Prosa – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sat, 01 Nov 2014 17:36:18 +0000 de-DE hourly 1 Die Geschichte vom Hypomochlion (Teil 3) https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/die-geschichte-vom-hypomochlion-teil-3/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/die-geschichte-vom-hypomochlion-teil-3/#respond Mon, 03 Nov 2014 07:55:38 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212691 In der 56. Ausgabe der Studierendenzeitung der Springende Punkt vom Dezember 1989 erschien der erste Teil der dreiteiligen „Geschichte vom Hypomochlion” von Andrea Löseke. Leider war Ausgabe 57 die letzte Ausgabe jener Zeitung, in der auch der zweite Teil aufzufinden war, und so blieb das Schicksal des Hypomochlions bis heute unbekannt.

Für das StudentenPACK zum 50. Jubiläum der Universität zu Lübeck haben wir Andrea Löseke, inzwischen Frauenärztin in Krefeld, gefragt: Ist der dritte Teil noch aufzufinden? Ja. Und so beenden wir nun die Geschichte, die vor 25 Jahren begann.

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Andrea Löseke

Was bisher passiert ist: Am besten, Ihr schaut in die alten SpriPus (Ausgabe 56 und 57 in unserem Archiv zu finden) und lest nochmal von vorne.

  • Hypomochlion: Held der Geschichte, ist in die Arachnoidea verliebt und hat sie gerade aus der Gefangenschaft von Mister Trigeminus befreit
  • Arachnoidea: schönstes, aber gefühlloses Wesen, das zuletzt von Mister Trigeminus entführt wurde
  • Mister Trigeminus: berüchtigter Verbrecher, der von Amygdala verhext worden ist und durch einen Sturz bewusstlos ist
  • Amygdala: Hexe, die in Mister Trigeminus verliebt ist und gerade versucht, ihn aufzuwecken
  • Umbo: Schrecken des Himmels, ebenfalls in Arachnoidea verliebt
  • Mister Pylorus: Wächter des Gasters – hier wurde Arachnoidea gefangengehalten
  • Lien: schwermütiger Drachen, der kein Feuer speien kann und dem für seine Hilfe bei der Entführung Arachnoideas ewige Jugend versprochen wurde
  • Die Glissonschen Trias: spinnen Intrigen und mischen sich in alles ein
  • Limba: Freundin der Arachnoidea
  • Hippokampus: ein helfendes Reittier

Das Hypomochlion rannte also in die Intertragika, die inzwischen wieder aufgewachte Arachnoidea auf dem Rücken tragend. Er gelangte immer tiefer in Gebiete, die ihm völlig unbekannt waren. Er wusste auch nicht, ob er jemals wieder herauskommen würde. Die alten Mythen berichteten über die Intertragika, dass sie Zugang zum Schicksal biete. Sollte es jemand wagen, hierher vorzudringen, so würde das Schicksal, das ja die Geschichte aller Lebewesen lenkt und daher unerkannt bleiben muss, unwiederbringlich erlöschen und blinder Zufall würde die Welt beherschen. Außerdem würde niemand, der die Intertragika betritt, jemals wieder blauen Himmel sehen können, weil er nämlich dazu verdammt werden würde, für ewig die Kugeln des Zufalls zu rollen, die dann über die Zukunft aller bestimmen würden.

Auch die alten bekannten Heldenlieder schossen dem Hypomochlion durch den Kopf, während er mit Arachnoidea immer tiefer vorwärts stürzte. Aber es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Immer noch war Umbo hinter ihnen her.

Doch die Liebe des Hypomochlions war um vieles größer als alle Furcht – er glaubte an die Kraft seiner Liebe, sodass er im Stillen sogar davon überzeugt war, Auricula, die Herrin des Schicksals, würde ihn erhören und ihm verzeihen, dass er ihre unbetretbaren Gänge betreten hatte.

