Studiengänge – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sat, 13 Apr 2019 12:45:15 +0000 de-DE hourly 1 Im Glashaus der unbegrenzten Möglichkeiten https://www.studentenpack.de/index.php/2018/12/im-glashaus-der-unbegrenzten-moeglichkeiten/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/12/im-glashaus-der-unbegrenzten-moeglichkeiten/#respond Mon, 10 Dec 2018 09:00:39 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=399456 Zukunftsbasteln – so nannten wir den Nachmittag unter Freunden im WG-Zimmer einer Altbauwohnung. Eine Runde von Psychologiestudierenden trifft sich gegen Ende des fünften Semesters, um gemeinsam darüber zu diskutieren, wie es nach der Bachelorarbeit weitergehen soll.

Mit einem Psychologiestudium kommt man überall hin, dachte ich mir zu Beginn des Studiums. Die Psychologie findet Einhalt in immer mehr Gebieten des Lebens. Sei es in der Unternehmensberatung, Mensch-Technik-Interaktion oder Patientenversorgung und trotzdem muss ich nun feststellen, dass dem Horizont der unendlichen Möglichkeiten Grenzen gesetzt sind. Die Jobperspektiven mit einem Bachelor in Psychologie sind sehr gering und wenn man dann auch noch mit psychisch Erkrankten arbeiten möchte praktisch nicht existent. Also muss ein Masterabschluss her. Nur welcher? Wo? Und wie einen Masterplatz bekommen? Die angeblich beliebten Studierenden-Sprüche: Durchkommen ist alles; Hauptsache bestehen; Vier gewinnt; haben bei Psychologiestudierenden schon im Abitur nicht gezogen und leider ändert sich das während des Bachelorstudiums auch nicht.

Man lernt, kämpft, schwitzt und bangt gemeinsam, muntert sich gegenseitig auf, in jeder Klausurenphase dasselbe Spiel. Aber wenn am Ende die Noten vergeben werden, steht jeder für sich mit seinem Notendurchschnitt, mit dem er gegen die Kommilitonen/innen und vormals Mitstreiter/innen auf der Suche nach einem geeigneten Masterplatz antritt, alleine da.

Bewertet durch eine Zahl, die einen Studierenden hauptsächlich daran misst, an welcher Stelle auf dem Multiple-Choice Klausurbogen er seine Kreuzchen gesetzt hat, wird nun entschieden, wer eine Zugangsberechtigung für das Weiterstudieren eines Studiengangs erhält, der noch bis vor wenigen Jahren ohne sinnlose Untergliederung oder Selektion auskam und mit dem Erhalt des Diploms abschloss.

Wer heute nicht mit einem Bachelorschnitt jenseits der 2,0 nach Hause geht, bekommt schnell das Gefühl: Ein Bachelor in Psychologie ist nichts wert.

Ein Glashaus.Svenja Meyn | StudentenPACK.

Ein Glashaus.

Knapp ein halbes Jahr war es damals vom Zukunftsbasteln bis zum Ende der Bewerbungsfrist für Masterstudiengänge hin und das vorherrschende Gefühl war Unsicherheit. Fragen, die sich bisher jeder im Einzelnen gestellt hatte, wurden gesammelt und vielleicht zum ersten Mal laut ausgesprochen. Worauf spezialisiere ich mich? An welcher Uni sind meine Chancen am größten?

Wo ziehe ich hin, oder darf ich bleiben? Studiere ich lieber nochmal etwas ganz anderes? Was mache ich, wenn mein Plan A scheitert? Muss ich mich dann demnächst arbeitslos melden?

Mit bunten Farben zeichneten wir: Zukunftsvisionen von abenteuerlichen Weltreisen, verunglückte Deutschlandkarten mit möglichen Studienorten, Hochzeitspläne, Berufsperspektiven.

Die Trennung des Psychologiestudiums in einen Bachelor- und einen Masterstudiengang bietet den Studierenden die Möglichkeit der individuellen Spezialisierung und die Chance, über den Tellerrand der eigenen Universität hinaus schauen zu können.

Den Universitäten hingegen gibt es die Berechtigung zur Selektion. Jede Hochschule sucht nach den klügsten Köpfen, den besten Studenten/innen und erfolgreichsten Forschern/innen. Als ein hochökonomisches Mittel zur Trennung von Spreu und Weizen gilt, nach wie vor, der Numerus Clausus. Dafür nicht enthalten in der Beurteilung der Bewerbungen: Schufa-Auskunft der Eltern, Geschlecht und Ethnie, Anzahl der Twitter-Follower, Empathie- und Kommunikationsfähigkeit, Ambitionen, soziales Engagement.

Aber wozu die Selektion, wozu die Ablehnung von Bewerbungen solcher, die ihr Bachelorstudium abgeschlossen haben, vielleicht nicht mit summa cum laude, aber immerhin mit einem Bestanden oder besser?

Wenn es doch in Deutschland an psychologischen Psychotherapeuten/innen mangelt? Wenn doch auf der anderen Seite der Psychologie eine psychisch erkrankte Person steht, die nach Monaten oder sogar Jahren des Leidens endlich den mutigen Entschluss fasst, sich professionelle Hilfe zu holen und dann zunächst warten muss. Fast fünf Monate (19,9 Wochen) dauert es nach einer Studie der Bundespsychotherapeutenkammer von 2018 im Bundesschnitt von der ersten Anfrage des/der Patienten/in bis zum Therapiebeginn. Im April letzten Jahres ist ein neues Gesetz in Kraft getreten, nach dem Psychotherapeuten/innen mit Krankenkassenanerkennung wöchentlich feste Sprechzeiten für Interessierte anbieten müssen. Maximal vier Wochen darf die Wartezeit des/der Patienten/in für so einen 25 minütigen Termin dauern, ein Therapieplatz ist damit jedoch nicht gewährleistet.

Dass wir in Deutschland an einer psychotherapeutischen Unterversorgung leiden, ist ein offenes Geheimnis und dass die lange Wartezeit auf die Patienten/innen sowohl abschreckend als auch krankheitsfördernd wirkt, ist kein Wunder.

Wie können wir es uns als Gesellschaft leisten, an der psychischen oder sonst einer Gesundheit der Bevölkerung zu sparen, wo doch die nötigen Ressourcen (bereits drei Jahre ausgebildete Studierende) vorhanden sind?

Und die Bastelgruppe, die muss sich jetzt entscheiden. Am 15.07. enden in der Regel die Bewerbungsfristen für zugangsbeschränkte Masterstudiengänge.

Wer sich bereits beworben hat, der darf nun warten. Auf eine Zu- oder Absage von Plan A, dem Wunschmasterplatz, oder darauf, dass einige Absagen den Raum der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten, auf ein „es bleibt ja immer noch die Warteliste“ reduzieren.

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Nützliche Tipps zur Beantragung der Approbation https://www.studentenpack.de/index.php/2018/10/nuetzliche-tipps-zur-beantragung-der-approbation/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/10/nuetzliche-tipps-zur-beantragung-der-approbation/#comments Thu, 04 Oct 2018 20:42:51 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=392686
Endlich ist sie da: die hart erarbeitete Approbationsurkunde.Annika Munko | StudentenPACK.

Endlich ist sie da: die hart erarbeitete Approbationsurkunde.

„Nur noch die mündliche Prüfung bestehen, dann bin ich endlich Arzt!“ – Dumm nur, dass man, um als Arzt oder Ärztin arbeiten zu dürfen, noch die Approbation braucht. Weil deren Beantragung Zeit, Geld und Nerven kostet, haben inzwischen approbierte (Yeah!) Ärzte Tipps für die Beantragung der Approbation konkret für Lübeck zusammengetragen.

Der Antrag auf Erteilung der Approbation als Ärztin oder Arzt gemäß Paragraph 39 der Approbationsordnung für Ärzte wird formlos beim Landesamt für soziale Dienste gestellt. Die Liste der dafür erforderlichen Dokumente ist lang: Beigelegt werden müssen ein kurzer (unterschriebener) Lebenslauf, ein (beglaubigter) Identitätsnachweis, eine (unbeglaubigte) Geburtsurkunde und bei Verheirateten zusätzlich Eheurkunde oder Familienbuch. Hinzu kommen eine Erklärung darüber, ob gegen einen gerade ein gerichtliches Strafverfahren oder ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren läuft, eine ärztliche Bescheinigung, dass man gesundheitlich zur Ausübung des Arztberufs geeignet ist sowie ein amtliches Führungszeugnis. Beachtet, dass immer das Bundesland, in dem die letzte Prüfung abgeschlossen wurde, zuständig ist, auch dann, wenn ihr bereits woanders wohnt oder in einem anderen Bundesland arbeiten wollt.

Der Antrag selbst sollte neben Datum und Unterschrift unbedingt den vollständigen Namen, Geburtsdatum, Geburtsort, Staatsangehörigkeit sowie Universität und M3-Prüfungsdatum enthalten. Daneben müsst ihr euch bereits an diesem Punkt entscheiden, ob ihr die Urkunde in Kiel abholen oder gegen Gebühr als Einschreiben an eure Adresse schicken lassen wollt, das dann entsprechend vermerken und gegebenenfalls eine Adresse zum Versand angeben. Die Verwaltungsgebühr wird zu einem späteren Zeitpunkt erhoben, ihr braucht also kein Geld in den Umschlag legen.

Das Zeugnis über die Ärztliche Prüfung liegt dem Landesamt für soziale Dienste in der Regel vor, sodass hiervon keine Kopie eingereicht werden muss. Wenn die Prüfung bei Beantragung der Approbation mehr als drei Monate zurückliegt, erleichtert eine einfache Kopie des Zeugnisses jedoch die Bearbeitung. Wer schon eine Promotionsurkunde hat, kann diese ebenfalls beilegen. Beglaubigt natürlich, versteht sich ja von selbst.

Beglaubigungen nur mit Termin

Als amtlich beglaubigte Kopie oder im Original vorgelegt werden muss lediglich der Identitätsnachweis, also der Personalausweis oder Reisepass, und gegebenenfalls die Promotionsurkunde. Für Geburts- oder Eheurkunden reicht eine einfache Kopie aus und auch die Unterschriften, die unter dem Lebenslauf oder der Erklärung zu laufenden Straf- und Ermittlungsverfahren geleistet werden, müssen nicht beglaubigt werden.

Für Beglaubigungen muss in den Lübecker Bürgerbüros zwingend vorher ein Termin vereinbart werden. Weil die Wartezeit für einen Termin mehrere Wochen betragen kann, sollte man sich um diesen schon frühzeitig kümmern. Mit Glück kann online auch morgens gegen acht Uhr noch ein Termin für den gleichen oder den folgenden Tag vereinbart werden, wenn kurzfristig Termine abgesagt oder Kontingente freigeschaltet wurden. Wer bei der Online-Terminvereinbarung von Vornherein zwei Beglaubigungen angibt, kann auch noch die Perso-Kopie des Freundes beglaubigen lassen, der verpeilt hat, sich einen Termin geben zu lassen.

Zwei bis drei Wochen für ein Führungszeugnis

Das Führungszeugnis bekommt man in der Regel gar nicht zu sehen: Das „amtliche Führungszeugnis der Belegart O“ wird mit dem Verwendungszweck „Approbation als Arzt / Ärztin“ in der zuständigen Meldebehörde beantragt, bei den meisten also in einem der Lübecker Stadtteilbüros. Hierfür benötigt man keinen Termin, kann allerdings vorher online einen vereinbaren. Wer Glück hat und lieb fragt, kann das Führungszeugnis auch beim Termin für Beglaubigungen beantragen – das ist allerdings nicht selbstverständlich. Mitbringen muss man nur seinen Personalausweis und 13 Euro in bar. Außerdem freuen sich die Menschen im Stadtteilbüro, wenn man weiß, dass das Führungszeugnis ans Landesamt für soziale Dienste Schleswig-Holstein, Abteilung Gesundheitsschutz, Adolf-Westphal-Straße 4, 24143 Kiel geschickt werden soll. Der im Stadtteilbüro gestellte Antrag wird ans Bundesamt für Justiz weitergeleitet, welches das Führungszeugnis schließlich dem Landesamt für soziale Dienste zusendet. Insgesamt dauert die Erteilung des Führungszeugnisses deswegen etwa zwei bis drei Wochen. Wer schon einen Arbeitgeber in Aussicht hat, kann den fragen, ob für den Dienstantritt möglicherweise ebenfalls ein Führungszeugnis benötigt wird. Falls ja, kann man bestenfalls beim gleichen Termin noch ein Führungszeugnis der Belegart N beantragen, das ebenfalls 13 Euro kostet und an die eigene Adresse geschickt wird.

Alternativ kann das Führungszeugnis auch postalisch beantragt werden, wovon aus persönlicher Erfahrung abgeraten werden kann: Es kommt vor, dass die in den Stadtteilbüros eingegangene Post erst Wochen später bearbeitet wird, sodass der Antrag dort ziemlich lange liegenbleibt. Wer das Führungszeugnis per Post beantragen möchte, benötigt hierfür einen formlosen Antrag auf Erteilung des Führungszeugnisses mit beglaubigter Unterschrift und der beglaubigten Kopie eines Identitätsnachweises. Die Bezahlung des Führungszeugnisses erfolgt in diesem Fall auf Rechnung.

Eine weitere Möglichkeit ist die direkte Online-Beantragung beim Bundesamt für Justiz mit einem Personalausweis mit freigeschalteter Online-Ausweisfunktion und einem entsprechenden Kartenlesegerät beziehungsweise einem geeigneten Smartphone mit AusweisApp2.

Egal, auf welchem Weg das Führungszeugnis beantragt wird, gilt: Es darf maximal einen Monat vor Vorlage des Antrags auf Erteilung der Approbation ausgestellt werden!

Geschafft?

Herzlichen Glückwunsch! Mit der – gemessen am investierten Aufwand recht schmucklosen – Approbationsurkunde erhaltet ihr einige der eingereichten Dokumente zurück. Außerdem werden euch die Kontodaten für die Überweisung der Verwaltungsgebühr für die Erteilung der Approbation zuzüglich Versand als Einschreiben mitgeteilt. Wer sich die Gebühr für den Versand sparen möchte, kann die Urkunde auch in Kiel abholen, muss dies aber schon bei der Beantragung der Approbation angeben.

Kurz darauf werdet ihr von der Landesärztekammer angeschrieben, die euch als Mitglieder aufnehmen möchte und deswegen Geld und eine beglaubigte Kopie der Approbation von euch verlangt – im Optimalfall bittet ihr das Landesamt für soziale Dienste deswegen schon bei Beantragung der Approbation um eine zusätzliche beglaubigte Kopie, um nicht noch einmal einen Termin im Stadtteilbüro vereinbaren zu müssen. Im Selbstversuch wurde dieser Bitte allerdings nicht nachgekommen, wohingegen mindestens ein “Selbstabholer” vor Ort kostenlos eine beglaubigte Kopie mitnehmen durfte. Für die Mitgliedschaft in der Ärztekammer und den Eintritt in das erste Arbeitsverhältnis werden beglaubigte Kopien benötigt, ein zusätzlicher Bürgerbürotermin wenige Wochen nach dem Antrag auf Approbation kann sich also lohnen. Promotionsurkunden können im Promotionsbüro bei Frau Puhl im Gebäude des SSC kopiert und beglaubigt werden.

Dir kann es mit dem Arbeitsbeginn gar nicht schnell genug gehen? Dann möchtest du die Approbation bereits eine paar Wochen vor der M3-Prüfung beantragen. Das sollte aus deinem Antrag hervorgehen. Ansonsten vergehen zwischen dem Antrag und dem Erhalt der Urkunde etwa zwei bis drei Wochen.

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Teilweise verfassungswidrig https://www.studentenpack.de/index.php/2017/12/teilweise-verfassungswidrig/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/12/teilweise-verfassungswidrig/#respond Tue, 19 Dec 2017 14:40:52 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=308152
Bundesverfassungsgericht in KralsruheLukas Ruge | StudentenPACK.

Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe

Dass man Studienplätze für Humanmedizin, Zahnmedizin, Tiermedizin oder Pharmazie nicht hinterhergeworfen kriegt, ist weithin bekannt. Ebenso, dass die benötigte Abiturnote sehr gut sein muss oder andernfalls die Wartezeit auf einen Studienplatz sehr lang wird. Und da die Begeisterung für diese Fächer ungebrochen ist, verschieben sich die Grenzen immer weiter nach oben. Dass das so nicht weitergehen kann, entschied heute das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Die medizinischen Fakultäten Deutschlands müssen nun ihr Auswahlverfahren deutlich umstrukturieren.

Bisher lief das folgendermaßen: Bei der Stiftung für Hochschulzulassung reichte man online sein Zeugnis ein, machte noch ein paar Angaben zur Person und Wunschstudienort und schon befand man sich mit über 60.000 anderen Bewerbern in einem Verfahren zur Vergabe von jährlich ungefähr 10.000 Studienplätzen. Dieses folgte dann der 20-20-60-Regel: Abzüglich einiger weniger Plätze für Studenten der Bundeswehr oder aus dem Ausland werden die ersten 20% der freien Studienplätze an die Abiturbesten in einer Bundesland-internen Rangfolge vergeben. Fast immer und fast überall bedeutet dies, dass unter allen Bewerbern mit der Durchschnittsnote 1,0 gelost wird. Zeitgleich werden weitere 20% der Plätze nach einer Rangfolge der Wartezeit vergeben. Damit ist die seit dem Abitur vergangene Zeit gemeint, die man zwar mit einer Ausbildung verbringen darf, nicht aber mit einem Studium an einer deutschen Hochschule. Betrug diese vor wenigen Jahren noch höchstens sechs Jahre, sind heute auch Wartezeiten von über vierzehn Semestern kein Garant mehr für einen Studienplatz.

Die Vergabe der übrigen 60% obliegt den Hochschulen. Jeder Bewerber kann an bis zu sechs Universitäten am späteren Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) teilnehmen, wobei viele Universitäten nur Bewerbungen einschließen, bei denen sie in der Reihenfolge der Wunschstudienorte ganz oben stehen. Auch hierbei ist die Abiturnote das entscheidende und manchmal auch einzige Kriterium, sodass sich die Grenzwerte hier meist kaum von denen der Abiturbestenquote unterscheiden. Zusätzlich können die Universitäten aber noch andere Kriterien gelten lassen: Sehr gute Noten im Bio-Leistungskurs, eine abgeschlossene Ausbildung zum Krankenpfleger oder ein gutes Ergebnis im Test für Medizinische Studiengänge (TMS) – einem bundesweiten Logik- und Konzentrationstest, an dem jeder Abiturient einmalig teilnehmen darf – können hinter dem Komma durchaus etwas bewegen. Darüber hinaus führen manche Unis wie auch Lübeck Auswahlgespräche oder aufwändige Assesment-Parkours durch, um die für sie geeignetsten Bewerber auszuwählen. Das Problem dabei: Um in Lübeck überhaupt zu einem Auswahlgespräch eingeladen zu werden, wird wiederum nach Abzug der Verbesserungen durch Ausbildung oder TMS eine Abiturnote von 1,0 oder sogar besser benötigt.

Techniker Krankenkasse

Das Auswahlverfahren soll Auswahlgespräche beinhalten und die herangezogenen Kriterien sollen bundesweit einheitlich und frei von jeglicher Diskriminierung strukturiert werden.

Wer kein Spitzen-Abitur nach Hause gebracht hat und nicht über sieben Jahre auf einen Studienplatz warten möchte, dem bleibt nur der Weg ins Ausland, an eine teure Privatuni in Deutschland oder vor Gericht. So klagten nun auch zwei Bewerber vor dem Verwaltungsgericht in Gelsenkirchen, dass das bisherige Verfahren die grundgesetzlich zugesicherten Rechte auf freie Berufs- und Wohnortswahl zu stark einschränke. Und sie bekamen heute Morgen um 10:00 Uhr vom Bundesverfassungsgericht in Teilen recht. Anders als bei den Studienplatzklagen, die jedes Semester zu hunderten geschrieben werden, wurde hier über das System als solches verhandelt. Und das soll sich nun bis Ende 2019 grundlegend ändern, da das bisherige Verfahren teilweise verfassungswidrig sei. Künftig müssen ab 2020 die Universitäten neben der Abiturnote mindestens ein weiteres davon unabhängiges Kriterium berücksichtigen, da diese bundesweit nicht ausreichend vergleichbar sei. Außerdem darf die Ortspräferenz keinen so starken Einfluss wie bisher haben. Des Weiteren soll die Wartezeit verkürzt und nach oben gedeckelt werden – ohne dadurch aber einen Studienplatz zu garantieren. Und außerdem: Das Auswahlverfahren soll Auswahlgespräche beinhalten und die herangezogenen Kriterien sollen bundesweit einheitlich und frei von jeglicher Diskriminierung strukturiert werden. Hierin wird wohl die schwierigste Aufgabe der Länder sowie der knapp vierzig medizinischen Fakultäten bestehen.

Diese stehen jetzt vor dem Problem, dass sich Abiturienten bei einem Wegfall der Wunschort-Angaben durchaus bei vielen oder allen Universitäten bewerben könnten, um dort jeweils ein Auswahlgespräch in Anspruch zu nehmen, sodass die Zahl der durchzuführenden Gespräche die der Bewerber noch um ein Vielfaches übersteigen würde.

Darüber hinaus dürfte der TMS in Zukunft eine noch größere Rolle spielen, um der Abiturnote etwas Gewicht zu nehmen, vorstellbar könnte beispielsweise eine verpflichtende Teilnahme sein. Eine alleinige Auswahl über den Test, wie es in Österreich der Fall ist, scheint aber erstmal unwahrscheinlich.

Offen lässt das Urteil, wie lange die Wartezeit „ein angemessenes Maß“ denn nun habe und was bei Erreichen dieser Zeitspanne passieren soll. Laut Urteil könne nämlich bei einem Konflikt zwischen der Anzahl der freien Plätze und dem Erreichen der Maximalzeit kein Studienplatz garantiert werden, sodass auch ein Wegfall der Wartezeit an sich diskutiert werden könnte.

Eine weitere große Herausforderung dürfte die Verteidigung des gewählten Verfahrens werden. Je komplexer das Auswahlverfahren ausfällt, desto mehr Angriffspunkte ergeben sich für klagende Anwälte, sodass es zu einer ständigen Umänderung kommen könnte. Und nicht zuletzt wird es schwierig sein, der Vielfältigkeit des ärztlichen Berufsbildes im Auswahlverfahren gerecht zu werden. An einen guten Hausarzt werden selbstverständlich andere Anforderungen gestellt als an einen guten Handchirurgen, einen guten Pathologen oder einen forschenden Mediziner.

Grundsätzlich muss aber weiterhin gesagt werden, dass aller Voraussicht nach auch weiterhin ein sehr gutes Abitur oder eine lange Wartezeit für einen Studienplätz nötig sein dürfte. Diese Auswahl als solches sei laut dem Bundesverfassungsgericht nicht per se verfassungswidrig und darf auch weiterhin zur Anwendung kommen. Zudem können alleine durch die Änderung nicht plötzlich mehr Bewerber einen Studienplatz erhalten, da die Anzahl der Studienplätze entgegen zahlreicher Forderungen nicht erhöht werden muss. Auch hat dies keinen Einfluss auf andere zulassungsbeschränkte Studiengänge, die nicht zentral vergeben werden, wie etwa Psychologie. Hier wird wohl auch in den kommenden Semestern die Zulassungsgrenze an der Uni Lübeck bei 1,0 liegen.

Ausführliche Erläuterungen des Urteils und Vorstellungen über die Umsetzung an unserer Universität könnt ihr in der im Februar erscheinenden Ausgabe des StudentenPACKs lesen.

