Kommentar – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Mon, 03 Jul 2017 20:32:25 +0000 de-DE hourly 1 Hört auf, euch zu vergleichen! https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/hoert-auf-euch-zu-vergleichen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/hoert-auf-euch-zu-vergleichen/#respond Mon, 03 Jul 2017 06:35:42 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=286396 Wenn wir beginnen zu studieren, führt uns gemeinsam eine Sache an die Universität. Unser Abitur. Doch so einheitlich wie es klingen mag ist das Abitur in Deutschland beim besten Willen nicht. Bildungspolitik ist Ländersache. Deshalb können wir in Deutschland stolz 16 verschiedene Bildungssysteme vorweisen. Doch was bedeuten die verschiedenen Systeme für die Betroffenen?

In der Theorie heißt es, dass der Abiturdurchschnitt innerhalb Deutschlands vergleichbar ist. Doch ist er das wirklich?

Wie kann ein Ergebnis vergleichbar werden, wenn es 16 verschiedene Wege gibt, um dieses Ergebnis zu erreichen? Wie können die Prüfungen vergleichbar sein, wenn sich die Anzahl an Prüfungen und auch die Art der Prüfungen unterscheiden? Wie können die Leistungen vergleichbar sein, wenn in einigen Ländern andere Fächer Pflicht sind als in den anderen Bundesländern? Wie sollen die persönlichen Ergebnisse der Schüler vergleichbar sein, wenn häufig Fremdsprachen wichtiger scheinen als Naturwissenschaften?

Je mehr man sich mit dieser Thematik auseinandersetzt, desto mehr bekommt man auch mit, dass viele mit dem Bildungsförderalismus unzufrieden sind. Trotzdem ändert sich nichts. Es heißt einfach nur, dass Bildung Ländersache sei, und dabei bleibt es. Es soll den Wettkampf zwischen den Bundesländern fördern. Frei nach dem Motto, dass es einen Kampf darum gibt, wer das beste Bildungssystem hat. Jedoch bringen die Schüler die Leistungen und die interessieren sich nicht großartig für die Leistungen der Schüler aus den anderen Ländern, denn die haben ein anderes System. Ich frage mich, wie dann der Wettkampf zwischen den Ländern funktionieren soll, wenn die Schüler nicht mitmachen.

Es ist auch ein unfairer Wettkampf, denn bei Bildung spielt Geld eine große Rolle. Je mehr Geld ein Land hat, desto mehr Chancen hat das Land auch, dieses Geld in Bildung zu investieren und somit das Bildungssystem in dem jeweiligen Land zu verbessern. Doch wir wissen alle gut genug, dass einige Bundesländer mehr Geld haben als andere.

Weiterhin sind die Schüler immer die Leidtragenden. Entweder, weil die Politiker in den Wettkampf einsteigen und häufig Änderungen der Abiturverordnung beschließen, oder, weil man als Abiturient bei der Bewerbung auf einen Studienplatz benachteiligt wird, wenn man in einem Bundesland Abitur gemacht hat, in dem es als minderwertiger abgestempelt wurde.

Was ist das für eine Vergleichbarkeit, wenn bestimmte Bundesländer bei anderen Vorurteile hervorrufen? Schließlich kann keiner was dafür, in welchem Bundesland er geboren worden ist. Und wer sagt schon mit 14 zu seinen Eltern: „Ich ziehe aus in ein anderes Bundesland, weil mir die Abiturverordnung da besser gefällt.“? Ich glaube, wenn überhaupt, die wenigsten.

Nun kann niemand von uns wirklich etwas gegen diese Ungerechtigkeit tun, doch können wir uns diese Ungerechtigkeit bewusst machen. Wir können aufhören im Studium unsere Abiturnoten zu vergleichen, denn vergleichbar sind diese nicht wirklich. Wir können es einfach hinnehmen, nette Kommilitonen getroffen zu haben – unabhängig von deren Abischnitt.

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Plädoyer für gute Kommunikation https://www.studentenpack.de/index.php/2017/02/plaedoyer-fuer-gute-kommunikation/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/02/plaedoyer-fuer-gute-kommunikation/#respond Mon, 06 Feb 2017 08:00:18 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=262309 In der letzten StuPa-Sitzung im Januar wurde ein Antrag der AG Medimeisterschaften zu finanzieller Unterstützung im StuPa mit sehr knapper Mehrheit abgelehnt. Mit diesem Ergebnis hatte niemand gerechnet. Dementsprechend angespannt und bestürzt wirkte auf mich die Stimmung der Antragsteller nach der Sitzung.

Ich bin jemand, der sich gerne und viel ehrenamtlich engagiert. Gerade in diesem Jahr empfinde ich die Gremienarbeit an unserer Uni als sehr angenehm. Die Fachschaften reden miteinander, besuchen die Sitzungen der anderen und helfen sich gegenseitig. Das hat zur Folge, dass ein positives Klima im Umgang miteinander herrscht, Vorurteile abgebaut werden und gleichzeitig mehr Toleranz geschaffen wird. Als ich 2013 in der Fachschaft MINT in die Gremienarbeit eingestiegen bin, war das leider nicht so. Es herrschte ein rauer Ton zwischen den Gremien und vor allem die Fachschaften MINT und Medizin redeten nur miteinander, wenn es unbedingt sein musste. Jeder kochte sein eigenes Süppchen und wollte auch nichts mit den anderen zu tun haben. Das änderte sich mit der letzten Wahl. Die Fachschaft MINT wuchs von elf auf 21 gewählte Mitglieder. Viele von ihnen hatten sich zum ersten Mal zur Wahl aufgestellt. Ebenfalls im letzten Sommersemester hatten wir vor allem über die FS AN der FH angefangen, die hochschulübergreifende Kommunikation zu stärken. Außerdem wurden Personen in die FS Medizin gewählt, die sich auf die Fahnen geschrieben hatten, die Kommunikation zwischen den Gremien wieder zu verbessern. Nach dem Motto: „Wenn wir es schaffen, hochschulübergreifend mit der FH zusammenzuarbeiten, dann schaffen wir das doch auch uniintern!“ Man begann sich gegenseitig auf den Sitzungen zu besuchen, miteinander zu reden, die Menschen hinter den Namen kennenzulernen und sich gegenseitig zu verstehen. Mir persönlich macht diese Art der Gremienarbeit sehr viel mehr Spaß.