Während der ganzen Zeit hörte er das Pusten und Japsen von Umbo dicht hinter sich, einmal hatte er sogar den Eindruck, dass sein Nacken von dem kurzen, kalten Atem des Umbo leicht gestreift wurde. Das jagte dem Hypomochlion einen furchtbaren Schauer über den Rücken und er nahm noch einmal all seine Kraft zusammen um noch schneller zu laufen. Da hörte er plötzlich ein lautes Fluchen. Umbo brüllte, er würde doch nicht wegen einer Frau das Schicksal der Welt erzürnen. Das Japsen und Stöhnen wurde leiser, Umbo hatte die Verfolgung eingestellt und war umgekehrt. Umbo, obwohl er der Schrecken des Himmels war, hatte fürchterliche Angst vor Auricula, da diese viel mächtiger war als er selbst. Auch Umbo hatte die Regeln des Schicksals zu beherrschen und musste sich danach richten.

Was war inzwischen im Gaster geschehen? Mister Trigeminus erwachte nach den zahlreichen Versuchen der Hexe endlich, rieb sich die Augen und sah gerade noch, wie das Hypomochlion mit der Arachnoidea in der Intertragika verschwand. Laut rufend stürzte er bis zum Eingang. Er traute sich aber keinen Zentimeter hinein, weil er die alten Mythen sehr genau kannte. Auch gab es für ihn jetzt keinen Grund mehr.

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Andrea Löseke

Mister Trigeminus war zwar inzwischen zu einem gemeinen Verbrecher geworden, aber gerade deswegen hatte er so schreckliche Angst vor dem Schicksal, dass er alles andere darüber vergaß. Da war er sich mit Amygdala völlig einig. Sie wussten, dass das Schicksal eines Tages Tribut verlangen würde für das begangene Unrecht. Diesen Tag schoben beide gedanklich weit weg, hoffend, er würde niemals kommen. Amygdala hatte Mister Trigeminus durch ihre Wiederbelebungsversuche noch mehr in ihren Bann gezogen, die letzten Flammen Leben waren von ihm gewichen. Jetzt wusste Mister Trigeminus nicht mehr, dass er verzaubert worden war. So können wir den letzten Funken Hoffnung auf eine glimpfliche Rettung für Mister Trigeminus getrost aufgeben, egal, wie seine Geschichte enden wird.

Eigentlich war es aber klar, dass Arachnoidea als getötet zu gelten hatte, weil allen klar war, dass niemand aus der Intertragika zurückkommen würde. So heiratete Amygdala Mister Trigeminus, wie sie es versprochen hatte. Ihre Augen sprühten und funkelten, wie es sich für eine Hexe, die ja schließlich am Ende ihres Lebenstraumes stand, gehörte. Die Glissonschen Trias organisierten die Zeremonie zum Entzücken der anderen Besucher der Gegend, die inzwischen durch die Tageszeitung vorinformiert waren. Mister Pylorus war inzwischen ganz der Alte. Er ließ sich das Geschehene erzählen und versprach mehrmals, nie wieder würde er so viel Endorphinwein trinken, denn, man sehe ja, was dabei heraus kommen würde. Da er aber so verschlossen war, zog er sich zurück, um seinen Gaster von den Tränen zu befreien. Er nahm nicht an der Hochzeitsfeier teil. Besonders entsetzt war der Verschlossene, dass er im Rausch aus seiner wilden und engagierten Jugend erzählt hatte. Jetzt hoffte er, dass bald alles in Vergessenheit geraten würde.

Lien, der alte Drache, weinte immer noch. Seine Augen waren schon furchtbar rot und geschwollen, aber die Traurigkeit wollte nicht von ihm weichen. Er forderte Amygdala nun auf, ihr Versprechen wahr zu machen. Das konnte Amygdala natürlich nicht, weil sie Unerfüllbares versprochen hatte, wie wir ja wissen. Als Lien einsah, dass er auf hinterhältigste Weise betrogen worden war, gab er allen Lebensmut auf, er wurde noch älter und konnte nun überhaupt kein Feuer mehr spucken. Jetzt brachte er gerade noch eine kleine Rauchwolke zustande. Er zog sich tief betrübt zurück, ja er wusste gar nicht, weshalb er überhaupt noch lebte und begann darüber nachzudenken sich das Leben zu nehmen. Feuerspeien und Leute erschrecken, das waren schließlich die wahren Aufgaben eines Drachens, der fürchterlich und grausam sein wollte. Leider war das Lien nie so ganz gelungen, auch in seiner Jugend nicht, da er immer schon ein viel zu weiches Herz besessen hatte, um grausam zu sein. Nun glaubte er also, er hätte sein Leben gelebt, ohne sein Ziel jemals zu erreichen, was ihn natürlich noch trauriger machte.

