Nachhaltigkeit – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sat, 07 Oct 2017 16:56:46 +0000 de-DE hourly 1 Einmal politisch korrekt, bitte! https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/einmal-politisch-korrekt-bitte/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/einmal-politisch-korrekt-bitte/#comments Mon, 03 Jul 2017 08:00:02 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=287080
Aykut Kayabas, Inhaber der „ONE Fairtrade Kaffeerösterei“, mit einem seiner Lieblingsprodukte, dem Stadtkaffee „Liubice“ – wie alles andere im Geschäft bio und fair gehandelt.Annika Munko | StudentenPACK.

Aykut Kayabas, Inhaber der „ONE Fairtrade Kaffeerösterei“, mit einem seiner Lieblingsprodukte, dem Stadtkaffee „Liubice“ – wie alles andere im Geschäft bio und fair gehandelt.

Wer kennt das nicht? Wieder einmal haben es zwei Mangos, zusammen in Plastik eingeschweißt und um die halbe Welt transportiert, in den Einkaufskorb geschafft. An der Supermarktkasse dann das schlechte Gewissen, wenn die Mangos in den Stoffbeutel (immerhin…) wandern. Aber: Was kann man schon guten Gewissens einkaufen? Regional, bio, fair gehandelt, ohne unnötig viel Plastikverpackung – kaum ein Lebensmittel wird all diesen Ansprüchen gerecht. Wir haben uns in Lübeck umgeschaut, wo es manches Standard-Produkt vom Einkaufszettel mit möglichst gutem Gewissen gibt.

Schokolade, Kaffee und Tee

Vorbeigelaufen ist an der „ONE Fairtrade Kaffeerösterei“, dem Eckladen gegenüber der Bushaltestelle Königstraße mit dem farbenfrohen Allerlei im Schaufenster, wohl schon jeder. Im Sommer wird vor der Tür Frozen Yogurt verkauft und wer die Gelegenheit genutzt und sich davon ins Geschäft hat locken lassen, der wird festgestellt haben: Hier gibt es nicht nur bunte Hängematten, Schmuck, Lampen und Taschen aus aller Welt, sondern auch ein paar der für Studenten elementaren Dinge: Kaffee, Tee und Schokolade. Alles bio, alles fairtrade und das schon seit 19 Jahren.

Fast genauso lange ist Aykut Kayabas schon Inhaber des Geschäfts. 2000, zwei Jahre nach der Eröffnung des Fairtrade-Ladens „CONTIGO“ in der Königstraße, liefen die Geschäfte so schlecht, dass der damalige Besitzer den Laden aufgeben beziehungsweise verkaufen wollte: In Lübeck schien die Zeit noch nicht reif für einen Fairtrade-Laden zu sein. Aykut war zu der Zeit auf der Suche nach einem anderen Job als dem, den er im Kino hatte, und erfuhr durch seine Freundin, die im CONTIGO arbeitete, von der Suche nach einem Nachfolger. Beide hatten zunächst wenig Ahnung davon, wie man einen solchen Laden führt, entschlossen sich aber dennoch dazu, es einfach zu versuchen – und wurden für ihren Mut belohnt: In den auf die Übernahme folgenden Jahren stiegen die Umsätze jährlich um 20 Prozent, mehr als sie je zu hoffen gewagt hätten. „Wir hatten viel Glück“, erzählt Aykut, „dass gerade Landwege, Bio- und Fairtrade-Produkte generell so in Mode gekommen sind. Durch Starbucks kam es außerdem zu einem Kaffee-Boom und plötzlich waren wir die ersten in Lübeck, die frisch gerösteten Kaffee verkauft haben!“ Bis 2014 führten Aykut und seine Frau das Geschäft als Franchisenehmer der CONTIGO-Kette weiter, seitdem sind sie mit dem ONE Fairtrade komplett unabhängig. Darüber hinaus engagiert sich Aykut im Verein „Fairtrade-Stadt Lübeck“ für die Förderung des fairen Handels und hat so dazu beigetragen, dass Lübeck die erste Fairtrade-Stadt Schleswig-Holsteins geworden ist. Außerdem läuft noch die Bewerbung um den Titel „Hauptstadt des fairen Handels“ – in diesem Rahmen ist der Verein stets auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern, die mindestens zwei Fairtrade-Produkte verkaufen.

