Jeder von uns kennt sie und hat schon mal Kunstwerke dieser Art gesehen, eventuell sogar im Rahmen der bildenden Kunst an der Schule selbst daran gearbeitet: Kollagen.

Damals haben wir aus Gewürzkörnern Leuchttürme zusammengeprokelt, Buntstiftzeichnungen mit Wasserfarben großzügig grundiert uvm..
Natürlich haben sich auch große Künstler immer wieder mit dieser Kunstform auseinander gesetzt. Ob Picasso oder Arcimboldo, es waren seit dem 16. Jahrhundert immer wieder große Namen, die es faszinierte, Portraits aus Elementen wie Gemüse, Schrauben, Kronkorken oder sonstigen Gegenständen zusammenzusetzten.

Dies ist auch genau die Herausforderung, der sich Robert Silvers Anfang 1995 stellte, nämlich Bilder aus Bildern zu kombinieren. Allerdings war Robert Silvers damals kein Absolvent einer Kunsthochschule, sondern vielmehr Student der Informatik im Hauptstudium am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Somit fand er seinen ganz eigenen Weg, seinem künstlerischem Empfinden Ausdruck zu verleihen. Michael Hawley, damals Junior Professor am MIT, begann gerade eines der größten Fotoarchive der Welt aufzubauen. Und ob der gegebenen Voraussetzungen – leistungsstarke Computer für die Bildverarbeitung und eine imposante Sammlung an Bilder, begann Robert Silvers seine Interessen in der digitalen Bildverarbeitung weiter auszubauen und schuf mit dem Bildarchiv eine neue Kunstform, die Fotomosaiken (Photomosaics).

Was  allerdings muß man sich darunter vorstellen? Nun, man überlege sich, daß alle Bilder des letzten Englandurlaubs so nebeneinander gelegt werden könnten, daß aus der Ferne betrachtet die Siluette Großbritanniens erscheint. Eine amüsannte Vorstellung, allerdings ein sehr arbeitsaufwendiger Plan. So aber nicht für einen Informatikstudenten. Robert Silvers entwarf nämlich eine spezielle Software, die jeden einzelnen Bildausschnitt nach Licht und Schatten, Kontur und Farbe in einen größeren Zusammenhang ordnete und so ein vorgegebenes Motiv auf verblüffende Art und Weise zu einem perfekten Ganzen zusammensetzt. Eine erste Version benötigte noch spezielle Rechner, während unterdessen ein normaler Home-PC für die Software reicht. Die Gigabyte an Bildinformationen, die gewältzt werden müssen auf der Suche nach dem passenden Bild, die hat der durchschnittliche Informatikstudent allerdings für gewöhnlich nicht im Hause.
Aber da dies keine Abhandlung zur digitalen Bildverarbeitung werden soll, sondern ein interessanter und inspirierender Bericht, betrachten wir uns doch mal ein paar ausgewählte Beispiele seiner (Diplom-)Arbeit. Ich habe nicht ganz zufällig Yoda ausgewählt, ein – wie ich finde – sehr informatiker-typisches Motiv. Den mit einem roten Kasten umrandeten Bereich kann man Zoomen und sich auch dort noch einen weiteren, größeren Bereich anschauen, wo man dann allerdings bereits erkennen kann, daß dieser Yoda ausschließlich aus Filmausschnitten aus der Star Wars Trilogie zusammengesetzt ist!
Zoomen ist an dieser Stelle evtl. ein wenig übertrieben, aber mit einem Mausklick auf die Grafik wird zweimal ein vergrößerter Ausschnitt geladen bevor wieder das Ursprungsbild erscheint.

Robert Silvers hat seine Software aus nachvollziehbaren Gründen nie veröffentlicht und hält ein gewisses Monopol in der Erstellung solcher Werke Inne. Es gibt ein Buch mit den Abdrücken einiger seiner Werke. Wie ich feststellen konnte, ist dieses Buch auch in deutscher Sprache erschienen und zwar beim Wilhelm Heyne Verlag mit dem Titel

Robert Silvers – Fotomosaiken – ISBN 3-453-12747-1

Um die Illustration, wie ein Informatiker für seine Rente sorgen kann, noch ein wenig bunter zu malen, möchte ich an dieser Stelle mit meinem zweiten und letzten Beispiel eine – vermutlich ebenfalls von Robert Silver bzw. von seiner Software entworfene Werbegrafik vorstellen, die mir im Spiegel begegnete. Und zwar hat Agfa, neben Audi übrigens, eine Werbekampagne mit einem Fotomosaik als Hauptmotiv gestartet, frei nach dem Motto “Nicht jedes Bild ist ein Foto”.

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