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Zahlen, bitte! https://www.studentenpack.de/index.php/2017/10/zahlen-bitte-2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/10/zahlen-bitte-2/#comments Tue, 10 Oct 2017 06:00:23 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=298393 Nach dem Rekord an Bewerben im letzten Jahr sind dieses Jahr sogar noch mehr Studierende an die Universität gekommen. Über 300 Studierende haben sich für verschiedene Informatikstudiengänge eingeschrieben. Allerdings bleiben zwei Studiengänge auch gänzlich unbesetzt.

1068 Menschen beginnen dieses Jahr ihr Studium an der Universität zu Lübeck, erstmalig ist die Zahl der Erstsemester vierstellig. Die Zahl der Studierenden liegt bei 4639. Der Plan der Universität, in den nächsten Jahren noch auf 5000 Studierende anzuwachsen, ist damit fast erfüllt. In einem Interview hatte Prof. Hartman vermutet, dass dies die maximale Anzahl an Studierenden sei, die der Campus unterbringen könnte.

Im Gründungsjahr studierten 14 Personen an der Universität zu Lübeck, 100% von ihnen studierten Medizin, denn das war der einzige Studiengang. Keiner der 14 Studenten war ein Erstsemester, da alle Studenten bereits im klinischen Abschnitt des Studiums waren. Eine Vorklinik gibt es an der Uni Lübeck erst seit den 80er Jahren.

Erstsemester

Laut Presseerklärung der Universität zu Lübeck teilen sich die Erstsemester 2017 wie folgt auf die Fächer auf:

FachAnzahl
Medizin190
Informatik73
MML30
MLS83
MIW96
Psychologie119
Pflege44
Medizinische Informatik38
Medieninformatik97
Robotik60
IT Sicherheit60
Med. Ernährungswissenschaft63
Physiotherapie43
Biophysik55
Hebamenwissenschaft20
Ergotherapie0
Logopädie0

Im letzten Jahren war die Anzahl der Erstsemester an der Uni Lübeck stark gestiegen, die Anzahl der Erstsemester in den etablierten Studiengängen blieb aber eher gleich oder sank. Der Zuwachs verteilte sich meist auf die neuen Studiengänge. Erstmalig finden neue Studiengänge an der Universität keinen großen Anklang. Die Studiengänge Logopädie und  Ergotherapie fanden anscheinend keine Bewerber.

Die Anzahl der Fächer, in denen Studenten im ersten Semester studieren können, ist damit auf 17 gestiegen, in ihrem Antrittsinterview hatte die neue Präsidentin der Uni dies als ein vermutliches Limit für die Uni bezeichnet.

Absolventen

Wer ein Studium beginnt hofft darauf es auch zu beenden, doch so einfach ist das nicht immer. Vergleicht man die vorliegenden Absolventenzahlen so sieht man gerade in den Naturwissenschaften eine Kluft zwischen der Anzahl derer, die ihr Studium beginnen, und der Anzahl der Absolventen.

In den Nachfolgenden Grafiken ist die Anzahl der Absolventen nach Regelstudienzeit in Rot neben die Anzahl der Erstsemester in Blau gelegt.

Die gute Nachricht: Wer ein Medizinstudium beginnt wird es vermutlich beenden. Die Zahlen legen nahe, dass die Anzahl der Erstsemester (Blau) der Anzahl der Absolventen 12 Semester später (Rot) ungefähr entspricht.

Weniger rosig sieht es in vielen MINT-Fächern aus. In der Informatik ist die Anzahl der Absolventen über Jahre kleiner als die der Erstsemester drei Jahre zuvor geblieben.

Ein ähnliches Bild sieht man beim Blick auf die Mathematik

Auch in der MLS ist die Anzahl der Absolventen grundsätzlich niedriger als die Anzahl der Studienanfänger.

 

Der Campus

Die Universität teilt sich den 71 Hektar großen Campus, der einem Umfang von ca. 3,5 km misst, mit der Lübecker Niederlassung des UKSH. Die Gebäude auf dem Gelände sind nummeriert, dabei gilt meist die Prämisse, das neuere Gebäude eine höhere Zahl haben. Dem Trend entgegen ist das Gebäude mit der höchsten Zahl eines der ältesten, das Turmgebäude (Haus 70) wurde bereits vor über hundert Jahren erbaut.

Einige Gebäude, wie das Fraunhofer Forschungszentrum und das CBBM sind erst im vorletzten Jahr fertiggestellt worden. Das nächste Gebäude ist praktisch fertiggestellt, die Bauarbeiten am UKSH sind im vollen Gange. Der Campus wird über die nächsten Jahre also eine Baustelle bleiben.

Der Bau des Center for Brain, Behavior and Metabolism (CBBM), wurde im März 2012 begonnen und endete im Jahr 2015. Über 30 Millionen Euro flossen in den Bau, der nun für 170 Angestellte sowie bis zu 100 studentische Mitarbeiter auf 5359 Quadratmetern Nutzfläche bietet.

Das UKSH

Das UKSH ist der größte Arbeitgeber Schleswig Holsteins, es beschäftigt in seinen Standorten Lübeck und Kiel 12.509 Menschen. Das Krankenhaus bietet 2356 Betten in über 1200 Patientenzimmern. Mehr als 400.000 Patienten gehen jährlich durch die Pforten des UKSH (beide Standorte zusammen), welches dennoch konsequent seit Jahren rote Zahlen schreibt. Eine schwarze Null ist für 2017 geplant.

 

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Dreiviertel sind „Mentees“ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/dreiviertel-sind-mentees/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/dreiviertel-sind-mentees/#respond Mon, 03 Apr 2017 06:30:06 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=273665
„Oft trifft man sich natürlich auch, um sich es gutgehen zu lassen, oft aber auch mit fachlichen Themen oder zum Gespräch über kulturelle oder geisteswissenschaftliche Fragestellungen.“Jens-Martin Träder

„Oft trifft man sich natürlich auch, um sich es gutgehen zu lassen, oft aber auch mit fachlichen Themen oder zum Gespräch über kulturelle oder geisteswissenschaftliche Fragestellungen.“

Mentorengruppen im Medizinstudium sind sinnvoll. Für die meisten Studierenden ist die Aufnahme des Studiums an einem anderen Ort als dem Geburts- und bisherigen Wohnort der sprichwörtliche „Sprung in das kalte Wasser“. Es fehlen Familie und Freunde, Menschen, die man einfach eben mal schnell fragen kann, wie man dies oder jenes einfach erledigen kann. Für diese Funktion eignet sich die Mentorengruppe – also nicht nur für das rein Universitäre, Fachliche, sondern auch für die „kleinen Problemchen“ des alltäglichen Lebens. Wobei hier meist nicht die Mentorin/der Mentor zuständig ist, sondern die anderen Mentees aus der Gruppe, die man ohnehin auf dem Campus trifft, oder die man elektronisch kontaktieren kann.

Mentorengruppen gibt es an der Universität zu Lübeck seit 1997. Seit dem Neustart des Programmes im Jahr 2005 sind fast drei Viertel der Studierenden mehr oder minder fest an eine Mentorengruppe angekoppelt. Die Spielarten sind sehr unterschiedlich: Es gibt Gruppen, die sich einmal pro Semester treffen, um einen gemütlichen Tag oder Abend gemeinsam zu verbringen. Andere Gruppen sehen sich öfters, und das dann zu unterschiedlichen Zwecken. Oft trifft man sich natürlich auch, um sich es gutgehen zu lassen, oft aber auch mit fachlichen Themen oder zum Gespräch über kulturelle oder geisteswissenschaftliche Fragestellungen.

Was sind die Vorteile, die Studierende aus dem Mentorenprogramm ziehen können? Ich sehe vor allem die folgenden Punkte als positiv an:

  • fachliche Förderung
  • menschlich Einbindung
  • Vernetzung
  • Möglichkeit zur Einflussnahme

Die fachliche Förderung besteht durch den Kontakt mit Studierenden, aber auch mit Lehrenden, die diese Situationen schon durchlebt haben und Tipps bei bestimmten Fragen (Dozenten, Fächer, Klausuren, Dissertation, Stipendien, Famulaturen usw.) geben können. Hier zeigt sich ein Vorteil, wenn in der Mentorengruppe nach Möglichkeit aus jedem Studienjahr zwei bis drei Studierende teilnehmen. Dann hat man für jedes studentische Problem die jeweiligen „Fachleute“ in der Gruppe.

Die menschliche Ein- und Anbindung fördert das Hineinfinden in eine fremde Universität und Stadt. Das beginnt bei Fahrgemeinschaften, bei der Wohnungssuche und der Vermittlung von Zimmern in einer WG, führt zu gemeinsamen Unternehmungen (Konzerte, Kinobesuche, Feiern, sogar Urlaubsreisen) und kann bei vielen kleinen Problemen des Alltags ein Lösung anbieten. Diese Ebene erfolgt meist ohne die tiefere Einbindung des Mentors/der Mentorin auf der Ebene der Mentees untereinander.

Die Vernetzung wird über die Vermittlung von Famulaturplätzen, die Vergabe von Dissertationsthemen, die Einladung zu interessanten Fortbildungsveranstaltungen inner- und außerhalb der Universität und anderes mehr gepflegt.

Die Möglichkeit der Einflussnahme ist zweigleisig zu betrachten: Natürlich können die Studierenden über das Feedback dem/der Lehrenden Hinweise geben, wie der Unterricht verbessert werden könnte, welche Themen zu ausführlich, welche anderen Gebiete zu kurz behandelt werden. Hier hat die Allgemeinmedizin den Vorteil, dass durch die gute Vernetzung (s.o.) für eventuell etwas zu kurz gekommene Themen wie z.B. bei bestimmten Untersuchungskursen ein niedergelassener Kollege zu einem kleinen Kurs der Untersuchung in seinem Fachgebiet gebeten werden kann.

Andererseits kann auch von der Seite der Lehrenden im Gespräch Verständnis für bestimmte Themen gefördert, Interesse geweckt, „die Flamme angezündet“ werden – gemäß des Zitates, das Heraklit zugeschrieben wird:

“Lehren heißt nicht, ein Fass zu füllen, sondern eine Flamme anzuzünden”.

Im Institut der Allgemeinmedizin haben wir hier ein Privileg vor vielen anderen Fächern: Wir sehen die Studierenden während des Studiums fast zu allen Zeiten: Berufsfelderkennung und „Klinik für Vorkliniker“ vor dem Physikum, nach dem Physikum quasi jedes Jahr (Umweltmedizin, Geriatrie, Blockpraktikum, Kurs der Allgemeinmedizin, PJ, Wahlpflichfächer). Diese „Langzeitbeobachtung“ – die ja auch in der Hausarztpraxis sehr gepflegt wird – ist bei den meisten anderen Fächern eher die Ausnahme. In ähnlicher Weise besteht auch in der Mentorengruppe diese Möglichkeit: Mir macht es Spaß, einerseits die fachliche, andererseits aber auch die menschliche Entwicklung der einzelnen Persönlichkeiten über die Jahre zu verfolgen.

In unserer Mentorengruppe sind Teilnehmer dabei, die vom ersten Semester an Mitglieder dieser Gruppe waren, die mittlerweile aber schon approbierte Ärzte sind und als Assistenten in der Klinik arbeiten. Sie können selbst Anknüpfungspunkte (Famulaturen, Kursteilnahme, Dissertationen) für die anderen Mentees bieten. In dieser Gruppe übernehmen diese Ärzte sozusagen die Rolle der „mittleren Generation“ und wachsen mittlerweile selbst zu Mentoren heran.

In 12 Jahren haben wir jetzt ca. 115 Treffen gehabt. Dadurch entsteht eine fast familiäre Bindung – mit fachlich-familiären Auswirkungen wie Famulaturen, Hospitationen, PJ und Assistenzzeiten in meiner Hausarztpraxis, andererseits aber auch persönlich-familiär durch den weiteren Kontakt mit vielen Alumnis, die sich noch nach Jahren des Öfteren melden und berichten, wie es bei ihnen weiter gegangen ist.

Fazit

Die Gründung und Organisation einer Mentorengruppe kostet etwas Zeit und manchmal auch (relativ geringe Mengen) Geld, diese beiden Ressourcen sind aber sehr gut investiert. Es gibt viel positive Rückmeldung, menschliche Wärme und auch interessante Anregungen, wodurch sich diese Investitionen allemal rentieren.

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Oh, wie schön ist Segeberg! https://www.studentenpack.de/index.php/2017/02/oh-wie-schoen-ist-segeberg/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/02/oh-wie-schoen-ist-segeberg/#respond Mon, 06 Feb 2017 08:15:48 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=262301 „Ganz wichtig: Bleiben Sie entspannt!“, rät Grit Hartmann, Ansprechpartnerin für alle das Praktische Jahr (PJ) betreffenden Fragen und Koordinatorin der Einteilung. Immerhin könnten bei der Einteilung für die PJ-Pflichtfächer etwa 80% der Erstwünsche erfüllt werden und für weitere 15% gehe es in ihr Krankenhaus der zweiten Wahl. Doch wie läuft das eigentlich genau mit der Einteilung ins PJ? Wie sieht es mit Geld für Studierende aus? Und wann sollte ich ins Ausland gehen?

Grit Hartmann ist Ansprechpartnerin für alle das PJ betreffenden Fragen. Für die Einteilung rät sie den Studierenden, entspannt zu bleiben - ihr zufolge können 80% der Erstwünsche erfüllt werden.Annika Munko | StudentenPACK.

Grit Hartmann ist Ansprechpartnerin für alle das PJ betreffenden Fragen. Für die Einteilung rät sie den Studierenden, entspannt zu bleiben – ihr zufolge können 80% der Erstwünsche erfüllt werden.

Qual der Wahl

Von Ratzeburg bis Heide, von Hamburg bis Flensburg – die 24 Lübecker Lehrkrankenhäuser sind über ganz Schleswig-Holstein verteilt. Gedanken darüber, welches Krankenhaus für die eigenen Bedürfnisse am passendsten ist, machen sich viele schon bevor die Online-Anmeldung fürs Praktische Jahr überhaupt freigeschaltet ist. Hilfreich können dabei neben den Kurzprofilen der Krankenhäuser und Evaluationsergebnissen aus den letzten Jahren auf der Uni-Homepage gerade für die kleineren Krankenhäuser, die nicht genug PJ-Plätze anbieten, um in der Evaluation aufzutauchen, auch Erfahrungsberichte von Kommilitonen oder auf pj-ranking.de sein.

Für Innere Medizin stehen dabei sechzehn Kliniken zur Wahl, für Chirurgie elf. Bei der Anmeldung werden davon pro Fach zwei bis fünf ausgewählt und als „Hauspräferenzen“ angegeben, die bei der Einteilung der Reihe nach geprüft werden. Genauso läuft die Anmeldung fürs Wahlfach, nur mit der Besonderheit, dass hierbei auch verschiedene Fachrichtungen als Wünsche angegeben werden können. Es ist also möglich, sich für das Wahltertial bis zu fünf verschiedene Fächer zu wünschen – auch wenn es höchstwahrscheinlich das als erstes angegebene wird, denn, dass ein Wahlfach-Wunsch unerfüllt bleibt, komme laut Frau Hartmann sehr, sehr selten vor. Am beliebtesten seien derzeit die Wahlfächer Pädiatrie und Anästhesie, gefolgt von Neurologie, Allgemeinmedizin und Gynäkologie.

Wünsche optimal angeben

Bei der Online-Anmeldung gibt es neben der 1.-5. Hauspräferenz noch weitere Möglichkeiten, die eigenen Wünsche zu konkretisieren: Mit dem Wunschtertial (1-3) kann die gewünschte Reihenfolge angegeben werden. Auf diese Reihenfolge der Fächer (nicht auf die Hauspräferenz) bezieht sich auch die Priorität (1-3), mit der dieser Wunsch behandelt werden sollte.

Ist also die Tertialreihenfolge (beispielsweise wegen eines Auslandsaufenthalts) entscheidend, so empfiehlt es sich, das Wunschtertial mit einer hohen Priorität und mehrere Ortspräferenzen anzugeben. Wem besonders wichtig ist, in ein bestimmtes Krankenhaus eingeteilt zu werden, der sollte eher wenig Ortspräferenzen angeben und Wunschtertial und Priorität leer lassen.

Bedenkenswert ist, besonders wenn eine Wunschreihenfolge angegeben wird, dass sich das eigene PJ im ersten Tertial und zu Beginn des zweiten Tertials mit dem PJ derer überschneidet, die schon ein halbes Jahr vor einem selbst ins PJ gehen. Unabdingbar ist deswegen in jedem Fall ein Blick auf die verfügbaren PJ-Plätze: Wer sich für das erste Tertial drei Kliniken wünscht, in denen alle Plätze schon von Studierenden belegt sind, die ein halbes Jahr vorher ins PJ starten, hat von Vornherein keine Chance auf den gewünschten Platz. Auch dann nicht, wenn der Freitext genutzt wurde, um zu betonen, dass es ganz besonders toll wäre, wenn dieser Wunsch erfüllt werden könnte. Relevant ist das beispielsweise auch um das „richtige“ Tertial fürs Wahlfach auszusuchen: Im letzten Tertial ist die Auswahl am größten, in den ersten beiden kann es zumindest bei den begehrten Fächern vorkommen, dass nicht genug Plätze frei sind.

Mysterium PJ-Einteilung

Jedes Mal sind es etwa 100 Personen, die sich für drei Fächer zwei bis fünf hierarchisierte Krankenhäuser wünschen und eventuell noch Wunschtertial, Priorität und Anmerkungen als Freitext angegeben haben. Anhand dieses Datenberges eine möglichst zufriedenstellende Einteilung vorzunehmen, ist eine Herausforderung. Die Grundlage hierfür schafft seit 2010 ein von einem Lübecker Informatikstudenten geschriebenes Programm, das zunächst die Studierenden, die einen Härtefallantrag gestellt haben, zuteilt und anschließend anhand der Hauspräferenzen versucht, möglichst viele Studierende von ihnen angegebenen Krankenhäusern zuzuordnen. Gibt es auf einer Hierarchie-Ebene (beispielsweise Erstwunsch) mehr Bewerber als Plätze, wird gelost. Wem nicht der Erstwunsch erfüllt werden kann, der wird auf der nächsttieferen Ebene (Zweitwunsch) genauso behandelt wie diejenigen, die die betreffende Klinik als Erstwunsch angegeben haben: Gibt es mehr Bewerber als Plätze, wird gelost – im schlechtesten anzunehmenden Fall ist also möglich, dass eine Person bei jedem Losverfahren Pech hat und erstmal übrig bleibt.

Elektronisch können so etwa 60% der Studierenden eingeteilt werden. Die daraus resultierende große Tabelle, die alle PJ-Plätze in allen Kliniken, die durch das Programm vorgenommene Zuteilung sowie die durch den vorigen Schwung PJler blockierten Plätze enthält, bildet die Basis für die folgende Arbeit des Einteilungsteams. Dieses besteht aus sechs Studierenden, ausgelost aus denjenigen, die in dem Zeitraum, für den die Einteilung vorgenommen wird, ihr Praktisches Jahr absolvieren werden und Lust haben, sich bei der Platzzuteilung einzubringen. Ein weiterer Grund für die Bewerbung ist sicher auch die Hoffnung auf die Erfüllung eigener Wünsche: „Wenn man einen absoluten Traumplatz in einem beliebten Fach haben will, kann das Mitgliedsein natürlich zu einem Vorteil verhelfen. Inwieweit man damit allerdings Freunden helfen kann – wir haben davon abgesehen –, sollte man mit seiner persönlichen Moral ausmachen“, äußert sich Klaas Wirsing, der an der Platzvergabe für das im Mai beginnende PJ beteiligt war.

Das Einteilungsteam teilt all diejenigen zu, die durch das Programm nicht zugeteilt werden konnten, beispielsweise weil für sie die Tertialreihenfolge wichtig ist. In diesem Stadium werden auch Plätze, die durch Zusagen von Kliniken im Ausland oder anderen Bundesländern wieder frei werden, gleich neu vergeben. Wer eine feste Zusage hat, erleichtert die Einteilung folglich sehr, wenn er dies zeitnah Frau Hartmann oder jemandem aus dem Einteilungsteam mitteilt. Findet das Team keine Zuteilung, die es ermöglicht, dass die angemeldeten Wünsche erfüllt werden können, so hält es telefonisch Rücksprache mit den Betroffenen, ob auch ein anderes als das gewünschte Tertial oder ein anderes Krankenhaus in Ordnung wäre. Den Zeitaufwand hierfür schätzt Klaas auf über 20 Stunden und sagt, es sei gar nicht mal trivial, nicht vergleichbare Situationen zu gewichten und in der Gruppe über die subjektive Größe „Gerechtigkeit“ entscheiden zu müssen. Durch „komplett unrealistische“ Erstwünsche einzelner Studierender gestalte sich die Arbeit als sehr mühselig und langwierig.

Jede Menge Arbeit: Die PJ-Einteilung an der Universität zu LübeckAnnika Munko | StudentenPACK.

Jede Menge Arbeit: Die PJ-Einteilung an der Universität zu Lübeck

Unzufrieden?

Ungefähr fünf Monate vor Beginn des PJs wird die vorläufige Einteilung veröffentlicht und alle, deren Erstwünsche erfüllt werden konnten, können sich freuen, denn diese Plätze nimmt ihnen keiner mehr. Wer mit seinem PJ-Platz unglücklich ist, wendet sich am besten direkt an Frau Hartmann: Es werden immer noch Plätze durch Studierende, die in ein anderes Bundesland oder ins Ausland gehen, frei. Wer sich bei Frau Hartmann meldet, bekommt einen frei gewordenen Platz oder lässt sich auf die Warteliste für sein Wunschhaus setzen.

Ab ins Ausland!

Ein PJ-Tertial (in Sonderfällen auch zwei) kann im Ausland verbracht werden. In den meisten Fällen empfiehlt es sich hierbei, das erste und / oder zweite Tertial woanders zu verbringen. Wer ein Tertial splitten möchte, für den bietet sich die erste Hälfte des zweiten Tertials als Zeitraum für den Auslandsaufenthalt an: In der zweiten Hälfte des zweiten Tertials sind in vielen Krankenhäusern gerade wieder Plätze frei geworden, weil die „alten“ PJler fertig sind – die Chancen, für diese acht Wochen den Erstwunsch erfüllt zu bekommen, sind also besonders groß, weil diejenigen, die das komplette zweite Tertial in dem betreffenden Krankenhaus verbringen wollen, wegen der Überschneidung in der ersten Tertialhälfte keine Konkurrenz darstellen.

Darüber hinaus sieht die Ärztliche Approbationsordnung prinzipiell Freizügigkeit innerhalb Deutschlands vor – es ist also theoretisch möglich, drei Tertiale woanders zu verbringen und sich in Lübeck prüfen zu lassen, auch wenn dieses Vorgehen nicht empfohlen wird. Aufenthalte an auswärtigen Einrichtungen müssen allerdings mit dem Studiendekanat abgestimmt werden und Professor Westermann ist alles andere als begeistert davon, wenn Studierende alle drei Tertiale woanders verbringen wollen. Er sagt, er kenne keinen Studienort in Deutschland, an dem mehr auf die Wünsche der PJ-Studierenden eingegangen werde.

An anderen Universitäten, die ein gemeinsames Online-PJ-Portal nutzen, wird beispielsweise jedem Studierenden eine individuelle Start-Zeit zugelost, ab der er sich für die noch verfügbaren PJ-Plätze anmelden kann – wer zuerst dran ist, hat die freie Wahl, wer zuletzt dran ist, muss gleich dreimal nehmen, was übrig ist. Von mehr als 95% der Studierenden, die ihren Erst- oder Zweitwunsch bekommen, ist dabei in der Tat nicht auszugehen.

