Studium – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sat, 01 Apr 2017 09:45:07 +0000 de-DE hourly 1 Studieren in Lübeck heißt Weiterdenken https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/studieren-in-luebeck-heisst-weiterdenken/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/studieren-in-luebeck-heisst-weiterdenken/#comments Mon, 03 Apr 2017 07:55:15 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=273438
Am Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung wird das Studienprogramm Weiterdenken entwickelt.Birgit Stammberger

Am Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung wird das Studienprogramm Weiterdenken entwickelt.

Ein Gymnasium in Bad Schwartau im Frühjahr 2017. Ein Schüler im Oberstufenkurs Philosophie erzählt, dass er die Türklinke zu seinem Zimmer abmontiert, wenn er seine Ruhe haben will – der Schlüssel sei verloren. Der ganze Kurs lacht laut auf. Aber bald ist es wieder ruhig und alle diskutieren unter der Anleitung von fünf Studierenden der Medieninformatik an der Uni Lübeck konzentriert weiter über den Sinn und Wert von Privatsphäre.

Medieninformatik und Philosophie? Uni Lübeck am Gymnasium? Nein, ein Lehramtsstudiengang wurde nicht eingeführt. Stattdessen wird ein neues Studienprogramm für alle Studierenden der Uni Lübeck aufgebaut: „Studieren in Lübeck heißt Weiterdenken“. Jeder, der an der Uni Lübeck einen Abschluss macht, soll die Chance bekommen, eigene Projekte auf die Beine zu stellen und über den Tellerrand seines Fachs und der Uni insgesamt hinauszuschauen. Doch der Reihe nach.

Die Uni Lübeck steht für Gesundheits-, Lebens-, Technikwissenschaften und Mathematik. Dass diese Themen jetzt bereits enormen Einfluss auf unseren Alltag haben und in Zukunft wohl noch stärker unser Leben bestimmen werden, ist schwer zu bezweifeln. An unserer Uni werden also Expertinnen und Experten von zentralen Zukunftsthemen ausgebildet. Ob mit all den technischen und medizinischen Möglichkeiten in Zukunft verantwortungsbewusst umgegangen wird, werden zum Teil diejenigen entscheiden, die jetzt hier studieren. Das Studienprogramm Weiterdenken hat das Ziel, den Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich kritisch, eigenständig und auf hohem wissenschaftlichen Niveau dieser Verantwortung bewusst zu werden. Seminare zu ethischen, erkenntnistheoretischen und – wahrscheinlich – demnächst auch ökonomischen Themen werden für alle Studiengänge angeboten.

Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit diesen wichtigen Themen wird das Studienprogramm Weiterdenken außerdem die Möglichkeit eröffnen, ganz praktisch eigene Projekte auf die Beine zu stellen. Die Gruppe aus der Medieninformatik hat ihre Leistungspunkte für das Seminar „Privatsphäre und digitale Technologien“ zum Beispiel nicht für einen Essay oder eine Klausur bekommen, sondern dafür, einen Workshop an einem Gymnasium durchzuführen. Es war ihre Idee, die sie eigenständig umgesetzt haben – und es hat wunderbar funktioniert. Im Seminar „Ethik innovativer Technologien“ aus dem Bachelorstudiengang „Robotik und autonome Systeme“ haben Studierende eine Podiumsdiskussion zu Robotern in der Pflege organisiert. In Zukunft lässt sich auch an Kooperationen mit den Lübecker Museen, Theatern oder Kinos denken – den Ideen der Studierenden sollen wenig Grenzen gesetzt werden. Größere Projekte sind natürlich finanziell kostspielig. Mit etwas Glück können sie aber in Zukunft aus Mitteln der bundesweiten Förderlinie „Innovative Hochschule“ finanziert werden. Im aktuellen Antrag der Lübecker Hochschulen für dieses Förderprogramm spielt die projektorientierte Lehre eine wichtige Rolle.

Und schließlich soll mittelfristig den Studierenden die Chance gegeben werden, sich im Bereich der Wissenschaftsphilosophie zu spezialisieren. So könnte demnächst ein Masterstudiengang zur Philosophie der Medizin und Lebenswissenschaften eingerichtet werden, oder ein Promotionskolleg lockt den wissenschaftlichen Nachwuchs in diesem Bereich nach Lübeck.