Worauf ich eigentlich hinaus möchte ist Folgendes: Das Thema “finanzielle Unterstützung der Fahrt zu den Medimeisterschaften” wird jedes Jahr sehr kontrovers diskutiert. Über die Gründe, warum der Antrag dieses Jahr abgelehnt wurde, lässt sich nur spekulieren. Meine Bitte an alle ist: Nutzt die Kontakte, die schon geknüpft wurden. Redet nicht über sondern mit den Beteiligten und vielleicht findet sich noch eine Lösung. Denn das Klima, das derzeit zwischen den Gremien an unserer Uni herrscht, ist sehr angenehm. Kommunikation und Zusammenarbeit sind zwar noch nicht perfekt, aber es tut sich endlich was. Ich fände es sehr schade, wenn die gerade geschlagenen Brücken schon wieder eingerissen würden. Wir alle wissen ja, Bauarbeiten an Brücken sind nervig und führen zu Verkehrschaos. Wenn aber das Ziel, in diesem Fall ein offener und freundlicher Umgang miteinander, erhalten wird, sind die ganzen Staus und Verspätungen es doch wert. Oder?

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Dominiak’s Law https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/dominiaks-law/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/dominiaks-law/#respond Mon, 03 Nov 2014 09:05:59 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212573 Mittlerweile hat unsere Universität etwa 3700 Studenten und so manch einer fragt sich, wie groß unsere Uni bei den immer neuen Studiengängen noch werden soll – die allgemeine Entwicklung „Es werden immer schneller immer mehr“ fällt schließlich schnell auf. Die rasante Entwicklung begann nach zaghaften Anfängen durch MLS und MML ungefähr im Jahr 2005. In diesem Jahr begann auch ein Professor der Pharmakologie mit seinem Aufstieg über den Rektor zum Präsidenten. Ob beide Ereignisse unabhängig voneinander sind oder miteinander zu tun haben, konnte nicht eindeutig geklärt werden. Ein Zusammenhang ist jedoch nicht auszuschließen, sodass angenommene Gesetzmäßigkeiten untersucht und vorab nach dem Präsidenten der Uni zur Zeit des Wachstums als „Dominiak’s Law“ benannt werden könnnen.

Wohin soll das noch führen? Auf jeden Fall nach oben.Johann Mattutat

Wohin soll das noch führen? Auf jeden Fall nach oben.

Besonders deutlich wird die Entwicklung bei der Anzahl der MINT-Bachelor-Studiengänge. War 1993 die Informatik als erster Studiengangsneuling noch eine Besonderheit, hat sich bei den aktuell sieben Studiengängen mittlerweile Routine eingespielt. Diese Datenmenge ermöglicht uns auch erste Modellierungen, wie sich die Entwicklung in der Zukunft fortsetzen könnte und wie groß beispielsweise unsere Universität zum 100. Jubiläum sein wird. Hier wollen wir dazu mathematische Methoden nutzen. Auf andere Fragestellungen wie Studentenzahlen oder die Raumsituation auf dem Campus lässt sich die Vorgehensweise schnell und trivial verallgemeinern. Hier sind nur die vorhandenen Daten meist weniger signifikant.

Nehmen wir also an, die Anzahl der MINT-Studiengänge sei eine Funktion in Abhängigkeit von der Jahreszahl. Da die Studiengangs-Entwicklung ein fast natürlicher Prozess ist, betrachten wir sie als stetige Funktion. Hier bieten sich für einfache Modelle polynomielle (zum Beispiel 7*x^5-3*x^2) oder exponentielle (zum Beispiel 2*e^(7x)) Zusammenhänge an. Diese verschiedenen Ansätze liefern unterschiedliche Abschätzungen und werden kurz getrennt voneinander behandelt.

Beim polynomiellen Ansatz suchen wir eine Funktion f mit f(1993)=1, f(2001)=2, … , f(2014)=7. Diese ist, wenn wir mit gerundeten Zahlen weiterrechnen, f(x) = 0.0000138 x^6 – 0.166 x^5 + 833 x^4 – 2229088 x^3 + 3353727583 x^2 – 2691076981024 x + 899730169769580. Setzt man das Jahr 2064 als 100. Jubiläum in die Formel ein, ergibt sich f(2064) ≈ 17325001854.

Beim exponentiellen Ansatz suchen wir eine angenäherte Funktion g mit g(1993)≈1, g(2001)≈2, … , g(2014)≈7. Hier findet sich als optimale Näherung (wiederum mit gerundeten Zahlen) 2.04891*10^-75*e^(0.0863438*x). Es ergibt sich für das 100. Jubiläum g(2064) ≈ 511. In beiden Fällen ist die Entwicklung offensichtlich, auch wenn die Effektstärke zwischen mehreren Studiengängen für jeden Menschen der Weltbevölkerung und einer großen Universität schwankt.

Das wohl realistischere letztere exponentielle Verfahren lässt sich ebenfalls auf die Ersti-Zahlen anwenden. Hier spuckt der Computer aus, dass diese nach einem Wachstum von 0 Studienanfängern (1963) über 200 (1992) bis hin zu 730 (2014) der Formel 5.75835×10^(-46)*e^(0.0549855*x) folgen. Dies sagt der Bildungsstätte eine glorreiche Zukunft voraus, in der sie mit etwa 11.000 Studienanfängern zum 100. Jubiläum zu den größten Unis Deutschlands gehört.