Inzwischen ist das ONE so bekannt, dass fliegende Händler vorbeikommen, um ihre Produkte zu verkaufen, doch das passe nicht in ihr Konzept von fairem Handel, erklärt Aykut: „Fairer Handel bedeutet immer auch langfristige Zusammenarbeit. Nur dann können die Kleinbauern, die beispielsweise den Kaffee anbauen, sinnvoll für die Zukunft planen.“

Der in der ONE Fairtrade Kaffeerösterei verkaufte Kaffee wird – wie der Name verspricht – täglich frisch im Laden geröstet. Wer mag, kann dabei zusehen, wie Aykuts Vater die Kaffeebohnen aus großen Säcken in die Trommelröstmaschine füllt, gegen Ende der Röstzeit prüft, ob die Bohnen bereits aufgeplatzt sind, und sie zum Abkühlen auf das Gitter ausschüttet, wenn er mit dem Ergebnis zufrieden ist. Tief einatmen nicht vergessen, es duftet himmlisch! Noch warm kann man sich den Kaffee – Bohnen oder gemahlen – abfüllen lassen. Die dazu verwendeten Tüten werden hier im Gegensatz zu anderen Geschäften mehrfach verwendet: Wer einmal im ONE Kaffee gekauft hat, kann mit seiner leeren Tüte beim nächsten Mal einfach wiederkommen und sie neu füllen lassen. Genauso selbstverständlich werden für einen Kaffee to go mitgebrachte Becher akzeptiert.

Neben der inzwischen auch im Supermarkt erhältlichen GEPA-Schokolade gibt’s im ONE auch handgeschöpfte Schokoladen von Zotter, einem österreichischen Familienunternehmen, das für seine große Auswahl extravaganter Sorten bekannt ist. Zotter produziert seine Schokolade „bean-to-bar“, das heißt von der angelieferten Kakaobohne bis zur fertigen Tafel, ohne dass Verarbeitungsschritte wie das Rösten oder Mahlen der Bohnen von anderen Unternehmen übernommen werden. Unter den bean-to-bar-Produzenten ist Zotter der einzige, der ausschließlich auf Fairtrade und Bio setzt und damit perfekt ins Sortiment des ONE passt.

Ob nun für Schokolade, Kaffee oder etwas anderes: Neugierig sein und selbst im ONE vorbeischauen lohnt sich!

Brot und Backwaren

Dass das in der Brotretter-Filiale verkaufte Gebäck schon einen Tag alt ist, sieht man ihm nicht an.Nele Groß

Dass das in der Brotretter-Filiale verkaufte Gebäck schon einen Tag alt ist, sieht man ihm nicht an.

Der Brotretter-Laden entstand aus einer gemeinsamen Idee der Stadtbäckerei Junge und der Vorwerker Diakonie: Bei Junge bleibt jeden Tag nach Ladenschluss Brot und Gebäck übrig, das am Folgetag nicht mehr angeboten wird. Und die Vorwerker Diakonie begleitet Menschen, die eine Möglichkeit zum (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben suchen. So verkaufen nun die von der Vorwerker Diakonie begleiteten und unterstützten Menschen die Backwaren vom Vortag, mit denen Junge die Regale der Brotretter füllt.

Wer dabei außerdem gewinnt, sind die Käufer: Sie bezahlen nur einen Bruchteil dessen, was in einer „normalen“ Junge-Filiale verlangt wird. Das macht sich vor allem für all jene bemerkbar, die zu wenig Geld zur Verfügung haben, um außerhalb eines Supermarktes einzukaufen – plötzlich können auch sie sich Franzbrötchen und Hanseatenbrot in Bäckereiqualität leisten. Und auch zuhause stammt das Brot auf dem Tisch ja wahrlich nicht immer vom selben Tag.