Dieses Entgegenkommen bei der Einteilung ins PJ und für das dritte Staatsexamen, das Angebot der Lehrkrankenhaus-Messe und des PJ-Info-Abends sowie der Einsatz bei der Gewinnung von Lehrkrankenhäusern, sodass deutlich mehr Plätze zur Verfügung stehen als benötigt werden, sei Teil einer Vereinbarung mit den Studierenden, so Westermann. Im Gegenzug dafür, dass in die Organisation so viel Aufwand und Ressourcen investiert würden, könne man erwarten, dass wenigstens eins der Tertiale an einem Lübecker Lehrkrankenhaus absolviert werde. Wer drei Tertiale in einer anderen Stadt verbringen wolle, könne sich schließlich auch an der zugehörigen Universität immatrikulieren und anschließend dort das dritte Staatsexamen ablegen. Praktisch bedeutet das, dass drei Tertiale woanders nur in Ausnahmesituationen genehmigt werden, beispielsweise wenn der Universitätswechsel nicht möglich ist oder jemand mit Kindern und Partner in einer anderen Stadt wohnt. Seit November 2014 betraf das genau drei Studierende.

Pendeln oder umziehen?

Direkt in Lübeck liegen lediglich vier Kliniken, wobei in zweien davon kein Pflichtfach, sondern nur das Wahltertial absolviert werden kann. Vielen Studierenden im PJ stellt sich deswegen die Frage, ob sie pendeln oder für die Dauer des Tertials umziehen. Etliche Krankenhäuser stellen ihren PJlern günstig oder sogar kostenlos eine kliniknahe Unterkunft zur Verfügung. Nicht überall ist beispielsweise ein Internetzugang selbstverständlich – nachfragen lohnt sich!

Wer lieber weiterhin in Lübeck wohnen möchte und keine Fahrgemeinschaft gefunden hat, sollte sich im Hinblick auf Zeitkarten für den ÖPNV die Zeit nehmen und sich beraten lassen: Die Stammkarte des nah.sh-Verbunds erlaubt Studierenden, die im Rahmen der Ausbildung pendeln müssen, den Kauf von Monatskarten zum gleichen Preis wie Schülern. Wenn beim Kartenkauf zusätzlich „Lübeck Anschlussfahrt“ statt „Lübeck“ als Startort angegeben wird, kostet eine Monatskarte nach Eutin beispielsweise 113,20 Euro – würde man an jedem Arbeitstag ohne Ermäßigungen eine Hin- und Rückfahrkarte kaufen, wären es rund 370 Euro monatlich.

Aufwandsentschädigung?

Auch das Thema Geld spielt bei der Entscheidung für oder gegen ein Krankenhaus eine wichtige Rolle: Bei einer im Juni 2016 von der Fachschaft Medizin durchgeführten Umfrage unter Lübecker Medizinstudierenden gaben fast 74% an, auf die Aufwandsentschädigung angewiesen zu sein, für 93% ist die Aufwandsentschädigung ein entscheidendes Kriterium bei der Platzwahl. Fast alle Lübecker Lehrkrankenhäuser zahlen den Studierenden bereits einen Fahrtkostenzuschuss oder eine Aufwandsentschädigung in Höhe von bis zu 500 Euro monatlich, im UKSH gibt es bislang kostenfrei Mittagessen.

Die Fachschaft bemüht sich seit Oktober 2015 intensiv darum, dass auch am UKSH eine Aufwandsentschädigung für Studierende im Praktischen Jahr gezahlt wird. Der damals erhoffte und angepeilte Start einer Zahlung ab Mai 2017 bleibt derzeit aber noch ungewiss: Ein von Studierendenvertretern beim PJ-Infoabend als „tragfähiges Konzept“ bezeichneter Vorschlag der Klinikdirektoren wurde vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung als noch nicht ausgereift genug bezeichnet. Es bleibt also vorerst bei dem, was Professor Westermann beim PJ-Infoabend sagte: „Wenn Sie auf das Geld angewiesen sind, dürfen Sie nicht das UKSH wählen. Diejenigen, die das UKSH wählen, müssen sich auf die Unsicherheit einlassen.“

Seitdem führten Studierendenvertreter weitere konstruktive Gespräche mit Staatssekretär Fischer, in denen Rahmenbedingungen für eine Aufwandsentschädigung abgesteckt wurden: BAföG-Empfänger dürfen durch die neue Regelung gegenüber anderen Studierenden nicht benachteiligt werden und die PJ-Aufwandsentschädigung darf nicht das Defizit des UKSH vergrößern. Ein konkreter Vorschlag von Seiten des UKSH zu Finanzierung und Höhe der Aufwandsentschädigung steht allerdings noch aus (Stand Januar). Die Fachschaft Medizin bleibt dran: „Die Einführung einer PJ-Aufwandsentschädigung ist ein komplexeres Thema, als wir es uns selbst zu Beginn der ganzen Sache im Oktober 2015 vorgestellt hatten. Das hat zur Folge, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht so weit sind, wie wir es uns damals erhofft haben. Nun konnten wir uns mit dem Ministerium auf Rahmenbedingungen für eine Einführung einigen. Dies war ein zwingend notwendiger Schritt, da das UKSH eng mit dem Land Schleswig-Holstein verknüpft ist. Im März findet ein erneutes Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzen des UKSH, Herrn Prof. Scholz, statt. Dieser hatte uns in persönlichen Gesprächen mehrfach mitgeteilt, dass er grundsätzlich gesprochen für eine Einführung sei. Die konkrete Umsetzung und Details wollen wir nun mit ihm besprechen, so dass für uns die Einführung zum PJ-Beginn im Mai diesen Jahres als Ziel bestehen bleibt.“

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Zahlen, bitte! https://www.studentenpack.de/index.php/2016/10/zahlen-bitte-2016-edition-2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/10/zahlen-bitte-2016-edition-2/#respond Mon, 10 Oct 2016 08:00:23 +0000 http://www.studentenpack.de/index.php/2016/10/zahlen-bitte-2/ Es ist also ein Rekord! Dank des doppelten Abschlussjahrganges beginnen dieses Jahr 961 Studenten ihr Studium an der Universität zu Lübeck. Das sind 36% mehr als letztes Jahr (697 Erstsemester). Damit sind aktuell 4205 Menschen an der Universität zu Lübeck immatrikuliert, erstmalig steigt diese Zahl über 4000. Ziel ist es in spätestens 8 Jahren 5000 Studierende an der Uni Lübeck zu haben. In einem Interview hatte Prof. Hartman vor kurzem vermutet, dass dies die maximale Anzahl an Studierenden sei, die der Campus unterbringen könnte.

Im Gründungsjahr studierten 14 Personen an der Universität zu Lübeck, 100% von ihnen studierten Medizin, denn das war der einzige Studiengang. Keiner der 14 Studenten war ein Erstsemester, da alle Studenten bereits im klinischen Abschnitt des Studiums waren. Eine Vorklinik gibt es an der Uni Lübeck erst seit den 80er Jahren.

Erstsemester

Laut Presseerklärung der Universität zu Lübeck teilen sich die Erstsemester 2016 wie folgt auf die Fächer auf:

FachAnzahl
Medizin191
Informatik79
MML48
MLS95
MIW80
Psychologie92
Pflege37
Medizinische Informatik43
Medieninformatik74
Robotik44
IT Sicherheit31
Med. Ernärungswissenschaft66
Biophysik37

Im letzten Jahr war die Anzahl der Erstsemester an der Uni Lübeck stark gestiegen, die Anzahl der Erstsemester in den etablierten Studiengängen blieb aber eher gleich oder sank. Der Zuwachs verteilte sich meist auf die neuen Studiengänge. Erstmalig ist die Anzahl der Erstsemester in den Informatikstudiengängen (alles zusammengerechnet) größer als beim Traditionsstudiengang Medizin.

Die Anzahl der Fächer, in denen Studenten im ersten Semester studieren können, ist derweil auf 14 gestiegen. Gleich 5 Studiengänge sind neu im Programm: „Medizinische Ernährungswissenschaft“, „Robotik und Autonome Systeme“, „Physiotherapie“, „Biophysik“ sowie „IT-Sicherheit“. Dazu kommen noch entsprechende Masterstudiengänge und die Studiengänge „Entrepreneurship in digitalen Technologien“ und „Infection Biology“ für die in Lübeck kein Bachelor angeboten wird. 228 Studenten beginnen ihren Master dieses Jahr in Lübeck (6 weniger als im vergangenen Jahr).

Absolventen

Wenn viele zu studieren beginnen, kann man sich fragen, wie viele schaffen es bis zum Ende. Die Anzahl der Abschlüsse ist, wie in den letzten Jahren auch die Anzahl der Studenten, stark angestiegen. In der vorliegenden Statistik fehlen leider die Master-Abschlüsse 2013 und sowohl die Master- als auch die Bachelor-Abschlüsse 2012.

Die besten Chancen haben Medizinstudententen, statistisch betrachtet ist die Anzahl der Absolventen über die Jahre ungefähr gleich der Anzahl der Erstis sechs Jahre davor (Regelstudienzeit Medizin ist 12 Semester). Laut Presseerklärung der Uni Lübeck gab es einen ca. 50 prozentigen Einbruch im Jahr 2010, es könnte sich um einen Tippfehler handeln.

Die Chancen ein technisches oder naturwissenschaftliches Studium erfolgreich mit einem Bachelor zu beenden, stehen laut Statistik schlechter. In der Informatik lag die Anzahl der Bachelorabsolventen meist bei einem Drittel der Anzahl der drei Jahre vorher immatrikulierten Erstsemester. In den letzten Jahren ist der Anteil der Absolventen gestiegen. 2013 erhielten 65 Studenten einen Bachelor in Informatik, drei Jahre zuvor hatten sich 121 Studenten eingeschrieben.

Wie bei der Informatik ist auch der Anzahl der Personen, die einen Bachelor im Fach MML erhalten erkennbar geringer als die Anzahl der Menschen, die ein Studium beginnen.

Etwas bessere Quoten gibt es bei MLS. In den letzten Jahren hatten üblicherweise zwischen 60% und 70% der Anzahl an MLS-Erstsemestern, die drei Jahre zuvor ihr Studium begannen, einen Bachelor in der Hand.

Bei dem noch recht jungen Studiengang MIW ist die Aussagekraft des Vergleichs geringer, aber es scheint so zu sein, dass üblicherweise die Anzahl der Absolventen bei über 50% der Anzahl der Erstsemester drei Jahre zuvor liegt.

Diese Statistiken sind natürlich nur begrenzt aussagekräftig. Aus ihnen geht unter anderem nicht hervor wie viele Studenten ihren erhaltenen Studienplatz nicht antreten.

Der Campus

Die Universität teilt sich den 71 Hektar großen Campus, der einem Umfang von ca. 3,5 km misst, mit der Lübecker Niederlassung des UKSH. Die Gebäude auf dem Gelände sind nummeriert, dabei gilt meist die Prämisse, das neuere Gebäude eine höhere Zahl haben. Dem Trend entgegen ist das Gebäude mit der höchsten Zahl eines der ältesten, das Turmgebäude (Haus 70) wurde bereits vor über hundert Jahren erbaut.

Einige Gebäude, wie das Fraunhofer Forschungszentrum und das CBBM sind erst im letzten Jahr fertiggestellt worden. Demnächst beginnen die Bauarbeiten am Zentrum für Infektions- und Entzündungsforschung Lübeck (ZIEL). Der Campus wird über die nächsten Jahre also eine Baustelle bleiben. Zudem wird das UKSH grundsaniert und zur Universität werden in den nächsten Jahren wohl auch neue Gebäude hinzukommen, um die steigende Anzahl der Studenten und Studiengänge zu bewältigen.

Der Bau eines der neusten Gebäude, des Center for Brain, Behavior and Metabolism (CBBM), wurde im März 2012 begonnen und endete im Jahr 2015. Über 30 Millionen Euro flossen in den Bau, der nun für 170 Angestellte sowie bis zu 100 studentische Mitarbeiter auf 5359 Quadratmetern Nutzfläche bietet.

Das UKSH

Das UKSH ist der größte Arbeitgeber Schleswig Holsteins, es beschäftigt in seinen Standorten Lübeck und Kiel 12.509 Menschen. Das Krankenhaus bietet 2356 Betten in über 1200 Patientenzimmern. Mehr als 400.000 Patienten gehen jährlich durch die Pforten des UKSH (beide Standorte zusammen), welches dennoch konsequent seit Jahren rote Zahlen schreibt. Eine schwarze Null ist für 2017 geplant.

 

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Fruststudium! https://www.studentenpack.de/index.php/2016/07/darum-macht-studieren-hier-keinen-spass/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/07/darum-macht-studieren-hier-keinen-spass/#comments Mon, 11 Jul 2016 07:45:47 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=235106 Eigentlich sollte ich mich nicht beklagen können. Mein bisheriges Studium an dieser Uni verlief gut und reibungslos. Von Anfang an war ich froh und stolz, hier zu studieren. Die Vorklinik empfand ich als gut und die Betreuung meiner Doktorarbeit sucht ihresgleichen. Warum kann ich diese Uni nun nicht mehr leiden? Warum möchte ich nun so bald wie möglich mein Studium abschließen und nie wieder was mit ihr zu tun haben?

Weil mir als Studentin seit einem Jahr meine Machtlosigkeit, Unmündigkeit und Bedeutungslosigkeit vor Augen geführt wird! Weil seit einem Jahr Ungerechtigkeiten, festgemacht am Verhalten des Lehrverantwortlichen der Inneren Medizin, Dr. Weitz, zwar als solche eingestanden werden, aber abgetan werden als eine Vorbereitung auf die Ungerechtigkeiten des Berufslebens. Auch in diesem Jahr muss man ertragen, dass Klausuren absichtlich schwieriger gemacht werden, damit man seinen Fokus nicht versehentlich auf ein anderes Fach richtet. Bemerkungen zu Klausurfragen werden mit der Begründung, man hätte sich ja auf die Klausur so gut vorbereiten können wie auf die Beanstandung vermeintlich inkorrekt gestellter Fragen, inhaltslos abgetan. Soll man daraus etwas lernen?

Mich betrifft dieser Sachverhalt nicht einmal, ich verfolge ihn nur. Dazwischen liegen regelmäßige Verstöße gegen die Studiengangsordnung, zum Beispiel, dass die Klausuren nicht regelgerecht nachgeschrieben werden können. Beschwerden seitens der Studierenden bleiben ungehört. Ist das der „Lübecker Weg“ zur guten Ärztin den Prof. Westermann vor wenigen Jahren im Ärzteblatt vorstellte? Ertrage Ungerechtigkeiten und gib sie an Schwächere weiter? Wen wundern da die Ergebnisse der LUST-Studie. Auch mir geht es hier schlechter als je zuvor. Doch die hohe psychosoziale Belastung kommt nicht vom Stoffumfang, wie das LUST-Team letztes Jahr ebenfalls im Ärzteblatt vermutete, sondern dadurch, dass ich nicht mehr wegen, sondern trotz der Lübecker Ausbildung eine gute Ärztin zu werden versuche, als müsse ich in einem perfiden Spiel gegen die Lehre anarbeiten. Soll hier jeder zu einer gleichgültigen Persönlichkeit ausgebildet werden, die alles erträgt, nicht, weil sie es billigt, sondern weil es zur Gewohnheit geworden ist? Dass die Uni sich dann im gleichen Zeitraum in einem ZEIT-Artikel fragt, warum wir nur noch auf Klausuren schauen, erscheint mir scheinheilig. Dass sie sich in diversen Medien als um meine Gesundheit ernsthaft besorgt inszeniert, erweckt in mir das Gefühl verhöhnt zu werden.

Jahre lang musste ich mir am Bild von Herrn Weitz vorhalten lassen, was eine gute Ärztin ist, obwohl dieser Mann (bis auf die reine Berufsbezeichnung) alles darstellt, was ich niemals im Leben werden möchte. Durch seinen Umgang mit den Studierenden ebenso wie dem der Studiengangsleitung, festigte sich mein Eindruck, dass es an der Universität nicht um die Ausbildung zu guten Ärzten geht. Schon gar nicht unter Einbeziehung der Studierenden oder gar in Sorge um deren Gesundheit.

„Warum ist das Studium nicht mehr die schönste Zeit des Lebens?“, fragt ihr in dem ZEIT-Artikel. Euretwegen!

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Zahlen, bitte! https://www.studentenpack.de/index.php/2015/10/zahlen-bitte/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/10/zahlen-bitte/#respond Sun, 11 Oct 2015 11:00:23 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=231549 Dieses Semester beginnen 697 Studenten ihr Studium an der Universität zu Lübeck. Das sind 33 weniger als im letzten Jahr. Damit sind aktuell 3921 Menschen an der Universität zu Lübeck immatrikuliert. Die Anzahl der Studierenden hat sich in den letzten Jahren meist vergrößert. Das soll wohl auch so bleiben, Unipräsident Lehnert hatte vor kurzem angekündigt, er wolle 2025, also in 10 Jahren, über 5000 Studenten an der Uni immatrikuliert sehen.

Im Gründungsjahr studierten 14 Personen an der Universität zu Lübeck, 100% von ihnen studierten Medizin, denn das war der einzige Studiengang. Keiner der 14 Studenten war ein Erstsemester, da alle Studenten bereits im klinischen Abschnitt des Studiums waren. Eine Vorklinik gibt es an der Uni Lübeck erst seit den 80er Jahren.

Erstsemester

Laut Presseerklärung der Universität zu Lübeck teilen sich die Erstsemester 2015 wie folgt auf die Fächer auf:

FachAnzahl
Medizin189
Informatik78
MML41
MLS79
MIW83
Psychologie44
Pflege37
Medizinische Informatik49
Medieninformatik97

Im letzten Jahr war die Anzahl der Erstsemester an der Uni Lübeck stark gestiegen, die Anzahl der Erstsemester in den etablierten Studiengängen blieb aber eher gleich oder sank. Der Zuwachs verteilte sich meist auf die neuen Studiengänge. Dieses Jahr ist erstmals seit 2011 die Anzahl der Informatik-Erstsemester gestiegen – und das trotz der inzwischen ausgegliederten Studiengänge Medizinische Informatik und Medieninformatik!

Die Anzahl der Fächer, in denen Studenten im ersten Semester studieren können, ist derweil auf 9 gestiegen. Dazu kommen noch entsprechende Masterstudiengänge und die Studiengänge “Entrepreneurship in digitalen Technologien” und “Infection Biology” für die in Lübeck kein Bachelor angeboten wird. 234 Studenten beginnen ihren Master dieses Jahr in Lübeck.

Absolventen

Wenn viele zu studieren beginnen, kann man sich fragen, wie viele schaffen es bis zum Ende. Im letzten Jahr übergab die Uni 511 Abschlusszeugnisse und Promotionen. Die Anzahl der Abschlüsse ist, wie in den letzten Jahren auch die Anzahl der Studenten, stark angestiegen. In der vorliegenden Statistik fehlen leider die Master-Abschlüsse 2013 und sowohl die Master- als auch die Bachelor-Abschlüsse 2012.

Die besten Chancen haben Medizinstudententen, statistisch betrachtet ist die Anzahl der Absolventen über die Jahre ungefähr gleich der Anzahl der Erstis sechs Jahre davor (Regelstudienzeit Medizin ist 12 Semester). Laut Presseerklärung der Uni Lübeck gab es einen ca. 50 prozentigen Einbruch im Jahr 2010, es könnte sich um einen Tippfehler handeln.

Die Chancen ein technisches oder naturwissenschaftliches Studium erfolgreich mit einem Bachelor zu beenden, stehen laut Statistik schlechter. In der Informatik lag die Anzahl der Bachelorabsolventen meist bei einem Drittel der Anzahl der drei Jahre vorher immatrikulierten Erstsemester. In den letzten Jahren ist der Anteil der Absolventen gestiegen. 2013 erhielten 65 Studenten einen Bachelor in Informatik, drei Jahre zuvor hatten sich 121 Studenten eingeschrieben.

Wie bei der Informatik liegen uns auch in MML für die Anzahl der Absolventen 2012 (Spalte der Erstsemester 2009) keine Zahlen vor. Die Anzahl der Absolventen 2010 (Spalte 2007) ist hingegen vorhanden: In jenem Jahr gab es keine Bachelor-Absolventen in MML/CLS.

Etwas bessere Quoten gibt es bei MLS. In den letzten Jahren hatten üblicherweise zwischen 60% und 70% der Anzahl an MLS-Erstsemestern, die drei Jahre zuvor ihr Studium begannen, einen Bachelor in der Hand.

Bei dem noch recht jungen Studiengang MIW ist die Aussagekraft des Vergleichs geringer, aber es scheint so zu sein, dass üblicherweise die Anzahl der Absolventen bei über 50% der Anzahl der Erstsemester drei Jahre zuvor liegt.

Diese Statistiken sind natürlich nur begrenzt aussagekräftig. Aus ihnen geht unter anderem nicht hervor wie viele Studenten ihren erhaltenen Studienplatz nicht antreten.
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Der Campus

Die Universität teilt sich den 71 Hektar großen Campus, der einem Umfang von ca. 3,5 km misst, mit der Lübecker Niederlassung des UKSH. Die Gebäude auf dem Gelände sind nummeriert, dabei gilt meist die Prämisse, das neuere Gebäude eine höhere Zahl haben. Dem Trend entgegen ist das Gebäude mit der höchsten Zahl eines der ältesten, das Turmgebäude (Haus 70) wurde bereits vor über hundert Jahren erbaut.

Einige Gebäude, wie das Fraunhofer Forschungszentrum und das CBBM sind erst im letzten Jahr fertiggestellt worden. Demnächst beginnen die Bauarbeiten am Zentrum für Infektions- und Entzündungsforschung Lübeck (ZIEL). Der Campus wird über die nächsten Jahre also eine Baustelle bleiben. Zudem wird das UKSH grundsaniert und zur Universität werden in den nächsten Jahren wohl auch neue Gebäude hinzukommen, um die steigende Anzahl der Studenten und Studiengänge zu bewältigen.

Der Bau eines der neusten Gebäude, des Center for Brain, Behavior and Metabolism (CBBM), wurde im März 2012 begonnen und endete im Jahr 2015. Über 30 Millionen Euro flossen in den Bau, der nun für 170 Angestellte sowie bis zu 100 studentische Mitarbeiter auf 5359 Quadratmetern Nutzfläche bietet.

Das UKSH

Das UKSH ist der größte Arbeitgeber Schleswig Holsteins, es beschäftigt in seinen Standorten Lübeck und Kiel 12.509 Menschen. Das Krankenhaus bietet 2356 Betten in über 1200 Patientenzimmern. Mehr als 400.000 Patienten gehen jährlich durch die Pforten des UKSH (beide Standorte zusammen), welches dennoch konsequent seit Jahren rote Zahlen schreibt. Eine schwarze Null ist für 2017 geplant.

 

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Was sein muss, muss sein https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/was-sein-muss-muss-sein/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/was-sein-muss-muss-sein/#respond Mon, 02 Feb 2015 09:10:35 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=213153 Dass im Februar Klausuren anstehen, dürfte den wenigsten von euch neu sein. (Falls du davon jetzt zum ersten Mal hörst, dürfte dieser Artikel sehr interessant für dich sein.) Wie in jedem Semester heißt es also wieder: „ Ne, tut mir leid, ich muss noch lernen…“. Dabei hat jeder seine ganz eigene Strategie entwickelt, wie er diesem halbjährlich auftretenden Problem Herr wird. Einige PACKer stellen hier ihre erfolgreichsten Methoden vor.

Spicker können eine gute Vorbereitung sein.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Spicker können eine gute Vorbereitung sein.