Einzig die Mediziner bleiben von der Entwicklung verschont. Hier sind die Anfängerzahlen seit längerer Zeit konstant. Doch mit dem Studiengang Pflege wurde dieses Jahr auch in der Sektion Medizin ein neuer Studiengang eingeführt. Es lauert also Gefahr an allen Ecken und Enden.

Das Modell lehrt auf jeden Fall, dass wir uns schon einmal nach neuen Räumlichkeiten für die kommenden Jahre umsehen oder neue Hörsäle bauen sollten – denn wie heißt es an unserer Uni so schön? „Baulärm ist der schönste Lärm.“

Abschließend bleibt es dem interessierten Leser als triviale Übungsaufgabe, ob er die hoch angesehenen, viel zitierten, ausgesprochen signifikanten und detaillierten Berechnungen übernimmt oder als Papierverschwendung ansieht.

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Campus Open Air auf der Kippe? https://www.studentenpack.de/index.php/2014/06/campus-open-air-auf-der-kippe/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/06/campus-open-air-auf-der-kippe/#respond Mon, 02 Jun 2014 09:05:40 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=211249 Wer weiß, vielleicht gibt es in ein oder zwei Jahren kein Campus Open Air mehr. Warum das, wo es doch so eine tolle Veranstaltung ist? Die Antwort ist einfach: Jedes Jahr wird es schwieriger, Helfer zu finden – egal ob es ums Bier verkaufen, Grillen oder leere Flaschen einsammeln geht. Letztes Jahr fehlten zehn Tage vor dem Campus Open Air allein bei den Auf- und Abbau-, Müll- und Flaschensammel-Schichten 39 Leute und auch dieses Jahr waren es nicht weniger.

„Bis jetzt geht uns um acht Uhr das Bier aus“, heißt es auch von der FS MED zwei Wochen vor dem COAL und nach mehreren Mails über die Studierendenverteiler. Ein Festival ohne Bier, dafür mit vielen herumliegenden, potenziell kaputten Flaschen ist nicht gerade toll, doch ändern wollen das nur die wenigsten – obwohl Helfen sogar mit Gutscheinen belohnt wird. Der Gutschein-Gegenwert von etwa 15 Euro bedeutet bei drei Stunden Arbeit zwar keinen königlichen Stundenlohn, könnte neben dem guten Gefühl, das COAL überhaupt erst zu ermöglichen, aber doch Anreiz genug sein.

„Hmm, nee, dazu hab ich keine Lust“ oder ein halbherziges „Ich überleg’s mir“ habe ich oft gehört, wenn es darum ging, Helfer für das COAL zu finden. Mich macht das traurig und ziemlich wütend. Denn diejenigen, die einem während des Festivals so nett „Find ich toll, dass ihr die leeren Flaschen gleich einsammelt“ sagen, sind die, deretwegen ich nicht – so wie sie – entspannt mit einem Bier auf der Wiese sitze.

Es mag überraschen, aber: Ich sehe das nicht ein. Das COAL ist kein Fest, das irgendwelche Gremienmitglieder für den Rest der Studierendenschaft organisieren, sondern eine Großveranstaltung, die von der Beteiligung aller lebt. Mittlerweile scheint es allerdings schon so selbstverständlich zu sein, dass das Campus Open Air stattfindet, dass kaum noch jemand darüber nachdenkt, wie viel Arbeit es bedeutet, so etwas auf die Beine zu stellen.

Dass das Kern-Organisationsteam klein ist, ist vollkommen sinnvoll. Um ein halbes Jahr vorher Bands auszuwählen, Sponsoren anzuwerben und Kostenvoranschläge oder offizielle Genehmigungen einzuholen, braucht es keine 100 Leute. Und jedem, der zu diesem Zeitpunkt dabei ist, ist klar, dass er am Tag des Campus Open Airs mehr tun und mehr Verantwortung tragen wird als der Durchschnittsbesucher. Trotzdem wäre es schön, eineinhalb Wochen vor dem Event sicher zu wissen, dass es auch wirklich wie geplant stattfinden kann und nicht kurzfristig an Helfermangel scheitert.

Ungefähr 200 zu besetzende Helferschichten sind angesichts der über 3000 Studenten an der Uni wirklich nicht viel – wenn nur jeder zweite Student einmal während seines kompletten Studiums eine Helferschicht übernehmen würde, gäbe es schon keine Engpässe mehr. Dass der Schichtplan in letzter Sekunde von Verwandten oder engen Freunden der Orga-Team-Mitglieder aufgefüllt wird, ist für alle anderen sehr bequem. Für die Studierendenschaft insgesamt betrachte ich es als Armutszeugnis.

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Eine Klarstellung https://www.studentenpack.de/index.php/2014/02/eine-klarstellung/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/02/eine-klarstellung/#respond Mon, 03 Feb 2014 05:15:12 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=209113 Bilder aus Hamburg um den Jahreswechsel: Schwarz gekleidete Autonome werfen Flaschen, zünden Barrikaden an, prügeln sich mit Polizist*innen. Ein Aufschrei in der Presse – jemand müsse diese „jungen Randalierer“ zur Vernunft bringen. Platz für Hintergrundinformationen, detaillierte Berichterstattung, kritische Meinungen – Fehlanzeige. Stattdessen werden Polizeiberichte wieder und wieder abgeschrieben. Keine neue Entwicklung in der deutschen Berichterstattung nach Demonstrationen.

Rund 7000 Menschen standen am 21. Dezember auf dem Schulterblatt im Schanzenviertel.