Das Brotretter-Konzept hat großen Erfolg: Seit September herrscht in der Lübecker Filiale in der Holstenstraße reger Kundenandrang, als Kunde ist man selten allein. Eine Warteschlange tut der guten Stimmung im Laden keinen Abbruch, im Gegenteil – es ist schön zu wissen, dass so viele Lübecker neuen Ideen aufgeschlossen gegenüberstehen!

Müsli, Nudeln, Gewürze…

Frei wählbare Mengen ohne Verpackung und ohne Hygiene-Bedenken einkaufen: Wiebke Euler zeigt, wie's geht.Annika Munko | StudentenPACK.

Frei wählbare Mengen ohne Verpackung und ohne Hygiene-Bedenken einkaufen: Wiebke Euler zeigt, wie’s geht.

In einem kleinen, recht unscheinbaren Laden in der Fleischhauerstraße in der Lübecker Innenstadt verbirgt sich ein Geschäft mit dem vielsagenden Namen “Unverpackt”. Und dieser Name ist Programm: Hier findet man viele verschiedene Waren, die man auch in jedem Supermarkt kaufen kann, von Nudeln über Müsli bis hin zu Spülmittel. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass man in den Unverpackt-Laden seine Verpackung selbst mitbringen muss. Was in herkömmlichen Supermärkten unter einer Schicht Plastik, Pappe oder Metall vergraben ist, welche anschließend im Müll und nicht selten in der Umwelt landet, findet man im “Unverpackt” in großen, speziell konstruierten Gefäßen zum selber Abfüllen. Die meisten Lebensmittel erfüllen sogar alle Bio-Kriterien, auch wenn dies wegen fehlender Zertifizierung (noch) nirgends draufstehen darf.

Durch das Konzept von Unverpackt wird nicht nur unnötiger Müll vermieden, sondern es ist auch ein anderes, persönlicheres Einkaufserlebnis. Denn Unverpackt ist nicht bloß ein moderner Tante Emma-Laden, mit selbstgebackenen Kuchen und Torten und Fairtrade-Kaffee von ONE in der Königstraße ist es auch eine Art Café, welches zu einer kleinen Pause nach Feierabend einlädt.

Anderthalb Jahre hat es gedauert vom Konzept bis zur Eröffnung des Ladens, erzählt uns Inhaberin Wiebke Euler. Die Idee, einen “Unverpackt”-Laden in Lübeck zu eröffnen, kam der studierten Kommunikationsdesignerin nach einem Seminar bei Marie Delaperrière, der Inhaberin eines gleichnamigen Geschäfts in Kiel. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit entwickelte Wiebke dann das Konzept für die Gründung ihres eigenen Ladens. Einen Business-Plan und eine Crowdfunding-Kampagne später fand am 22. April 2017 die Eröffnung statt.

Aber wie genau funktioniert das Einkaufen im Unverpackt und was kann man hier nun alles bekommen? Am besten bringt ihr eure eigenen Behälter, Gläser und Dosen mit in den Laden. Wer keine geeigneten hat oder spontan etwas besorgen will, kann diese aber auch direkt im Geschäft kaufen oder ausleihen. Zunächst wird das Gefäß in leerem Zustand gewogen und das Gewicht notiert. Anschließend füllt ihr euch selbst so viel von einem Produkt ab, wie ihr möchtet und geht zum abschließenden Wiegen an die Kasse. So einfach! Das angebotene Sortiment ist nicht ganz mit dem eines Supermarktes zu vergleichen, aber für diesen kleinen Laden dennoch erstaunlich groß. Neben den schon erwähnten Nudeln, dem Müsli und dem Spülmittel gibt es eigentlich auch alles andere, was nicht gekühlt werden muss: Nüsse, Öle, sogar nachhaltige Zahnbürsten kann man im “Unverpackt” bekommen. Ein regelmäßig wechselndes Angebot an frischem Gemüse rundet das Angebot ab. Das gesamte Sortiment hier aufzuzählen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, also schaut ihr am besten selbst einmal im Unverpackt vorbei. Vergesst eure Tupperdosen und Jutebeutel nicht und probiert unbedingt auch die selbstgemachten Kuchen!

