Statistik – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sat, 20 Feb 2016 23:26:33 +0000 de-DE hourly 1 Große Namen https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/grosse-namen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/grosse-namen/#respond Mon, 04 May 2015 09:00:04 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213255
Die Berliner Universität benennt sich nicht nur nach Humboldt, sie baut ihm auch ein Denkmal.Flickr Foto "Wilhelm-von-Humboldt-Skulptur an der Humboldt-Uni" von andreas.zachmann unter einer Creative Commons ( BY-NC-SA ) Lizenz

Die Berliner Universität benennt sich nicht nur nach Humboldt, sie baut ihm auch ein Denkmal.

„Ein hohes Kleinod ist der gute Name“, wusste schon Friedrich Schiller und wahrscheinlich auch aus diesem Grund schmücken sich seit jeher Universitäten mit eben diesen guten Namen großer Persönlichkeiten, die mit der Stadt und der Universität mal mehr, mal weniger in Verbindung stehen. So sind zum Beispiel Universitäten wie die Goethe-Universität Frankfurt oder die Gutenberg-Universität Mainz nach berühmten Söhnen der Stadt benannt. Diesen Weg will Präsident Lehnert mit der Universität zu Lübeck ebenfalls gehen und ihr den in Lübeck geborenen Literaturnobelpreisträger Thomas Mann als Namenspatron aufs Auge drücken.

Das Verwegene daran ist, dass Thomas Mann im medizinisch-naturwissenschaftlich-technischen Fächerprofil unserer Universität kaum Platz findet, denn weiterhin wird – wie Lehnert kürzlich in seinem Vortrag „Autonomie als Chance“ auf dem Jahresempfang betonte – eine geisteswissenschaftliche Fakultät strikt abgelehnt. Die anderen Universitäten, die sich mit berühmten Persönlichkeiten schmücken, sind entweder Volluniversitäten oder wählten einen Namen, der gut in das angebotene Fächerspektrum passt. So heißen Musikhochschulen nach Liszt (Weimar), Schumann (Düsseldorf) oder Mendelssohn (Leipzig), also Komponisten, die in der jeweiligen Stadt gelebt und gewirkt haben, während die Wittenberg´sche Uni sich mit Martin Luther und die Gießener mit Justus von Liebig Namen wählten, die bereits untrennbar mit der Stadt verbunden waren. Allen ist jedoch gemein, dass sie Fächer lehren, in denen der Namensgeber eine zentrale Rolle einnimmt.

Von allen 124 Hochschulen mit Promotionsrecht in Deutschland tragen 30 einen Personennamen, wovon aber nur eine, nämlich die Palucca Hochschule für Tanz in Dresden, nach einer Frau benannt ist. Über die Hälfte (16) sind nach politischen Personen, zumeist aus der Gründungszeit der jeweiligen Universität, benannt. Ein Drittel (10) ist nach Künstlern benannt und immerhin sechs Hochschulen mit Promotionsrecht tragen den Namen eines Wissenschaftlers. Eine Thomas-Mann-Universität zu Lübeck wäre allerdings nicht die erste, die sich nach einem Lübecker Künstler benannt hätte. In dem Punkt ist ihr die „Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden“ zuvorgekommen, da dessen Geburtsort Eutin damals Teil der Reichsstadt Lübeck war. Auch Friedensnobelpreisträger Willy Brandt ist bereits vergeben: Die Erfurter „Willy Brandt School of Public Policy“, eine Ausbildungseinrichtung in öffentlicher Trägerschaft mit 121 Studenten, wählte 2009 diesen Namenszusatz. Die Verbindung zu Erfurt ist allerdings recht vage: 1970 besuchte Willy Brandt Erfurt anlässlich eines Ost-West-Gipfeltreffens im Kalten Krieg, darüber hinaus wird als Grund für die Namensgebung seine Vorbildfunktion als Politiker angeführt.

Ein anderes Beispiel, wie die Namensänderung einer Uni auch ablaufen kann, zeigt die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Hier schlug ein studentisches Mitglied im Gründungsausschuss vor, die Uni doch nach dem Journalisten und Friedensnobelpreisträger zu benennen. Trotz Ablehnung durch Politik und Bevölkerung brachten Studenten den Namenszusatz immer wieder an Schildern und dem Turm der Universität an, bis nach insgesamt 19 Jahren Hin und Her zwischen universitären Gremien und dem Land Niedersachsen der offizielle Name feststand. Noch länger, nämlich insgesamt 23 Jahre, währte der Streit um die Benennung der Düsseldorfer Universität, die übrigens wie die Uni Lübeck aus einer medizinischen Akademie entstand, nach Heinrich Heine. Auch dieser Prozess wurde vor allem durch die Studierenden vorangetrieben, der dortige AStA führte den Namen lange vor der eigentlichen Umbenennung im Briefkopf, da er die Abstimmungsergebnisse nicht akzeptierte.

