Ich hoffe, der Weihnachtseinkaufsbastelstress läßt Euch noch ein wenig Zeit, meinen neusten Geschichten zuzuhören, &s gibt ja wieder so einiges, was zu berichten sich lohnt.

Erst einmal kann Ich Euch sagen, bin ich doch heilfroh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, denn natürlich habe ich die Gelegenheit genutzt, meinen alten Freund, den Klabautermann zu besuchen, wo doch schon zu Semesteranfang die studierenden auf der Passat übernachtet haben. Ja, wir hatten uns lange nicht gesehen, und ihr wißt ja, wie das ist, es gab dann auch viel zu erzählen. So teilte ich ihm erst mal meine Sorgen mit, die ich mir um meine Studierenden mache, weil sie doch so lange nach Wohnungen suchen müssen heutzutage und weil sie dann auch noch so viel Geld ausgeben müssen für’s Wohnen. Erleichtert war ich dann ja doch, als Ich feststellen durfte, daß die Lübecker Bürger “ihr Herz für Studenten” entdeckt haben und zumindest fast alle eine erste Bleibe bekommen konnten.

Ja, 25 Jahre ist das nun her, so stellten der Klabautermann und ich fest, daß ich meine Stellung in der MUzL angetreten habe, so richtig deutlieh merkte ich das dann auch auf der Jubiläumsfeier. Die Menschen haben da ein Sprichwort: An den Kindern sieht man, wie die Zeit vergeht. So ging es auch mir, als ich beim Festakt sah, was aus “meinen ersten Kindern” geworden ist, spielten sie doch in einer Band zum Tanze auf. Groß sind sie geworden, aber irgendwie auch immer noch ein bißchen Kind – oder würden sie sonst solch wilde Musik machen? Aber da sind wir ja schon gleich beim nächsten Thema – der 25-Jahr-Feier. Alle haben sich in schale geschmissen, weil doch die hohen Damen und Herren Politiker angemeldet waren, obwohl ich sagen muß, die Roben damals haben mir besser gefallen, da konnte man wenigstens noch erkennen, wer ein echter Professor war.

Um dem Landesherren zu demonstrieren, wie wenig Geld man doch hat, gab es Speis und Trank nur gegen Münze – entgegen aller üblichen Sitten, wie ich sie von Geburtstagsfeiern kenne. Damit alles gut vonstatten gehe, waren die Studierenden in die Pflicht gerufen. 32 von ihnen sollten den Mundschenk spielen und die hohen Damen und Herren Politiker und Würdenträger bedienen. Als dann alle bereit standen, um ihres Amtes zu walten, da brauchte man sie plötzlich nicht mehr. Hatte doch jemand der Frau, die für die Organisation dieses Partes zuständig war, den wohlgemeinten Rat gegeben, sich keinesfalls auf die Studierenden zu verlassen. Auch, daß der Gewinn des Ausschankes in das Säckel der Studentenvertretung fließen sollte, daran kann sich bis heute noch keiner wieder erinnern. Es hat sich doch irgendwie in den letzten Jahrhunderten – zumindest was diese Dinge angeht – noch nicht allzuviel geändert.

Vielleicht wird das ja bald alles anders, wo doch nun auch Eure Magnifizenz der DiRektor unsere holden Hallen mit denen von… na? – richtig: von München vertauscht. Das wurde ja auch langsam Zeit, denn sonst hätte er sich ja ab April wieder unter das Fußvolk reihen müssen und das wäre ihm doch sicherlich schwer gefallen, hätte dann doch ein anderer von seinem Recht, Schaden von der “Uni” abzuwenden Gebrauch gemacht, und er hätte nicht mehr bestimmt, sondern nur noch mitbestimmt. Ja, ja, diese Wahl des neuen Di(?)Rektors bringt meinen Glauben an die Demokratie doch wieder erheblich ins wanken. Offiziell soll da doch ein neuer gewählt werden, den vorzuschlagen offiziell jedem frei steht. Es drängt sich mir jedoch der verdacht auf, daß da ein wenig gekungelt worden ist. Alle, denen man dieses Amt antrug, lehnten dankend ab mit dem Hinweis auf die besondere Qualifikation einer bestimmten Person – selbst die, bei denen es ein offenes Geheimnis ist, daß sie es selber gerne geworden wären.

Sogar der Herold der “Uni”, HDH genannt, wußte schon, wer der neue werden würde. Merkwürdig, nicht wahr, wo doch noch gar nicht gewählt wurde. Außer dem DiRektor wird uns aber wohl noch eine andere hochgeschätzte Person verlassen, einer der auch schon Spektabilis war, einer, dessen Patienten, wenn sie zu ihm kommen, »mit den Füßen voran durch die Tür kommen« wie man so sagt. Auch er wird wohl nach München gehen, ein Verlust, der meine Freunde bei den Studierenden schwer trifft – nicht nur, weil es dann am Sommersemesterende keine Grillfeier im Segierzentrum mehr gibt, nein, einfach weil er eine gute Vorlesung gemacht hat und weil er für alle immer ein offenes Ohr hatte. Meine Freunde sagten mir, sie hätten ihm das auf Anfrage ihrer Münchner Kollegen auch bescheinigt. Doch ich muß mich kurz fassen. Und das mir, der ich mir so viel auf meine geruhsame Lebensart zugute halte! Aber ich habe dem Klabautermann versprochen, ihn noch diese Woche zu besuchen, weil ja der Besuch auf der Passat so kurz war, wo wir uns so viel erzählen wollten und Weihnachten auch wir unsere Beschäftigung haben…

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