Foodsharing

Was passiert eigentlich mit Lebensmitteln, die bis Ladenschluss noch nicht verkauft wurden und die einen zu schlappen Eindruck machen oder deren Mindesthaltbarkeit zu bald abläuft, um am nächsten Tag erneut angeboten zu werden? Genau! Ein Teil geht vielleicht noch an die Tafel, das meiste aber landet im Müll. Und das sind beträchtliche Mengen, schließlich wollen die Läden auch in der letzten halben Stunde ihren Kunden noch etwas bieten können – mehrere Millionen Tonnen unverkaufter Lebensmittel kommen so jedes Jahr in Deutschland zusammen.

Es gibt Initiativen, dieses Essen zu „retten“. Eine davon ist Foodsharing. Foodsharing besitzt eine Internetseite, die Händler und Lebensmittelretter zusammenbringt: Als Foodsaver registriert man sich, muss ein kleines Quiz bestehen und nimmt dann Kontakt mit der bestehenden Gruppe vor Ort auf. Nach gemeinsamen Einführungsabholungen darf man schließlich auch allein bei kooperierenden Läden nach Ladenschluss Lebensmittel retten, die andernfalls in den Müll wandern würden. Damit kann man dann die ganze WG beglücken und Dinge kochen, auf die man sonst nie gekommen wäre. Häufig hat man aber so viel, dass man auch getrost noch weiter verteilen kann. Auch dafür finden sich Hilfen auf der Foodsharing-Seite: Der um etwas zu viel des Guten bedachte Foodsaver wird mit weiteren Abnehmern in Kontakt gebracht, indem er posten kann, was er wo abzugeben hat.

Weitere Informationen zum Modell des Foodsharing und wie ihr mitmachen könnt findet ihr direkt auf der Internetseite: www.foodsharing.de

Obst, Nüsse und Kräuter

Beim Spaziergang rechts des Weges einen Apfel und links des Weges eine Birne pflücken klingt super, nicht nur, weil der Proviantrucksack dann zuhause bleiben kann. Aber ist das erlaubt? Und wo wächst überhaupt Obst, das sonst niemand erntet?

Als Karte für die Standorte von vorwiegend Obst-, aber auch Nussbäumen oder Kräutern hat sich Mundraub.org etabliert: Hier kann jeder “Mundräuber” neue Ernteorte eintragen und nachschauen, wo in der Umgebung es etwas zu pflücken gibt. Für Lübeck sind von Bärlauch und Walnussbaum am Wegesrand bis zum Apfelbaum im Garten von Menschen, die mit so vielen Früchten, wie der Baum trägt, nichts mehr anzufangen wissen, viele verschiedene Ernteorte eingetragen, an denen ein Spaziergang durchaus vorbeiführen kann.

Um zu verhindern, dass Gärten oder Wiesen, die jemandem gehören, der dort selbst ernten möchte, über die Mundraub-Plattform eingetragen werden, gibt es die sogenannten “Mundräuber-Regeln” – die erste und oberste davon ist es, vor dem Eintragen eines Standorts beziehungsweise dem Ernten sicherzustellen, dass keine Eigentumsrechte verletzt werden. Wenn sich daran alle halten, tragen die Mundräuber dazu bei, dass deutlich weniger Obst an Bäumen im öffentlichen Raum vergammelt und bekommen dafür kostenlos frische Früchte in Bio-Qualität direkt vom Baum – wer könnte dazu “Nein” sagen?

Was kostet der Spaß?

Zugegeben: Für Studierende entscheidet immer auch der Preis darüber, wo und was eingekauft wird. Mit gutem Gewissen einzukaufen ist aber gar nicht so teuer, wie viele vielleicht denken. Die Preisunterschiede zwischen den Heißgetränken in der allgegenwärtigen Stadtbäckerei und der ONE Fairtrade Kaffeerösterei sind beispielsweise zu vernachlässigen: Im ONE kostet Tee 2 Euro, die mittlere Tassengröße bei Junge 1,65-1,75 Euro. Cappuccino, Milchkaffee und Latte Macchiato kosten bei beiden das gleiche – 2,80 Euro beziehungsweise 3 Euro.

