leisten.

Was leistet in diesem Zusammenhang unsere Universität? Wie sieht es aus mit Ökostrom und Häusern gebaut in Passivbauweise?

Zwischen der Uni und dem UK-SH besteht eine Art Belieferungsvertrag, das bedeutet, dass die Gebäude, die zur Uni gehören, vom UK-SH mit Strom und Heizungsenergie versorgt werden. Das UK-SH erhält seinen Strom laut Oliver Grieve, Pressesprecher des UK-SH, aus Kraftwärmekopplung. Dabei treibt ein Motor einen Generator zur Stromerzeugung an, die dabei frei werdende Wärme kann zur Erwärmung von Wasser, zum Beispiel zum Heizen genutzt werden. Allerdings wird die Heizungsenergie vom UK-SH aus Gas und Öl selbst hergestellt. Dazu werden die Brennstoffe in großen Kesseln verbrannt und die frei werdende Wärme als Fernwärme an die einzelnen Gebäude weiter geleitet.

Im Jahr 2009 gab die Uni circa 1,8 Millionen Euro für Energie aus, 785.000 Euro entfielen davon auf Strom, für Wärme waren 653.000 Euro fällig. Das hört sich viel an und es stellt sich die Frage, ob hier nicht Energie verschwendet wird. Dazu kann man sich die Energieausweise, die öffentlich in jedem Gebäude aushängen, ansehen.

Diese enthalten Informationen zum Verbrauch von Heizungsenergie und Strom der letzten drei Jahre, vergleichen die Verbräuche mit einem für diesen Gebäudetyp errechneten Standard und stellen dann sehr anschaulich dar, ob das betreffende Gebäude nun überdurchschnittlich viel oder wenig verbraucht. Die Vergleichswerte werden vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie veröffentlicht.

Ebenfalls mit in die Berechnung einbezogen wird der so genannte Klimafaktor, der je nach Strenge des Winters zum Beispiel unterschiedlich ausfällt.

Für die Gebäude des Vorklinikums (also Haus 61, 62 und 63) errechnet sich so ein durchschnittlicher Heizenergieverbrauchskennwert (bezogen auf die Jahre 2006, 2007 und 2008) von 253 kWh/(m2·Jahr), was ziemlich genau dem Vergleichswert entspricht. Der Stromverbrauchskennwert liegt mit 131 kWh/(m2·Jahr) leicht über dem Vergleichswert, deutlich mehr Strom als in vergleichbaren Gebäuden wird aber in Haus 64, der Informatik, verbraucht. Hier beträgt die Differenz zwischen Verbrauchs- und Vergleichswert etwas mehr als 30 kWh/(m2·Jahr) und wird optisch schon mit der Signalfarbe rot belegt. Ein Nicht-Informatiker kann also nur spekulieren, welche Mengen an Technik sich in diesem Gebäude befinden. Zum Ausgleich gibt’s für den Heizenergieverbrauch aber „grünes Licht“, dieser liegt nämlich stolze 90 kWh/(m2·Jahr) unter dem Vergleichswert. Grund hierfür kann das deutlich jüngere Baujahr sein. Zum Vergleich: Gebäude 61, 62 und 63 sind 1979 entstanden, Haus 64 erst 2002. Für das Vorklinikum ist beim Energieverbrauch über die 3 Jahre des Bezugsraums eher ein leichter Anstieg zu beobachten, beim Informatik-Gebäude sind die Werte konstant geblieben.

Was kann also getan werden, um den Energieverbrauch zu senken?

Laut Thomas Niesse, zuständig für die Gebäudebewirtschaftung an der Uni, wird bei der Anschaffung neuer Geräte schon auf niedrigen Energieverbrauch geachtet. Die effektivsten Energiesparmaßnahmen sind aber auch die teuersten: Diese würden in der Renovierung von Gebäuden und Heizungen liegen. Eine solche tiefgreifende Veränderung ist aber im Moment nicht vorgesehen, wie bei der Renovierung der Bibliothek offenbar wird. Diese, immerhin schon 1975 gebaut, erstrahlt zwar in neuen Farben, an der Substanz wurde aber nichts verändert. Allerdings sind die Energieverbräuche hier recht konstant über die Jahre und weichen nur wenige kWh/(m2·Jahr) von den Vergleichswerten ab.

Bis das nötige Geld für solche großen Investitionen vorhanden ist, müssen wohl erstmal allgemeinere Maßnahmen ausgeschöpft werden.

Thomas Niesse hat in diesem Zusammenhang auf folgendes hingewiesen: Wenn nur ein Prozent der Energiekosten eingespart werden, könnten beispielsweise V1 und V2 ganz leicht mit neuer Medientechnik, also neuen Beamern ausgestattet werden. Beim reinen Energiesparen kann also jeder mithelfen, indem er etwa darauf achtet, dass Fenster nicht länger offen sind als sie müssen und Glühbirnen nicht brennen, wenn gar keiner da ist.

Eigentlich sollte das aber nicht genug sein. Es sollte uns nicht nur um das reine Energiesparen um des Geldes willen gehen, sondern auch, und das ist langfristig gesehen noch wichtiger, um verstärktes Nachdenken über unseren Energiekonsum und sinnvolle Verbesserungen.

An einigen anderen Universitäten in Deutschland haben sich bereits verschiedene Gruppen gebildet, die sich für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen und dabei über solche Begriffe wie „Nachhaltigkeit“ nachdenken müssen. Nachhaltige Entwicklung bedeutet, nach der Definition aus dem Brundtland-Bericht von 1987, dass die Bedürfnisse der Gegenwart nicht auf Kosten der Bedürfnisse zukünftiger Generationen befriedigt werden.
Eine solche Gruppe nennt sich „Grüne Uni“, kommt aus Berlin und schmückt ihre Internetpräsenz mit dem Slogan „Erneuerbare Energien, Nachwachsende Rohstoffe & Nachhaltigkeit an die Hochschulen – jetzt!“ Gegründet wurde die Gruppe 2008 und versucht nun, ihre Kommilitonen zu informieren und konkrete Verbesserungen durchzusetzen, wie etwa die Integration von Umweltschutzinhalten in die Lehrpläne oder die Einführung von Ökostrom.

Auch im Süden der Republik, genauer gesagt in Tübingen, sind Studenten der Meinung, dass ihre Hochschule nicht genug für den Klima- und Umweltschutz tut und haben deswegen die Gruppe „greening the university“ ins Leben gerufen. Durch ihre Arbeit haben sie erreicht, dass die Universitätsleitung beschloss, das Umwelmanagementsystem EMAS (Eco Managment and Audit Scheme) an der Universität einzuführen. Nach EMAS validierte Organisationen müssen bestimmte Umweltregeln einhalten, sich aber auch Ziele für Verbesserungen setzen und darauf hinarbeiten.

Im Profil unserer Uni ist zu lesen: „Die Universität zu Lübeck und die mit ihr verbundenen Mitglieder und Institutionen handeln […] verantwortungsbewusst, wirtschaftlich und kompetent und setzen die ihnen anvertrauten Ressourcen sorgfältig und umweltschonend ein.“ Allerdings im letzten Satz. Und von Nachhaltigkeit ist hier auch noch keine Rede.

Es bleibt also noch viel Raum für Verbesserungen!

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