Als er nach mehreren Stunden einsamen Nachdenkens zu dem Entschluss gekommen war, dass sein Ende nah ist, nahm er seine Ossikulae zusammen (das waren kleine Knöchelchen, mit denen er die Zukunft voraussagen konnte) und warf sie ein letztes Mal in den Sand. Die Konstellation war sehr eigenartig. Man verhieß ihm ewiges Glück und all das, was er sich schon so lange wünschte, aber Lien konnte keinen Anhaltspunkt erkennen, wie er all das erlangen sollte. Darin lag nämlich das Geheimnis der Ossikulae, sie verieten nie die ganze Zukunft: War nun Selbstmord der richtige Weg?

Wenden wir uns nun aber dem Hypomochlion zu. Doch zuvor müssen wir kurz eine Besonderheit unserer Gegend erklären, die von Bedeutung sein wird: Die Faselase.

Die Faselase: ein faseriges grünliches Gewächs, das überall wächst, kaum Licht und Wasser braucht und ein sehr wirkungsvolles Mittel war, nur das wuste keiner. Man hielt die Faselase für ein Unkraut und riss es aus, wo man es nur fand. Zufällig nun hatte das Hypomochlion, seiner Gewohnheit folgend, die wiederum seinem sehr ordentlichen Charakter folgte, als er vom Salpingobaum gesprungen war, auf der Erde etwas Faselase entdeckt, diese ausgerissen und, weil sich gerade kein Abfalleimer in der näheren Umgebung befand, einfach in seine Hosentasche gesteckt.

Als er nun kein Laufen und Stöhnen mehr hinter sich vernahm, hielt er mitten im Laufen inne und setzte Arachnoidea, die inzwischen schon etwas blau angelaufen war und kaum noch atmete, ab. Zufällig fiel ihm dabei die Faselase aus der Tasche, die sich auf Arachnoideas Brust senkte und diese zu neuem Leben erweckte. Selbige schlug die Augen auf und machte einen sehr überraschten Eindruck.

„Wer bin ich, wer bist du?“

„Ich bin das Hypomochlion und habe dich aus dem Gaster befreit, in dem du gefangen warst, erinnerst du dich?“, sagte das Hypomochlion bescheiden. Dabei blickte er beschämt auf den Boden. Leichte Röte überzog seine Ohrenspitzen, und das trotz der Aufregung.

Arachnoidea erwiderte: „Ja, ja, daran erinnere ich mich. Ich dachte, ich muss ertrinken. Du hast mich in der letzten Sekunde gerettet. Ich danke dir, tapferes, kleines Hypomochlion.“ „Aber das war doch selbstverständlich.“ „Aber sage mir, wo bin ich jetzt, hier ist es ja schrecklich kalt!“ „Oh, Arachnoidea, du empfindest etwas! Wie kann das geschehen? Das muss an der Faselase liegen.“ Letzteres sagte er schon mehr zu sich als zu Arachnoidea, die ihm auch nicht zugehört hatte. Sie wunderte sich sehr und musste nun die Unmenge neuer Gefühle ordnen, die auf sie einströmten. Sie bemerkte, wie viele völlig unbekannte Gefühle in sie hineinkrochen, auch konnte sie Kälte und Wärme empfinden und sie begann zu spüren, dass das Hypomochlion sie liebte.

Jenes erzählte ihr nun, wo sie waren. Gemeinsam überlegten sie, was zu tun sei. Doch es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Das Hypomochlion hörte laute Schreie aus der Ferne, aus dem Inneren der Intertragika kommend. Auricula näherte sich ihnen mit ihren Petrosen. Petrosen sind alte und weise Helfer, die der Auricula bei der Fällung des Schicksals ratgebend zur Seite stehen.