Brot bei den Brotrettern zu kaufen lohnt sich so richtig: Statt um die 3 Euro pro 750g- oder 1000g-Brot wie bei Junge bezahlt man bei den Brotrettern 0,99 bis 1,29 Euro für jedes Brot. Günstiger gibt’s im Supermarkt vielleicht die Hausmarke, aber kein Brot in Bäckereiqualität.

Auch im Unverpackt-Laden ist nicht gleich alles teurer: So kostet ein Kilogramm Cornflakes von Kellogg’s im Supermarkt 7,71 Euro, im Unverpackt-Laden bezahlt man nur 6,42 Euro. Nudeln und Reis hingegen sind etwas teurer: Ein Kilogramm Barilla-Nudeln kostet im Supermarkt 3,18 Euro, ein Kilo Reis von Uncle Ben’s 3,89 Euro. Im Unverpackt zahlt man hierfür 4,60 Euro beziehungsweise 5,35 Euro – allerdings inklusive Bioqualität und gutem Karma.

Letztlich muss also jeder für sich entscheiden, ob ihm das gute Gewissen den extra Weg in ein anderes Geschäft wert ist – teurer ist es allerdings nicht unbedingt!

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Frischer Wind für grüne Unis https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/frischer-wind-fur-grune-unis/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/frischer-wind-fur-grune-unis/#respond Tue, 13 Dec 2011 06:00:06 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2189 Mit einem ambitionierten Plan macht die Universität Greifswald derzeit Schlagzeilen: Dem Senat der Universität wurde bereits im Juni der Plan vorgestellt, dass die Universität bis 2015 Klimaneutral werden soll. Angestoßen hatte die Idee Professor Martin Wilmking. Wie die Studentische Website “WebMoritz” berichtete unterstützte nach einer Diskussion der Senat die Umsetzung des Planes welcher z.B. den Einsatz einer eigenen Windkraftanlage, Biomasse und Energiesparmaßnahmen an der Uni beinhaltet.

Die Universität zu Greifswald mit ihren 12.000 Studenten erzeugt 8000 Tonnen an Kohlendioxid pro Jahr. Dieser Herr zu werden ist nicht einfach, doch die Universität verfügt über einen Vorteil: Sie ist die Universität mit den meisten Wald-, Acker- und Grünlandflächen in ganz Deutschland. Ca. 5000 der 8000 Tonnen CO2 werden dadurch bereits kompensiert.

Inzwischen hat das Rektorat sich ebenfalls hinter den Plan gestellt und eine Koordinationsstelle eingerichtet. “Bei dem Datum 2015 oder 2016 handelt es sich um eine umsetzbare Möglichkeit” betont Professor Wilmking. “Das ist ein Fahrplan, den man erreichen kann, das hängt aber auch davon ab wie schnell das Planungsverfahren abgeschlossen wird, ob alle Teile für die Windkraftanlage lieferbar sind, und vielen mehr.”

Eine weitere Hürde ist natürlich immer das Geld. Eine Windkraftanlage ist eine Investition von fünf Millionen Euro, die ersteinmal getätigt werden muss. Zwar amortisiert sich eine solche Anlage nach einigen Jahren doch dafür muss das Geld vorhanden sein.

Gelingt eine Umsetzung bis 2015 wäre die Universität Greifswald die erste eigenständig CO2 neutrale Universität. Mit gutem Beispiel geht die Leuphana Universität Lüneburg voran, einer ihrer Campi ist bereits klimaneutral. Die Organisation setzt insbesondere auf die Nutzung externer, klimaneutraler Angebote: Sie kauft ausschließlich Ökostrom, verschickt Briefe lediglich mit dem GoGreen-Angebot der deutschen Post. Bei Sanierungen versucht man nachhaltig zu denken. Die Verbleibenden Emissionen werden durch CO2-Zertifikate ausgeglichen. Eine Möglichkeit die jeder Uni offen steht. “Theoretisch”, so Wilmking “könnte jede Uni morgen CO2-neutral sein, wenn man einfach Verschmutzungszertifikate einkauft.”