Wer nicht erst sehr berühmt werden möchte, um Jahrzehnte nach dem eigenen Ableben eine Universität nach sich benennen zu lassen, kann auch einfach selbst eine gründen, wobei Berühmtheit hier natürlich auch nicht schadet. So gründete der damalige Verteidigungsminister und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt 1972 die „Universität der Bundeswehr Hamburg“ mit, die sich daraufhin nach ihm benannte und ihm gleichzeitig die Ehrendoktorwürde verlieh.

Eine etwas andere Form der Namensgebung findet sich vor allem an süddeutschen Hochschulen. Das sogenannte „Hörsaal-Sponsoring“ erlaubt es Firmen, gegen Werbegebühr Räume nach sich zu benennen, wie man es sonst nur von Fußballstadien kennt. So trägt Hörsaal 162 der Würzburger Universität beispielsweise den offiziellen Namen „Sparkassen-Hörsaal“ und in der Würzburger Fachhochschule gibt es sogar den „Aldi-Süd-Hörsaal“. Ob im Zuge der Umwandlung zur Stiftungsuniversität Lübeck die Pharmakologie-Vorlesung bald im „ratiopharm-Hörsaal“ stattfindet, bleibt wohl abzuwarten. Wem für einen ganzen Hörsaal allerdings das nötige Kleingeld fehlt, der kann bereits seit 2007 für 250€ einen Sitzplatz im Audimax erwerben und mit einem Schriftzug seiner Wahl versehen. Im Zuge nicht abebbender Meldungen über volle Hörsäle könnte sich auch ein Konzept zur Sitzplatzreservierung für die Dauer eines Semesters als sinnvolle Alternative erweisen, um finanziell schwächelnde Universitäten wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen.

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Nachhilfe für Statistik-Noobs https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/nachhilfe-fur-statistik-noobs/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/nachhilfe-fur-statistik-noobs/#respond Wed, 08 Jun 2011 09:15:45 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1362 Die Statistik und ich, wir hatten keinen besonders guten Start. Ich gebe ja zu, es hat vielleicht auch ein wenig an mir gelegen. Es war das Jahr vor dem Physikum, als wir uns kennen lernten, und wirklich sympathisch war sie mir nicht. Vielleicht war das ja auch der Grund, warum ich sie weitgehend ignorierte. Ich hatte überhaupt nicht das Bedürfnis, sie kennen zu lernen, zumal die Psychologie, die mir gleichzeitig vorgestellt wurde, so viel mehr zu erzählen hatte…

Aber wie es nun mal im Leben ist, sieht man sich immer mindestens zwei Mal. Und das kam schon bald: Ich hatte einen Termin zur biometrischen Beratung, damit ich endlich endlich die Fallzahl für meine Doktorarbeit kriegen sollte. Da saß sie wieder, die Statistik, mitten im Raum und verhinderte, dass ich auch nur ein Wort von der Beratung verstand. Ein Hoch auf meinen Doktorvater, es gelang ihm schließlich, zu vermitteln.

Doch damit nicht genug: Lübeck ist offensichtlich zu klein, als dass man sich dauerhaft aus dem Weg gehen könnte, und im achten Semester kam sie zurück, härter denn je. Immerhin haben wir es im Sozialmedizin-Praktikum doch so weit gebracht, dass wir uns ganz vorsichtig das Du angeboten haben, aber dennoch war uns beiden klar, dass wir wohl keine gemeinsame Zukunft haben würden. Der Lehrplan sah das anders und so stand uns mit der Biometrie eine lange Woche bevor. Ich wollte vorbeugen, hoffte auf ein Wörterbuch „Susi – Statistik, Statistik – Susi“, doch das gab der Markt nicht her. Was ich fand war „Statistik für Dummies“ von Deborah Rumsey und der Titel ließ einen letzten Hoffnungsfunken keimen. Vielleicht war ja noch nicht alles verloren.

Natürlich klappte das mit der Vorbereitung in den Semesterferien nicht wie geplant. Und so hielt ich das äußerst komplexe Skript der Biometriker in Händen und musste damit Übungszettel lösen – was einen Mediziner an sich ja schon mal aus der Bahn werfen kann – und vor allem am Ende ein ausgearbeitetes Fallbeispiel abgeben. Also bemühte ich mein neues Buch. Zunächst hatte ich Schwierigkeiten, mit dem Register klar zu kommen. Dort sind verhältnismäßig wenig Begriffe aufgeführt und so musste ich häufig Synonyme für meine Suchbegriffe erraten oder googlen, bevor ich die richtige Stelle im Buch finden konnte.