Ein jeder kann sich denken, was jetzt passieren muss oder passierte alles doch ganz anders? Wir jedenfalls werden es nicht betrachten, da alles, was in der Intertragika passiert, Geheimnis ist und auch bleiben soll.

Setzen wir also zu einem späteren Zeitpunkt einer langen Unterredung ein und überlassen das Gewesene der Phantasie unserer Leser.

Auricula überlegte und sagte: „Dein Herz, Hypomochlion, fordere ich als Tribut!“

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Andrea Löseke

Da hob das Hypomochlion seine Stimme und sagte „Schau mich bitte nicht so traurig an, weil ich dir mein Herz nicht schenken kann. Du weißt doch genau, ich gab es fort, du weißt, ich gab mein Wort. Mach doch mal ein fröhliches Gesicht. Tränen in den Augen stehen dir nicht. Sicher kommt ein anderer daher und du wirst sehen, der liebt dich sehr. Lass in deinem Herzen dir die Illusion, sicher kommt die Liebe morgen schon. Schau mich bitte nicht so traurig an, weil ich dir mein Herz nicht schenken kann.“ (In dankbarer Anlehnung an Thomas Fritsch)

Da war die Auricula so gerührt, dass sie überhaupt nichts mehr sagen konnte. Nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatte, entließ sie das Hypomochlion und die Arachnoidea mit den Worten „Eure Liebe hat mich überzeugt.“ Sie nahm den beiden das Versprechen ab, keinem etwas darüber zu erzählen, was sie hier gesehen oder erlebt hatten. Auch durften sie nichts über Auricula erzählen.

Die beiden, vom Glück erfasst, gingen also zum Eingang zurück, wissend, dass jetzt alles gut werden würde.

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Die Geschichte vom Hypomochlion (Teil 1) https://www.studentenpack.de/index.php/1989/12/die-geschichte-vom-hypomochlion-teil-1/ https://www.studentenpack.de/index.php/1989/12/die-geschichte-vom-hypomochlion-teil-1/#respond Fri, 01 Dec 1989 11:00:41 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212257 Es war einmal ein Hypomochlion, das lebte im Mediastinum. Es hewohnte dort eine kleine Kammer mit einem noch kleineren Vorhof, welchen es als Schlafkammer nutzte.

Das Hypomochlion wohnte etwas abseits von den anderen und lehte ruhig vor sich hin. Es war sehr gelehrig und arbeitete ständig an wissenschaftlichen Büchern.

Als das Hypomochlion eines Tages durch die Gegend streifte, um neue Erkenntnisse zu sammeln, sah es nun die schöne und stolze Arachnoidea, ein so bezauberndes Wesen, daß es gleich sein Herz verlor. Leider sind nun Araohnoideen völlig gefühllos und kalt, weil sie nämlich gar keine Nerven und Gefäße besitzen: so konnte diese auch nichts von den Empfindungen des Hypomochlions wahrnehmen. So ging das Hypomochlion traurig nach Hause und konnte drei Tage lang überhaupt nichts essen und trinken, so traurig war er.

Da begab es sich, daß Mister Trigeminus, ein berüchtigter Verbrecher, der von einer bösen Hexe verwandelt worden war und immer gemein und hinterhältig sein mußte, daß also Mister Trigeminus in unsere Gegend kam und Arachnoidea, von der er bereits von Amygdalea, der Hexe, gehört hatte, entführte. Da Arachnoidea völlig gefühllos war, hatte sie nicht bemerken können, daß sich Mister Trigeminus angeschlichen hatte, um ihre Fäden, mit denen sie angeheftet war, zu durchtrennen. Zu dieser Untat kam noch hinzu, daß Mister Pylorus, ein sehr ordentlicher, aufmerksamer aber etwas verschlossener Mann, leider am Tag zuvor zuviel Endorphin-Wein getrunken hatte und nun seinen Rausch ausschlafen mußte. So konnte auch er nicht verhindern, daß Mister Trigeminus seinem grausamen Charakter folgend Arachnoidea verschleppte und im Gaster einsperrte.