Zunächst einmal geht es aber um die Ausweitung und Vertiefung der vorhandenen Lehre. Ausgehend von dem bereits gut etablierten Angebot des Instituts für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung werden in diesem Sommersemester zum Beispiel Seminare zur Erkenntnistheorie der Big Data Forschung, zur Privatsphäre in Medizin und Lebenswissenschaften und zur Ethik der Forschung angeboten. Das Lehrangebot soll in den kommenden Semestern stetig ausgeweitet werden. Doch schon jetzt können sich Studierende der meisten Studiengänge diese Seminare im Wahlpflichtbereich anerkennen lassen.

Und die Studierendengruppe am Gymnasium in Bad Schwartau? Am Ende waren sie wohl ganz froh, wieder aus der Schule herauszukommen. Aber Spaß gemacht hat es ihnen mit Sicherheit. Außerdem haben sie sich viel intensiver mit dem wichtigen Thema Privatsphäre auseinandergesetzt, als man es wohl für eine Klausur tun würde. Und davon haben nicht nur sie selbst sondern auch noch eine Schulklasse profitiert. Allen Studierenden der Uni Lübeck Lernerfahrungen dieser Art zu ermöglichen, das ist eines der zentralen Ziele des Studienprogramms Weiterdenken.

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Das Auswahlverfahren für Medizinstudenten https://www.studentenpack.de/index.php/2013/11/das-auswahlverfahren-fur-medizinstudenten/ https://www.studentenpack.de/index.php/2013/11/das-auswahlverfahren-fur-medizinstudenten/#respond Mon, 11 Nov 2013 08:35:30 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=171981
Willkommen an der Universität! Auf diese Botschaft hoffen alle Bewerber

Willkommen an der Universität! Auf diese Botschaft hoffen alle Bewerber.[media-credit name="Lukas Ruge" align="aligncenter" width="645"] 

„Ich habe mich in Lübeck beworben, weil es hier sehr familiär sein soll.“ Diese Aussage konnte man bei den Auswahlgesprächen der Hochschule des Öfteren hören, auch wenn sich manch ein Dozent dessen gar nicht bewusst war. Auch der Aufwand, der für diese Gespräche in Anspruch genommen wird, wurde von vielen Bewerbern gelobt. Aber wie viel Organisation es wirklich braucht und wie es sich anfühlt, wenn man auf der anderen Seite des Kommissionstisches sitzt, durfte ich am eigenen Leib erfahren.

Manch einer hat vielleicht noch gar nichts von diesen Auswahlgesprächen gehört, besonders da diese für Nicht-Medizinstudenten keine Rolle im Bewerbungsverfahren spielen. Aber die insgesamt 120 Medizinanwärter, die mit einem Abiturnotendurschschnitt bis 1,9 direkt die Möglichkeit bekommen, ein Medizinstudium zu beginnen, auch wenn die Abiturnote eigentlich „zu schlecht“ ist, sehen diese als große Chance. Denn kaum eine andere Universität gibt sich so viel Mühe, was ebenfalls eine beliebte Antwort auf die Frage „Warum haben Sie sich gerade in Lübeck beworben?“ war.

Der Ablauf dieser Veranstaltung wirkt auf den ersten Blick etwas verwirrend. Denn die Studienplätze werden zentral von hochschulstart.de vergeben, allerdings darf jede Hochschule 60% der Bewerber über ein eigenes Verfahren zulassen. Die einfachste und häufigste Lösung ist, diese Prozentzahl ebenfalls nur über die Abiturnote zu vergeben, weshalb der Numerus Clausus sehr abschreckend wird. In Lübeck gibt es allerdings ein Auswahlverfahren, das diesen Namen auch wirklich verdient. Es wurden von den 1675 Bewerbern, die dieses Jahr Lübeck als 1. Ortspräferenz angaben, zunächst 240 für persönliche Gespräche ausgewählt. Diese Anzahl wird zwar ebenfalls nach ihrem Schnitt ausgewählt, allerdings haben die Bewerber im Vorfeld die Möglichkeit, diesen – eigens für diese Auswahl – zu verbessern. Sowohl mit einer abgeschlossenen Ausbildung im Medizinischen Bereich (z.B. Gesundheits- und Krankenpfleger oder Rettungssanitäter), als auch einer Note von 2,5 und besser im Test für Medizinische Studiengänge (kurz: TMS), der in ganz Deutschland angeboten wird, kann die Abiturnote jeweils um 0,4 verbessert werden. In diesem Jahr bekamen somit Abiturienten mit der Note 1,9 und besser in Lübeck eine Chance.