Rund 7000 Menschen standen am 21. Dezember auf dem Schulterblatt im Schanzenviertel.[media-credit id=28 align="aligncenter" width="645"]

Hintergründe zur Demonstration

Etwa 7000 Demonstrant*innen standen am 21. Dezember vor der Flora, nicht nur, um für den Erhalt des autonomen Kulturzentrums zu kämpfen. „Recht auf Stadt für alle!“ war der Slogan, unter dem auch für das Bleiberecht von allen Menschen und den Erhalt der ESSO-Häuser demonstriert wurde. Ein kurzer Überblick: Im Herbst 2013 hatte man in Hamburg den Eindruck, dass sich die von Olaf Scholz geführte Hamburger SPD selbst abschieben wollte. Wenige Tage nach dem Bootsunglück vor Lampedusa am 3. Oktober mit etwa 390 Toten begannen die von Innensenator Neumann angeordneten Kontrollen ausschließlich schwarzer Männer in ganz Hamburg. Sie sollten Flüchtlinge finden, die ebenfalls über Lampedusa nach Hamburg geflohen waren. Doch anstatt in die sogenannte „Illegalität“ abzutauchen, organisierten sich die Männer und kämpften friedlich für ihr Bleiberecht. Als Neumann dann eine Razzia in der Kirche plante, in der einige Flüchtlinge eine Unterkunft gefunden hatten, gingen etwa 15.000 Hamburger*innen auf die Straße.

Auch bei den ESSO-Häusern geht es um eine aktuelle politische Debatte, die sehr viele Hamburger*innen betrifft: Der extreme Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Die ESSO-Häuser gehörten zu diesem letzten bezahlbaren Wohnraum auf St. Pauli, doch der Besitzer ließ sie verfallen. Auch wenn die SPD stets versprach, es würde keinen Abriss ohne die Zusicherung einer Rückkehr zu bezahlbaren Mietpreisen geben, wussten die Bewohner*innen, warum sie sich gegen die Abrisspläne des Immobilienkonzerns, der die Häuser vor ein paar Jahren erwarb, mit Händen und Füßen wehrten. Spätabends am 14. Dezember mussten die Mieter*innen die Wohnungen wegen akuter Einsturzgefahr räumen. Auf eine Rückkehr, eine Entschädigung oder sonstige Regelungen um den Bewohner*innen in der Zukunft eine Wohnung zu garantieren, warten die Menschen bislang vergeblich.

Und dann noch die Flora: Das letzte nicht legalisierte besetzte Gebäude Hamburgs! 2001 kaufte Herr Klausmartin Kretschmer die Immobilie für einen symbolischen Preis von 370.000 Euro und möchte sie nun räumen lassen, um sie „lukrativ zu entwickeln“. Die Demo sollte auch zeigen, was passieren würde, wenn tatsächlich jemand versuchen sollte, die Flora zu räumen und wie groß die solidarische Unterstützung des Projektes ist. Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch die breite Mobilisation und die große Unterstützung. Um sich mit Polizist*innen zu prügeln, muss man bekanntlich nur zu einem Fußballspiel seiner Wahl fahren, aber nicht den (eventuell) weiten Weg nach Hamburg auf sich nehmen. Viele Demonstrant*innen kamen aber nach Hamburg, um ihre Wut über politische Entwicklungen in Deutschland auf die Straße zu tragen und der SPD ein lautes „Wem gehört die Stadt?“ entgegenzurufen, nicht um sich mit Polizist*innen abzugeben. Rund 7000 Menschen standen deshalb am 21. Dezember auf dem Schulterblatt im Schanzenviertel: Manche schwarz gekleidet, manche nicht. Wie die Polizei auf die Zahl der „4000 gewaltbereiten Demonstranten“ kommt, ein Rätsel. Wurden einfach alle Menschen mit schwarzer Kleidung gezählt? Wurden alle Menschen im sogenannten „schwarzen Block“ vom „Kommunikationsteam“ der Polizei befragt, ob sie gewaltbereit seien? Und dann ging die Demo los… und war schon beendet.

Nach ein paar Redebeiträgen sollte es dann losgehen. Noch war die Situation so ruhig, dass selbst Familien nicht sehr weit von der ersten Reihe entfernt standen, trotz des schon positionierten Wasserwerfers. Niemand dachte, dass die Situation schon auf den ersten zehn Metern eskalieren würde. Als die Demo sich in Bewegung setzte, wurden Bengalos gezündet. Das mag manchen Menschen nicht gefallen, ist aber für Andere als Stimmungsmachen nicht von Demonstrationen wegzudenken. In Frankreich ist diese Art von Pyrotechnik zum Beispiel erlaubt und auch hierzulande schmeißt in einer solchen Situation die Polizei normalerweise nicht gleich ihre Wasserwerfer an. Doch an diesem Tag wurde die Demonstration daraufhin mit Tränengas und Wasserwerfern angegriffen und die Situation eskalierte. Erschrockene Demonstrant*innen retteten sich in Geschäfte und beobachteten durch die Ladenfenster die Straßenschlacht. Die meisten Menschen versuchten, irgendwie weiter nach hinten, weg von den Wasserwerfern und dem Tränengas zu kommen und bahnten sich den Weg in eine Seitenstraße. Diese wurde dann an beiden Enden von Polizeiketten gesperrt und so fanden sich hunderte Demonstrant*innen mehr als dicht gedrängt in einem Polizeikessel wieder, in dem es fast zur Massenpanik gekommen wäre.

Die Flora: Das letzte nicht legalisierte besetzte Gebäude Hamburgs.

