Freitag Abend 21:00 Uhr. Mein Kühlschrank ist mal wieder so leer wie eine Bundestagssitzung an einem Montagmorgen, mein Blutzuckerspiegel auf auf der Höhe des SPD-Wahlergebnisses und das Loch in meinem Magen so groß wie das Haushaltsdefizit. Was tun?

Ich brauch was zu essen und zwar schnell… und heiß… und schnell!!

Da der letzte Döner nicht der Meinung war, dass meine Speiseröhre eine Einbahnstraße ist, gebe ich mir einen Ruck und gehe mal richtig Einkaufen.
So um halb zehn ist man im REWE unter sich. Studenten wohin das Auge reicht, denn dieses System hat uns die Zeit geklaut.

Zielgerichtet steuere ich die Tiefkühltruhe an und hole mir eine Packung Tillman’s Toasties raus. Diese kleinen Minischnitzel für den Toaster sind genau das Richtige für mich.
Da vernehme ich eine mir wohl bekannte Stimme. Ich drehe mich um und sehe, dass Benedikt völlig außer sich, bei den Milchprodukten mit zwei Bechern JA-Sahne wie wild rumwedelt und eine Mitarbeiterin anpöbelt. So kenne ich ihn gar nicht. Ich versuche zu verstehen was da vor sich geht, verstehe aber nur ROTALGEN… ROTALGEN!!!

Plötzlich knallt er den Becher auf den Boden und ein kleiner See aus Sahne umspült binnen Sekunden die Wildlederschuhe der Mitarbeiterin. Die dreht einfach ab und macht sich auf den Weg ins Lager.

Eigentlich will ich es gar nicht wissen, aber meine Sensationslust treibt mich mal wieder an. Ich muss nicht mal nachfragen. Als Benedikt mich entdeckt, verstehe ich nur noch Rotalgen. Die seien in dieser Sahne drin und überhaupt sei das ganze Essen hier vergiftet.

Ich nehme den Becher genauer unter die Lupe und lese bei den Zutaten neben Milch noch den Zusatzstoff Carrageen. Benedikt erklärt mir, dieser Stoff sei ein Verdickungsmittel und mache die Sahne cremiger. Gewonnen werde das Zeug eben aus Rotalgen und DIE haben in seiner Sahne nichts zu suchen. Da muss ich ihm wohl recht geben und knalle auch den zweiten Becher Sahne auf den Boden. So stehen wir also im REWE, in einer Pfütze manipulierter Sahne und Benedikt erklärt mir die Welt.

Der Ursprung allen Übels sei ja die Margarine. Die Mutter des „functional foods“. Chemisch hergestellte Butter die angeblich viel gesünder sei und dazu noch so streichzart. Das schmiere man sich Morgen für Morgen auf sein Brot. Dazu noch Darmbakterien von Actimel und Fruchtjoghurt aus Fabriken, die niemals Früchte geliefert bekommen. Das Schlimmste sei aber der Käse. Meistens nur noch eine Masse aus Fett, Emulgatoren, Aroma- und Farbstoffen, in einem Labor angemischt und in Form gepresst. Dieser „Käse“ sei dann auf der TK-Pizza. Ganz dreiste Firmen mischen diesen sogar mit ihrem „echten“ Käse. Spätestens wenn man auf der Käsepackung als Zutat „Käse“ liest, sollte man stutzig werden.

Ich schaue mir so meine Toasties an und muss der Firma zu Gute halten, dass in der Werbung schon darauf hingewiesen wird: „Don’t call it Schnitzel“! Eine Warnung?

Benedikt verzichtet auf alle Fälle so gut es geht auf diese ganze Manipulation. Was seine Oma nicht schon als Lebensmittel anerkannt habe, das komme auch nicht in seinen Magen. Und diese ganzen Fitness-Produkte könne man genauso in die Tonne kloppen wie meine Toasties.

Wie dem auch sei, ich bleibe bei meiner Entscheidung. Irgendwo in diesen Minischnitzeln wird schon Fleisch versteckt sein. Hauptsache ich bekomme schnell was zu futtern!
Benedikt kauft einen halben Bio-Bauernhof ein und schlendert mit mir zur Kasse. Ein wenig witzig finde ich es ja schon, als die Kassiererin mit einem süffisanten Lächeln bei Bendikt 99,-€ für ein Paar ruinierte Wildlederschuhe mit abrechnet. Aber der Sahne haben wir es gegeben!

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