Die Glissonschen Trias, ein dreiköpfiges Wesen, das durch Verbreiten von Gerüchten schon öfter unangenehm aufgefallen war, erfuhren aus den Karten, die säe ständig meisterhaft zu legen pflegen, sofort von der Sache und entwarfen einen Plan.

Kopf I, ihr Über-Ich, wollte das System anrufen, um Megaloblastos, ein Produzent von ordnungsbewahrenden Elementen, zu schicken. Der immer stärkere II. Kopf der Trias jedoch setzte sich gleich mit Amygdalea in Verbindung, um mit ihr zusammen weiteres Vorgehen zu planen. (Es war nämlich gerade mal wieder nichts los in der Gegend, so daß man die Sache unbedingt zu einem Skandal ausweiten mußte.)

Inzwischen hatte, auch das Hypomochlion, das ja immer sehr beschäftigt war, von dem Unglück gehört und den Hippokampus, ein lustig anzuschauendes Reittier, um Hilfe gebeten. Gemeinsam begaben sie sich nun zum Cannon-Böhmschen Berg, eine wichtige Kreuzung der Gegend, um eine Rettung für Arachnoidea zu planen.

Das Hypomochlion war inzwischen so verliebt, daß es kaum noch klar denken konnte. Natürlich hatte es dadurch auch nicht erkannt, daß sich der III. Kopf der Glissonschen Trias, der durch den ewigen Streit zwischen den anderen Köpfen Immer zu kurz kam und jetzt eine Chance witterte, am Cannon-Böhmschen Berg als unauffälliger Wegweiser getarnt, versteckt hatte.

Limba. die beste Freundin und fast ständige Begleiterin der Arachnoidea, eine fast ebenso schöne und fast ebenso stolze Junge Dame, hatte über eine Kommissur, das übliche Kommunikationsmittel der Gegend, von dem Treffen unserer Helden erfahren, und war sofort zum Berg geeilt. Auch sie erkannte die tragischen Verkettungen nicht, die durch die Einwirkung der Glissinschen Trias unaufhaltsam ihren Weg gehen würden.

Amygdalea, die Hexe, die Arachnoidea natürlich abgrundtief haßte, weil diese schöner, und jünger war als sie; und Schönheit und Jugend kann man sich ja bekanntlich nicht anhexen, obwohl Amygdalea sicher wohl schon an die 352.783 mißlungene Versuche unternommen hatte, sie führte da genau Buch, Amygdalea also hatte Mister Trigeminus unterdessen versprochen, ihn zu heiraten, wenn er Arachnoldea umbringen würde. Mister Trigemlnus, der, wie bereits gesagt, im Bann der Hexe stand und ihr völlig verfallen war, das nämlich konnte die Hexe gut, hatte sich drei Tage Bedenkzelt auserbeten, weil er im Grunde seines Herzens wußte, daß er verzaubert war und seines Lebens nicht mehr froh werden würde, wenn er die schöne Arachnoidea umbringen würde.

In seinem Herzen brannte also noch eine kleine Flamme, die Amygdaiea nicht verzaubern konnte, doch drohte diese auszulöschen, wenn nicht bald etwas geschehen würde.

Arachnoidea, die Schöne, saß im Gaster, in dem es dunkel war und vermißte ihre Freundin Limba sehr.

Diese saß inzwischen mit dem Hypomochlion und dem Hippocampus auf dem Berg und berieten, was zu tun sie, emsig belauscht vom III. Kopf der Trias.

Daß Megaloblastos keine Lösung war, hatten die drei schnell heraus gefunden, man sah nur Hoffnung in Herrn Pylorus, der stolz und kräftig war, wenn er eben nicht Endorphln-Wein getrunken hatte. Aber er war schwermütig, well er durch ein unvorhergesehenes Ereignis so tief getroffen wurde, daß er vergessen hatte, wie man träumt.