Emissionshandel beinhaltet der Plan von Wilmking nicht, und auch den Strom möchte er langfristig nicht Einkäufen. “Ein einziges neues Windrat kann die gesamte Universität in der Summe mit Strom versorgen”

Auch auf dem Standortvorteil möchte sich Professor Wilmking nicht ausruhen. “Ländereien sind eine Brückentechnologie” betont der Landschaftsökologe “selbst wenn wir einen Wald nutzen um CO2 zu binden, bindet dieser ja auch nicht ewig.” Langfristig muss es natürlich möglich sein, unabhängig von der Größe bewaldeter Flächen CO2-neutral zu agieren. Das Team um Professor Wilmking hofft in der Zukunft einen Blueprint für andere Universitäten zu entwickeln.

Klar sei, dass es zuerst darum gehen muss, den ökologischen Fußabdruck der eigenen Universität zu erfassen. Dieser setzt sich insbesondere aus drei Faktoren zusammen, dem Stromverbrauch, welcher allein meist für die hältfe des CO2-Ausstoßes verantwortlich ist, der Beheizung sowie Dienstreisen.

Der Campus der Universität zu Lübeck und des UKSH haben für die Jahre 2008 bis 2012 jeweils Emissionszertifikate für 11.555 Tonnen CO2 gekauft, davon ist der mit Abstand größere Verbraucher das Krankenhaus. Für eine Universität lübscher Größe schätzt Professor Wilmking grob auf einen Ausstoß zwischen 3000 und 5000 Tonnen CO2 pro Jahr. Die ersten Schritte, die jede Uni gehen kann, unabhängig von ihrer Lage, ist der Wechsel zu Ökostrom. Im weiteren kann man mit den Stadtwerken in einen Dialog bezüglich der Wärmeversorgung treten und eventuell Emissionzertifikate kaufen. Zudem sollte bei Bauvorhaben und Sanierungen darauf geachtet werden, dass die Gebäude energieeffizient sind.

Der AStA der Universität zu Lübeck, der eine Nachhaltigkeitswoche durchführte, hat sich bisher nicht mit der Leitung der Universität zusammengesetzt um auf solche Projekte hinzuwirken. Bei den Aktionen ginge es ersteinmal darum, unter den Studenten nachhaltigen Konsum und politische Verantwortung zu fördern. Langfristig kann das Referat für Kultur, Umwelt und Sport sich aber gut Vorstellen auch in die Richtung der Leitung der Universität in Aktion zu treten.

Für Wilmking ist die CO2-Neutralität nur der erste Schritt, “Ob man diese Neutralität dann wirklich exakt erreicht ist gar nicht so wichtig, Hauptsache die Menschen fangen an zu denken.” Ein Bewusstsein für den Einfluss auf die Umwelt zu Entwickeln sei von großer Bedeutung. “Es geht darum eine Bewegung zu initiieren” ist Professor Wilmking überzeugt, “und CO2-Neutralität ist nicht das Ende der Fahnenstange, das Ziel ist eine komplett nachhaltige Hochschule”, also eine Universität in der man sich auch der Umweltschädigung durch Abfall oder Abwasser annimmt. Dabei setzt das Greifswalder Team auch auf die Studenten in Deutschland: “In den alten Bundesländern gibt es bereits viele Studenteninitiativen, die dieses Thema bearbeiten.”