Keine Panik

Oberstes Prinzip der Prüfungsvorbereitung überhaupt: Ruhe bewahren. Egal, wie spät man dran ist und wie wenig Vorlesungen man im Semester besucht – geschweige denn nachgearbeitet – hat. Vor allem für Mediziner gilt: Je später du mit dem Lernen beginnst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du dich in der Klausur noch daran erinnerst. Und: Wenn du selbst nicht glaubst, dass die Prüfungen absolut machbar sind (schließlich haben schon Generationen von Studenten dein Schicksal geteilt und es überwiegend schadlos überstanden), können dir auch die besten Lernstrategien nicht helfen. Neben der richtigen inneren Einstellung bedarf es zum optimalen Lernen noch einer weiteren Rahmenbedingung: Ablenkung ausschalten. Natürlich passiert auf Whatsapp und Facebook mehr als auf Vorlesungsfolie 137. Wenn du aber nicht dreimal so lang am Schreibtisch sitzen möchtest, wie du eigentlich zum Lernen brauchst, solltest du damit beginnen, sämtliche Triebe für einen sinnvollen Zeitraum zu unterdrücken. Helfen können Anwendungen wie beispielsweise „Self Control“ für Macs. Die Zeit, die du damit sparst, weil du effektiver lernst, bringt uns gleich zum nächsten und allerwichtigsten Punkt: Freizeit nutzen.

Es sollte selbstverständlich sein, dass man sich für die Arbeit, die man leistet, auch belohnt. Wenn man diese zwar allseits bekannten, aber viel zu oft missachteten Regeln befolgt, stehen die Chancen, dass die folgenden Lernstrategien fruchten, deutlich besser. Neben so kreativen Alternativen zum stumpfen Zusammenschreiben wie Zeichnen und Puzzlen sind Lern-Apps erwähnenswert. Prominentestes Beispiel für diese neue Form des digitalen Lernens ist „ExamTime“. Hat man sich die App kostenlos heruntergeladen, kann man damit alle Lernstrategien (Karteikarten, Mindmapping, Notizen) in ansprechender und einprägsamer Form auf sein Handy verlegen. Vorteil ist also, dass man jederzeit und überall auswendig lernen kann, ohne Massen von Papier und Büchern schleppen zu müssen. Die selbstentworfenen Merkhilfen lassen sich mit Freunden teilen, außerdem kann man zu jeder Lerneinheit ein Quiz erstellen, was die Wissensfestigung ganz wesentlich unterstützt. Angesichts dieser technischen Möglichkeiten würde ich dennoch nie auf die altbewährte Methode, sich den Stoff gegenseitig zu erzählen, verzichten. Ausgesprochenes und im Zusammenhang Formuliertes bleibt einfach besser hängen. Was man bei all dem Gelerne im Hinterkopf behalten sollte: Wichtiges Wissen und klausurrelevantes Wissen sind oft zwei verschiedene Dinge.

Das Bootcamp

Die Lernstrategie, die sich während des Bachelor-Studiums der Informatik für mich am besten bewährt hat, ist das Lernen in der Gruppe. Wir hatten das Glück, vom Anfang des Studiums bis beinahe zum Ende eine kleine, feste Gemeinschaft zu haben, die meistens dieselben Klausuren zur selben Zeit geschrieben hat. Daraus ergab sich folgende Strategie: Man finde sich in einer Gruppe von mindestens drei Leuten zusammen, damit stets genug Fragen aufkommen und neuer Input entsteht, aber auch nicht mit zu vielen, da sich die Wissensstände sonst allzu schnell voneinander entfernen und einzelne zurückzufallen drohen. Außerdem benötigt die Gruppe noch einen großzügigen Gastgeber (hier „C.“ von lat. convivator = Gastgeber), in dessen Wohnung die Gruppe in den nächsten Tagen leben, essen und leiden darf. Dieses Privileg kann natürlich auch zwischen den Gruppenteilnehmern weitergereicht werden, es hat sich aber als effizienter erwiesen, sich jeden Tag zur selben Zeit am selben Ort zu treffen. Ein weiteres nützliches, aber optionales Mitglied der Gruppe ist das Genie (im folgenden „G.“). Das ist der Typ, der Analysis-Tests und TGI-Praktika mal eben nebenbei macht, vor der Klausur verzweifelt, weil er angeblich nichts könne, nur, um dann doch wieder mit der Eins nach Hause zu gehen. Gerade diese Leute erweisen sich aber oft als sehr hilfsbereit und beim Lernen stellt sich dann doch schnell heraus, dass auch sie nur Menschen sind. Ist die Gruppe also vollständig, geht es los. Man trifft sich morgens gegen acht bei C. und macht sich als erstes einen Plan. Welche Fächer stehen an? Welche Materialien haben wir? Welche Übungen arbeiten wir durch und wann fangen wir spätestens mit den Altklausuren an? Sind diese Fragen beantwortet, beginnt der ewig gleiche Trott. Um acht treffen, gegebenenfalls frühstücken, Skripte durchgehen, Übungszettel bearbeiten, sich mit Youtube ablenken, G. mit Fragen löchern, Mittagessen, weiter lernen, keinen Bock mehr haben und gegen acht Uhr abends nach Hause gehen, sich am nächsten Morgen wieder um acht treffen und den Prozess von vorn beginnen lassen. So lange, bis man sich nicht mehr erinnert, jemals auch in der Uni studiert zu haben. Während dieser Zeit leeren sich C.’s Kühlschrank und Kaffeedosen, füllen sich die Schreibblöcke und türmen sich die Pizzakartons, und, wenn man am Ende der Klausurphase nicht mit dem Lieferanten per du ist, macht man irgendetwas falsch. Dem ein oder anderen mag diese Strategie etwas parasitär gegenüber C. und G. vorkommen. Der- oder diejenige sei jedoch versichert, dass sie für Kost & Logis bzw. für ihren Aufwand selbstverständlich finanziell und emotional entschädigt werden. Mit dieser Strategie wurden die meisten Klausuren zumindest beim ersten Versuch und oft auch recht gut bestanden und ich persönlich muss sagen, dass sie auch von allen am meisten Spaß macht. Schließlich lenkt man sich auch gegenseitig etwas von der bevorstehenden Bedrohung ab, was nicht nur die Stimmung aufhellt, sondern auch den Kopf wieder frei für den Lernstoff macht.

Der Eremit

Sollte man einmal als einziger aus der Gruppe eine Klausur schreiben müssen, bleibt leider nur noch eines: sich in seiner Bude verkriechen und pauken. Und dann macht man im Prinzip alles was man bei Plan A auch machen würde – nur allein. Also Skripte durchgehen, Übungen und Klausuren durcharbeiten und dann wieder alles von vorn. Lesen, üben, wiederholen. Immer weiter. Und zwar nicht bis man es kann, sondern bis die Klausurzettel verteilt werden. Mit dieser Strategie wurden dann auch alle zweiten Versuche bestanden. Egal für welche Taktik man sich nun entscheidet, bei den meisten MINT-Fächern wird man sich früher oder später seine ein oder zwei Seiten Notizen machen müssen. Während sich die meisten dabei auf das Nötigste beschränken, habe ich mir angewöhnt, das gesamte Skript (Definitionen etc.) in Schriftgröße 2 aufs Papier zu bringen. Das mag leicht übertrieben sein, aber man wird in der Klausur mit Sicherheit nichts vermissen und außerdem geht man beim mühseligen Niederschreiben auch alles nochmal durch.

Puzzeln

Nach fast sieben Semestern Studium könnte man meinen, ich wüsste, wie man für Klausuren lernt. Mit der für Mediziner typischen Standardmethode „erstmal alles Wichtige rausschreiben und dann auswendig lernen“ bin ich bisher ziemlich gut durchgekommen. Manchmal lohnt es sich aber auch, zu anderen Methoden zu greifen: Das Puzzeln ist hervorragend für Zitratzyklus, Gluconeogenese, Glykolyse und Co. geeignet. Jeder Stoffwechselmetabolit, jedes Enzym und jede Reaktion (unter Berücksichtigung der Reversibilität und dabei entstehender Energieträger wie NADH) bekommt ein eigenes Kärtchen. All dies anschließend in die richtige Reihenfolge zu bringen ist – zumindest für mich – effektiver als reines Auswendiglernen, weil mir dabei klar vor Augen geführt wird, wohin der abgespaltene Wasserstoff verschwindet oder warum dieser Reaktionsschritt durch jenes bestimmte Enzym katalysiert werden muss.

Schemata selbst zeichnen

Auch wenn es in vielen Fächern Schemata gibt, die immer wieder auftauchen und durchaus hilfreich sein können, um das Thema zu verstehen: Ich zeichne sie meistens selbst einmal mit möglichst viel Platz für eigene Anmerkungen ab und frage mich dabei „Warum ist das so?“. Wichtige Cofaktoren, Symptome oder ähnliches, was nicht mit auf der Vorlesungsfolie steht, kann so einfach ergänzt werden, bis zum Schluss ein nach subjektiven Prioritäten vollständiges, für alle außer dem Ersteller unübersichtliches Schaubild entsteht.

Zettel am Spiegel

Immer diese ungenutzten drei Minuten beim Zähneputzen! Für kurze Listen mit Dingen, die sich nur auswendig lernen lassen, die man aber nicht ständig zwischen den restlichen Lernstoff dazwischenschieben möchte, sind kleine bunte Zettel am Spiegel geeignet. So kommt man ums Wiederholen nicht herum, ohne dafür extra Unterbrechungen in Kauf zu nehmen.

Last minute: Folien überfliegen

Die meisten Dozenten fragen in der Klausur tatsächlich nach den Punkten, die sie in der Vorlesung besprochen haben. Nicht alles, was geprüft wird, sind dabei Grundlagen oder Zusammenhänge: Manche Fakten, die abgefragt werden, erscheinen in der Vorlesung – oder wenn man diese nicht besucht hat beim Lernen – zusammenhanglos oder irrelevant und werden deswegen ignoriert. Mit etwas mehr Überblick über das Thema lohnt es sich vor der Klausur, die Vorlesungsfolien noch einmal zu überfliegen und dabei nur nach hervorgehobenen Fakten zu suchen. Ob rot und unterstrichen oder fett und eingerahmt – manches Mal entdeckt man am Tag vor der Klausur auf diese Weise Informationen, die dem Dozenten am Herzen liegen und Punkte bringen!

Schwarmintelligenz

Wenn man studiert, ist man häufig mal überanstrengt und unter Druck, im Stress vor Klausuren, Übungszetteln und Praktika… Aber alleine ist man immerhin nicht! Und das ist etwas, was ich mir mit einigen Kommilitonen in diesem Semester das erste Mal richtig zu Nutzen gemacht habe. Wir haben beschlossen, uns besser zu vernetzen, und haben uns dazu auf dem Markt der Shared-Document-Systeme umgeschaut. Schon in vorherigen Semestern nutzten wir die Dropbox, um dort unsere eigenen Mitschriften hochzuladen. Mittlerweile sind wir zu OneNote übergegangen. Für jede Vorlesung schreibt einer von uns konsequent mit, während die anderen zuhören und die Mitschrift in Echtzeit mit eigenen Notizen ergänzen können. Dadurch muss nicht jeder ständig zuhören oder mitschreiben und trotzdem können alle mit einem ausführlichen Skript am Ende für die Klausuren lernen. Zugleich lassen sich problemlos Vorlesungen verlinken und eigene Skripte anhängen. Neben OneNote bietet sich auch Google Drive oder, insbesondere für die MINTler interessant, Shared LaTeX an. Auch an einer Variante mit LaTeX über GitHub, bei der jeder eine Vorlesungsmitschrift übernimmt, lässt sich gut arbeiten. So oder so helfen Online-Systeme viel, wenn es um das Studium geht. Es lohnt sich wirklich, sich einmal einen Überblick zu verschaffen.

Es gibt viel zu lernen.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Es gibt viel zu lernen.

Selektion

Sechs Semester häufen quasi von alleine eine ganze Menge Lernstoff an. Wie soll man dem überhaupt Herr werden? Da hat wohl jeder mit der Zeit seine eigenen Methoden entwickelt. Für mich hat es sich bewährt, alles, was ich in Lehrbüchern lese, in ganzen Sätzen und eigenen Worten nochmal aufzuschreiben. Da gehen zwar eine ganze Menge Zeit, College-Blöcke und Kugelschreiberminen für drauf, aber an das meiste konnte ich mich in den Prüfungen dann doch noch erinnern und wer es mag, hat danach auch eine umfangrreiche Kurzzusammenfassung des Lernstoffs für eine Last-minute-Wiederholung oder spätere Prüfungen. Je weniger Zeit bis zum alles entscheidenden Tag X bleibt, desto mehr versuche ich, die Inhalte nach wichtig und unwichtig sortieren, orientiert an Erfahrungen anderer, was vermutlich in der Prüfung dran kommen könnte. Sterben Menschen, wenn man diesen Sachverhalt nicht kennt? Falls ja, ist es wichtig! Sich mit anderen zu treffen und gemeinsam Aufgaben durchzusprechen hilft mir nicht nur, weil ich da meist noch was bei lerne, sondern auch, weil ich merke, dass ich nicht der einzige bin, dem das gerade keinen Spaß macht und andere auch nicht alles wissen. Kommt aber natürlich immer darauf an, mit wem man sich trifft, aber ihr kennt da sicherlich die richtigen Leute. Manchmal kommt man beim Lernen an einen Punkt, wo Logik, Relevanz und Kontext versagen und simples Auswendiglernen unumgänglich wird. Da hilft mir nur, es mir immer und immer wieder selbst vorzuplappern, bis es nicht mehr rausgeht. Das funktioniert aber nur für eine sehr begrenzte Menge an Fakten, für den Rest gilt: Mut zur Lücke!

„Lernzettel“ schreiben

Durch einen (internen) Studiengangswechsel in einen kleineren Studiengang stand ich schon früh vor der Problematik, die vielen Übungsaufgaben alleine zu bewältigen. Die festen Abgabegruppen haben sich bei den anderen schon gebildet und auch sonst kannte man noch niemanden. Doch gerade das auf sich allein gestellt sein kann durchaus seine Vorteile haben, denn man muss sich automatisch mehr mit dem Thema beschäftigen, als jemand, der in großen Zehn-Personen-Gruppen arbeitet. Von daher der grundsätzliche Rat: Möglichst viel der Aufgaben selber machen und erst danach mit anderen diskutieren – schließlich sitzt man am Ende in der Prüfung auch alleine da. Es gibt jedoch tausende mehr oder minder legitimer Gründe, warum man dann das Semester über doch nicht so aufmerksam war. Was also tun? Bei mir hat sich, insbesondere für die mathematischen und teilweise informatischen Fächer die folgende Methodik etabliert: Sehr wichtig sind die “erlaubten Spickzettel” – meist ein beidseitig beschriebenes DIN-A4-Blatt. Das sorgfältige Zusammenschreiben dieses Zettels ist meist schon eine extrem gute Vorbereitung für die Klausur und sollte nicht vernachlässigt werden. Schließlich sind diese Zettel, falls richtig gemacht, eine der wenigen Möglichkeiten in einer Prüfung ordentlich Zeit zu sparen. Für mich gehören auf diese Zettel alle Informationen, die man nicht auswendig können muss/brauch/kann. Also insbesondere Sätze und Definitionen oder Wissen, dass bei etwaigen Multiple-Choice-Teilen abgefragt werden könnte. Konkrete Berechnungsschemata sind dagegen sehr selten auf meinen Blättern zu finden, nur wenn sie zu umfangreich sind. Muss man diese vom Zettel Schritt für Schritt ablesen und durchführen, geht einfach viel zu viel der in der Klausur kostbaren Zeit verloren – von dem Platzverbrauch auf dem Zettel ganz zu schweigen. Beispiele können auf den Zetteln natürlich nützlich sein. Doch selten lassen sie sich gut übertragen. Und wenn man sich die Rechnung noch in der Klausur an einem Beispiel klarmachen muss, war die Vorbereitung zu schlecht. Deshalb sind auch Beispiele bei mir extrem selten auf den Spickzetteln verewigt. Auch eine sinnvolle Ordnung auf dem Zettel kann wertvolle Minuten sparen: Wenn man eine Aufgabe bearbeitet sollte man sofort wissen, wo auf dem meist in winziger Schrift vollgeschriebenen Zettel die nötige Formel zu finden ist.

Lösungsschemata herausfiltern

Doch was ist alles wichtig? Dafür hilft zunächst ein Blick auf die Altklausuren und die Übungsaufgaben, falls vorhanden. Häufig ändern sich die Themen nicht und in den Übungsaufgaben spiegeln sich potenzielle Aufgaben in der Klausur wieder. Auch wenn man sich nicht hundertprozentig darauf verlassen kann, geben sie doch eine gute Basis für den Zettel. Das konkrete Durcharbeiten der Altklausuren kommt jetzt aber noch nicht, sondern erst am Ende, wenn man sämtliche Materialien zusammen hat, die man auch in der richtigen Klausr verwenden will. Aus den Klausur- und Übungsaufgaben sowie den Vorlesungsunterlagen heißt es jetzt die Aufgabentypen herauszufinden. Meist kommen die diese aus einem gewissen Pool an Aufgaben, die nur inhaltlich leicht verändert werden, das Grundprinzip des Lösens bleibt aber gleich. Diese “Lösungsschemata” zu verstehen und dann möglichst schnell anzuwenden, ist meiner Meinung nach das A und O bei der Vorbereitung. Wenn man in der Lage ist, sich ein Ablaufdiagramm oder Rezept aufzuschreiben, nach dem man mit Fallunterscheidungen die Aufgabe durchgehen und lösen kann, hat man quasi schon gewonnen. Übungsaufgaben desselben Typs gibt es immer viele – entweder man kann sie sich selbst basteln, googeln oder in die Altklausuren schauen. Alles was dringend nötig ist für diese Schemata, gehört auf meinen Zettel – der Rest sollte durch das ständige Wiederholen der Aufgaben drin sein. Dabei schaue ich immer konkret, an welcher Stelle es hapert. Zum Beispiel kann ich mir nie die Werte vom Sinus und Cosinus merken, die kommen dann einfach auf den Zettel.

Hat man das ganze Semester auf wundersame Weise verschlafen und hat so gar keine Ahnung von dem bald zu prüfenden Fach, hat sich auch bei mir das Zusammenschreiben eines Zettels etabliert. Auf diesen kommt dann die gesamte Vorlesung zusammengefasst mit wirklich allen Inhalten, die nicht offensichtlich unwichtig sind. Das kann man auch tun bei Prüfungen, bei denen keine Spickzettel erlaubt sind oder bei mündlichen Prüfungen, denn wie bereits erwähnt hilft auch das eine ganze Menge – es kommt aber natürlich auf den Lerntyp an. Wer durch Aufschreiben nicht viel lernt, sollte sich andere Methoden überlegen. Hat man sich dann seine Spickzettel mühselig vorbereitet, geht es an die Altklausuren: Am besten schaut man mit einem Timer, wieviel Zeit man für die Aufgaben braucht, ob man die Klausur in der vorgegebenen Zeit geschafft hätte, und, wo es noch hakt. Nach jeder Altklausur wird dann noch einmal der Zettel gegebenenfalls ergänzt, bis ich selber glaube, er ist vollständig. Dann wird es Zeit für die Klausur!

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Das Auswahlverfahren für Medizinstudenten https://www.studentenpack.de/index.php/2013/11/das-auswahlverfahren-fur-medizinstudenten/ https://www.studentenpack.de/index.php/2013/11/das-auswahlverfahren-fur-medizinstudenten/#respond Mon, 11 Nov 2013 08:35:30 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=171981
Willkommen an der Universität! Auf diese Botschaft hoffen alle Bewerber

Willkommen an der Universität! Auf diese Botschaft hoffen alle Bewerber.[media-credit name="Lukas Ruge" align="aligncenter" width="645"] 

„Ich habe mich in Lübeck beworben, weil es hier sehr familiär sein soll.“ Diese Aussage konnte man bei den Auswahlgesprächen der Hochschule des Öfteren hören, auch wenn sich manch ein Dozent dessen gar nicht bewusst war. Auch der Aufwand, der für diese Gespräche in Anspruch genommen wird, wurde von vielen Bewerbern gelobt. Aber wie viel Organisation es wirklich braucht und wie es sich anfühlt, wenn man auf der anderen Seite des Kommissionstisches sitzt, durfte ich am eigenen Leib erfahren.

Manch einer hat vielleicht noch gar nichts von diesen Auswahlgesprächen gehört, besonders da diese für Nicht-Medizinstudenten keine Rolle im Bewerbungsverfahren spielen. Aber die insgesamt 120 Medizinanwärter, die mit einem Abiturnotendurschschnitt bis 1,9 direkt die Möglichkeit bekommen, ein Medizinstudium zu beginnen, auch wenn die Abiturnote eigentlich „zu schlecht“ ist, sehen diese als große Chance. Denn kaum eine andere Universität gibt sich so viel Mühe, was ebenfalls eine beliebte Antwort auf die Frage „Warum haben Sie sich gerade in Lübeck beworben?“ war.

Der Ablauf dieser Veranstaltung wirkt auf den ersten Blick etwas verwirrend. Denn die Studienplätze werden zentral von hochschulstart.de vergeben, allerdings darf jede Hochschule 60% der Bewerber über ein eigenes Verfahren zulassen. Die einfachste und häufigste Lösung ist, diese Prozentzahl ebenfalls nur über die Abiturnote zu vergeben, weshalb der Numerus Clausus sehr abschreckend wird. In Lübeck gibt es allerdings ein Auswahlverfahren, das diesen Namen auch wirklich verdient. Es wurden von den 1675 Bewerbern, die dieses Jahr Lübeck als 1. Ortspräferenz angaben, zunächst 240 für persönliche Gespräche ausgewählt. Diese Anzahl wird zwar ebenfalls nach ihrem Schnitt ausgewählt, allerdings haben die Bewerber im Vorfeld die Möglichkeit, diesen – eigens für diese Auswahl – zu verbessern. Sowohl mit einer abgeschlossenen Ausbildung im Medizinischen Bereich (z.B. Gesundheits- und Krankenpfleger oder Rettungssanitäter), als auch einer Note von 2,5 und besser im Test für Medizinische Studiengänge (kurz: TMS), der in ganz Deutschland angeboten wird, kann die Abiturnote jeweils um 0,4 verbessert werden. In diesem Jahr bekamen somit Abiturienten mit der Note 1,9 und besser in Lübeck eine Chance.

Doch nicht nur Bewerber werden gebraucht, denn es muss auch eine möglichst reibungslose Organisation und genügend Kommissionen geben. Linda Brüheim und Karin Sievers kümmerten sich dieses Jahr mit viel Engagement um diese Aufgabe. Ein kleiner Teil dieser Arbeit macht die Suche nach Hochschullehrern und Studenten aus, die sich bereit erklären, zwei volle Tage während der vorlesungsfreien Zeit zu opfern. Gerade bei den Studenten scheint es kein großes Problem zu sein, da der Anlauf jedes Jahr mehr als ausreichend ist. Also allein die Mitglieder der Kommissionen werden durch ein kleines Auswahlverfahren – wenn es auch „nur“ ein Losverfahren ist – gefunden. Nach einem Vortreffen, wo die wichtigsten Dinge erläutert werden und der Einladung zu einem Probeinterview, bei dem man sich mit dem Ablauf und den Fragen vertraut machen kann, fühlt man sich auch als Neuling angenehm vorbereitet und konnte entspannt den Tagen entgegenblicken.