Doch nicht nur Bewerber werden gebraucht, denn es muss auch eine möglichst reibungslose Organisation und genügend Kommissionen geben. Linda Brüheim und Karin Sievers kümmerten sich dieses Jahr mit viel Engagement um diese Aufgabe. Ein kleiner Teil dieser Arbeit macht die Suche nach Hochschullehrern und Studenten aus, die sich bereit erklären, zwei volle Tage während der vorlesungsfreien Zeit zu opfern. Gerade bei den Studenten scheint es kein großes Problem zu sein, da der Anlauf jedes Jahr mehr als ausreichend ist. Also allein die Mitglieder der Kommissionen werden durch ein kleines Auswahlverfahren – wenn es auch „nur“ ein Losverfahren ist – gefunden. Nach einem Vortreffen, wo die wichtigsten Dinge erläutert werden und der Einladung zu einem Probeinterview, bei dem man sich mit dem Ablauf und den Fragen vertraut machen kann, fühlt man sich auch als Neuling angenehm vorbereitet und konnte entspannt den Tagen entgegenblicken.

Erwartungsvoll, gut gelaunt und auch etwas nervös sah ich dann dem 14. August 2013 entgegen, dem ersten Tag der Auswahlgespräche. Die 24 Studenten, die bei dem Verfahren als Helfer auserkoren waren, wurden an den Tagen unterschiedlich eingeteilt. Einen Tag widmete man sich der Organisation und den anderen der Kommission. Damit es auch in der Organisation nicht eintönig wird, gibt es hier nochmal unterschiedliche Bereiche: Empfang der Bewerber, Sortieren der abgegebenen Lebensläufe und anschließendes Verteilen in den Kommissionen und Dateneingabe der Bewertungszahlen. Durch das einmalige Rotieren nach der Mittagspause konnte man sich in zwei dieser Bereiche austoben, wobei ich diese Arbeit eher als langatmig gesehen habe, denn durch die 45 Minuten, die für jeden Bewerber eingeplant sind, entstehen häufiger recht lange Pausen, die man als Student aber zu füllen weiß. Nach einem langen Tag und einiges an Erfahrung reicher, freute ich mich nun tatsächlich auf das frühe Aufstehen am nächsten Morgen, denn jetzt konnte ich mich endlich in die Kommission setzen und 10 Studienbewerber beurteilen. Dass dadurch ein kleines Gefühl der Macht entstand, kann man mir sicherlich nicht negativ anrechnen. Jetzt hieß es nur noch einen kühlen Kopf bewahren und an alle Tipps, Tricks und Pflichten zu halten, die mir mit auf den Weg gegeben wurden. Allerdings darf man auch den Druck nicht vergessen, der auf einem lastete. Immerhin wurde man dafür „ausgebildet“, dass man unvoreingenommen und realistisch an das Wohl der Universität denkt. Dementsprechend musste man sich selbst nach jedem Kandidaten fragen: passt er zu unserer Universität und würde ich ihn gerne in meinem Studiengang haben wollen? Je nachdem wie die Antwort auf diese Fragen ausfiel, durfte man sich dann auf einem eigens für diese Veranstaltung erstellten Bewertungsbogen verewigen. Das versehentliche Auslassen einer Bewertung oder vergessene Unterschriften waren die häufigsten Gründe dafür, dass die Studenten aus der Organisation genau diese Bögen wieder zurückbringen mussten und meistens die vergesslichen Hochschullehrer auf das Fehlende hinwiesen. Sätze wie „Ach, Herr Professor, sie haben schon wieder die Unterschrift vergessen, so geht das aber nicht!“ waren keine Seltenheit und kehrten zumindest für diese beiden Tage die Rollenverteilung an der Universität ein wenig um. Denn auf einmal wurden die Dozenten kontrolliert und immer und immer wieder auf ihre „Schusselfehler“ hingewiesen. Dies darf man wohl als eine seltene Gelegenheit betrachten, die man sich als Student auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Zusammenfassend lässt sich für mich sagen, dass diese Veranstaltung mit viel Engagement und Liebe zum Detail von allen Beteiligten organisiert und durchgeführt wurde. Die Reaktionen der Teilnehmer zeigten, dass dies sehr geschätzt wird (mit einer Schulnote von 1,8). Für die Bewerber selbst hat sich das Verfahren gelohnt, denn es wurden viele zugelassen, die es nicht geschafft hätten, wenn nur die Abiturnote gezählt hätte. Das beweist, dass diese Veranstaltung einem guten Zweck dient und diesen auch ohne Ausnahme erfüllt. Nun stellt sich abschließend vielleicht noch die Frage, was der eigentliche Lohn für die Anstrengungen ist. Abgesehen vom Spaß, den ungezwungenen Kontakten mit Hochschullehrern und weiteren -mitarbeitern und der einzigartigen Erfahrung gab es noch eine andere Sache, die jedes Studentenherz höher schlagen ließ: lecker belegte Brötchen en masse in den Mittagspausen! Alles zusammengenommen wohl Entlohnung genug.