War die passende Stelle aber als solche identifiziert, begann die Arbeit plötzlich Spaß zu machen. Ich konnte Zusammenhänge erkennen, verstand abends das, was der Dozent morgens erzählt hatte und mit einem Mal waren die Übungszettel keine unüberwindliche Hürde mehr. Ein wenig musste ich sogar dem Untertitel des Buches – „Die Grundlagen der Statistik mit Spaß erlernen und anwenden“ – recht geben.

Die Kapitel und Abschnitte beginnen meist mit einem Beispiel aus dem Leben. Dabei handelt es sich nicht um abgehobene wissenschaftliche Konstrukte mit genormten Menschen, sondern um ganz alltägliche Dinge. Sei es die Einordnung eines Prüfungsergebnisses im Verhältnis zum Gesamtergebnis, seien es die Gewinnchancen im Casino oder die falsche Darstellung von Sachverhalten in der Werbung. Irgendwo kann sich wohl jeder wiederfinden oder zumindest die Situation vorstellen. Und da sich die nachfolgenden Rechenbeispiele auch immer auf diese Vorgeschichte beziehen, fällt es deutlich leichter, im Thema zu bleiben und die Ergebnisse nachzuvollziehen. So fiel es mir beispielsweise viel leichter, die Übungsaufgaben im Skript aus dem Kurs zu verstehen.

Doch das Buch geht über die harten Fakten zur Auswertung eigener Datensätze hinaus und ist so wirklich lesenswert. Zunächst öffnet Deborah Rumsey dem Leser die Augen. Denn tatsächlich ist unser Alltag voll mit Statistik. Überall wird geschönt, werden Aspekte weggelassen oder falsch interpretiert. Ein zweiter Blick lohnt sich also ebenso wie ein kurzer Moment des Nachdenkens, denn allzu oft häufen sich Fehler und Übertreibungen, teilweise auch schlichtweg Lügen. Rumsey weist hier auf die korrekte Nutzung von Verhältnissen, Prozentwerten und Maßstäben hin und hilft so, den falschen Angaben auf die Schliche zu kommen.

Behutsam führt die Autorin dann in die Grundlagen der Statistik ein. Was ist eine Grundgesamtheit, was eine Stichprobe, was hat der Zufall dabei zu schaffen und wie werden die Messungen verzerrt? Welche Experimente gibt es überhaupt, um Werte zu erheben? Und wie bekommt man aus all dem einen kausalen Zusammenhang?

Sind die Daten erstmal erhoben, müssen sie natürlich auch dargestellt werden. Hier gibt es haufenweise graphische Raffinessen und viele davon lassen sich wieder außerordentlich gut nutzen, um Sachverhalte zu beschönigen. Auch hier bringt Rumsey viele kleine Beispiele ein, um die Darstellungsformen zu erläutern, und so wird dem Leser trotz der trockenen Materie auch das eine oder andere Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Weiter geht es über Mittelwerte und Wahrscheinlichkeiten, über eine Exkursion mit Tipps für Glücksspieler, hin zur relativen Bewertung von Ergebnissen. In den Kapiteln, die sich mit der Auswertung von Ergebnissen befassen, bezieht sich die Autorin dann wieder auf die vorhergehenden Abschnitte des Buches. Das, was erhoben wurde, muss nun interpretiert werden. Kann ich meinem Konfidenzintervall vertrauen und was taugen meine Hypothesen? Wie beeinflussen Meinungsumfragen den Alltag und wo schleichen sich systematische Fehler ein?

Am Ende des Buches gibt die Autorin noch praktische Tipps. So ist ein Kapitel dem Thema Umfragen gewidmet, erklärt die passenden Zielpopulationen, die Stichprobengröße, die angemessene Fragestellung und den besten Messzeitpunkt. Ähnlich im Kapitel „Zehn häufige Fehler“, das zum Abschluss noch mal klar macht, worauf zu achten ist, wem man traut und wo man skeptisch werden sollte.

Alles in allem ist das schwarz-gelb-gestreifte Buch nicht nur farblich eine Abwechslung zwischen den grünen und blauen Buchrücken in meinem Regal; es ist wirklich lesenswert, ohne dass man dabei zwangsläufig bei Seite 1 beginnen und bei Seite 360 aufhören müsste. Wie schon oben bemängelt lässt es zwar ein umfassendes Register vermissen; das macht das Buch aber durch seine wirklich liebevoll geschriebe Art und die unglaubliche Geduld bei den Erklärungen wieder wett.

Ob es für die Statistik und mich nun eine zweite Chance gibt? Ich weiß es nicht. Aber wenn wir uns das nächste Mal über den Weg laufen, lade ich sie vielleicht mal auf einen Kaffee ein…

 

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