Erwartungsvoll, gut gelaunt und auch etwas nervös sah ich dann dem 14. August 2013 entgegen, dem ersten Tag der Auswahlgespräche. Die 24 Studenten, die bei dem Verfahren als Helfer auserkoren waren, wurden an den Tagen unterschiedlich eingeteilt. Einen Tag widmete man sich der Organisation und den anderen der Kommission. Damit es auch in der Organisation nicht eintönig wird, gibt es hier nochmal unterschiedliche Bereiche: Empfang der Bewerber, Sortieren der abgegebenen Lebensläufe und anschließendes Verteilen in den Kommissionen und Dateneingabe der Bewertungszahlen. Durch das einmalige Rotieren nach der Mittagspause konnte man sich in zwei dieser Bereiche austoben, wobei ich diese Arbeit eher als langatmig gesehen habe, denn durch die 45 Minuten, die für jeden Bewerber eingeplant sind, entstehen häufiger recht lange Pausen, die man als Student aber zu füllen weiß. Nach einem langen Tag und einiges an Erfahrung reicher, freute ich mich nun tatsächlich auf das frühe Aufstehen am nächsten Morgen, denn jetzt konnte ich mich endlich in die Kommission setzen und 10 Studienbewerber beurteilen. Dass dadurch ein kleines Gefühl der Macht entstand, kann man mir sicherlich nicht negativ anrechnen. Jetzt hieß es nur noch einen kühlen Kopf bewahren und an alle Tipps, Tricks und Pflichten zu halten, die mir mit auf den Weg gegeben wurden. Allerdings darf man auch den Druck nicht vergessen, der auf einem lastete. Immerhin wurde man dafür „ausgebildet“, dass man unvoreingenommen und realistisch an das Wohl der Universität denkt. Dementsprechend musste man sich selbst nach jedem Kandidaten fragen: passt er zu unserer Universität und würde ich ihn gerne in meinem Studiengang haben wollen? Je nachdem wie die Antwort auf diese Fragen ausfiel, durfte man sich dann auf einem eigens für diese Veranstaltung erstellten Bewertungsbogen verewigen. Das versehentliche Auslassen einer Bewertung oder vergessene Unterschriften waren die häufigsten Gründe dafür, dass die Studenten aus der Organisation genau diese Bögen wieder zurückbringen mussten und meistens die vergesslichen Hochschullehrer auf das Fehlende hinwiesen. Sätze wie „Ach, Herr Professor, sie haben schon wieder die Unterschrift vergessen, so geht das aber nicht!“ waren keine Seltenheit und kehrten zumindest für diese beiden Tage die Rollenverteilung an der Universität ein wenig um. Denn auf einmal wurden die Dozenten kontrolliert und immer und immer wieder auf ihre „Schusselfehler“ hingewiesen. Dies darf man wohl als eine seltene Gelegenheit betrachten, die man sich als Student auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Zusammenfassend lässt sich für mich sagen, dass diese Veranstaltung mit viel Engagement und Liebe zum Detail von allen Beteiligten organisiert und durchgeführt wurde. Die Reaktionen der Teilnehmer zeigten, dass dies sehr geschätzt wird (mit einer Schulnote von 1,8). Für die Bewerber selbst hat sich das Verfahren gelohnt, denn es wurden viele zugelassen, die es nicht geschafft hätten, wenn nur die Abiturnote gezählt hätte. Das beweist, dass diese Veranstaltung einem guten Zweck dient und diesen auch ohne Ausnahme erfüllt. Nun stellt sich abschließend vielleicht noch die Frage, was der eigentliche Lohn für die Anstrengungen ist. Abgesehen vom Spaß, den ungezwungenen Kontakten mit Hochschullehrern und weiteren -mitarbeitern und der einzigartigen Erfahrung gab es noch eine andere Sache, die jedes Studentenherz höher schlagen ließ: lecker belegte Brötchen en masse in den Mittagspausen! Alles zusammengenommen wohl Entlohnung genug.

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Von bürokratischen Hürden und verfehlten Zielen https://www.studentenpack.de/index.php/2013/07/von-burokratischen-hurden-und-verfehlten-zielen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2013/07/von-burokratischen-hurden-und-verfehlten-zielen/#respond Mon, 01 Jul 2013 09:00:30 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=158659
Bei Qualitätsicherung entsteht ein Haufen Papier.Flickr Foto "DSC_3799" von Plashing Vole unter einer Creative Commons ( BY-NC ) Lizenz

Bei Qualitätsicherung entsteht ein Haufen Papier.

An unserer Uni erblicken nun fast jährlich neue Studiengänge das Licht der Welt. Vor zwei Jahren war es die Medizinische Informatik, im vergangenen Semester Infection Biology und in diesem Jahr ist es Psychologie. Auch wenn Erstellen von Studiengängen nicht nur an dieser Universität scheinbar als Sport betrieben wird, ist der damit verbundene bürokratische Aufwand für alle Beteiligten nicht zu unterschätzen. Die Studiengänge müssen konzipiert, dokumentiert und akkreditiert werden. Besonders die Akkreditierung steht des Öfteren in der Kritik der Hochschulen, wird als zu aufwendig erachtet und steht dabei unter Verdacht nicht zielführend zu sein. Aber was bedeutet Akkreditierung eigentlich im Rahmen des Hochschulwesens?

Ein Rat, der Agenturen akkreditiert, die Studiengänge akkreditieren…

Im Groben ist die Akkreditierung ein Qualitätssicherungsverfahren, bei welchem eine externe unabhängige Kommission aus Experten die Studiengänge auf verschiedene Kriterien untersucht. Das Verfahren wurde im Zuge des Bologna-Prozesses eingeführt um Bachelor- und Masterstudiengänge qualifiziert evaluieren zu lassen.

Wie vieles am Bologna-Prozess auf guten Ideen beruht, ist auch hier die Umsetzung doch zu hinterfragen. Die allgemeinen Ziele sind neben Qualitätssicherung in Lehre und Studium, die Erhöhung der Mobilität der Studierenden und eine Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Universitäten im In- und Ausland zu schaffen. Dafür wurde im Dezember 1998 der Akkreditierungsrat gegründet, der wiederum die Akkreditierungsagenturen akkreditiert. 2011 gab es dabei zehn akkreditierte Agenturen, welche sich mit unterschiedlichen Themengebieten beschäftigen und an verschiedenen Standorten im deutschsprachigen Raum ansiedeln. Für die Universität zu Lübeck ist die wichtigste die Akkreditierungsagentur für Studiengänge der Ingenieurwissenschaften, der Informatik, der Naturwissenschaften und der Mathematik – kurz ASIIN genannt. Die ASIIN hat so ziemlich alle Studiengänge der Sektionen MINT, bis auf Psychologie, akkreditiert.

Es werden generell im Hochschulwesen dabei zwei verschiedene Arten der Akkreditierung unterschieden. Zum einen die Programmakkreditierung, bei welcher einzelne Studiengänge beurteilt werden. Hierbei spielt der Grad der Zielerreichung, das Erreichen angestrebter Lernergebnisse eine entscheidende Rolle. Die zweite Form ist die System- oder institutionelle Akkreditierung. Dabei wird das hochschulinterne Qualitätssicherungssystem beurteilt. Der Vorteil der Systemakkreditierung ist, dass Hochschulen mit diesem Gütesiegel Studiengänge nicht mehr extern akkreditieren müssen, da diese bereits das Akkreditierungssiegel erhalten, wenn sie das interne Qualitätssicherungssystem durchlaufen haben. Die Systemakkreditierung entstand, nachdem die Kritik an der Programmakkreditierung laut wurde und es bei den Agenturen aufgrund starker Überlastung zum Stau kam. An der Universität zu Lübeck wurden alle Studiengänge einzeln programmakkreditiert.

20.000 Seiten für zehn Studiengänge

Wenn ein Studiengang zum ersten Mal erstellt wird und es an der Hochschule noch keine Studenten oder Absolventen gibt, wird eine Konzeptakkreditierung durchgeführt. Dabei wird das Konzept des Studiengangs auf Plausibilität überprüft. Somit sind die qualitätssichernden Aspekte der Akkreditierung wenig aussagekräftig. Häufig wird bei Beginn des Studiengangs eine Erstakkreditierung angestrebt, da somit durch die kritische Selbstbewertung der Hochschule und die faktischen Realisierung des Studiengangs eine bessere Beurteilung erfolgen kann. Wie bei jeder qualitätssichernden Maßnahme wird auch bei der Hochschulakkreditierung eine erneute Prüfung fällig, wenn der Studiengang in seinem Bestehen stark verändert wurde oder das Prüfsiegel abgelaufen ist. Nach dem Ablauf des Siegels wird dabei eine erneute Akkreditierung nötig, wobei auch vorangegangene Akkreditierungen als Datenlage für Veränderungen und Fortschritt hinzugezogen werden. Bei einer Reakkreditierung gilt dafür dann das vergebene Prüfsiegel länger als bei einer Erstakkreditierung. Für jede Akkreditierung werden dabei dieselben Standards zu Grunde gelegt, die ein Studiengang zu erfüllen hat. Diese sind sowohl inhaltlicher Form als auch struktureller. Außerdem werden Anforderungen an die Ressourcen der Universität, das Qualitätsmanagement und die Prüfungsverfahrensordnung gestellt.

Dass sich bei der Dokumentation aller Daten und Fakten so einiges ansammelt, ist verständlich. So benötigte die Fakultät Ingenieurswissenschaften und Informatik der Universität Ulm 20.000 Seiten für zehn Studiengänge, welche sie aufgrund der Ähnlichkeiten direkt als Cluster akkreditieren ließ. Dafür zahlte die Uni etwa 30.000 Euro an die ASIIN. Für einen einzelnen Studiengang werden meist zwischen 10.000 und 15.000 Euro berechnet, welche, sofern sie nicht im Landeshaushalt untergebracht sind, die Universität von ihrem Budget für die Lehre zu zahlen hat. Zusätzlich zu der direkten finanziellen Belastung entfallen auf die Universität noch etliche andere Kosten, wie Druck- und Personalkosten.

Die Phasen einer Akkreditierung

Das Verfahren zur Akkreditierung kann man in drei wesentliche Schritte unterteilen. Die ASIIN benennt diese mit Vorbereitung, Prüfung und Entscheidung. In jedem Schritt hat sowohl die Hochschule als auch die ASIIN verschiedene Aufgaben zu erfüllen. In der Vorbereitungsphase stellt die Hochschule eine Anfrage, in der sie wichtige Rahmenbedingungen wie Name, Abschlussart, Anzahl der Semester und ein vorläufiges Curriculum einreicht. Die ASIIN prüft dann im Anschluss, welche Fachausschüsse und Verfahrensvariante zum Einsatz kommt. Bei Vertragsabschluss zwischen der ASIIN und der Hochschule geht es dann in die Phase der Prüfung. In dieser Phase reicht die Hochschule einen kritischen Selbstbericht ein. Sofern dieser formal korrekt ist, beruft die ASIIN eine Gutachtergruppe zusätzlich zu den Fachausschüssen ein. Nach erster Prüfung des Selbstberichtes kommt es zur Begehung der Hochschule mit den Gutachtern und den Verfahrensbetreuern. Im Anschluss wird ein erster Bericht erstellt und der Hochschule zugesandt. Nach Stellungnahme der Hochschule zum Akkreditierungsbericht beginnt die Entscheidungsphase. In dieser Phase erfolgt eine abschließende Stellungnahme der Gutachter mit Beschlussempfehlung sowie eine Beurteilung durch die zuständigen Fachausschüsse, welche ebenfalls eine Beschlussempfehlung umfasst. Daraufhin entscheidet die Agentur über die Vergabe des gewünschten Siegels oder eine Empfehlung an zuständige dritte mit einem umfassenden Bericht. Abschließend wird der Bericht an die Hochschule und den Eigner des beantragten Siegels, zum Beispiel den Akkreditierungsrat, versandt.

Was bleibt?

2009 gab der Deutsche Hochschulverband (DHV) eine Pressemitteilung heraus, in welcher gefordert wurde, die Programmakkreditierung komplett abzuschaffen, da sie „teuer, bürokratisch, langsam, ineffizient, rechtlich zweifelhaft und autonomiefeindlich“ sei. Außerdem wurde angemerkt, dass durch die regelmäßige Reakkreditierung dieses „Unwesen“ auf absehbare Zeit nicht enden würde. Der DHV behauptete dabei, dass „die Universitäten […] selbst in der Lage [sind], Studieninhalte und -programme festzulegen“ und forderte von dem Gesetzgeber, ein Qualitätsmanagementsystem für Hochschulen gesetzlich vorzuschreiben. Dabei weiß jeder Student, dass nicht alles, was die Uni macht, komplett ausgereift ist und es manchmal ganz gut ist, wenn sie von außerhalb kontrolliert wird. Dennoch bleibt der Kostenpunkt einer der Hauptkritikpunkte, welcher auch nicht wegzudiskutieren ist. Außerdem wird oft hinterfragt, ob durch ein Akkreditierungsverfahren wirklich eine Verbesserung der Lehre erfolgt.

Die Ziele, die damit für die Studenten verbunden waren, wurden zum großen Teil verfehlt. So gelten zwar für die Hochschulen gleiche Mindeststandards, doch ist damit die Mobilität der Studenten nicht erhöht worden. Die Stundenpläne sind oftmals so knapp gesteckt, dass während des Studiums kaum die Möglichkeit gegeben ist, ohne Nachteile Auslandserfahrung zu sammeln. Außerdem werden oftmals immer noch viele Auflagen für einen Wechsel nach dem Bachelor an eine andere Hochschule erteilt. Wer während des laufenden Studiums wechseln möchte, kann sich dank einem Kultusministerkonferenzbeschluss sogar nur einen Teil der erbrachten Leistungen anrechnen lassen. Somit kochen die Universitäten auch weiterhin alle ihr eigenes Süppchen, nun aber mit anerkanntem Siegel.

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Baustelle Psychologie https://www.studentenpack.de/index.php/2013/05/baustelle-psychologie/ https://www.studentenpack.de/index.php/2013/05/baustelle-psychologie/#comments Mon, 13 May 2013 09:30:17 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=137379 Auf dem Campus gehen die Baumaßnahmen in jeder Hinsicht weiter.

Auf dem Campus gehen die Baumaßnahmen in jeder Hinsicht weiter.

Lukas Ruge | StudentenPACK.

Nachdem die Lübecker Studiengangsfamilie in den letzten Jahren mit Medizinischer Informatik und Infection Biology sowie neuen Anwendungsfächern wie IT-Sicherheit und -zuverlässigkeit kontinuierlich weiter gewachsen ist, verspricht auch das Wintersemester 2013/14 wieder Zuwachs: Dieses Jahr kommt ein Psychologiestudiengang nach Lübeck, was sich auch ohne große Werbekampagnen bereits herumgesprochen zu haben scheint, denn die ersten Bewerbungen kamen schon deutlich vor Beginn der offiziellen Bewerbungsfrist am ersten Mai an. Doch was genau erwartet uns da überhaupt?

Ab Herbst wird der bislang von Medizinern und Informatikern dominierte Campus zusätzlich von jeweils 40 Psychologie-Bachelor- und –Masterstudenten bevölkert. Diese werden sich, ganz dem Universitätsmotto „Im Focus das Leben“ folgend, mit den Grundlagen, der Entwicklung und der Untersuchung der menschlichen Psyche befassen.

Auf die zukünftigen Bachelorstudenten kommt dabei ein von Anfang an sehr umfassendes Fächerspektrum zu: Neben Grundlagenfächern wie Allgemeiner und Entwicklungspsychologie, mit denen es gleich im ersten Semester losgeht, und den obligatorischen Methodenfächern wie Statistik bietet Lübeck auch eine große Bandbreite an Anwendungs- und Wahlpflichtfächern. Mit Klinischer und Pädagogischer Psychologie, Neuropsychologie sowie Arbeits- und Organisationspsychologie werden nicht nur, wie vorgeschrieben, zwei, sondern gleich vier Anwendungsfächer angeboten und erlauben im zweiten und dritten Studienjahr vielfältige Impressionen.

Im Rahmen der Wahlpflichtmodule können sich die Studierenden dann entweder auf ganz klassisch psychologische Themen wie Emotionsregulation konzentrieren, oder aber den Blick über den Tellerrand wagen und beispielsweise am Präparierkurs der Medizinstudenten teilnehmen, um etwas tiefer in die Anatomie einzutauchen. Auch aktuelle Fachgebiete im technischen Bereich wie Software-Ergonomie oder Medienpsychologie finden sich unter den zur Wahl stehenden Modulen, was den von Studiengangskoordinatorin Juliana Wiechert hervorgehobenen und in Lübeck traditionell verankerten hohen Stellenwert des interdisziplinären Arbeitens zeigt. Damit in Zukunft weiterhin so enge, gut funktionierende Kooperationen möglich sind, schreiben sich die Verantwortlichen des neuen Psychologiestudiengangs genau das explizit auf die Fahne und geben die Befähigung zur Arbeit in interdisziplinären Teams neben wissenschaftlichem Arbeiten als konkretes Qualifikationsziel an. Zur Persönlichkeitsentwicklung und zum gesellschaftlichem Engagement, die ebenfalls gefördert werden sollen, trägt sicherlich auch die relativ unkomplizierte Möglichkeit, während des Studiums ins Ausland zu gehen, bei: Das fünfte Semester mit vielen Wahl- und Anwendungsfächern ist von vornherein als Mobilitätsfenster vorgesehen, sodass wegen eines Auslandsaufenthalts nicht gleich länger studiert werden muss.

Doch auch Masterstudenten können hier, besonders wenn sie in die Forschung gehen oder später klinisch tätig sein wollen, einiges erwarten: Durch die enge Anbindung ans UKSH und die Lehrimporte aus der Medizin findet mit den drei Strängen Methoden, Psychotherapie und Neuropsychologie ein auf das für die Heilkunde relevante Wissen konzentrierter Unterricht statt, der auch auf die Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten oder Neuropsychologen vorbereiten soll. Eine derartige Ausbildung kann auch in Lübeck absolviert werden.

Mit diesem im Akkreditierungsantrag zudem ausdrücklich als „forschungsorientiert“ eingestuften konsekutiven Studiengang und den sich unter anderem durch den Bau des „Center of Brain, Behavior and Metabolism“ (CBBM) ergebenden Möglichkeiten dürfte außerdem für all diejenigen, die eher eine wissenschaftliche Karriere anstreben, gesorgt sein: Ins CBBM, das im kommenden Jahr fertiggestellt werden soll, werden etliche bereits bestehende Forschungsgruppen einziehen, in deren Untersuchungen beispielsweise auch Mitarbeiter der Kliniken für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie einbezogen sind. Bearbeitet werden unter anderem aktuelle Forschungsthemen wie Suchtverhalten bei der Nahrungsaufnahme, Interaktionen zwischen psychischen und körperlichen Störungen und die Rolle der daran beteiligten Hirnregionen.

Das bald fertiggestellte CBBM bietet für Psychologiestudenten viele interessante Möglichkeiten.

Das bald fertiggestellte CBBM bietet für Psychologiestudenten viele interessante Möglichkeiten.

hammeskrause architekten

Mit der Ausstattung, die das CBBM in Form von Schlaflaboren, einem ausschließlich der Forschung zur Verfügung stehenden MRT und Ähnlichem erhalten wird, bietet es auch Psychologiestudenten „wirklich tolle Möglichkeiten“, so CBBM-Koordinator Olaf Jöhren: Es gibt die Option, in einem der beteiligten Institute seine Bachelor- oder Masterarbeit zu schreiben und auch die Chancen auf eine Promotionsstelle in einer der Arbeitsgruppen schätzt er als hoch ein.

Neben den Baumaßnahmen laufen auch die weiteren abschließenden Vorbereitungen auf Hochtouren: Die letzten Professuren für Methodenlehre, Sozial-/ Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Life-Span-Psychologie werden gerade besetzt. Außerdem wird, um den Neu-Lübeckern den Start zu erleichtern, das Vorwochenprogramm geplant und ein Patenprogramm aufgebaut. Wie bei den bereits etablierten Studiengängen sollen auch die Psychologie-Studienanfänger trotz fehlender höherer Semester im eigenen Studiengang immer einen studentischen Ansprechpartner haben – um die Bachelorstudenten wird sich die Fachschaft MINT, um die Masterstudenten auf Grund der größeren inhaltlichen Überschneidungen die Fachschaft Medizin kümmern.

Bewerben können Interessierte sich noch bis zum 15. Juli, ausschlaggebend werden bei der diesjährigen Studienplatzvergabe vor allem die Noten sein, bevor in den kommenden Jahren ein Verfahren mit Auswahlgesprächen wie in der Sektion Medizin eingeführt werden soll. Nähere Informationen zur Bewerbung finden sich auf der Universitätshomepage, Ansprechpartner für weitergehende Fragen sind der Studiengangsleiter Prof. Dr. Ulrich Schweiger, die Studiengangskoordinatorin Juliana Wiechert sowie im Studierenden-Service-Center Dr. Sabine Voigt.

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Alles außer Fehler machen? https://www.studentenpack.de/index.php/2013/04/alles-auser-fehler-machen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2013/04/alles-auser-fehler-machen/#comments Thu, 04 Apr 2013 09:00:50 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=122236
Die Ärztliche Approbationsordnung schafft einen Rahmen für die Ausbildung im Praktischen Jahr.

[media-credit id=80 align="aligncenter" width="645"] Die Ärztliche Approbationsordnung schafft einen Rahmen für die Ausbildung im Praktischen Jahr.

„Umfassende praktische Erfahrungen […], die Sie auf Ihre berufliche Zukunft bestmöglich vorbereiten“, verspricht die Internetseite des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld den Medizinstudenten im Praktischen Jahr. Einer von ihnen weiß nach seiner Zeit in der Bielefelder Kinderklinik nun aber nicht genau, wie seine berufliche Zukunft in der Medizin aussieht: Im Oktober vergangenen Jahres wurde der Student im Praktischen Jahr (PJ) vom Amtsgericht Bielefeld wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, weil er einem Baby ein oral zu verabreichendes Medikament intravenös gegeben hatte, woraufhin das Kind starb. Derzeit läuft das Berufungsverfahren.

Ob der Student eigenmächtig gehandelt hat oder ob ein Organisationsverschulden für diesen Vorfall verantwortlich zu machen ist, wurde gründlich untersucht. Das Urteil basiert auf der Annahme des folgenden Ablaufs: In der morgendlichen Übergabe sei besprochen worden, dass der Säugling zwei Medikamente bekommen solle, davon ein Antibiotikum als Infusion, zu dem ein Medikamentenspiegel zu ermitteln gewesen sei, sowie ein weiteres Antibiotikum oral. Der Student sei zu dieser Zeit nicht dabei gewesen, im Folgenden aber von einer Krankenschwester damit beauftragt worden, dem Säugling vor der bevorstehenden Verabreichung des Medikaments Blut abzunehmen. Während der Blutentnahme sei die Krankenschwester ins Patientenzimmer gekommen, habe eine unbeschriftete Spritze auf dem Frühstückstablett abgelegt und zur ebenfalls anwesenden Mutter gesagt: „Hier ist das orale Antibiotikum.“ Schwester und PJler hätten sodann das Zimmer verlassen, der Student sei kurz darauf zurückgekehrt und habe eben jenes Antibiotikum in ein intravenöses Infusionssystem gespritzt. Das Kind erlitt daraufhin einen anaphylaktischen Schock, der zu einem tödlichen Kreislaufversagen führte.

„Das hätte jedem passieren können“, sagte dazu eine Lübecker PJlerin und auch Prof. Dr. Wilhelm Schmitz, Dekan der Medizinischen Fakultät in Münster, wo der betreffende Student immatrikuliert war, äußerte sich dahingehend. Und ohne die Richtigkeit des Tathergangs oder des Urteils in Frage stellen zu wollen: Das alarmierende daran ist, dass der Student für diesen folgenschweren Fehler ganz allein verantwortlich gemacht wird. Er habe keinen ärztlichen Auftrag zur Gabe des Medikaments erhalten, außerdem hätte er sich vor der Verabreichung der Spritze zumindest vergewissern müssen, wer diese bekommen solle und welche Anwendungsform dafür vorgesehen sei, so die Urteilsbegründung. Dass diese problemlos mögliche und in der Situation zumutbare Rückversicherung nicht erfolgt sei, werde dem Studenten vorgeworfen.

Nach diesem Urteil ist die Verunsicherung unter den Medizinstudenten groß: Was darf man im PJ überhaupt tun? Wer darf einem PJler Anweisungen geben und wer ist in welchen Situationen für sein Handeln verantwortlich zu machen?