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Bachelor of MTA https://www.studentenpack.de/index.php/2011/07/bachelor-of-mta/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/07/bachelor-of-mta/#comments Mon, 18 Jul 2011 04:00:26 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1935 In Österreich gibt es keine medizinisch-Technischen Assistenten (MTA) mehr. Die Bezeichnung Assistent erschien nicht angebracht für eine derart hochwertige Ausbildung. Das mag auch daran liegen, dass seit 2006 aus der Ausbildung zum Assistenten ein Fachhochschulstudium zum biomedizinischen Analytiker oder Radiologietechnologen, beides ein Bachelor of Science, wurde. Ein Schritt, den der Berufsverband der biomedizinischen AnalytikerInnen nicht bereut: „Es war dies ein dringender und längst notwendiger Schritt, der den österreichischen biomedizinischen AnalytikerInnen die Anerkennung ihrer sehr guten Ausbildung auch im europäischen Ausland bringt“, betont Geschäftsführerin Elfriede Hufnagl.

In Deutschland könnte die Universität zu Lübeck eine der ersten staatlichen Universitäten sein, die den Schritt zum MTA-Studium wagt.

Das Berufsfeld der MTA

Bisher wurde die drei Jahre dauernde MTA-Ausbildung in Deutschland, geregelt durch das Gesetz über technische Assistenten in der Medizin, an Berufsfachschulen in einer Mischung aus theoretischem und praktischem Unterricht durchgeführt. Je nachdem, welche Möglichkeiten der Schule zur Verfügung stehen kann sich ein Auszubildender zum medizinisch-technischen Assistenten für Funktionsdiagnostik (MTFA), medizinisch-technischer Laboratoriumsassistent (MTLA), medizinisch-technischer Radiologieassistent (MTRA) oder aber auch zum veterinärmedizinisch-technischer Assistent (MTVA) ausbilden lassen. Jedes dieser Fächer bezeichnet durchaus unterschiedliche Kompetenzen, die allerdings alle vom 20.000 Mitglieder starken Berufsverband dvta (Deutscher Verband technischer Assistentinnen/Assistenten in der Medizin e.V.) vertreten werden.

In Lübeck werden in einer MTA-Schule, die parallel zur Universität im Jahr 1964 gegründet wurde MTLA und MTRA ausgebildet, lange in einer zweijährigen, inzwischen, aufgrund immer größerer Anforderungen, in einer dreijährigen Ausbildungszeit.