Mister Trigemlnus hatte Herrn Pylorus gefesselt und an einen Trunkus gebunden, so daß er völlig unfähig war, einzugreifen. Als Wächter vor dem Gaster hatte er Lien, einen schweren und alten Drachen, zurückgelassen, der sich auf diese Aufgabe eingelassen hatte, well Mister Trigeminus versprochen hatte, ihm von seinen Übeln zu befreien. Llen nämlich hatte abgebrochene Flügel und konnte kaum noch Feuer sprühen. Sollte er nun Mister Trigeminus’ Wünschen entsprechen, so würde Ihm Amygdalea ewige Jugend einhexen. Lien, der schon sehr alt war, erinnerte sich nicht mehr daran, in der Jugend einmal gelernt zu haben, daß man Jugend nicht anhexen kann. In der Hoffnung, noch einmal ein richtiger Drache sein zu können, hatte es also die Aufgabe übernommen, obwohl er ein sehr weiches Herz hatte.

Ihm tat Arachnoidea sehr leid, und well alles so schrecklich war, weinte Lien nun schon seit einem halben Tag. Man weiß Ja, wie groß Drachentränen sind, jedenfalls war nun schon der Gaster zu einem Viertel voll gelaufen, so daß die Arachnoidea zu ersticken drohte, da sie nicht schwimmen konnte. Können konnte sie eigentlich überhaupt nichts, das war ja auch nicht nötig, die Arachnoidea war so stolz und schön, daß das normalerweise völlig ausreichte, sie glücklich zu machen,

Das Hypomochlion machte gerade zu dem Zeitpunkt, als der Gaster ungefähr zur Hälfte voll war mit den großen Drachentränen, den Vorschlag, …

Ja, welchen Vorschlag er machte und ob die drei Arachnoidea befreien werden können, erfahrt Ihr Im nächsten SpriPu.

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Anno Barnardi 911 (A.D. 2878) https://www.studentenpack.de/index.php/1968/01/anno-barnardi-911-a-d-2878/ https://www.studentenpack.de/index.php/1968/01/anno-barnardi-911-a-d-2878/#respond Mon, 01 Jan 1968 13:02:39 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212408 Nach Ableistung von 1009 Jahren Leben nahm Karl Behrhof eine fortschreitende Schwäche und damit die Möglichkeit seines Todes wahr.

Er dachte daran, daß es eigentlich schon vor 879 Jahren soweit gewesen wäre. Da er jedoch einer der ersten wurde, für die die Todesamnestie in Kraft trat, kam er trotz eines akuten Nierenversagens nicht mehr in den Genuss eines Lebensendes.

Die Gesundheitsbehörde hatte ihn wie alle anderen registriert, sein Wohlergehen ständig überwacht und war mit zwei neuen Nieren sofort zu seiner Rettung erscheinen.

Diese Nieren hatte er sich schon vorher neben den übrigen Organen an Hand eines Kataloges bestellen müssen. Da er die Farbe türkis gern leiden mochte – seine Großtochter hatte ihr Besucher-WC in diesem Ton kacheln lassen – wählte er die Spares (engl. am. Ersatzteile, sprich: Spärs) in dieser Ausführung.

Man hatte ihn also gerettet. So ganz recht war es ihm nicht gewesen. Da er konservativ erzogen worden war, vertrat er noch die Auffassung: “Nach Leben Tod”, die er im Sinne “Nach Regen Sonnenschein” verstand.

Er hatte sich in den Nmstand eines verlängerten Lebens gefügt, die Sahara in ein ertragreiches Marmeladenbrot – Anbaugebiet verwandelt, Arktis und Antarktis vom Permafrost befreit (was ihm von Väterchen Prost eine Beleidigungsklage einbrachte), viel gelesen und seiner Freundin im Pferderennen ein moderneres Innenohr erwettet.

Zwischendurch hatte er sich einmal im Selbstmord versucht, indem er sich während des Sahara – Aufenthaltes im Rahmen des täglichen Stabhochspringens auf einen Haufen Marmeladenbrotformenschrott fallen ließ. Dabei verlor er seine Leber. Er hatte jedoch vorübergehend vergessen (das Klima!), daß im Kühlraum der Kantine seine türkise Spare-Leber lag.