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Es gibt langfristig keine Alternative! https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/es-gibt-langfristig-keine-alternative/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/es-gibt-langfristig-keine-alternative/#respond Sun, 11 Dec 2011 22:55:57 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2226 Nachhaltigkeitswoche 2011 stand in großen Buchstaben vor der Mensa – mit Kreide. Davon ist nun nichts mehr zu sehen. Die Woche im November ging vorüber, doch außerhalb von Lübeck ist das Thema mal wieder hoch aktuell. Im südafrikanischen Durban versucht sich die Politik doch noch auf einige Punkte zum Klimaschutz zu einigen. Kaum einer glaubt allerdings noch, dass hierdurch die Welt gerettet werden kann. Und so wird die Schuldfrage mal wieder zur alles Bestimmenden. Wieso soll ich hier in Lübeck den Anfang machen, wenn sich doch im Großen sowieso nichts ändert? Wieso organisieren Studierende Vorträge zum nachhaltigen Konsum, wenn weiterhin die Großkonzerne nichts davon wissen wollen?

Lustige Runde beim KochenMaren Janotta | StudentenPACK.

Lustige Runde beim Kochen

„Es gibt langfristig gar keine Alternative“ stand auf der Schreibwand in der Mensa, auf der allen Studierenden die Möglichkeit gegeben wurde, sich zur Nachhaltigkeitswoche zu äußern.

Das Thema Nachhaltigkeit stößt auf Widerstand und auf Resignation. Ob privat im Gespräch mit Freunden, beim Thema „nachhaltigeres Essen in der Mensa“ oder mit der Woche im November allgemein. Und je länger man sich mit dem Thema beschäftigt und je mehr Widerstand und Resignation man erlebt, desto mehr wundert man sich. Wie kann die junge Generation ein Thema, das speziell sie betrifft, so ignorieren? Nicht nur auf den Klimagipfeln scheint es keinen Schritt voran zu gehen, auch auf der untersten Ebene scheint man nicht mal zu einem Minimalkonsens zu kommen, solange er in irgendeiner Weise den Verzicht mit sich bringt. Dann wird man wohl so lange warten müssen, bis es zu einer Art Fukushima des Klimawandels kommt, sagen die Skeptiker. Dass das aber schon eingetroffen ist, sehen die wenigsten. Es vergeht kein Monat, in dem nicht von einer Flutkatastrophe, einem Wirbelsturm oder einer erneuten Trockenperiode mit Hungersnot die Rede ist. Doch diese Katastrophen sind zu weit weg. Atomkraftwerke stehen auch in Deutschland. Zu einer Hungersnot aber wird es hier nicht kommen. Gibt es trotzdem noch die Hoffnung, dass sich Menschen gegen den Klimawandel engagieren, auch wenn sie sich nicht unmittelbar betroffen fühlen? Dass es nicht nur Skeptikerinnen und Skeptiker gibt, hat die Nachhaltigkeitswoche an der Uni auch gezeigt. Viele waren gekommen, als Frau Weller ihren Vortrag im Audimax hielt. Ihre Botschaft an die Studierenden: Der private Konsum ist wichtig, aber engagiert euch auch politisch. Setzt eure Regierungen unter Druck! Denn ohne zivilgesellschaftlichen Druck wird das Umdenken dauern.

Einige Studierende liefen durch die Lübecker Innenstadt und hörten sich zu verschiedenen Konsumgütern ihre Geschichte an. Wo werden sie produziert, unter welchen Bedingungen? Ein Thema, das manchen eben nicht egal ist. Bei diesem Spaziergang wie bei anderen Aktivitäten auch, wurde aufgezeigt, dass anderer Konsum nicht immer Verzicht bedeuten muss. Vielleicht finde ich den nächsten Pullover nicht bei H&M, sondern im Second Hand Laden und besitze damit ein viel individuelleres Stück. Vielleicht bedeutet keine Weintrauben im November zu kaufen, dass ich dafür einen tollen Tag mit meinen Freunden verbringe und Äpfel in der Nähe von Sereetz pflücke. Andere kochten zusammen mit regionalen und saisonalen Zutaten und hatten so viel Spaß, dass sich die „StuKü“ nun einmal im Monat treffen wird. Vielleicht kann ein nachhaltiger Lebensstil ja doch zum Trend werden. Untersuchungen zeigen, dass man nicht die Mehrheit für ein Thema sensibilisieren muss, sondern nur die „kritische Masse“ – etwa 10 Prozent.

Ökostrom-Beratung vor der MensaMaren Janotta | StudentenPACK.