Die Lübecker MTRAs finden nach ihrem Staatsexamen unterschiedlichste Berufsfelder. Dabei geht es oft um bildgebende Verfahren und die Bedienung von Großgeräten wie dem Computertomographen und Kernspintomographen. Ebenfalls finden MTRAs Einsatz in der Nuklearmedizin, helfen beispielsweise bei der Diagnose von Krankheiten an der Schilddrüse durch ihre Expertise mit computergesteuerten Gammakameras. Auch in der Strahlenterapie sind MTRA im Einsatz. Damit passen sie inhaltlich zu Studiengängen wie Medizin, Medizinische Ingenierswissenschaften, angewandter Mathematik in den Lebenswissenschaften oder auch der medizinischen Informatik.

Die Zukunft der MTA-Ausbildung

Es handelt sich bei der MTA-Ausbildung um eine teure Ausbildung, was die Landesregierung schon in den letzten Jahren veranlasste, die Ausbildung aus dem UKSH in die Tochtergesellschaft UKSH-Akademie zu verlegen. Eine Maßnahme, so wird von manchen vermutet, die das Universitätsklinikum für Käufer attraktiver machen soll. Kein privater Investor würde die defizitäre Ausbildung mittragen wollen. Diese Kosten sind es unter anderem auch, die als Grund für die Einstellung einiger der Ausbildungen Schleswig-Holsteins zum Oktober 2012 genannt werden. Darunter alle Ausbildungen zum Laborassistenten im gesamten Bundesland. Eine Entwicklung die Anke Ohmstede, Vorstandsvorsitzende des dvta, in einer Stellungnahme 2010 „fatal“ nannte. „Wie steht das im Einklang mit dem Anspruch, eine qualitativ hochwertige Medizin anbieten zu wollen, aber auf Fachkräfte zu verzichten?“ Dabei gibt es Tätigkeiten im klinischen Alltag, die nur von Laborassistenten durchgeführt werden können, ein hausgemachter Fachkräftemangel, kritisiert der dvta. „Diese Aufgaben können nicht an andere Berufsgruppen wie Gesundheits- und Krankenpfleger oder medizinische Fachangestellte übergeben werden“, heißt es in einer weiteren Stellungnahme. Hier geht es nicht um Kompetenz, tatsächlich ist gesetzlich geregelt, dass Laborassistenten gewisse Tätigkeiten ausführen müssen, somit sind sie im Alltag von Laboren unersetzlich.

Den Fachkräftemangel bemerken jetzt schon jene, die technische Assistenten benötigen. Dr. Hans-Jürgen Brodersen, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie im St. Franziskus-Hospital Flensburg bestätigt, dass es jedes Mal schwierig ist, frei werdende MTRA-Stellen zu füllen. Eine Erfahrung, so sagt er, die auch seine Kollegen in der Radiologie bestätigen könnten. Derzeit nutze man die guten Kontakte zur MTRA-Schule in Heide.

Auch die MTA-Schule in Lübeck schließt zum Oktober 2012 ihre Tore. Die Landesregierung konzentriert die Ausbildung der MTRA in Kiel. Parallel zur der Schließung der MTRA-Schulen in Lübeck wird in Kiel die letzte verbleibende MTLA-Ausbildung in Schleswig-Holstein ausgesetzt. Eine neue MTRA-Ausbildung am Kieler NRock, dem Nordeuropäischen Radioonkologischen Zentrum, wird hingegen aufgebaut.

Die Aussetzung der MTLA-Ausbildung hat laut Anja Vollack, Geschäftsführerin der UKSH-Akademie, welche in Kiel und Lübeck die Ausbildungen koordiniert, hauptsächlich den Grund, dass sich das Berufsfeld in den letzten Jahren massiv verändert hat, das Ausbildungsgesetz aber gleich geblieben ist. Die derzeitige Ausbildung gehe am Arbeitsmarkt vorbei. Die Schuld dafür kann man bei der dvta suchen. Schon vor Jahren, so betont Dr. Andreas Dalski, der früher an der MTA-Ausbildung auf dem Lübecker Campus mitgewirkt hat, hätte sich der Berufsverband darum bemühen müssen, eine Gesetzesänderung anzustoßen. Man sah sich in Deutschland auf der „Insel der Glückseligkeit“, während in Skandinavien und Österreich die notwendigen Reformen umgesetzt wurden, jetzt habe man den Anschluss verpasst. Wenn der Anstoß nun käme, würde es Jahre dauern die Regeln zu reformieren.