Die Flora: Das letzte nicht legalisierte besetzte Gebäude Hamburgs.[media-credit name="Maren Janotta" align="aligncenter" width="400"]

Zum Verständnis dieser Eskalation, sei erwähnt, dass es bestimmt ein paar gewaltbereite Demonstrant*innen gab. Auch unter den Beamt*innen gab es bestimmt Menschen, die Gewalt wollten. Jede*r, der oder die schon ein paar Mal auf Demonstrationen war und diese Polizeigewalt erlebt hat, weiß das. Es gibt sogar Einsatzhundertschaften, die eine traurige Berühmtheit erlangt haben und für ihre Gewalt bekannt sind. Und wenn dann auch noch Menschen wie Rainer Wendt, der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, immer wieder Demonstrant*innen als „Chaoten“ diffamieren, hilft das nicht, die Beziehung zwischen beiden Parteien zu verbessern. Das hier soll keine Hasstirade auf die Polizei sein, nur eine Feststellung, die sonst kaum in den Medien erwähnt wird.

Die massive Polizeigewalt an diesem Tag war nicht die einzig denkbare Lösung. Die Aufgabe der Polizei wäre es gewesen, die Straße für die Demonstration begehbar zu machen und für die Sicherheit von allen zu sorgen. Doch der Aufgabenbereich der Polizei scheint in Hamburg noch weiter aus dem Ruder zu laufen. Eigentlich haben wir eine Gewaltentrennung und die Polizei als Exekutive soll bestehende Gesetze sichern, unter anderen das Demonstrationsrecht. Was sie gerade in Hamburg tut und auf Grund des Polizeigesetzes von 1991 auch tun darf, fällt aber schon in den gesetzgebenden Bereich, also die Legislative. So hat die Polizei im Januar ein Gefahrengebiet eingerichtet, nicht legitimiert durch gewählte Vertreter*innen, in dem sie verdachtsunabhängig Menschen kontrollieren und in Gewahrsam nehmen darf. Auch nach dessen Aufhebung sind anhaltende Proteste gegen diese Maßnahmen und das Polizeigesetz die Folge.

Einen Tag nach der Demonstration las ich in der Zeitung: „Die Regierung droht mit hartem ‘Durchgreifen’, die Demonstranten wehren sich mit ihren Mitteln. Einige Protestierende beschießen die Sicherheitskräfte mit Feuerwerk und entzünden Barrikaden.“ Der Protest wurde von den Medien als heldenhafter Widerstand gefeiert – es ging um Kiew.

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Mo(no)vember https://www.studentenpack.de/index.php/2012/12/monovember/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/12/monovember/#respond Wed, 05 Dec 2012 13:00:04 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=81396 Die Monobraue – zu behaupten, diese geniale Idee wäre meinen wirren Windungen entwichen, würde mir zu Ruhm gereichen, der einer anderen gebührt. Die Idee stammt von einer feinen Freundin, die für ihren wohltätig-ästhetischen Kreuzzug eine Mitstreiterin suchte und sich in diesem Zusammenhang an mich wendete. Ich war nicht auf der Stelle Feuer und Flamme, aber die Vorteile ließen sich nach reifem Überlegen einfach nicht wieder von der Hand weisen:

  • die Zeitersparnis, denn im Gegensatz zum „Mo“ bedarf die „Mono“ nur einer lässigen Vernachlässigung
  • das warme Kuschelfell über der Nase, welches im eisigen Novemberwind die Gedanken warm hält
  • der zuverlässige Schweißdamm, der bei Sportexzessen die salzige Flut zu den Schläfen hin umleitet

und schließlich auch die Neugier und die körperlich-ästhetische Selbsterfahrung. Na ja, und gegen ein diskussionsprovozierendes Äußeres, mit dem man auch noch Gutes tut, hatte ich auch nichts einzuwenden.

Enttäuschend waren die Reaktionen einiger unserer männlichen Kommilitonen, die in ihrer engstirnigen medienbeeinflussten Schönheitsvorstellung, unserer Aktion unwillig gegenüberstanden und nicht bereit waren, uns zu unterstützen. Vielleicht können ja bei einigen von ihnen bis zum nächsten November Hemmungen und Vorurteile abgebaut werden.

Rückblickend muss ich zugeben, dass ich in diesem Monat nicht ganz die gewünschten Brauendichte erreicht habe und deshalb doch ein bisschen neidisch auf den stolzen Adler schiele, der die Stirn meiner Kommilitonin ziert. Hoffentlich bringe ich es nächstes Jahr, mit etwas Vorsprung, weiter – und wer weiß, vielleicht ist der MONOvember ja der Beginn einer großartigen Serie von wohltätig-kreativen Spendensammelaktionen wie dem Achsril (April) oder dem Schamuar (Januar), die Männern und Frauen gleichermaßen offen stehen…

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Die Zukunft der Fachschaften an der MINT https://www.studentenpack.de/index.php/2011/05/die-zukunft-der-fachschaften-an-der-mint/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/05/die-zukunft-der-fachschaften-an-der-mint/#respond Sat, 14 May 2011 07:54:44 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/wordpress/?p=243 Trotz massiver Kritik am Vorhaben hat das Studierendenparlament am 13. April die Zusammenfassung der Fachschaften MLS und CS beschlossen. Dies soll nach Abänderung der Satzungen voraussichtlich zur übernächsten Gremien-Wahl in Kraft treten, auch wenn der Präsident und einige andere Mitglieder des Gremiums zuvor äußerten, dass sie auch mit einer sofortigen Umsetzung keine Probleme gehabt hätten. Wie in der letzten Ausgabe berichtet, hätte eine sofortige Konstituierung zur Folge gehabt, dass über 1.000 Studenten aus fünf Fächern, jeweils zerteilt in Bachelor und Master, durch lediglich 10 Vertreter, also maximal einen pro Gruppe, vertreten werden könnten.