Hierzu sieht die Ärztliche Approbationsordnung vor, dass Studenten im Praktischen Jahr „entsprechend ihrem Ausbildungsstand unter Anleitung, Aufsicht und Verantwortung des ausbildenden Arztes […] ärztliche Verrichtungen durchführen“. Irgendwie müssen sie es schließlich lernen. Deswegen ist es auch kein Problem, wenn ein Student bei einer vom Arzt angeleiteten und beaufsichtigten Pleurapunktion, bei der krankhafte Flüssigkeit aus den Lungenfellen entnommen werden soll, versehentlich einen Pneumothorax verursacht, also Luft in den sonst abgeschlossenen Raum gelangt und die Atmung behindert: Wenn der Patient deswegen klagt, kann dem PJler vor Gericht nichts vorgeworfen werden.

Doch auch ohne eine danebenstehende Aufsicht darf der Student einige ärztliche Tätigkeiten übernehmen. Voraussetzung dafür ist, wie es im „Arzthaftungsrecht“ heißt, dass diese „auf Grund ihres geringen Schwierigkeitsgrades und Gefahrenpotenzials nicht zwingend von einem Arzt erbracht werden müssen“. Dabei hat sich der Arzt zuallererst zu vergewissern, ob der PJler für eine Delegation überhaupt geeignet ist. Im Folgenden muss er ihn so anleiten, dass er die betreffende Tätigkeit selbstständig durchführen kann und ihn danach regelmäßig dabei überwachen. Erst später darf dazu übergehen, es bei stichprobenartigen Kontrollen zu belassen.

Hinzu kommt, dass nur ein Teil der ärztlichen Tätigkeiten überhaupt an nichtärztliches Personal, dem auch Studenten im Praktischen Jahr zuzurechnen sind, übertragen werden kann. Zu den prinzipiell delegierbaren Aufgaben gehören laut Bundesärztekammer und dem Berufsverband der Deutschen Chirurgen neben der Versorgung unkomplizierter Wunden mitunter Blutabnahmen, intramuskuläre Injektionen, die Anlage von Blasenkathetern sowie die intravenöse Applikation von Medikamenten. Auch das Legen einer Venenverweilkanüle kann durchaus ein PJler übernehmen.

Doch dass auf solch eine simple Aktion noch weitere Tücken folgen können, zeigt folgendes nahezu täglich vorkommende Beispiel, von dem die Lübecker Medizinstudentin Lisa* berichtet: Lisa wird angepiept, um einen neuen venösen Zugang zu legen. Neben dem Patienten steht ein Infusionsständer mit einer Infusion, die vermutlich angeschlossen werden soll, immerhin braucht der Patient eine neue Braunüle. Mit dem Legen des Zugangs befindet sie sich noch im grünen Bereich. Schließt sie aber zusätzlich die Infusion an, so verlässt sie, wie Fachanwalt für Medizin- und Arbeitsrecht Lars Bretschneider erklärt, damit schon ihren Aufgabenbereich: Niemand hat sie damit beauftragt, die Infusion auch anzuhängen. Wenn dabei etwas schiefgeht, läuft sie Gefahr, wegen eigenen Verschuldens zu haften.

Doch die Infusionen ohne konkrete Aufforderung nicht anzuschließen, macht einem PJler das Leben im Krankenhaus schwer: Lisa erzählte weiter von einer Situation, in der sie unsicher war, ob die Infusion noch verwendet werden sollte und sie deswegen nicht anhängte. Nachdem sie das Isolierzimmer verlassen hatte, fragte eine Pflegekraft sie, ob sie die Infusion angeschlossen habe. Auf das folgende „Nein“ reagierte sie dann sehr ungehalten, Lisa sagte dazu später: „Du überlegst dir nach sowas ganz genau, ob du den Weg der ‚besserwisserischen Studentin‘ gehst!“. Doch es geht um noch mehr als das bloße Anhängen einer Infusion mit oder ohne Auftrag dazu: Selbst wenn einem PJler aufgetragen wurde, die Infusion anzuschließen, ist er noch nicht ganz aus dem Schneider: Bei Trübungen, Ausflockungen oder wenn die Infusionslösung eine bestimmte Temperatur haben sollte, heißt es: Nochmal nachfragen und sichergehen, ob das so seine Richtigkeit hat. Denn von einem Studenten wird zwar nicht der gleiche Sorgfaltsmaßstab verlangt wie von einem Arzt, doch er hat dem „Handbuch des Arztrechts“ zufolge „für solche Schäden einzustehen, die er mittels seiner bereits erworbenen Fertigkeiten, Kenntnisse, Einsichten und Erfahrungen vermeiden konnte.“ Erwartet werden kann demnach die Sorgfalt eines „ordentlichen, pflichtgetreuen Durchschnittsstudenten in der konkreten Ausbildungsphase“ – wie der genau definiert ist, wird nicht weiter erläutert. Ignoriert der PJler seine Zweifel bei einer ihm übertragenen Aufgabe ganz bewusst, ist er in jedem Fall für die Folgen verantwortlich: Er ist wie ein approbierter Arzt dazu verpflichtet, nur zu tun, was er kennt und beherrscht. Führt er wider besseren Wissens eine Tätigkeit aus, kann er im schlimmsten Fall wegen eines Übernahmeverschuldens belangt werden. Ob ihm auch ein Strick daraus gedreht werden kann, wenn er angibt, er habe kein Störgefühl bei der Sache gehabt, bleibt fraglich: Hätte er, gemessen am Durchschnittsstudenten, eines haben müssen? Urteile wurden hierzu bisher nicht gesprochen.

Auch Gesetze, die explizit die Ausbildung von Medizinern regeln, sucht man vergeblich. Wie Anwalt Lars Bretschneider weiter erklärt, ist die derzeitige Regelung aber „vollkommen ausreichend“: Allgemeine Vorgaben zu Schadensersatz, fahrlässiger Körperverletzung und Tötung gelten natürlich universell, ausgefüllt wird dieser Raum beispielsweise von dem konkret auf das Praktische Jahr bezogenen §3 der Ärztlichen Approbationsordnung oder Empfehlungen der Bundesärztekammer zur Delegation ärztlicher Leistungen. Dieser nur abstrakte gesetzliche Rahmen wird dann in einem Einzelfall von dem erkennenden Gericht unter Berücksichtigung der jeweiligen Besonderheiten des Einzelfalls ausgefüllt.

Es gibt folglich keinen Gesetzestext, der einem Arzt verbietet, seinen PJler mit einer Bluttransfusion zu beauftragen, wohl aber eine Stellungnahme des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen, in der Bluttransfusionen als eine nicht delegierbare Tätigkeit betrachtet werden. Da bereits ein Urteil dazu existiert, welches sich an diesem Standpunkt orientiert, kann es in der Folge als Auslegungshilfe bei ähnlichen Fällen betrachtet werden.

Des Weiteren ist es beispielsweise nicht verboten, einen PJler alleine ein Medikament intravenös verabreichen zu lassen, welches bei zu schneller Applikation einen Herzstillstand hervorruft. Sollte dabei etwas schiefgehen, kann dem Arzt aber unter Umständen vorgeworfen werden, dass er fahrlässig gehandelt hat, immerhin birgt diese Situation durchaus ein gewisses Gefahrenpotential.

Dem Arzt nach Stellungnahmen der Bundesärztekammer höchstpersönlich vorbehaltene Tätigkeiten sind neben der Durchführung von Operationen sowie der ersten OP-Assistenz, dem Anordnen von Röntgen- und MRT-Aufnahmen auch die Aufklärung eines Patienten vor der OP – „Aufklärung? Mach ich ständig!“, wird jetzt vielleicht der eine oder andere denken. Tatsächlich berichten mehrere Studenten, dass von ärztlicher Seite fest davon ausgegangen wird, dass das Aufklärungsgespräch eine Studentenaufgabe ist, ähnlich sieht es mit Ultraschall aus. „Mach doch mal grade eine Sono“, heißt es auf Station oft genug, doch selbst wenn der PJler den Schallkopf führt: Die Befundung und Befundbewertung darf nur durch den Arzt erfolgen, er muss folglich immer dabei sein.

Ist und bleibt Aufgabe des approbierten Arztes: Das Aufklärungsgespräch.

[media-credit name="Techniker Krankenkasse" align="aligncenter" width="645"] Ist und bleibt Aufgabe des approbierten Arztes: Das Aufklärungsgespräch.

Der Gedanke, den viele Ärzte bei der Delegation solcher Aufgaben haben – „Mit dem bisschen Reden oder einer nicht-invasiven Maßnahme kann man ja keinem schaden“ – ist sicher nicht grundsätzlich verkehrt. Trotzdem hat der Patient auch dabei das Recht auf eine dem Stand eines Facharztes entsprechende Behandlung, die ein Student nicht bieten kann. Hinzu kommt die Verantwortung, die der PJler bei der Beurteilung seiner eigenen Fähigkeiten trägt: Sieht ein PJler bei einer sonographischen Untersuchung der Leber kein einziges Mal die Gallenblase, so kann er mit Sicherheit nicht behaupten, dass er alles gesehen hat und Auffälligkeiten ausschließen kann. Mit der daraus resultierenden Rückmeldung „Da ist nichts“ an den zuständigen Arzt ist für die beiden die Sache erledigt, Leidtragender ist im Zweifelsfall der Patient. Wünschenswert wäre natürlich, dass der PJler seine eigene Unzulänglichkeit erkennt und dann – wie es der Standard sein sollte – gemeinsam mit dem Arzt eine weitere Sonographie macht. Bei einer Sono dürfte diese Hemmschwelle für den Studenten noch recht gering sein, verglichen mit beispielsweise einer rektalen Untersuchung, doch wer weiß, wie oft eine eigentlich nötige zweite Untersuchung unterbleibt?

Die Anamnese bei der Aufnahme gehört ebenfalls zu den originär ärztlichen Aufgaben, auch wenn eine vorbereitende Anamnese anhand eines Fragebogens durch nichtärztliches Personal möglich ist. Diese muss allerdings im darauffolgenden Gespräch mit dem Arzt überprüft werden. Wie Studenten erzählen, findet diese Kontrolle aber nicht immer statt: Der Arzt unterschreibt alles nötige, doch wenn eine wichtige Frage nicht gestellt wurde, sei das eben Pech, erzählt Niklas*, ein weiterer Lübecker Student.


flickr photo shared by wistechcolleges under a Creative Commons ( BY-NC-ND ) license
Die Dokumentation medizinischer Sachverhalte ist ein weiteres wichtiges Thema: Auf vielen Stationen hat ein PJler seine eigenen Patienten, bei denen er sich neben der Eintragung von Blutdruck und Puls auch um Therapiepläne und so weiter, kümmert. So einiges davon muss unterschrieben werden. „Unterschreiben? Das mach ich alleine nicht!“, sagt Lisa, Niklas schreibt neben sein Namenskürzel „PJ“, um klarzustellen, dass er kein fertiger Arzt ist und lässt den zuständigen Arzt gegenzeichnen. Im Endeffekt ist aber egal, wie ein Student das handhabt: Die Signatur eines PJlers allein reicht auf Dokumenten wie Aufklärungen oder Diagnosen nicht aus und für Dinge, die er unterschreibt, kann er auch nicht haftbar gemacht werden. Letztlich bleibt es dabei bei der Verantwortung des die Ausbildung überwachenden Arztes.

Das Problem an der Sache ist offensichtlich: Vor dem Praktischen Jahr kann und darf der Student formal nicht viel, mit der Approbation wird plötzlich von ihm erwartet, dass er ziemlich viel kann, tut und für all das geradesteht. Der PJler muss also zwischen den Extremen „Ich bin hier nur der Student, ich darf und mache erstmal gar nichts – so bin ich wenigstens im PJ auf der sicheren Seite“ und „Ich bin quasi Arzt, durch die Approbation ändert sich ja fast nichts – ich tue also möglichst viel“ seinen eigenen Weg finden. Durch die Ereignisse in Bielefeld, die sicherlich einen Einzelfall darstellen, ist vielen Studenten jetzt klar geworden, dass sie während des Praktischen Jahrs vor Gericht für mehr verantwortlich sind als sie bisher dachten.

Dennoch: Im PJ vor lauter Angst nichts Neues mehr lernen oder selbst ausführen zu wollen, ist nicht zielführend. „Es wäre eine furchtbare Wendung, wenn diese wichtigen Monate nicht zum Erwerb weiterer Fähigkeiten und Fertigkeiten genutzt würden“, sagt Martin Schmidt, Bundeskoordinator für Medizinische Ausbildung der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), auf Anfrage. Er gibt auch den Ratschlag weiter, den Prof. Dr. Dr. Klaus Ulsenheimer, Anwalt mit Schwerpunkt Medizinrecht, bei einer Podiumsdiskussion in Münster gab: Als PJler solle man so viele Menschen wie möglich in das, was man gelernt hat und selbstständig tun darf, einbeziehen. Dazu gehört einerseits, dass man im privaten Umfeld erzählt, zu welchen Tätigkeiten man herangezogen wird, und andererseits, dass man auf der Station Ärzte und Pflegepersonal auf dem Laufenden hält, was man auf wessen Anweisung hin tut oder tun soll. Für den Fall, dass es dann genauso unglücklich läuft wie in Bielefeld hat man zumindest Zeugen. Weiterhin empfiehlt es sich, alles, bei dem man sich als Student unsicher ist und möchte, dass der zuständige Arzt einen besonders gründlichen Blick darauf wirft, schriftlich festzuhalten.

An der grundlegenden Situation, dass PJler deutlich mehr tun als sie dürfen oder müssten, ändert sich dadurch aber nichts. Laut der Ärztlichen Approbationsordnung dürfen die Studierenden „nicht zu Tätigkeiten herangezogen werden, die ihre Ausbildung nicht fördern.“ Braunülenlegen will sicherlich gelernt sein, doch irgendwann beherrscht man es. Trotzdem gehört es bis zum Schluss zu den Standard-Aufgaben eines PJlers. Auch das Hin- und Hertragen eines Mutterpasses hat vermutlich einen zu vernachlässigenden Lerneffekt, ohne dass man als Student auf die Idee käme, die Bitte darum abzulehnen.

Denn letzten Endes ist der PJler vollkommen abhängig davon, dass ihm auf Station das beigebracht wird, was er später können muss. Doch dazu braucht es Zeit: „Wenn du ‚Hast du das schonmal gemacht?‘ gefragt wirst und das nicht der Fall ist, machen viele Ärzte das lieber schnell selber“, erzählt eine Studentin. Selbstverständlich spart das für den Moment Zeit, doch der Student lernt es so nicht. Und auch dann, wenn etwas bereits demonstriert wurde und ein drittes oder viertes Mal nachfragen unangenehm ist: Letztlich führt kein Weg daran vorbei. So betont auch Martin Schmidt von der bvmd, wie wichtig es ist, „darauf zu beharren, Dinge vernünftig und gut erklärt beziehungsweise gezeigt zu bekommen.“ Denn um die Gewissheit zu haben, dass man etwas Praktisches ordentlich beherrscht, braucht es eine – oder mehr als eine – gute Erklärung und jede Menge Übung. Ein Schritt in die richtige Richtung sind deswegen Skills Labs wie das tüftl, in dem tatsächlich mehr trainiert werden kann als nur die richtige Händedesinfektion oder wie ein Krankenhausbett verstellt wird: Nähen, Blasenkatheter oder Magensonden legen, Röntgenaufnahmen und EKGs interpretieren – das Üben am Modell gibt gerade zu Anfang sehr viel Sicherheit. „Die Magensonde dann am echten Patienten zu legen war viel einfacher!“, so eine Lübecker Studentin.

Eine begrüßenswerte Neuerung sind auch die seit diesem Monat durch die Approbationsordnung vorgeschriebenen PJ-Logbücher: Sie beinhalten für jedes Fach einen Katalog an Tätigkeiten und Krankheitsbildern sowie eine Graduierung, inwieweit der PJler sich nach dem Praktischen Jahr theoretisch damit auskennen und welche praktischen Fertigkeiten er erworben haben sollte. Wie diese sich in der Praxis durchsetzen, bleibt abzuwarten. Bisher ist die Existenz dieser Lernzielkataloge, den es in Lübeck beispielsweise in der Inneren Medizin schon seit Jahren gibt, jedenfalls noch nicht zu allen PJ-Studenten durchgedrungen.

Glücklicherweise ist in Lübeck bisher durch Studentenhand nichts Gravierendes passiert, was sich hoffentlich auch nicht so bald ändert. Für den Fall der Fälle geht Prof. Dr. Jürgen Westermann, Studiengangsleiter der Mediziner, davon aus, dass – sofern ein Student nicht grob fahrlässig handelt – immer der Chef der Einrichtung geradesteht. Bevor das erforderlich ist, wäre es sicher nicht verkehrt, sowohl Studenten vor dem PJ-Antritt als auch betreuende Ärzte konkret über die eigene Rechts- und Haftungslage zu informieren. Zumindest auf Studentenseite besteht daran durchaus Interesse.

* Namen wurden von der Redaktion geändert

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Alles außer Fehler machen? https://www.studentenpack.de/index.php/2013/04/alles-ausser-fehler-machen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2013/04/alles-ausser-fehler-machen/#respond Thu, 04 Apr 2013 09:00:50 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234327
Die Ärztliche Approbationsordnung schafft einen Rahmen für die Ausbildung im Praktischen Jahr.

[media-credit id=80 align="aligncenter" width="645"] Die Ärztliche Approbationsordnung schafft einen Rahmen für die Ausbildung im Praktischen Jahr.

„Umfassende praktische Erfahrungen […], die Sie auf Ihre berufliche Zukunft bestmöglich vorbereiten“, verspricht die Internetseite des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld den Medizinstudenten im Praktischen Jahr. Einer von ihnen weiß nach seiner Zeit in der Bielefelder Kinderklinik nun aber nicht genau, wie seine berufliche Zukunft in der Medizin aussieht: Im Oktober vergangenen Jahres wurde der Student im Praktischen Jahr (PJ) vom Amtsgericht Bielefeld wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, weil er einem Baby ein oral zu verabreichendes Medikament intravenös gegeben hatte, woraufhin das Kind starb. Derzeit läuft das Berufungsverfahren.

Ob der Student eigenmächtig gehandelt hat oder ob ein Organisationsverschulden für diesen Vorfall verantwortlich zu machen ist, wurde gründlich untersucht. Das Urteil basiert auf der Annahme des folgenden Ablaufs: In der morgendlichen Übergabe sei besprochen worden, dass der Säugling zwei Medikamente bekommen solle, davon ein Antibiotikum als Infusion, zu dem ein Medikamentenspiegel zu ermitteln gewesen sei, sowie ein weiteres Antibiotikum oral. Der Student sei zu dieser Zeit nicht dabei gewesen, im Folgenden aber von einer Krankenschwester damit beauftragt worden, dem Säugling vor der bevorstehenden Verabreichung des Medikaments Blut abzunehmen. Während der Blutentnahme sei die Krankenschwester ins Patientenzimmer gekommen, habe eine unbeschriftete Spritze auf dem Frühstückstablett abgelegt und zur ebenfalls anwesenden Mutter gesagt: „Hier ist das orale Antibiotikum.“ Schwester und PJler hätten sodann das Zimmer verlassen, der Student sei kurz darauf zurückgekehrt und habe eben jenes Antibiotikum in ein intravenöses Infusionssystem gespritzt. Das Kind erlitt daraufhin einen anaphylaktischen Schock, der zu einem tödlichen Kreislaufversagen führte.

„Das hätte jedem passieren können“, sagte dazu eine Lübecker PJlerin und auch Prof. Dr. Wilhelm Schmitz, Dekan der Medizinischen Fakultät in Münster, wo der betreffende Student immatrikuliert war, äußerte sich dahingehend. Und ohne die Richtigkeit des Tathergangs oder des Urteils in Frage stellen zu wollen: Das alarmierende daran ist, dass der Student für diesen folgenschweren Fehler ganz allein verantwortlich gemacht wird. Er habe keinen ärztlichen Auftrag zur Gabe des Medikaments erhalten, außerdem hätte er sich vor der Verabreichung der Spritze zumindest vergewissern müssen, wer diese bekommen solle und welche Anwendungsform dafür vorgesehen sei, so die Urteilsbegründung. Dass diese problemlos mögliche und in der Situation zumutbare Rückversicherung nicht erfolgt sei, werde dem Studenten vorgeworfen.

Nach diesem Urteil ist die Verunsicherung unter den Medizinstudenten groß: Was darf man im PJ überhaupt tun? Wer darf einem PJler Anweisungen geben und wer ist in welchen Situationen für sein Handeln verantwortlich zu machen?

Hierzu sieht die Ärztliche Approbationsordnung vor, dass Studenten im Praktischen Jahr „entsprechend ihrem Ausbildungsstand unter Anleitung, Aufsicht und Verantwortung des ausbildenden Arztes […] ärztliche Verrichtungen durchführen“. Irgendwie müssen sie es schließlich lernen. Deswegen ist es auch kein Problem, wenn ein Student bei einer vom Arzt angeleiteten und beaufsichtigten Pleurapunktion, bei der krankhafte Flüssigkeit aus den Lungenfellen entnommen werden soll, versehentlich einen Pneumothorax verursacht, also Luft in den sonst abgeschlossenen Raum gelangt und die Atmung behindert: Wenn der Patient deswegen klagt, kann dem PJler vor Gericht nichts vorgeworfen werden.

Doch auch ohne eine danebenstehende Aufsicht darf der Student einige ärztliche Tätigkeiten übernehmen. Voraussetzung dafür ist, wie es im „Arzthaftungsrecht“ heißt, dass diese „auf Grund ihres geringen Schwierigkeitsgrades und Gefahrenpotenzials nicht zwingend von einem Arzt erbracht werden müssen“. Dabei hat sich der Arzt zuallererst zu vergewissern, ob der PJler für eine Delegation überhaupt geeignet ist. Im Folgenden muss er ihn so anleiten, dass er die betreffende Tätigkeit selbstständig durchführen kann und ihn danach regelmäßig dabei überwachen. Erst später darf dazu übergehen, es bei stichprobenartigen Kontrollen zu belassen.

Hinzu kommt, dass nur ein Teil der ärztlichen Tätigkeiten überhaupt an nichtärztliches Personal, dem auch Studenten im Praktischen Jahr zuzurechnen sind, übertragen werden kann. Zu den prinzipiell delegierbaren Aufgaben gehören laut Bundesärztekammer und dem Berufsverband der Deutschen Chirurgen neben der Versorgung unkomplizierter Wunden mitunter Blutabnahmen, intramuskuläre Injektionen, die Anlage von Blasenkathetern sowie die intravenöse Applikation von Medikamenten. Auch das Legen einer Venenverweilkanüle kann durchaus ein PJler übernehmen.

Doch dass auf solch eine simple Aktion noch weitere Tücken folgen können, zeigt folgendes nahezu täglich vorkommende Beispiel, von dem die Lübecker Medizinstudentin Lisa* berichtet: Lisa wird angepiept, um einen neuen venösen Zugang zu legen. Neben dem Patienten steht ein Infusionsständer mit einer Infusion, die vermutlich angeschlossen werden soll, immerhin braucht der Patient eine neue Braunüle. Mit dem Legen des Zugangs befindet sie sich noch im grünen Bereich. Schließt sie aber zusätzlich die Infusion an, so verlässt sie, wie Fachanwalt für Medizin- und Arbeitsrecht Lars Bretschneider erklärt, damit schon ihren Aufgabenbereich: Niemand hat sie damit beauftragt, die Infusion auch anzuhängen. Wenn dabei etwas schiefgeht, läuft sie Gefahr, wegen eigenen Verschuldens zu haften.