Gerüchteweise hört man aber von einem weiteren Plan: Die MTA-Ausbildung soll am Campus Lübeck erhalten bleiben – als Bachelorstudiengang. Auch Flensburg denke über eine akademische Ausbildung nach.

Studium zum Assistenten?

Es gibt verschiedene Gründe, warum in Gesundheitsberufen der Drang zur akademischen Ausbildung stärker zu bemerken ist. Die Möglichkeit im komplexen Gesundheitswesen möglichst gut vorbereitet anzukommen, auch die Möglichkeit einen berufsspezifischen Masterstudiengang anzuschließen. Es geht oft auch um Ansehen, insbesondere gegen die meist akademisch mit höchsten Ehren besehenen Ärzten. Mehr Geld erhalten die studierten MTA üblicherweise nicht. In Lübeck kommt hinzu, dass ein MTA-Studiengang das Profil der Universität zwischen Gesundheit und Technik unterstützen könnte.

Der Gedanke ist nicht neu, einige private Universitäten bieten bereits vergleichbare Studiengänge an. Dabei handelt es sich aber meist nicht tatsächlich um ein MTA-Studium. Um als Technischer Assistent zertifiziert zu sein, bedarf es des Abschlusses des Staatsexamens, nur mit diesem Abschluss ist es einer Person, die MTLA ist, erlaubt, bestimmte Operationen in einem Labor durchzuführen. Ebenfalls qualifizierte Personen mit einem Bachelor dürfen dies nicht. Da aber technische Assistenten Tariflöhne bekommen und oftmals ein Bachelor bereit ist, für weniger zu arbeiten, sind in Laboren manchmal einige wenige ausgebildete technische Assistenten eingestellt, um alle notwendigen Prozeduren zu unterschreiben, die meiste Arbeit wird jedoch durch die billigeren Bachelor erledigt. Ein Zustand, der laut Dr. Dalski, der heute am Institut für Humangenetik an der Universität zu Lübeck tätig ist, gewollt herbeigeführt wurde. Dass der MTA-Beruf dabei an Relevanz verliert, wurde ignoriert.

Das Gedankenspiel in Lübeck, entweder an der Universität oder in Kooperation mit der Fachhochschule einen Studiengang für Labor- und Radiologieassitenten zu etablieren, hatte Dalski ebenso begleitet. Inzwischen sagt er aber, dieser Gedanke sei zu den Akten gelegt. Ein zur Ausbildung gleichwertiges Studium zu liefern, welches mit dem Staatsexamen abschließt und gleichzeitig auch noch den wissenschaftlichen Anspruch an einen Bachelor erfüllt, sei mit der aktuellen Gesetzeslage einfach nicht zu vereinbaren. Die einzige Möglichkeit wäre, einen weiteren Studiengang zu schaffen, aus dem junge Wissenschaftler hervorgehen, die das dem technischen Assistenten vorbehaltene Prozedere nicht durchführen dürfen.

Die Fachhochschule in Flensburg überlegt derzeit ebenfalls, ob der Fachkräftemangel einen Studiengang rechtfertigt. Schon Anfang des Jahres hatte es Gespräche zwischen Kliniken, Wissenschaftsministerium und der Leitung der Fachhochschule Flensburg gegeben.

Wenn ein Studiengang zum Laborassistent beginnt, so sagt Anja Vollack, kann sich die UKSH-Akademie sehr gut vorstellen, an einen dualen Studiengang im Bereich der MTRA-Ausbildung mitzuwirken. Es sei aber wenig sinnvoll, die Ausbildung in Kiel und den Studiengang in Lübeck oder Flensburg unabhängig voneinander laufen zu lassen.

Für alle, die derzeit die Ausbildung machen, kann Anja Vollack aber garantieren, dass sie diese auf jeden Fall beenden können, die Aussetzung bedroht ihren Abschluss nicht.

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