Nun war mit dieser zunehmenden Schwäche sein Tod wieder in den Bereich des Erdenklichen gerückt.

Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, trainierte er weiter auf dem Trampolin, was ihn, wie er beglückt feststellte, immer stärker ermüdete, und nahm erfolgreich an zwei Wildwasser-Kanuregatten teil.

Danach plante er, wie er seinen Angehörigen beim Abschied sagte, die Verquickung des südamerikanischen mit dem afrikanischen Kontinent per Plugzeugschlepp.

In Wirklichkeit verkroch er sich in einer Litfaßsäule und verstarb dort.

Als er aufwachte – es roch nach Grünkohl mit Brägenwurst – erzählte ihm seine Freundin, daß ihr Schoßhund, der Pekinese Tamariske, ihn er schnüffelt, ausgegraben und nach Hause vor die Tiefkühltruhe gezogen hatte. Der Hausmeister in seiner Eigenschaft als Spare-Wart hatte dann 1. Hilfe geleistet und das türkise Herz eingeklinkt.

Beim letzten Schluck des Silvestersekts erwog Karl Behrhof resignierend seine Todeschancen für das neue Jahr 2879.

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Das Gute-Nacht-Märchen https://www.studentenpack.de/index.php/1967/12/das-gute-nacht-marchen/ https://www.studentenpack.de/index.php/1967/12/das-gute-nacht-marchen/#respond Fri, 01 Dec 1967 10:04:38 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212382 Es war einmal ein weites reiches Land mit vielen großen Städten, Und in vielen dieser Städte gab es sogenannte Universitäten, das waren große alte Gebäude mit Treppen (die man noch mit eigener Kraft ersteigen mußte), mit langen Fluren und engen Sälen. Dort trafen sich immer zu bestimmten Zeiten die Studenten und die Professoren. Studenten nannte man die, die auf den überfüllten Banken saßen und immer kamen, wenn es die mächtigen Professoren befahlen, die mit ihren vom Schreiben verkrüppelten Fingern auf die Tische klopften und mit ergebenen Gesichtern den Worten ihrer Professoren lauschten.

Nun, damals hatte man in jenem Land begonnen, eine Staatsform auszuüben, die sie Demokratie nannten. (Was das ist, kann ich euch auch nicht erklären). Da man es aber versäumt, dies überall in den Zeitungen, im Rundfunk und im Fernsehen bekannt zu machen , so bemerkten das die Studenten erst nach langer, langer Zeit. Nun aber stellten sich einige vor ihre Kameraden und riefen: “Folget uns! Wir wollen die Professoren fragen, was Demokratie ist!”

Sie gingen au den Professoren. Da aber bemerkten sie, daß diese, -sie hatten vorher noch nie mit ihnen gesprochen-, nicht antworten konnten. Sie waren Automaten. So zogen die Studenten auf die Straße und begannen jederman zu fragen. Einige antworteten: “Demokratie ist, wenn man in den Sälen sitzt und den Professoren zuhört!” Da lachten die Studenten. Andere meinten: “Demokratie ist es, nicht zu fragen!” Nun wurden die Studenten unsicher, ob die anderen nicht auch Automaten wären. So begannen sie, mit Steinen und mit Eiern zu werfen, und siehe, es waren keine Automaten, denn sie wehrten sich. Die Studenten freuten sich sehr, denn sie glaubten, mit den Eiern die Automaten zum Leben erweckt zu haben. Wieder stellten sie ihre Frage, aber die Antwort war immer die gleiche, wie oft sie auch frugen.

Dies ging solange, bis auch viele Studenten Automaten waren und ihren Freunden zuriefen: “Werdet Automaten! Folget nicht den Rattenfängern, die da nach Demokratie fragen! Werdet mit uns glückliche Automaten!” Nur noch wenige murrten dagegen, denn es war jetzt unbequem.

So blieb alles wie es war. Noch immer sitzen sie in jenem Land, das nun nicht mehr reich ist, in den überfüllten Sälen der alten Häuser, mit den Treppen, die man mit eigener Kraft ersteigen muß.

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