Wieder einmal gibt es eine Filmkritik, und wieder einmal habe ich einen Film ausgesucht, der sich sehen lassen kann (was für ein Wortspiel).

Das Problem mit dem Sommer ist, daß keine wirklich guten Filme in die Kinos kommen, da die Besucherzahlen wegen des guten Wetters ohnehin abnehmen. Deshalb habe ich diesmal einen Streifen ausgesucht, der zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Artikels bereits in der 6. Woche läuft.

Im neuen Film von Woody Allen, Harry außer sich (Deconstructing Harry), geht es um folgendes:
Der Schriftsteller Harry Block hat sich einen Schritt zu weit vorgewagt: Er hat seine privaten Erlebnisse und Liebesbeziehungen in einem Buch verarbeitet. Und nun entwickeln die erfundenen Figuren ein Eigenleben und wollen sich an Harry rächen. Seine drei Ex-Frauen, seine Schwester, sein bester Freund — alle wünschen ihn zum Teufel.

“Wenn ein alter Sünder wie Harry Block in die Hölle fährt, steigt er heutzutage natürlich in einen Lift wie im Kaufhaus, und eine freundliche Durchsage-Stimme gibt von Etage zu Etage Informationen. Zum Beispiel die Abteilung ‘Medien’ ist, wie man hört, derzeit wegen Überfüllung geschlossen.” […]
“Natürlich ist Harry Blocks Höllenfahrt ein Traum, und natürlich erlöst er, wie das mit Träumen so ist, nicht von dem Schmerz, der ihn in Bewegung brachte: Harry, erfolgreicher Schriftsteller sowie bekennender zwanghafter Schürzenjäger und Hurenbock, hat die schöne junge Fay in seinem Gefühlshaushalt vom Fan und Groupie zur Schülerin und Gefährtin aufsteigen lassen, hat ihr sogar das Kommando über die TV-Fernbedienung eingeräumt – und dennoch ist sie ihm abhanden gekommen, abgeworben durch einen simplen Heiratsantrag, wie ihn jeder Idiot machen kann; von jenem allzu charmanten Freund, der ihm dann im Traum, logisch, als Satan mit dem routinierten Entertainerlächeln entgegentrat.” (Der Spiegel 21/1998)

An großen Namen wurde nicht gespart. Mit von der Partie sind Woody Allen, Kirstie Alley, Elisabeth Shue, Billy Crystal, Demi Moore, Robin Williams und Judy Davis.

Alles in allem ist ein typischer Woody Allen Film entstanden, was in diesem Fall sehr positiv gemeint ist. Es zeigt sich einmal mehr, daß Allens teilweise groteske Sicht der Dinge, gemischt mit einer gehörigen Portion Selbstironie, durchaus unterhaltsam sein kann.

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