Ökostrom-Beratung vor der Mensa

Und das Thema Nachhaltigkeit wird uns im AStA weiter beschäftigen. Ob es das Umweltkino ist oder eine Besichtigung einer Hühnermast; wir finden, dass das Thema so wichtig ist, dass es auch nach dieser Woche Angebote für Studierende geben wird. Aber auch auf der höheren, aber uns noch erreichbaren Ebene der Universität werden wir versuchen, Dinge zu verändern. Und wer weiß, vielleicht gibt es im nächsten Jahr ja wieder eine Nachhaltigkeitswoche. Denn wir haben noch nicht resigniert.

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Shopping for a better world? https://www.studentenpack.de/index.php/2011/11/shopping-for-a-better-world/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/11/shopping-for-a-better-world/#respond Mon, 14 Nov 2011 09:50:53 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2097 Homo oeconomicus war einmal. Nur auf den maximalen eigenen Vorteil beim Kauf von Lebensmitteln oder Textilien zu achten – kann das langfristig und weltweit betrachtet sinnvoll sein?

Diese Frage stellt sich der Verbraucher von heute doch häufiger als angenommen. Kinderarbeit und Ausbeutung stehen ganz am Anfang einer Reaktionskette, die hierorts für günstige Preise sorgt. Doch können wir den Ablauf umdrehen? Mit unserem Konsumverhalten nehmen wir oft weit mehr Einfluss als uns bewusst ist. Was bewirken unsere Entscheidungen beim täglichen Einkauf wirklich? Wie können wir „nachhaltiger“ konsumieren?

In einem sehr lebensnahen Vortrag wird Frau Prof. Weller Antworten auf die Frage „Shopping for a better world?“ unter Einbezug ihrer Studien und Forschungsergebnisse geben.

Frau Prof. Dr. Ines Weller ist seit 2005 Professorin am Forschungszentrum Nachhaltigkeit und am Zentrum Gender Studies an der Universität Bremen. Bis 1980 studierte sie Chemie und habilitierte 2003 zum Thema „Umweltplanung, insbesondere nachhaltige Produkt- und Technikgestaltung“. Als Dozentin hat sie derzeit einen Lehrauftrag unter dem Aspekt Nachhaltigkeit in den Bereichen Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Gender Studies und Geographie. Darüber hinaus beschäftigt sie sich in zahlreichen weiteren Projekten mit der Fragestellung „Nachhaltiger Konsum“.

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Alles bio oder was? https://www.studentenpack.de/index.php/2011/11/alles-bio-oder-was/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/11/alles-bio-oder-was/#respond Sun, 13 Nov 2011 23:00:46 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=105438 Die Energiewende ist in aller Munde. Energiesparlampen sind überall angebracht. Und das Thema Nachhaltigkeit gehört zu den wohl aktuellsten Themen der Gegenwart. Wie können wir weiterhin gut auf diesem Planeten leben, während die Weltbevölkerung wächst und sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet? Im November kommt dieses Thema an unsere Uni!

Professorin Ines Weller vom artec Forschungszentrum für Nachhaltigkeit stellt in dem Einführungsvortrag „Shopping for a better World“ die Frage nach der Wirksamkeit des eigenen nachhaltigen Konsums und will den Studierenden die neusten Forschungsergebnisse aus diesem Bereich vorstellen. Auch der Buchautor Bernhard Pötter kommt für uns nach Lübeck und wird im Blauen Engel einen Vortrag über sein Buch „König Kunde ruiniert sein Land“ halten. Aber da ja bekanntlich immer die Lücke zwischen Wissen und Handlungsbeginn am Größten klafft, soll es auch ein buntes praktisches Programm in der Woche geben. Ob gemeinsam Kochen, sich in einem Workshop über eigene Handlungsmöglichkeiten austauschen oder abends beim Umweltkino leckeren Bulgursalat essen, der Spaß soll auf keinen Fall zu kurz kommen. Und am Freitag findet dann auch noch die Werkhofparty statt – selbstverständlich mit Bio-Bier.

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