Als die Kunde von dem katastrophalen Physikumsergebnis nach Lübeck drang, weckte sie die MHL, ich meine hiermit alle Gruppen der Hochschule, aus ruhigem Schlummer. Sie wecktte aber keineswegs abrupt. Während an andern Hochschulen, in Kiel und besonders in den

früher beginnenden Ländern bereits der Aufruhr gärte nahm man in Lübeck noch lediglich Pressebeiträge zur Kenntnis. Bis zum Eintreffen der Erstsemester, die, wie erst dann in aller Tragweite auch für Lübb’sche Verhältnisse klar wurde, Ja eigentlich gar keine waren, und bis zum konkreten Erleben von eurer Wut auf die Verantwortlichen und eurer Empörung über unsere Tatenlosigkeit, blieb es dabei.

Das war heilsam, vielen Dank! Womit- auch wieder einmal belegt wäre, das, wer sich nie nicht wehrt, lebt verkehrt.

Dann aber gings los, im Ernst, von dem Marsch zum Präsidium, den Verhandlungen dort, VVen des 1./2. Semesters, Koordination auf den vds- Fachtagungen, über Gesamt-VV, StuPa, Flugblätter und Urabstimmung bis zu den statt Streik durchgeführten Aktionatagen mit einem trotzdem außerordentlich positiven Verlauf.

Das habt ihr alle mitbekommen und mitgemacht. Ich möchte jetzt nichts zu den einzelnen Folgen dieser Arbeit schreiben, AG-Ergebnisse z.B., dazu gibt’s andere Beiträge in diesem Spri-Pu, auch nicht zum miserablen Gesamtergebnis, nämlich der Entscheidung der Ländergesundheitsminister vom 13.05 über die 31 Fragen steht auch woanders, sondern ich will einige kritische und ein paar weiterführende Bemerkungen machen.

Zuerst das Unangenehme (oder Lehrreiche) die Selbstkritik:

Wir haben versucht in möglichst kurzer Zeit möglichst umfassend zu informieren und zu mobilisieren, um im Rahmen der bundesweiten Aktionen einen echten Beitrag vor Ort leisten zu können, das ist eigentlich auch ganz gut gelungen.

Wir haben uns für die Urabstimmung über den Streik ein sehr hohes Quorum gesetzt, höher als in unserer eigenen, vom KuMi abgelehnten und somit illegalen Satzung vorgesehen.

Wir haben dies begründet mit der Notwendigkeit wirklich breiter aktiver Beteiligung und das halten wir auch immer noch für richtig, das war gut so.

Aber wir haben dieses Quorum nicht erreicht, das war Scheiße und das haben wir selbst zu verantworten.

Wir haben die unerwartet rasche Mobilisierung, die unerwartet hohe Beteiligung an der Diskussion und der Urabstimmung überschätzt und fehlgedeutet. Unser Vorgehen, die Urnen in die Veranstaltungen zu tragen, dort immer wieder das Thema Ausbildung und Prüfungen anzusprechen und zur massiven Beteiligung an der Urabstimmung aufzufordern hat dazu geführt, das eben auch Gegner eines Streiks gefordert waren, ihre Stimmen auch abzugeben, und das haben wir nicht mit einkalkuliert. Wir haben dann also nach einer im Ergebnis falsch interpretierten Urabstimmungsbeteiligung beschlossen, am dritten Tag der Urabstimmung früher auszuzählen, um den erwarteten Streik zu einem strategisch günstigeren Zeitpunkt, nämlich vor den Kursen am Dienstag statt mitten drin beginnen zu können.

Das war eine eklatante Fehlentscheidung, die eben bedeutet hat, daß unser stärkstes Druckmittel (zumindest in seiner demonstrativen Potenz) nicht einsetzen konnten. Eins muß allerdings noch einmal als Ergebnis allen in Erinnerung gerufen werden, oder vielleicht erstmals klargemacht wer- den!

Wir haben in unserem demokratischsten und obersten Entscheidungsorgan, der Urabstimmung aller Studenten der MHL, eine Entscheidung gefällt (und uns selbstverständlich auch danach gerichtet). Daß wir überhaupt so verfahren konnten, daß wir eine Urabatimmung durchgeführt haben, ist nicht selbstverständlich, obwohl es das nach unserer – wohl aller – Meinung ein müßte.

Das dies der Hochschulleitung alles andere als angenehm war, konnten wir an der Auseinandersetzung um die Zahl der Immatrikulierten sehen.

Die Urabstimmung ist nach dem Hochschulgesetz ausdrücklich verboten Gesamtvollversammlungen mit Beschlußkraft für die Studenten sind ebenfalls verboten. Das heißt, die urdemokratischen, nach unserer Meinung selbstverständlichen Organe der verfassten Studentenschaft, die wir brauchen für unsere Meinungsbildung, demokratischen Entscheidungen und um uns gegen solche massiven Eingriffe und angriffe wie Jetzt diese Prüfungsentwicklung zu wehren, sind uns nicht zugestanden.

Dies war die erste Urabstimmung an der MHL, die sozusagen unbehindert verlaufen konnte wobei die gewühlten Vertreter, der AStA, Jederzeit Ordnungsstrafen und Zwangsgelder riskiert haben.

Möglich ist ein solcher Verlauf hier wohl nur deswegen gewesen, weil es in dieser Frage (Folgen aus der Prüfungssituation) potentielle Interessengleichheit zwischen Studentenschaft, Lehrenden und auch der Hochschulleitung gab.

Das war bisher noch nicht so, das wird auch keinesfalls immer so sein, darum müssen wir uns klar sein, Daß wir die Instrumente und Organe der verfassten Studentenschaft, die Urabstimmung, die Vollversammlung und die Wahrnehmung des politischen Mandats auch weiterhin einsetzen werden.

Das ist nach unserem Demokratieverständnis selbstverständlich, und wir werden dies auch tun, wenn uns bei anderen Problemen Repressalien, Ordnungsstrafen, Zwangsgelder etc. ins Haus stehen. In dieser Frage steht die Studentenschaft zusammen.

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