“Und wo ist die MUL dann jetzt, bitte?”- Die Antwort: Die Universität ist jetzt auf dem Gelände des Klinikums untergebracht, das bei seiner rechtlichen Verselbständigung vor gut zwei Jahren die Liegenschaften der Universität übernommen hat. Man könnte den Zustand auch so ausdrücken: Die Universität wird auf dem Krankenhausgelände geduldet.

Seit 1999 ist das Klinikum nicht mehr Bestandteil der Universität, sondern eine eigenständige Anstalt öffentlichen Rechts an der Universität. Die neugewonnene Selbständigkeit blieb niemandem lange verborgen, denn die Entscheidungsträger des UKL ersetzten, wo immer es ihnen möglich schien, den MUL-Schriftzug durch den des Klinikums: Zierte die Fahrzeuge der MUL früher deren Name und Siegel, so tragen sie heute bunte Aufkleber mit der Aufschrift “Universitätsklinikum Lübeck” und dem umstrittenen Logo. Ruft man heute die (0451) 5000 an – die Zentralnummer der MUL -, so wird man mit “Klinikum Lübeck” begrüßt. Viele werden denken, sie hätten sich verwählt. Das ist nicht alles: Sogar die Haltestelle “Medizinische Universität” vor dem Haupteingang wurde mit dem letzten Fahrplanwechsel in “Universitätsklinikum” umberrannt Die Nachricht nach außen ist unmißverständlich: “Die Medizinische Universität gibt’ s nicht mehr, das heißt jetzt Universitätklinikum.”Und diese Nachricht ist in der Bevölkerung angekommen: Vor einigen Wochen bedankte sich der Vertreter einer Hilfsorganisation für das “Engagement der Studenten des UKL “.Und Touristen wird bei einer Rundfahrt erzählt, die ehemalige Seefahrtschule in den Wallanlagen werde heute als “Schulgebäude der Uniklinik” genutzt. Tatsächlich sind dort die Institute für Theoretische Informatik und für Mathematik angesiedelt.

Es ist an der Zeit, daß die Universität aus dem Schatten des Klinkums tritt und erkennbar Profil zeigt. Es muß auch in der Öffentlichkeit deutlich werden, daß die Universität nicht nur ein Anhängsel eines großen Krankenhauses ist, sondern daß es Forschung und Lehre vor allem auch im nicht-klinischen Bereich sind, die sie ausmachen. Ein wichtiger Schritt liegt darin, der Universität einen Namen zu geben, an Hand dessen sie sich vom Klinikum abhebt. “Medizinische Universität” mag zu einer Universität gepaßt haben, die zum größten Teil aus einem Krankenhaus bestand. Die heutigen Gegebenheiten spiegelt dieser Begriffjedoch nur höchst unzureichend wider. Die Umbenennung ist inzwischen überfallig, und es darf nicht zuviel Zeit ins Land gehen, bis sie tatsächlich durchgeführt wird. Noch mag es Kritiker geben, die sagen: “Besser eine Medizinische Uni, an der man sogar Informatik studieren kann, als eine Uni, an der man nur Medizin und Informatik studieren kann.” Doch diese Sichtweise ist nicht mehr zeitgemäß. Sie wird nämlich der Tatsache nicht gerecht, daß die Bestrebungen der Universität dahin gehen, ein breiteres Fächerangebot zu verwirklichen und sich damit von der existentiellen Abhängigkeit vom Medizinstudiengang zu lösen. Die jüngsten Pressemeldungen über Pläne zur Zusammenfassung der Universitätsklinika Kiel und Lübeck und Absichtserklärung der Ministerpräsidentin Heide Simonis, den in diesem Bundesland “überproportional hohen Medizinanteil an den Hochschulausgaben von 39,3 Prozent dem bestehenden Bedarf anzupassen” bestätigen die Einschätzung, daß die Universität in Lübeck als Medizinische Universität nicht überleben kann.

Vor wenigen Jahren wurde die Umbenennung noch mit Hinweis darauf abgetan, es bedürfe dazu einer vom Landtag zu beschließenden Änderung des Hochschulgesetzes und ein derartiges Unterfangen sei schon allein deshalb aussichtslos. Seit Ende 1999 sieht das Hochschulgesetz jedoch ausdrücklich vor, daß die Hochschulen ihren Namen in Absprache mit dem Ministerium ändern können.

Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, daß die MUL umbenannt oder abgeschafft wird. Wir dürfen gespannt sein, welcher dieser Fälle eintritt- und wann.

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