StuPa

Die StuPa-Sitzung im April. Foto Lukas Ruge

In einem Versuch, diesen Wahnsinn noch zu stoppen, hatten sich die Fachschaften zuvor in einer gemeinsamen Sitzung getroffen und beschlossen, selbst den Antrag auf Konstituierung einer Fachschaft MINT zu stellen, sofern dies erst nach der Veränderung der Satzungen geschehen würde. Mit diesem unerwarteten Zug wollten beide Fachschaften sicherstellen, auch im kommenden Semester die Studenten angemessen vertreten zu können. Dieser Antrag wurde mit 18 Stimmen gegen zwei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen angenommen. Immerhin werden die Fachschaften so vorläufig 15 gewählte Mitglieder haben.

Nach dieser Entscheidung des StuPa wurde nun ein neuer Ausschuss gegründet, in dem neben fünf Personen aus dem Parlament auch vier Fachschaftler vertreten sein werden, da die Satzung lediglich Ausschüsse mit einer Mehrheit aus Parlamentariern zulässt. Dieser Ausschuss soll Modalitäten der Zusammenlegung debattieren und Empfehlungen vorlegen, die endgültige Entscheidung über die Änderungen in der Satzung muss das Parlament dann wieder mit einer Zweidrittelmehrheit beschließen.

Die Abstimmung war in ihrer Formulierung schwammig und StuPa-Präsident Christoph Leschzyck drängte vehement darauf, eine schnelle Abstimmung durchzuführen und sich nicht lange mit der Formulierung der abzustimmenden Frage zu beschäftigen. Es ist nicht klar festgelegt, welche Teile der Satzung geändert werden müssen oder mit wem darüber Einigkeit herrschen muss. So können auch die Details der Zusammenführung an der Fachschaft vorbei vom StuPa aufgezwungen werden, wenn die Parlamentarier dies wünschen.

Während das Ergebnis in Fachschaftskreisen heiß diskutiert wird, ist man sich einig darin, dass man zwar Zeit gewonnen hat, aber im nächsten Jahr mit einer ungünstigen Besatzung auflaufen muss. Die Fachschaft CS wird auf immerhin zehn Personen anwachsen und sich aus den Studiengängen Informatik, MIW, MML und vielleicht auch ersten Master-Studenten der Medizinischen Informatik zusammensetzen. Ihnen obliegt neben der regulären Arbeit insbesondere die wichtige Aufgabe, den neuen Studiengang Medizinische Informatik in den ersten Semestern zu begleiten. Bereits jetzt setzen sich die Fachschaften aktiv mit dem Studienplan auseinander und beraten ihn mit den Professoren.

Neben der Fachschaft CS wird es im nächsten Jahr zum letzten Mal eine Fachschaft MLS geben, die sich weiterhin aus fünf Personen zusammensetzt. Sowohl die Vertreter von MLS als auch die der CS haben beteuert, dass die enge Zusammenarbeit der letzten Jahre beibehalten wird. Zusammen werden die Vertreter versuchen, einen Weg zu finden, eine Fachschaft MINT zu gestalten. Wie viele Vertreter sollte eine solche Fachschaft haben? Wie sollte die Arbeitsaufteilung gestaltet und wie eine adäquate Vertretung gegenüber den Studenten und Professoren gewährleistet werden? Durch die Verschiebung haben die gewählten Vertreter nun ein Jahr gewonnen, um sich dies alles zu überlegen.

Beim ersten Treffen des Ausschusses am 02. Mai wurde die Marschrichtung für die nächsten Semester vorgegeben. Die zukünftige Fachschaft MINT wird, so die Einigung in der Sitzung, vorraussichtlich 20 gewählte Mitglieder haben. Dabei werden jeweils 2 pro Studienfach gewählt, unabhängig davon, ob sie im Bachelor oder im Master studieren. Die verbleibenden 10 Sitze werden frei nach Wählerstimmen verteilt. Die Größe einer Fachschaft mit 20 Personen wird, so der Stand der Debatte, dazu führen, dass man eine weitere Klausel in die Satzung aufnimmt, um auch die Fachschaft Medizin zu vergrößern. Der Eindruck eines fachschaftlichen Kräftemessens lässt sich hier kaum vermeiden. Sollte die Größe einer Fachschaft nicht davon abhängen, wie viele unterschiedliche Fachrichtungen sie vertreten muss, anstelle davon, wie viele Vertreter eine andere Fachschaft hat

 

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Hingerichtet im Namen der Liebe https://www.studentenpack.de/index.php/2010/02/hingerichtet-im-namen-der-liebe/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/02/hingerichtet-im-namen-der-liebe/#respond Sun, 31 Jan 2010 22:00:10 +0000 http://www.phibography.de/StudentenPACK/artikel/?p=68 Für den einen ein Graus, für den anderen ein willkommener Feiertag zwischen Weihnachten und Ostern: der Valentinstag. Eigentlich sollte man meinen, dass ein glückliches Paar sich jeden Tag seine Liebe zeigt und diese keinen eigenen Feiertag braucht, um zelebriert zu werden, zumal ja auch schon Weihnachten „das Fest der Liebe“ genannt wird.

Eines ist klar, dieser Tag ist natürlich ein gefundenes Fressen für die Wirtschaft. Doch ist der Valentinstag wirklich nur eine Erfindung dieser, um den Menschen ihr Erspartes in einem weiteren Fest aus der Tasche zu ziehen? Und warum ist Valentinstag dann im Winter und nicht im riesigen Sommerloch der feiertagsfreien Monate?

