Ein Mensch, der ausgehaucht sein Leben,
ist bestenfalls, so gerade eben,
nochmals ein Anlass für die Erben
Sich um den Nachlass zu bewerben.
Man tragt sich schwarz, bestellt den Kranz,
zerdrückt auch Tränen und tut ganz
als wäre nun mit ihm hienieden
ein Mittelpunkt der Welt verschieden.
Am Grabe schon, vielleicht im Jahr,
ist alles wieder, wie es war.
Ein Grabstein dreißig Jahr verkündet,
daß sich hier Würmerfutter findet.-
Wie eindrucksvoller sind doch Leichen,
die nie ein Gräberfeld erreichen.
Als Menschen nahm man sie nicht wichtig,
ihr Leben war zumeist auch nichtig.
Doch nun als Leichen kern die Wendung,
denn es begann für sie die “Sendung”,
All, was das Leben nicht entboten,
die Ehrung, ward den Leichentoten.
Man hegte sie und pflegte sie
als Fall für die Anatomie.
Anstelle schwarz trägt man jetzt weiß
und in der stud. med. scheuen Kreis
erscheint voll Würde ein Professor
mit Gummihandschuh und mit Messer
und spricht vor der erblassten Schar
von dem, was hier ein Mensch einst war.
Die Luft ist gerade nicht erfreulich,
es stinkt sehr penetrant abscheulich.
Und ob es auch zunächst geniert,
der Mensch wird Stück für Stück seziert,
und dieses Spiel man weiter treibt,
bis nichts vom Menschen übrigbleibt.
So kommt der Mensch nun doch zu Ruhm
und nicht erträumtem Ehrentum,
verkehrt nur noch mit Hochschullehrern,
mit Assistenten und mit Hörern.

So bleibt jedwedem noch der Trost,
daß er seziert wird — na, denn Prost!

(Einem cand. med. von seinem Onkel zum Physikum).

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