In Lübeck gibt es seit über 10 Jahren die LIGA. Wir wenden uns gegen die Nutzung der Atomenergie in jeder Form. Im Winter 1988, auf dem Höhepunkt einer Reihe von Atommülltransporten durch unseren Hafen, gelang es mit der Unterstützung vieler hundert Bürger diese Transporte zu stoppen. Seitdem werden uns nur noch vereinzelt Transporte bekannt. Es scheinen auch keine Brennelemente, sondern “nur” noch strahlende Putzlumpen oder Maschinenteile zu sein. Wir konnten zufrieden sein. Aber noch geht die Nutzung der Atomkraft weiter. Im Großraum Hamburg stehen vier Kraftwerke, unter ihnen der altersschwache Veteran in Stade, Und in Gorleben ist nach wie vor geplant, die strahlende Pest “sicher” zu verscharren. Außerdem: In Lübecks Stromadern fließt Atomstrom. Der Elektrizitatsmarkt der Stadt Hegt zu über 90% in den Händen der PreussenElektra AG (PreAG), dem größten deutschen Stromkonzern mit Beteiligungen an zahlreichen
Atomkraftwerken.

Energiekonzept für Lübeck

Wir fordern ein alternatives Energiekonzept für Lübeck. Die Stadt soll sich aus der Umarmung des (Atom-) Stromgiganten befreien und selber ihre Elektrizität erzeugen. Ist eine solche Forderung wirklich realisierbar? Ein fortschrittliches Energiekonzept, wie es die LIGA fordert, basiert auf der maximalen Ausnutzung der eingesetzten Primärenergie (Kohle, öl, Gas). Nichts von der Verbrennungswärme soll ungenutzt bleiben. Optimal arbeiten Elektrizitätskraftwerke mit Wärmeauskopplung, eine Technologie genannt “Kraft-Wärme-Kopplung”. Aus physikalischen Gründen lassen sich nur ca. 35% der eingesetzten Verbrennungswärme in Strom umwandeln. Die übrige Wärme, der übergroße Rest, kann als Heizwärme für Haushalte und Gewerbe dienen und ersetzt dort die eigene Heizung. Weil in den so versorgten Gebäuden keine Verbrennung mehr stattfindet, sinkt entsprechend die Umweltbelastung, z.B. der C02-Ausstoß. Die Voraussetzung für ein Fernwärmenetz ist aber ein verbrauchernaher Standort des Heizkraftwerks, denn Fernwärme läßt, sich nicht über große Strecken transportieren. Daher die Forderung der LIGA nach kommunaler Energieversorgung. Lübeck hat sich durch einen Vertrag mit der PreAG energie und umweltpolitisch geknebelt, der eigenen Handlungsfreiheit beraubt. Die Stadt hat der PreAG bis zum Jahre 2008 die gesamte Stromversorgung übertragen. Wenn die Schwelle von zehn Prozent Eigenversorgung überschritten wird, muß neu über den Bezugstarif verhandelt werden. Aller Voraussicht nach wird sich die PreAG dann um eine Erhöhung bemühen.

Strom von Außen – Gasbrand in der Stadt

Strom also kommt von außerhalb, aus den Großkraftwerken der PreAG, die mit dem schlechten Wirkungsgrad von 35% arbeiten. Ihre Abwärme heizt die Flüsse oder die Luft. Zudem ist PreAG-Strom zu großem Teil Atomstrom aus den Kraftwerken Krümmel, Stade, Brokdorf, Brunsbüttel und anderen! Lübecks Heizungen sind größtenteils mit Gas betrieben. Der Stadtwerkesenator Rischau (CDU) ist stolz auf die fast vollständige Gasversorgung Lübecks, vor zehn Jahren hat Lübeck für den Gebrauch dieses umweltfreundlichen Energieträgers auch

bundesweites Lob bekommen. Der Diplompolitologe und Energieexperte Ralf Radioff dagegen bezeichnet das Gas gerne als “das trojanische Pferd der Atomindustrie”. Wer mit Gas heizt, muß (Atom)-Strom von außerhalb beziehen. Die hohe Kapitalhindung in Form der verlegten Gasleitungen macht kostspielige Umorientierungen fast unmöglich. Genau dies ist die Situation in Lübeck. In der Tat; Die Lübecker Luft ist sauber, Gasbrand ist umweltfreundlicher als Kohleheizung. Aber: Für Lübecks Strom und Heizung wird zweimal Wärme erzeugt: Aus Öl, Kohle oder Atom für den Strom der PreAG, aus Gas oder Öl für Lübecks Heizungen. Das ist einmal zuviel!

Die Perspektive

Wir meinen, Lübeck sollte sich nicht, darauf ausruhen, vor zehn Jahren einmal wegen der umweltfreundlichen Gasheizung Anerkennung erhalten zu haben. Lübeck sollte sich auch nicht davon schrecken lassen, daß das Gasleitungsnetz noch nicht bezahlt ist. Dies ist eine utopisch klingende Forderung. Wir meinen jedoch, daß die Stadt unter Aufbietung aller Kräfte und Mittel einen solchen Weg beschreiten kann – sie muß es nur wollen. Lübeck braucht jetzt den Einstieg in ein umweltfreundliches Nahwärmekonzept. An vielen Orten der Stadt bietet es sich an, Heizkraftwerke zu errichten, die nach und nach zu einem stadtübergreifenden System zusammenwachsen können. Schritte in diese Richtung sind sogar im ESN-Gutachten (Energie-Systeme-Nord), das im Auftrag der Stadt erstellt wurde, skizziert. Ein Großkraftwerk am Standort Lübeck-Siems, dessen Strom in die DDR fließen soll, lehnen wir ab. Erst wenn ein großes Fernwärmenetz
vorhanden ist, kann ein großes Heizkraftwerk, wie es jetzt von der PreAG in Siems geplant ist, sinnvoll sein. Zum jetzigen Zeitpunkt und unter der Trägerschaft der PreAG lehnen wir dieses Kraftwerk ab. Es ist zwar möglich, dem Neubau Fernwärme abzunehmen, doch – wo ist denn das Netz dazu? Außerdem bliebe der Strommarkt unter Kontrolle der PreAG, eine Monopolstellung aber ist für uns unakzeptabel.

Der größte Vorteil einer kommunalen, in öffentlicher Hand liegenden Versorgung ist jedoch seine Offenheit für außenstehende Energielieferanten. Erst durch die Aufhebung der monopolartigen Versorgungsstruktur der PreAG können Tarife geschaffen werden, durch die es sich für jeden Erzeuger, auch für private Kleinerzeuger lohnend macht, ihre Leistung in das Netz einzuspeisen. Die Preussen-Elektra als gewinnorientiert arbeitende Aktiengesellschaft kann kein wirkliches Interesse am Energiesparen haben, denn Einsparungen bedeuten für sie Umsatzverringerung. Die PreAG muß herausgeboxt werden aus ihrer Alleinversorgerstellung. Das ist wichtig für die Nutzung vorhandener und zukünftiger regenerativer Energien, die dann endlich einen Markt bekommen, an dem sie teilnehmen und sich bewähren können. Denn eins ist klar langfristig können nur die regenerativen Energiequellen umweltneutral unsere Versorgung übernehmen. Öffnen wir ihnen schon heute die Türen!

LIGA
Lübecker Initiative gegen Atomanlagen Kontakt:
Günther Werner, Kleine Alte Fähre 11, Tel.; 76204
Frank Scholz, An der Falkenwiese 13, Tel.: 794042
Treffen jeden Dienstag 19.00 Uhr in der
“Alternative”, Wallhalbinsel 27

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