Doch die Infusionen ohne konkrete Aufforderung nicht anzuschließen, macht einem PJler das Leben im Krankenhaus schwer: Lisa erzählte weiter von einer Situation, in der sie unsicher war, ob die Infusion noch verwendet werden sollte und sie deswegen nicht anhängte. Nachdem sie das Isolierzimmer verlassen hatte, fragte eine Pflegekraft sie, ob sie die Infusion angeschlossen habe. Auf das folgende „Nein“ reagierte sie dann sehr ungehalten, Lisa sagte dazu später: „Du überlegst dir nach sowas ganz genau, ob du den Weg der ‚besserwisserischen Studentin‘ gehst!“. Doch es geht um noch mehr als das bloße Anhängen einer Infusion mit oder ohne Auftrag dazu: Selbst wenn einem PJler aufgetragen wurde, die Infusion anzuschließen, ist er noch nicht ganz aus dem Schneider: Bei Trübungen, Ausflockungen oder wenn die Infusionslösung eine bestimmte Temperatur haben sollte, heißt es: Nochmal nachfragen und sichergehen, ob das so seine Richtigkeit hat. Denn von einem Studenten wird zwar nicht der gleiche Sorgfaltsmaßstab verlangt wie von einem Arzt, doch er hat dem „Handbuch des Arztrechts“ zufolge „für solche Schäden einzustehen, die er mittels seiner bereits erworbenen Fertigkeiten, Kenntnisse, Einsichten und Erfahrungen vermeiden konnte.“ Erwartet werden kann demnach die Sorgfalt eines „ordentlichen, pflichtgetreuen Durchschnittsstudenten in der konkreten Ausbildungsphase“ – wie der genau definiert ist, wird nicht weiter erläutert. Ignoriert der PJler seine Zweifel bei einer ihm übertragenen Aufgabe ganz bewusst, ist er in jedem Fall für die Folgen verantwortlich: Er ist wie ein approbierter Arzt dazu verpflichtet, nur zu tun, was er kennt und beherrscht. Führt er wider besseren Wissens eine Tätigkeit aus, kann er im schlimmsten Fall wegen eines Übernahmeverschuldens belangt werden. Ob ihm auch ein Strick daraus gedreht werden kann, wenn er angibt, er habe kein Störgefühl bei der Sache gehabt, bleibt fraglich: Hätte er, gemessen am Durchschnittsstudenten, eines haben müssen? Urteile wurden hierzu bisher nicht gesprochen.

Auch Gesetze, die explizit die Ausbildung von Medizinern regeln, sucht man vergeblich. Wie Anwalt Lars Bretschneider weiter erklärt, ist die derzeitige Regelung aber „vollkommen ausreichend“: Allgemeine Vorgaben zu Schadensersatz, fahrlässiger Körperverletzung und Tötung gelten natürlich universell, ausgefüllt wird dieser Raum beispielsweise von dem konkret auf das Praktische Jahr bezogenen §3 der Ärztlichen Approbationsordnung oder Empfehlungen der Bundesärztekammer zur Delegation ärztlicher Leistungen. Dieser nur abstrakte gesetzliche Rahmen wird dann in einem Einzelfall von dem erkennenden Gericht unter Berücksichtigung der jeweiligen Besonderheiten des Einzelfalls ausgefüllt.

Es gibt folglich keinen Gesetzestext, der einem Arzt verbietet, seinen PJler mit einer Bluttransfusion zu beauftragen, wohl aber eine Stellungnahme des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen, in der Bluttransfusionen als eine nicht delegierbare Tätigkeit betrachtet werden. Da bereits ein Urteil dazu existiert, welches sich an diesem Standpunkt orientiert, kann es in der Folge als Auslegungshilfe bei ähnlichen Fällen betrachtet werden.

Des Weiteren ist es beispielsweise nicht verboten, einen PJler alleine ein Medikament intravenös verabreichen zu lassen, welches bei zu schneller Applikation einen Herzstillstand hervorruft. Sollte dabei etwas schiefgehen, kann dem Arzt aber unter Umständen vorgeworfen werden, dass er fahrlässig gehandelt hat, immerhin birgt diese Situation durchaus ein gewisses Gefahrenpotential.

Dem Arzt nach Stellungnahmen der Bundesärztekammer höchstpersönlich vorbehaltene Tätigkeiten sind neben der Durchführung von Operationen sowie der ersten OP-Assistenz, dem Anordnen von Röntgen- und MRT-Aufnahmen auch die Aufklärung eines Patienten vor der OP – „Aufklärung? Mach ich ständig!“, wird jetzt vielleicht der eine oder andere denken. Tatsächlich berichten mehrere Studenten, dass von ärztlicher Seite fest davon ausgegangen wird, dass das Aufklärungsgespräch eine Studentenaufgabe ist, ähnlich sieht es mit Ultraschall aus. „Mach doch mal grade eine Sono“, heißt es auf Station oft genug, doch selbst wenn der PJler den Schallkopf führt: Die Befundung und Befundbewertung darf nur durch den Arzt erfolgen, er muss folglich immer dabei sein.

Ist und bleibt Aufgabe des approbierten Arztes: Das Aufklärungsgespräch.

[media-credit name="Techniker Krankenkasse" align="aligncenter" width="645"] Ist und bleibt Aufgabe des approbierten Arztes: Das Aufklärungsgespräch.

Der Gedanke, den viele Ärzte bei der Delegation solcher Aufgaben haben – „Mit dem bisschen Reden oder einer nicht-invasiven Maßnahme kann man ja keinem schaden“ – ist sicher nicht grundsätzlich verkehrt. Trotzdem hat der Patient auch dabei das Recht auf eine dem Stand eines Facharztes entsprechende Behandlung, die ein Student nicht bieten kann. Hinzu kommt die Verantwortung, die der PJler bei der Beurteilung seiner eigenen Fähigkeiten trägt: Sieht ein PJler bei einer sonographischen Untersuchung der Leber kein einziges Mal die Gallenblase, so kann er mit Sicherheit nicht behaupten, dass er alles gesehen hat und Auffälligkeiten ausschließen kann. Mit der daraus resultierenden Rückmeldung „Da ist nichts“ an den zuständigen Arzt ist für die beiden die Sache erledigt, Leidtragender ist im Zweifelsfall der Patient. Wünschenswert wäre natürlich, dass der PJler seine eigene Unzulänglichkeit erkennt und dann – wie es der Standard sein sollte – gemeinsam mit dem Arzt eine weitere Sonographie macht. Bei einer Sono dürfte diese Hemmschwelle für den Studenten noch recht gering sein, verglichen mit beispielsweise einer rektalen Untersuchung, doch wer weiß, wie oft eine eigentlich nötige zweite Untersuchung unterbleibt?

Die Anamnese bei der Aufnahme gehört ebenfalls zu den originär ärztlichen Aufgaben, auch wenn eine vorbereitende Anamnese anhand eines Fragebogens durch nichtärztliches Personal möglich ist. Diese muss allerdings im darauffolgenden Gespräch mit dem Arzt überprüft werden. Wie Studenten erzählen, findet diese Kontrolle aber nicht immer statt: Der Arzt unterschreibt alles nötige, doch wenn eine wichtige Frage nicht gestellt wurde, sei das eben Pech, erzählt Niklas*, ein weiterer Lübecker Student.


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Die Dokumentation medizinischer Sachverhalte ist ein weiteres wichtiges Thema: Auf vielen Stationen hat ein PJler seine eigenen Patienten, bei denen er sich neben der Eintragung von Blutdruck und Puls auch um Therapiepläne und so weiter, kümmert. So einiges davon muss unterschrieben werden. „Unterschreiben? Das mach ich alleine nicht!“, sagt Lisa, Niklas schreibt neben sein Namenskürzel „PJ“, um klarzustellen, dass er kein fertiger Arzt ist und lässt den zuständigen Arzt gegenzeichnen. Im Endeffekt ist aber egal, wie ein Student das handhabt: Die Signatur eines PJlers allein reicht auf Dokumenten wie Aufklärungen oder Diagnosen nicht aus und für Dinge, die er unterschreibt, kann er auch nicht haftbar gemacht werden. Letztlich bleibt es dabei bei der Verantwortung des die Ausbildung überwachenden Arztes.

Das Problem an der Sache ist offensichtlich: Vor dem Praktischen Jahr kann und darf der Student formal nicht viel, mit der Approbation wird plötzlich von ihm erwartet, dass er ziemlich viel kann, tut und für all das geradesteht. Der PJler muss also zwischen den Extremen „Ich bin hier nur der Student, ich darf und mache erstmal gar nichts – so bin ich wenigstens im PJ auf der sicheren Seite“ und „Ich bin quasi Arzt, durch die Approbation ändert sich ja fast nichts – ich tue also möglichst viel“ seinen eigenen Weg finden. Durch die Ereignisse in Bielefeld, die sicherlich einen Einzelfall darstellen, ist vielen Studenten jetzt klar geworden, dass sie während des Praktischen Jahrs vor Gericht für mehr verantwortlich sind als sie bisher dachten.

Dennoch: Im PJ vor lauter Angst nichts Neues mehr lernen oder selbst ausführen zu wollen, ist nicht zielführend. „Es wäre eine furchtbare Wendung, wenn diese wichtigen Monate nicht zum Erwerb weiterer Fähigkeiten und Fertigkeiten genutzt würden“, sagt Martin Schmidt, Bundeskoordinator für Medizinische Ausbildung der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), auf Anfrage. Er gibt auch den Ratschlag weiter, den Prof. Dr. Dr. Klaus Ulsenheimer, Anwalt mit Schwerpunkt Medizinrecht, bei einer Podiumsdiskussion in Münster gab: Als PJler solle man so viele Menschen wie möglich in das, was man gelernt hat und selbstständig tun darf, einbeziehen. Dazu gehört einerseits, dass man im privaten Umfeld erzählt, zu welchen Tätigkeiten man herangezogen wird, und andererseits, dass man auf der Station Ärzte und Pflegepersonal auf dem Laufenden hält, was man auf wessen Anweisung hin tut oder tun soll. Für den Fall, dass es dann genauso unglücklich läuft wie in Bielefeld hat man zumindest Zeugen. Weiterhin empfiehlt es sich, alles, bei dem man sich als Student unsicher ist und möchte, dass der zuständige Arzt einen besonders gründlichen Blick darauf wirft, schriftlich festzuhalten.

An der grundlegenden Situation, dass PJler deutlich mehr tun als sie dürfen oder müssten, ändert sich dadurch aber nichts. Laut der Ärztlichen Approbationsordnung dürfen die Studierenden „nicht zu Tätigkeiten herangezogen werden, die ihre Ausbildung nicht fördern.“ Braunülenlegen will sicherlich gelernt sein, doch irgendwann beherrscht man es. Trotzdem gehört es bis zum Schluss zu den Standard-Aufgaben eines PJlers. Auch das Hin- und Hertragen eines Mutterpasses hat vermutlich einen zu vernachlässigenden Lerneffekt, ohne dass man als Student auf die Idee käme, die Bitte darum abzulehnen.

Denn letzten Endes ist der PJler vollkommen abhängig davon, dass ihm auf Station das beigebracht wird, was er später können muss. Doch dazu braucht es Zeit: „Wenn du ‚Hast du das schonmal gemacht?‘ gefragt wirst und das nicht der Fall ist, machen viele Ärzte das lieber schnell selber“, erzählt eine Studentin. Selbstverständlich spart das für den Moment Zeit, doch der Student lernt es so nicht. Und auch dann, wenn etwas bereits demonstriert wurde und ein drittes oder viertes Mal nachfragen unangenehm ist: Letztlich führt kein Weg daran vorbei. So betont auch Martin Schmidt von der bvmd, wie wichtig es ist, „darauf zu beharren, Dinge vernünftig und gut erklärt beziehungsweise gezeigt zu bekommen.“ Denn um die Gewissheit zu haben, dass man etwas Praktisches ordentlich beherrscht, braucht es eine – oder mehr als eine – gute Erklärung und jede Menge Übung. Ein Schritt in die richtige Richtung sind deswegen Skills Labs wie das tüftl, in dem tatsächlich mehr trainiert werden kann als nur die richtige Händedesinfektion oder wie ein Krankenhausbett verstellt wird: Nähen, Blasenkatheter oder Magensonden legen, Röntgenaufnahmen und EKGs interpretieren – das Üben am Modell gibt gerade zu Anfang sehr viel Sicherheit. „Die Magensonde dann am echten Patienten zu legen war viel einfacher!“, so eine Lübecker Studentin.

Eine begrüßenswerte Neuerung sind auch die seit diesem Monat durch die Approbationsordnung vorgeschriebenen PJ-Logbücher: Sie beinhalten für jedes Fach einen Katalog an Tätigkeiten und Krankheitsbildern sowie eine Graduierung, inwieweit der PJler sich nach dem Praktischen Jahr theoretisch damit auskennen und welche praktischen Fertigkeiten er erworben haben sollte. Wie diese sich in der Praxis durchsetzen, bleibt abzuwarten. Bisher ist die Existenz dieser Lernzielkataloge, den es in Lübeck beispielsweise in der Inneren Medizin schon seit Jahren gibt, jedenfalls noch nicht zu allen PJ-Studenten durchgedrungen.

Glücklicherweise ist in Lübeck bisher durch Studentenhand nichts Gravierendes passiert, was sich hoffentlich auch nicht so bald ändert. Für den Fall der Fälle geht Prof. Dr. Jürgen Westermann, Studiengangsleiter der Mediziner, davon aus, dass – sofern ein Student nicht grob fahrlässig handelt – immer der Chef der Einrichtung geradesteht. Bevor das erforderlich ist, wäre es sicher nicht verkehrt, sowohl Studenten vor dem PJ-Antritt als auch betreuende Ärzte konkret über die eigene Rechts- und Haftungslage zu informieren. Zumindest auf Studentenseite besteht daran durchaus Interesse.

* Namen wurden von der Redaktion geändert

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Uni goes international: Infection Biology kommt im Herbst! https://www.studentenpack.de/index.php/2012/06/uni-goes-international-infection-biology-kommt-im-herbst/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/06/uni-goes-international-infection-biology-kommt-im-herbst/#respond Wed, 06 Jun 2012 06:00:06 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=19101 Philipp Bohnenstengel | StudentenPACK.

Damals als unsere Universität gegründet wurde, gab es ausschließlich den Medizinstudiengang. Seit 1993 wird auch Informatik mit vier verschiedenen Anwendungsfächern angeboten. Die Anwendungsfächer waren Medizinische Informatik, Bioinformatik, Robotik und Automation und Medieninformatik. Einige Jahre später kam Moelecular Life Science dazu und darauf folgte die Mathematik mit Computational Life Science, was jetzt Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften heißt. Zu guter letzt wurde 2007 der Studiengang Medizinische Ingenieurwissenschaft gegründet. Doch im letzten Wintersemester veränderte sich etwas an der MINT, aus dem Informatik-Anwendungsfach Medizinische Informatik wurde ein neuer eigenständiger Studiengang gemacht. (Das PACK berichtete) Im nächsten Herbst kommt noch ein Neuer an die MINT: Infection Biology.

Was genau ist eigentlich dieses „Infection Biology“? Und wozu braucht man sowas? Mag sich jetzt manch einer fragen. „Infection Biology“ zu Deutsch Infektionsbiologie, beschäftigt sich mit der Biologie von Infektionen, also AIDS, Tuberkulose, Malaria, Hepatitis, MRSA und anderen noch zu unerforschte Krankheiten. Thematisch geht der neue Studiengang auf alle relevanten Themen in Bezug auf Infektionen ein. Mit molekularer Infektionsbiologie und vertiefenden Kenntnissen in Modellsystemen für die Infektionsforschung, werden den Studierenden auch Themen, wie Dokumentation, Präsentation und Publikation von Arbeiten näher gebracht. Weiterhin beinhaltet Infection Biology die Ausbildung in Grund- und Spezialkenntnissen im praktischen Arbeitsschutz und das Erlernen von praktischen Fertigkeiten für die Erforschung komplexer infektionsbiologischer Prozesse, beteiligter Strukturen und ihrer Anwendung für den Patienten. Die Studierenden lernen im Rahmen des Studiums auch die klinischen Bilder der einzelnen Krankheiten kennen und werden auf eine Karriere in der Forschung, Lehre und Industrie vorbereitet. Dazu wird den Studierenden ein ethisches Bewusstsein vermittelt in Bezug auf gesellschaftlichen Diskurs über Forschung und ihre Auswirkungen.

Infection Biology wird in Lübeck als reiner Masterstudiengang angeboten und wendet sich an eine kleine Zielgruppe. Neben MLS-Bachelorabsolventen, richtet sich das Angebot auch an Studienabgänger der Biologie, Human- oder Tiermedizin. Da das Studium auf Englisch stattfinden wird, ist der Studiengang besonders für „Bildungsausländer“, das sind Studenten, die ihr Grundstudium nicht in Deutschland absolviert haben, interessant. „Wir hoffen, damit auch ausländische Studierende anzusprechen, in deren Heimatländern Infektionskrankheiten ein größeres Problem darstellen.“, erklärt Studiengangsleiter der MINT Professor Till Tantau. Mit mehreren Einzelmodulen in den ersten zwei Semestern, zwei Blockpraktika im 3. Semester und der Masterarbeit im 4.Semester, ist Infektionsbiologie ähnlich dem Molecular Life Science Master aufgebaut.

Angeboten wird dieser Studiengang von der Universität zu Lübeck und dem Forschungszentrum Borstel. Professor Ulrich Schaible vom Forschungszentrum wird den Studiengang leiten. Wie es dazu kommt, dass ein Professor vom Forschungszentrum Borstel einen Studiengang an unserer Uni leitet? Das Forschungszentrum Borstel und die Uni Lübeck arbeiten in Bezug auf Infektionsforschung eng zusammen. So sind auch Mitarbeiter des Forschungszentrums bereits in der Lehre für den Studiengang MLS involviert. Des Weiteren sind Borstel, Lübeck und Hamburg Partner im Nordstandort des Deutschen Gesundheitszentrums für Infektionsforschung. Da bietet es sich also an einen vertiefenden Masterstudiengang der Infektionsbiologie ins Leben zu rufen. „Der Studiengang soll sehr klein sein, damit wir eine gute persönliche Betreuung der Studierenden ermöglichen können.“, erklärt Professor Schaible das Konzept des Studiengangs. „Außerdem haben wir ein sehr gutes Netzwerk für Praktikumsplätze auch außerhalb von Lübeck und Borstel.“, so Schaible weiter über die Perspektiven des neuen Masters. Infektionen werden auch in der Zukunft ein wichtiges Tätigkeitsfeld in Forschung und Lehre sein und im Herbst geht es bei uns an der Uni so richtig los.

Was gibt es sonst noch so neues?

Da die Medizinische Informatik zu einem „richtigen“ Studiengang geworden ist, suchte man in der Informatik nach einem neuen vierten Anwendungsfach. Mit „IT-Sicherheit und Zuverlässigkeit“ wurde dies gefunden. IT-Sicherheit ist ein Begriff, unter dem sich wohl jeder etwas vorstellen kann. Es geht darum IT-Systeme sicherer zu machen gegen Angriffe von außen. In der heutigen Zeit gibt es fast täglich Meldungen über neue Spyware, Malware, Viren und Würmer, die sich auf unsere Computer einschleichen und ihr Unwesen treiben. Dabei steht auch Datensicherheit und Kryptologie auf dem Programm des neuen Anwendungsfachs. Doch im Namen steht nicht nur etwas von „Sicherheit“ sondern auch das Stichwort „Zuverlässigkeit“. Hierbei geht es um die Zuverlässigkeit von Systemen, also die Minimierung von Fehlern. „Das IT-System eines Atomkraftwerks darf nicht versagen, da dürfen keine Bugs auftreten.“, erklärt Professor Tantau eines der Anwendungsgebiete des Anwendungsfachs. Dass ein System zuverlässig ist und funktioniert lässt sich auf verschiedenste Arten beweisen, von einem einfachen Test, indem man das Programm lediglich ausprobiert, bis hin zu theoretischen Beweisen ist hier alles möglich. Jeden Tag werden neue Service-Packs und Bugfixes veröffentlicht, denn wirklich zuverlässige IT-Systeme sind bis jetzt noch nicht allgegenwärtig. Der neue Schwerpunkt konzentriert sich auf das Entwerfen von sicheren und zuverlässigen IT-Systemen in Bezug auf Hard- und Software.

„Wir hoffen, dass wir die Akkreditierung bis zum Wintersemester schaffen, dann werden wir zwar wenig Werbung machen können, aber hoffentlich kommen doch Einige zu uns und studieren das neue Anwendungsfach.“ Berichtet Tantau von der Planung der neuen Informatikvertiefung. Drei Informatik-Institute der Uni sind an der Planung beteiligt, neben dem Institut für Technische Informatik sind auch das Institut für Softwaretechnik und Programmiersprachen und das Institut für Theoretische Informatik dabei. Das erste sichtbare Zeichen für die Existenz dieses neuen Anwendungsfach wird die Vorlesung „Einführung in die IT-Sicherheit“ sein. Mit 40-50 Studierenden rechnen die Initiatoren auf Dauer, zwar noch nicht im ersten Semester, da die Zeitspanne in der sich die neuen Erstsemester für dieses Anwendungsfach einschreiben können sehr kurz sein wird, aber ab dem nächsten Jahr soll es dann richtig los gehen mit der IT-Sicherheit und Zuverlässigkeit an unserer Uni.

„Ich denke dieses Anwendungsfach ist sehr attraktiv für Studienanfänger im Bereich der Informatik. Wir sprechen damit ein sehr großes Publikum an. Die IT-Sicherheit bringt für manche auch ein gewisses Hacker-Flair mit sich, daher denke ich, dass der Schwerpunkt sehr gut angenommen wird. “, so Tantau über die Erwartungen an das neue Anwendungsfach.

Im Allgemeinen ist Informatik mit Anwendungsfach IT-Sicherheit und Zuverlässigkeit genauso aufgebaut wie bei den anderen Anwendungsfächern. Mindestens 28 ECTS-Punkte bestehen aus den Schwerpunktfächern. Diese Zahl kann der Studierende beliebig erhöhen, indem er seine Projekte und die Bachelorarbeit auch in seinem Anwendungsfach schreibt. Somit kann der Anteil, den das Anwendungsfach am Studium hat zwischen einem Fünftel und einem Drittel der ECTS-Punkte im Bachelor liegen. Drei Jahre nachdem das neue Anwendungsfach im Bachelor das erste Mal angeboten wurde, wird auch ein Master mit dieser Vertiefung angeboten. Hier wird der Schwerpunkt auf Kryptologie und abhörsicheren Verfahren liegen, auch Anwendungen in der Wirtschaft und Kriminalistik stehen auf dem Studienplan. Die Absolventen der Informatik mit IT-Sicherheit und Zuverlässigkeit im Anwendungsfach sind sehr gefragt, da der größte Teil des Gesamtaufwandes bei der Entwicklung von Software-Systemen beim Testen liegt. Wenn fehlerlose Systeme gebaut werden könnten, würde dies wegfallen, oder minimiert werden können. Auch das macht das neue Anwendungsfach so attraktiv.

Erasmus Mundus: European Master of Medical Micro Robotics

Wer sich jetzt fragt, was genau das jetzt wieder ist und wer das wie, wo und wann einführen will, der sei beruhigt, hier kommt die Erklärung: Fangen wir mal vorne an, Erasmus Mundus hat, wie der Lateiner schon herausgefunden haben mag, mit der Welt (lat. Mundus = Welt) zu tun. Erasmus Mundus ist ein Programm der Europäischen Kommission für die „qualitative Verbesserung der Hochschulbildung durch Stipendien und wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Europa und der übrigen Welt“. Gefördert werden, unter anderem, gemeinsame Masterstudiengänge an Universitäten in verschiedenen Ländern Europas. Genau so etwas ist der European Master of Medical Micro Robotics. Geplant ist eine Zusammenarbeit zwischen unserer Universität, einer Hochschule in Brüssel und einer in Besançon. Besançon, das ist eine Stadt in Frankreich, die ungefähr 60 Kilometer von der Grenze zur Schweiz entfernt liegt. Dort in Besançon kam ein Professor auf die Idee einen Master Studiengang mit dem Namen Medical Micro Robotics ins Leben zu rufen. Die Lehre soll nun zwischen Lübeck Brüssel und Besançon aufgeteilt werden. Geplant ist, dass die Studierenden ihr erstes Semester in Besançon verbringen, das zweite in Lübeck, das dritte in Brüssel und im vierten Mastersemester werden Blockpraktika und Masterarbeit in einer Stadt der Wahl durchgeführt. Voraussetzung für einen Studienplatz in diesem neuen Zukunfts-Master ist allerdings nicht nur, dass die englische Sprache beherrscht wird, sondern auch Französisch muss der Bewerber nachweislich fließend sprechen können. Dazu kommt, dass allein das Fach schon sehr speziell ist.