Der 14. Februar ist zunächst einmal aus religiöser Sicht betrachtet ein Gedenktag einer Reihe von Heiligen, unter anderem des Valentin von Rom (katholisch, anglikanisch) und des Valentin von Terni (katholisch). Bei diesen beiden ist unklar, ob es sich nicht sogar um ein und dieselbe Person handeln könnte, doch die Vermutung liegt nahe, da über Valentin von Terni berichtet wird, dass er zuletzt auf Rufen des Rhetors Kraton nach Rom kam, um dessen verkrüppelten Sohn zu heilen. Vereint man mehrere Legenden um Valentin von Terni oder Rom, lässt sich daraus eine schöne Geschichte zusammenbasteln, die wirklich zu dem Namensgeber dieses Tages der Liebe passt:

Valentin, ein Bischof aus Interamna an der Via Flaminia, dem heutigen Terni, ging auf die Straßen hinaus, um die Menschen vom christlichen Glauben zu überzeugen und sie in diesem zu unterstützen. Den Männern aus Terni riet er statt in den Krieg zu ziehen doch lieber bei ihren Frauen und Kindern zu bleiben. Er traute junge Paare christlich, auch wenn deren Familien mit einer Hochzeit nicht einverstanden waren, war ein wahrer Vater der Armen und stand deshalb in allgemeiner Achtung, selbst unter den Heiden. Den Menschen die an seinem Kloster vorbeikamen, schenkte er Blumen aus seinem Garten. Valentin soll sehr viel an den heiligen Märtyrer gelegen haben, weshalb er sie in den Gefängnissen besuchte, ihnen diente und für ein ihrem Glauben angemessenes Begräbnis sorgte. Unter Kaiser Claudius wurde er ergriffen und in ein Gefängnis gebracht, denn dieser hatte das Heiratsverbot eingeführt, um mehr junge Männer für den Krieg zu haben. Einige Zeit später wurde er dem Kaiser vorgeführt, der den Bekehrungsversuchen Valentins zum christlichen Glauben keineswegs abgeneigt zu sein schien. Doch Calphurnius, ein boshafter Präfekt der Stadt, verbreitete daraufhin, der Kaiser ließe sich von Valentin beeinflussen und das Volk würde seine Götter verraten müssen. Der Kaiser befürchtete nun einen Volksaufstand und übergab Valentin in die Hände des Präfekten, welcher ihn zum Richter Asterius brachte. Valentin heilte dessen Pflegetochter von Blindheit und bekehrte so Asterius und all seine Angehörigen zum Christentum. Als der Kaiser, immer noch wegen eines Aufstands besorgt, dies erfuhr, lies er ihn und seine neue Glaubensgemeinde ins Gefängnis bringen und ihn am 14. Februar 269 köpfen.

Doch die Bräuche des Blumenschenkens und des Feierns der Liebenden lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. So steht der Valentinstag mit dem Gedenktag der griechischen Schutzgöttin der Ehe und Familie, Hera, in Verbindung. Dieser wurden Blumenopfer dargebracht und per Los wurden probeweise junge Paare für die Dauer eines Jahres verbandelt. Im alten Rom wurde das Fest als Lupercalia-Fest für die Göttermutter Juno als eine Art Reinigungsfest begangen, diente aber auch der Sühne und der Befruchtung des Landes und seiner Bewohner. Die Lupercalien wurden zum 15. Februar gefeiert. Im Zuge der Christianisierung wurden dann den heidnischen Festen christliche Hintergründe verpasst, so auch dem Lupercalia-Fest durch die Verbindung mit Valentin von Terni als Schutzpatron des 14. Februars.

Höchstwahrscheinlich lässt sich die ungeheure Popularität des Valentinstages im angelsächsischen Bereich auf ein Gedicht von Geoffrey Chaucer, „Parlament der Vögel“, zurückführen, das zu einer St. Valentinsfeier am Hofe Königs Richard II. 1383 verfasst und erstmals öffentlich vorgetragen wurde. In diesem Gedicht ist die Rede von Vögeln, die an sich an diesem Feiertag um die Göttin der Natur versammeln und sie um einen Partner für jeden von ihnen bitten.

Seit dem 15. Jahrhundert werden in England Valentinspaare gebildet, die sich kleine Geschenke oder Gedichte schicken. Da besonders in England der Valentinstag als Tag der Liebenden gepflegt wurde, verwundert es kaum, dass ihn die ersten Auswanderer mit nach Amerika übernahmen. Von dort kam er durch die amerikanischen Besatzungssoldaten nach dem 2. Weltkrieg zu uns nach Deutschland und wurde 1950 mit Veranstaltung des ersten „Valentinsball“ in Nürnberg offiziell eingeführt. Die Floristen und die Süßwarenindustrie verstärkten daraufhin massiv ihre Werbung und seither hat der Valentinstag eigentlich zu Unrecht den Ruf, ein erfundener Tag der Blumenhändler zu sein.

In Japan beschenken am 14. Februar Frauen die Männer in ihrer Familie und in ihrem Bekanntenkreis mit Schokolade und dürfen dafür dann weiße Schokolade am White Day, der einen Monat später ist als Gegengeschenk erwarten. In China feiern zunehmend mehr junge Menschen, die am westlichen Lebensstil interessierten sind, den Valentinstag. Auch in Brasilien gibt es einen Tag der Liebe, dieser wird dort aber erst am 12. Juni gefeiert. Der Valentinstag hat also durchaus seine unkommerzielle Geschichte, auch wenn er für uns nicht mehr dieselbe Bedeutung hat, wie die Lupercalien für die Römer.

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Wozu sind Kittel gut? https://www.studentenpack.de/index.php/1998/02/wozu-sind-kittel-gut/ https://www.studentenpack.de/index.php/1998/02/wozu-sind-kittel-gut/#respond Sun, 01 Feb 1998 11:00:57 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212123 An unserer schönen Universität haben wir Informatiker es schon nicht leicht. Da sind wir ohnehin nur ein kleines Häufchen, und dann ist unser großes Gegenüber auch noch der Studiengang Medizin. Zugegebenermaßen sind nicht alle Medizinstudentinnen und -stundenten eine Ausgeburt an Profilneurose, aber es gibt da doch den einen und die andere, deren Drang zur Selbstdarstellung in entscheidenden Momenten verhältnismäßig lästig sein kann. Ich will mich nur mit einem kleinen Beispiel begnügen:

Sitze ich doch dösend in der Mensa, genauer gesagt in der Kafete und gucke so Richtung Vorklinik. Und da passiert der alltägliche Selbstdarstellungsgang zweier kleiner Medizinstudentinnen in eben jene Mensa, in der ich gerade ein paar Kalorien einwerfe. Selbstdarstellungsgang deshalb, weil die oben beschriebenen Beiden (natürlich) ihre Kittel anhaben. Eigentlich könnte es mir völlig Schnuppe sein, wer sich wo wie präsentieren möchte. Allerdings haben unsere beiden Süßen aus dem dritten Semester da eine Kleinigkeit außer Acht gelassen: Die Aufgabe dieser Kittel (wie die Aufgabe der meisten Kittel) ist, Schmutz und Keime, denen man beim Präparieren ja durchaus ausgesetzt sein könnte, eben nicht in die ungescholtene Umwelt zu tragen.

Aber solche Tatsachen werden wohl erst gar nicht in Erwägung gezogen. Sonst könnte ich mir auch kaum erklären, wie keine zwei Minuten, nachdem ich mich den beiden Damen gegenüber in undiplomatische Worte verstiegen hatte, das gleiche Spiel wieder losging, diesmal aber erstens mit männlichen Vertretern der Schnippelgilde und zweitens zu allem Überfluss noch in der Version mit angezogenen Latexhandschuhen. Als diese drei Herren der Schöpfung dann genüßlich ihren Kaffee anfingen zu schlürfen, fielen mir noch nicht mal mehr undiplomatische Worte ein. Wie kann denn jemand so hirnamputiert sein? Seit jenem denkwüdigen Tag habe ich angefangen, meine Augen dahingehend offenzuhalten, wer da wie bekleidet über den Campus rennt. Und ich kann nur jedem raten, das auch mal zu versuchen.

Übrigens: Die Leute in blauen Kitteln kommen von der Intensivstation und die in grünen aus dem OP…

Euer

Stefan

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Skunky meint https://www.studentenpack.de/index.php/1968/01/skunky-meint/ https://www.studentenpack.de/index.php/1968/01/skunky-meint/#respond Mon, 01 Jan 1968 11:00:10 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212398 Mit Tränen in den Augen, auf Knien einherschleichend hat mich die Redaktion aus meinem Bau gelockt, damit ich ihr helfe, den Raum zwischen den Anzeigen des Sanatoriums zu füllen, eingedenk meiner Fähigkeit, Mißstände markig zu markieren. Niemand komme und sage, es habe hier vorher nicht gestunken (“Sind wir nicht ein netter kleiner Kreis!”). Gegen Freund und Feind werde ich giften, nachdem ich semesterlang meine Duftdrüse verschlossen hielt – secretum retentum venenum est.

Hurra, wir haben eine neue Regierung! Nicht sehr leicht war die Wahl. Sieben Sportreferenten und ein Reisebüroleiter kandidierten, zu 75% in elitären Männerbünden (Kandidatenvorstellung: “Ich. habe keine Führereigenschaften… ich interessiere mich überhaupt nicht für Politik… aber ich glaube, ich bin liberal”). Das Wahlsystem ist neu und sehr gut, weil man eigentlich garnicht wählen muß. Nach der Wahl gehen die Kandidaten mit Spectabilis knobeln. Die Wahlurne bleibt versiegelt und man kann sie für’s nächste Jahr weiter benutzen, Berlingeschädigte bekommen einen Platz an der Sonne.

Ich bin überzeugt, daß die neue Fachschaft genauso Hervorragendes leisten wird, wie die alte; lübkoide Ansprachen von stiller Einfalt und edler Grösse, Diskussionen wie Fortsetztngskrimis und Abstimmungsergebnisse mit mannigfachen Exegesemöglichkeiten (“Wer ist dafür?” “Wofür?” “Bitte weitere Fragen nach der Abstimmung”).

Nur mit Ehrfurcht erhebe ich meinen Schwanz gegen IHN, der jede Studentenversammlung zu einer Messe SEINER Divinität werden läßt (links und rechts in Amt und Würden setzt und absetzt, parzig webend) und den Weihrauch der Verehrung, den IHM die Menge ausschwitzt, gierig atmet.

Nein, es ist schon ganz schön hier. Ich freue mich auf den Frühling, wenn der Maler mit dem Eimer umhergeht und städtisch braunes Barackoko in akademisches Weiß taucht, und so den schnellen Aufbau einer modernen Akademie vorantreibt.

Hier ist es ruhig, hier läßt sich’s leben. Durch Lübeck werden Teufel und Dutschke nur im plombierten Wagon fahren. Was man so in der Zeitung liest über Deutsche Universitätsstädte, kommt die Professoren nur in Albträumen nach reichlich Labskaus am Abend an (die hiesigen Linksaußen des phthitischen Tönnchen-Kreises werden nicht zulassen, daß man ihnen die Schnitzel vom Tisch fortträgt)! Albträume :

“Auch. Lübeck hat ein Recht auf Herztransplantationen!” – “Kommt der Kritischen Gegenuniversität zuvor!” – oder : “Haut dem Lankau auf die Finger!” – Man täte Letzterem unrecht. Gerade ihm ist hohes Lob zu zollen, weil er in unermüdlichem Einsatz über die Ausschreitungen der Lübecker Studentenschaft, auch die nur möglichen, mit unglaublichem Sachverstand und gefürchteter Detailstreue Berichte schreibt, die Berichte unter einem Pseudonym verleitartikelt und die Leitartikel unter weiteren Pseudonymen mit so vielen Leserbriefen versieht, daß es nicht Wunder nimmt, wenn für eine ohnehin überflüssige Darstellung der Fachschaft kein Platz mehr da ist. Vielleicht im Anzeigenteil unter: Verloren – Gefunden. Bringt überdies noch Piepen – non olet.

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