Für wen das jetzt schon äußerst abgefahren und kompliziert klingt, der schaue sich die verwaltungstechnischen Probleme an. Wo wird solch ein Studiengang überhaupt akkreditiert? Wer stellt das Zeugnis aus? Wie soll dieses Zeugnis aussehen? Wie werden die Studierenden an der Uni eingeschrieben sein? Auf all diese Fragen weiß auch Professor Tantau noch keine Antwort, denn der European Master of Medical Micro Robotics ist noch Zukunftsmusik. Vielleicht kann man bald auch diesen spannenden Master-Studiengang hier in Lübeck (zumindest teilweise) studieren. Das StudentenPACK wird für euch berichten.

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Der Neue in der MINT https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/der-neue-in-der-mint/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/der-neue-in-der-mint/#respond Sun, 11 Dec 2011 23:04:09 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2150 Medizinische Informatik ist ein neuer Studiengang, der zu Beginn dieses Semesters neu eingerichtet wurde und sich bereits großer Beliebtheit erfreut. Während Prof. Heinz Handels und sein Team als Initiatoren des neuen Studiengangs mit 30 bis 40 Studierenden im ersten Semester gerechnet hatten, schrieben sich bis zum Beginn der Vorwoche über 50 Studentinnen und Studenten ein. Fünf Wochen nach Semesterbeginn sind es bereits circa 60 Studierende. „Die Änderungen in der Anzahl der eingeschriebenen Studierenden kommen daher, dass viele Erstsemester, die Medizinische Informatik als Anwendungsfach studieren, unser Angebot, zur Medizinischen Informatik zu wechseln, angenommen haben“, erklärt Prof. Handels. Im neuen Studiengang sind bis zu dreimal mehr ECTS Punkte zur Medizinischen Informatik möglich. Der Unterschied zwischen dem neuen Studiengang und der Variante „Informatik mit Anwendungsfach Medizinische Informatik“ ist im Wesentlichen dadurch erkennbar, dass der neue Studiengang weniger Kern-Informatik enthält und stattdessen mehr Veranstaltungen zu Themen der Medizinischen Informatik und zur Medizintechnik beinhaltet. Insgesamt gibt es für die Medizininformatiker drei verschiedene Wege der Spezialisierung: Die Studierenden können im Bachelor bereits zwischen den Schwerpunkten eHealth, Medizinische Bildverarbeitung und Bioinformatik wählen. Somit rückt beim Studium der Medizinischen Informatik die Interdisziplinarität weiter in den Vordergrund. Die Absolventen können dann später in Bereichen der Medizintechnik, Softwareentwicklung und Pharmaindustrie arbeiten, dort seien Medizininformatiker sehr gefragt, so Handels über die zukünftigen Berufschancen der Absolventen. „Wir haben in diesem Jahr keine Beschränkungen, was die Studienzulassung betrifft, eingeführt. Dies wird auch in den kommenden Jahren so bleiben und wir freuen uns über jeden Studienanfänger der sich für das interessante Fach der Medizinischen Informatik begeistert“, erklärt Prof. Handels.

Der erste Jahrgang der medizinischen InformatikMedInfo

Der erste Jahrgang der medizinischen Informatik

In der ersten Vorlesungswoche lösten die höheren Zahlen an Studierenden einige räumliche Probleme aus, so war man in der Vorlesung „Pathologie für Informatiker“ noch von etwa 30 Studierenden der Medizinischen Informatik ausgegangen. Das Problem konnte jedoch schnell und effektiv durch einen Raumtausch gelöst werden. „Alle Beteiligten erwiesen sich als sehr flexibel und richteten sich schnell auf die höheren Studierendenzahlen ein“, freut sich Handels über die gute Zusammenarbeit mit anderen Dozenten und Instituten. Die ersten Wochen des Semesters wurden auch genutzt, um bei den Studierenden ein Gemeinschaftsgefühl zu kreieren. Bei einem informellen Begrüßungsabend im Brauberger in der Innenstadt konnten sich Dozenten und Studierende außerhalb der Universität unbefangen unterhalten und auch über Themen sprechen, die nichts mit dem Studium zu tun haben. Zusätzlich schenkte das Institut für Medizinische Informatik den Erstsemestern allen eine Tasse mit einem „Medizinische Informatik“-Aufdruck. Weiterhin wurde eine alle zwei Wochen stattfindende Feedback-Runde eingerichtet, wo die Studentinnen und Studenten ihre Fragen stellen und auf Probleme aufmerksam machen können. „Dies gibt uns die Möglichkeit, auf eventuell auftretende Probleme schnell und effektiv zu reagieren“, erklärt Professor Handels die Beweggründe, eine Feedback-Runde einzurichten. Die gute Betreuung gefällt auch den Erstsemestern: „Es ist zwar nicht immer leicht, aber es macht auch sehr viel Spaß und wir werden sehr gut betreut. Wenn wir Probleme haben, wissen wir immer, wen wir ansprechen können“, berichtet Luisa Pankert über ihre ersten Wochen im Studium.

Dass sich so viele für das Studium der Medizinischen Informatik entschieden haben, erklärt sich Prof. Handels vor allem durch das klare Profil des Studiengangs, das einen Magnet für Studienanfänger bildet. Die klassische Informatik zieht gewöhnlich wenige weibliche Studienanfänger an, doch die Medizinische Informatik lockte mit einem Profil, das offensichtlich auch für Frauen attraktiv ist. So sind etwa 40 Prozent der Erstsemester weiblich. Darüber hinaus ist die Anzahl der Studienanfänger in diesem Jahr insgesamt besonders hoch, durch den Wegfall der Wehrpflicht und die Doppeljahrgänge in einigen Bundesländern.

Ab dem nächsten Wintersemester wird das Anwendungsfach Medizinische Informatik im Bachelor-Informatik-Studiengang nicht mehr angeboten, das jedoch weiterhin im Master Informatik als Anwendungsfach gewählt werden kann. Ab 2014 wird dann auch ein Master-Studiengang Medizinische Informatik eingeführt, der eine kontinuierliche Fortführung des Bachelorstudiums Medizinische Informatik ermöglicht. Zu dem in drei Jahren beginnenden Master-Studium Medizinische Informatik gibt es bereits jetzt interessierte Anfragen.

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KIF & KOMA https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/kif-koma/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/kif-koma/#respond Sun, 11 Dec 2011 21:40:58 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2173 Um mal gleich alle Unklarheiten zu beseitigen: Die KoMa ist die Konferenz der deutschsprachigen Mathematikfachschaften. Und diese fand vom 16.-20.11. in Bremen statt. Es war die 69. KoMa und sie fand parallel zur 39,5. KIF (Konferenz der Informatikfachschaften) statt. Diese beiden Veranstaltungen sind zwar eigentlich unabhängig voneinander, finden aber traditionell ab und an gemeinsam statt.

KatzeSteffen Drewes | StudentenPACK.

Katze und Frank

Die Uni Bremen, an der die KoMa stattfand, ließ mich wieder einmal erkennen, wie schön unsere Uni ist. Über unsere modernen Gebäude und vor allem über den überschaubaren Campus können wir uns echt glücklich schätzen. Auch wenn wir keine Straßenbahnhaltestellen genau vor unserer Mensa haben, so haben wir doch zumindest Sanitäranlagen, die nicht wirken, als wären sie zum Höhepunkt des Kalten Krieges schon nur 2. Wahl gewesen.

Wobei Bremen uns aber eindeutig voraus ist, das habe ich am Donnerstag gesehen, ist das Nachtleben. Auch wenn Bremen „nur“ doppelt so groß ist wie Lübeck, so ist die Kneipenkultur unserer doch deutlich überlegen.

Ich werde euch an dieser Stelle nicht mit allzu vielen Details zu Arbeitskreisen oder Resolutionen langweilen; wer mehr darüber wissen will, kann mich fragen oder sich auf www.die-koma.org informieren.

Nun aber zum Erfahrungsbericht!
 Begrüßt wurden wir am Mittwochabend erst von der Fachschaft Mathematik der Uni Bremen sowie der Studiendekanin. Nach einer kurzen Nacht ging es Donnerstag gleich mit zwei mathematischen Fachvorträgen los. Je 60 Minuten zum Thema Spieltheorie und zur Addition von Brüchen stimmten uns auf den wissenschaftlichen Anteil der Veranstaltung ein.

In den Pausen konnte man sich am traditionellen „ewigen Frühstück“ stärken oder im Konferenzcafe aufhalten. Hier wurde genäht (seht euch dazu meine beiden Erzeugnisse Katze (grün) und Frank (weiß) an) oder Munchkin und Dominion gespielt. Aber es gab auch eine Minecraft release Party oder es wurde World of Warcraft gespielt.

Es wurde aber auch ernsthaft diskutiert und abgestimmt. Thematisiert wurden unter anderem: Minimalstandards in der Lehre, die Rolle des studentischen Pools bei der Akkreditierung von Studiengängen (hierzu wird evtl. im Februar nochmal ein etwas ausführlicherer Bericht folgen), Gendering im Rahmen offizieller Schreiben oder die Zusammenarbeit mit der Deutschen Mathematikervereinigung (DMV).

Die nächste KoMa findet vom 16. bis 20.05.2012 in Augsburg statt. Wer Interesse hat, sich diese interessante Veranstaltung einmal selbst anzusehen, sollte doch einfach mal zu einer Fachschaftssitzung kommen. Mitglieder (gewählte oder freie) können an der KoMa 70 teilnehmen.

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Women Wildly What? https://www.studentenpack.de/index.php/2011/11/women-wildly-what/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/11/women-wildly-what/#respond Mon, 14 Nov 2011 11:14:29 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2087 Es ist allgemein bekannt, dass sich beim weiblichen Geschlecht die Begeisterung für das Studienfach Informatik eher in Grenzen hält. Gemessen am Gesamtfrauenanteil der Neueinschreibungen an der Uni Lübeck der vergangenen Jahre von etwa 55% liegt die Informatik mit 20% weitab vom Rest. Um das Image des zweitgrößten Studiengangs zu verbessern, wurde im vergangenen Sommersemester in Lübeck und Umgebung fleißig geworben. Nun ist natürlich die Frage zu stellen: Wie erfolgreich war die Kampagne?

medieninformatik.de

Vorweg sei gesagt, dass die Kampagne nicht darauf abzielte, Informatiker im Allgemeinen, sondern speziell Medieninformatiker zu werben. Die Finanzierung resultierte aus dem mit 20.000 Euro für Werbeleistung dotierten Marketing-Award 2010 des Marketing-Club Lübeck, welcher an das Softwarehaus MACH verliehen wurde und freundlicherweise an das Institut für Multimediale und Interaktive Systeme weitergereicht wurde. Des Weiteren wurde die Kampagne von Werbefachleuten der Firmen MACH, Stöer, Segelke und Ellerhold in ihrer Umsetzung begleitet.

Es sei das Ziel der Kampagne gewesen, der Öffentlichkeit, insbesondere Eltern und Schülern, zu kommunizieren, “dass das Studium der Medieninformatik etwas sehr Reizvolles ist und viel mit Menschen und nicht nur mit Technik zu tun hat.” Dabei sollte auch darauf hingewiesen werden, dass diese menschen- und sozialzentrierte Medieninformatik, ähnlich wie Lebens- und Sozialwissenschaften, insbesondere auch für junge Frauen interessant sei, so Prof. Michael Herczeg, Leiter des Instituts für Multimediale und Interaktive Systeme und Studiengangsleiter der Medieninformatik.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurde die Plakataktion „Women Wildly Wanted“ ins Leben gerufen. Zeitgleich ist eine Website mit dem Namen „Aktion Medieninformatik“ (http://www.medieninformatik.uni-luebeck.de/) entstanden, welche es sich wahrlich zu besuchen lohnt. Da ich weder weiblich noch an dem Studiengang interessiert bin, gehöre ich definitiv nicht zur Zielgruppe. Dennoch war ich stark verwirrt, als ich das Plakat zum ersten Mal wahr nahm. Es wirkte eher wie eine Werbung für eine Party als für einen Studiengang. Ich brauchte noch einige Anläufe und einen dezenten Hinweis, bis mir der Zusammenhang vollkommen klar war. Die Alliteration der drei W’s ist zwar leicht verständlich, da aber das Logo der Universität in der unteren rechten Ecke zu verschwinden droht und ich nach dem farblichen Fiasko nicht das Bedürfnis hatte, das gesamte Plakat zu lesen, kommt die Botschaft bei mir nicht an. Auch beim zufälligen Ansprechen von Studenten auf die Werbekampagne hat etwa die Hälfte das Plakat noch nie gesehen oder fand es abschreckend, vor allem Kommilitoninnen fühlten sich sogar direkt angegriffen. Als Antwort auf die Ansprache der Website kam nur Kopfschütteln: Ich traf bis jetzt keinen, der den Link schon einmal besucht hatte. Personen, denen ich sie dann gezeigt habe, wunderten sich, dass Medieninformatiker und Werbefachleute dafür verantwortlich waren. Dazu aber später mehr.

Laura-Christin Krebs studiert im ersten Semester Medieninformatik und kommt aus Lübeck. Sie selbst hatte das Plakat vorher nicht gesehen. Sie entschied sich für das Fach Informatik, weil sie Interesse an Mathematik hat und in der Programmierung die Lösung für viele Probleme sieht. Auch die beruflichen Aussichten waren ein entscheidendes Kriterium. Ihr erging es beim ersten Blick auf das Plakat genauso wie mir: Sie verstand den Sinn nicht und hätte es nicht mit der Universität in Verbindung gebracht – und auf keinen Fall mit ihrem gewählten Studienfach. Beim genaueren Betrachten hat sie aber das Konzept verstanden, womit sie wohl doch schon weiter als andere ist – mich eingeschlossen. Ihrer Meinung nach ziehen die Kussmünder die Aufmerksamkeit von Frauen an und durch die Alliteration bekommt das Plakat einen Wiedererkennungswert, welcher dann eventuell beim dritten Betrachten doch mal zur genaueren Google-Analyse des Projekts führt. Zur Website selbst wollte sie sich nicht äußern. Als Verbesserung schlug sie vor, dass der Fokus doch mehr auf die Universität gelenkt werden sollte, damit man das Ganze klarer miteinander in Verbindung bringt.

Nun zum Höhepunkt der Kampagne, der Website: Wenn man den Link aus reiner Neugier dann doch mal besucht, wird man im ersten Moment von den Farben förmlich erschlagen. Es ist ein Bild gezeigt, in welchem ein Gehirn mit aufgesetzter 3D-Brille im grünen Gras liegt, über das eine weiße Ratte huscht. Aus dem Gehirn ragen, an Korkenziehern befestigt, eine Wurst, die der Currywurst aus der Kantine ähnelt, und ein CPU-Chip. Im Hintergrund ist eine Wand von Rechnern aufgebaut und ein junger Mann surft auf einem iPhone durch eine über ihm zusammenbrechende Welle. Es flattern zudem schöne blaue Schmetterlinge durch das Bild. Die Interpretation bleibt dem Betrachter selbst überlassen. Laut Herczeg spiegelt das Bild das Ziel wieder, „indem es emotional und in modernen Farben die Lebenslust junger Menschen in den Vordergrund rückt.“ Des Weiteren sage es aus, dass „die Welt der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien“ stärker durch Frauen mitgestaltet werden sollte. Das Bild wurde aus einer Reihe von „Entwürfen von Studierenden und Schülern, darunter viele junge Frauen, ausgewählt und als ansprechendstes und fröhlichstes Poster angesehen.“ Es ist nicht bekannt wie die anderen Vorschläge aussahen oder wer die auswahl getroffen haben soll. Um es mit den Worten einer Kommilitonin zu sagen: „Auch schlechte Publicity ist Publicity und kann dazu führen, dass man sich doch intensiver mit dem Thema befasst.“

Aber waren wir denn nun erfolgreich mit der Werbung?

Wir haben dieses Semester 16 Medieninformatikerinnen im ersten Semester, was im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 50 Prozent darstellt. Da aber die Zahl der Einschreibungen insgesamt um 75 Prozent gewachsen ist, haben wir ein relatives Wachstum von minus 4 Prozent (Quelle: Studierenden-Service-Center) oder auf „nicht-MINTlerisch“: Die Frauenquote der eingeschriebenen Medieninformatiker ist von 22 auf 18 Prozent gefallen. Dementsprechend würde ich den absoluten Zuwachs an Frauen doch eher den doppelten Abiturjahrgängen zurechnen als der Werbeaktion. Das deckt sich auch mit meinen Beobachtungen als Ersthelfer und mit Laura-Christin Krebs’ Aussage, dass wir beide noch keine Medieninformatikerin getroffen haben, die sich aufgrund der Plakate entschieden hat, Medieninformatik in Lübeck zu studieren.

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Aus „Informatik-mit-Nebenfach-Medizininformatik“ wird „Medizinische Informatik“ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/05/aus-informatik-mit-nebenfach-medizininformatik-wird-medizinische-informatik/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/05/aus-informatik-mit-nebenfach-medizininformatik-wird-medizinische-informatik/#respond Sat, 21 May 2011 09:03:21 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/wordpress/?p=281 Die Universität plant den eigenständigen Studiengang „Medizinische Informatik“ zum Wintersemester dieses Jahres. Gleichzeitig soll das Nebenfach Bioinformatik eingestellt werden. Für die Zukunft könnte es sogar noch mehr Veränderungen geben. Schon jetzt arbeitet die Fachschaft Computer Science mit Professor Heinz Handels, dem Leiter des Instituts für Medizinische Informatik, der maßgeblich an der Planung des neuen Studienganges beteiligt ist, zusammen, um einen für Studenten optimalen Start in das neue Fach zu erreichen. Christian Klante von der Fachschaft erklärte dazu: „Die Fachschaft CS begrüßt den neuen Studiengang. Unserer Meinung nach ist das Curriculum durchdacht und fokussiert den derzeitigen Informatik-Studiengang mit Nebenfach medizinische Informatik weiter auf die wichtigen Disziplinen und erweitert ihn durch Elemente aus dem MIW-Studiengang. Natürlich gibt es noch kleine Ungereimtheiten beziehungsweise Dinge, die man evtl. besser lösen könnte. Professor Handels schaut momentan, inwieweit sich das umsetzen lässt.“ Dabei sei zu beachten, so Christian, dass ein neuer Studiengang geschaffen werde, der kaum zusätzliche Kosten verursachen darf. Das StudentenPACK hat sich mit Professor Handels zusammengesetzt und über den neuen Studiengang und die Entwicklungen an der Universität zu Lübeck gesprochen.

StudentenPACK

Die Universität will den Studiengang „Medizinische Informatik“ etablieren, was sind die Intentionen dazu?

Prof. Heinz Handels

Es gibt verschiedene Motivationen. Zum einen ist die Nachfrage seitens der Industrie an Medizinischen Informatikern sehr groß, zum anderen entstehen insbesondere an Fachhochschulen neue Studiengänge und wir glauben, dass wir hier ein sehr attraktives Angebot auf universitärer Ebene schaffen können, wenn wir die Medizinische Informatik als eigenen Studiengang etablieren.

Natürlich drängt sich die Frage auf, warum es einen Studiengang „Medizinische Informatik“ geben soll, wenn es doch „Informatik-mit-Nebenfach-Medizininformatik“ gibt. Auch dafür gibt es zwei Gründe: Die Studiengangskonzeption sieht eine Umverteilung der Schwerpunktfelder in Richtung Medizinischer Informatik vor, sodass man ein Verhältnis von 50:50 zwischen Medizinischer Informatik und Informatik/Mathematik erhält.

Die Hoffnung im neuen Studiengang liegt darin begründet, dass man nach außen hin sichtbarer sein möchte. Schüler, die Abitur machen, sollen mit dem eigenen Studiengang nach Lübeck geholt werden. Die erhöhte Sichtbarkeit soll also eine größere Anzahl an jungen Leuten an die Informatik führen. In ganz Deutschand herrscht ja ein Mangel an Informatikern.

Lübeck ist für diese Entwicklung ein idealer Standort. Die Lehre der Universität basiert auf den beiden Säulen Informatik und Medizin, welche genau das interdisziplinäre Profil der Universität unterstreicht.

PACK

Wird es denn wirklich einen Unterschied geben zwischen dem Anwendungsfach und dem neuen Studiengang?

Handels

Im Anwendungsfach kann man im Bachelor bisher 28 ECTS Punkte im Nebenfach Medizinische Informatik sammeln, im neuen Studiengang sind allein dort 55 Punkte Pflicht, dazu können 12 Punkte im Wahlpflichtbereich erworben werden. Dazu kommt, dass die Studenten ihre Bachelorarbeit normalerweise auch in der medizinischen Informatik schreiben werden. Der Kernbereich der Informatik wird aber beibehalten, es ist auch wichtig, dass die Studenten eine solide mathematische und informatische Ausbildung haben, denn sie können nach ihrem Abschluss ja auch in anderen Bereichen arbeiten.

Im Master weicht das Konzept dann sogar noch stärker vom bisherigen Anwendungsfach an und ist eher an die modernen Konzepte, wie wir sie auch in MIW und in MLS haben, angelehnt. Dabei gibt es zwei Theoriesemester und dann im dritten die Masterpraktika. Diese Konstruktion macht Auslandssemester einfacher. Insgesamt ist der Studiengang so konzipiert, dass ich jetzt sagen würde, dass ich den auch ganz gerne studieren wurde, wenn ich jetzt vor der Wahl stehen würde.

PACK

Also könnte es bereits im Oktober soweit sein?

Handels

Die Planungen sind schon sehr weit vorangeschritten. Es existiert bereits eine Studiengangsordnung, welche gerade rechtlich geprüft wird. Das Modulhandbuch wird ebenfalls aktuell erarbeitet, womit dann sämtliche Dokumente fertig wären.

Studiengänge müssen allerdings akkreditiert werden, was im Normalfall recht lange dauert und nun aufgrund der zeitlichen Enge knapp werden könnte. Eventuell kann ein verkürztes Akkreditierungsverfahren angestrebt werden, um dennoch im WS ’11/’12 beginnen zu können, bei MIW und MLS war das auch schon so.

Weiteren Druck machen die Abschaffung der Bundeswehr sowie die doppelten Abiturjahrgänge. Dadurch benötigen wir dringend eine erhöhte Anzahl an Studienplätzen.

Sollte es jedoch nicht möglich sein im Oktober mit diesem Studiengang zu starten, so würden wir es Studenten ermöglichen als Notlösung im Anwendungsfach zu beginnen und nach einem Jahr zu wechseln.

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Ist es für Studierende der Informatik mit den Nebenfächern Medizin und Biologie möglich, in den neuen Studiengang zu wechseln?

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Ein Wechsel ist natürlich möglich, wobei dann darauf geachtet werden muss, welche Scheine einem fehlen. Der Studiengang „Medizinische Informatik“ ist absichtlich so konzipiert worden, dass er große Überlappungen zu bestehenden Studiengängen bietet. Darüber hinaus ist auf jeden Fall gesichert, dass Studierende der Informatik mit Nebenfach Medizinische Informatik ihr Studium beenden können.

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Die Universität zu Lübeck orientiert sich in letzter Zeit recht stark an der Medizintechnik – nun der eigene Studiengang für die Medizinische Informatik. Soll damit nach außen hin das Profil gestärkt werden?

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Auch. Der neue Studiengang „Medizinische Informatik“ schärft das interdisziplinäre Profil der Universität und macht nach außen deutlich, dass wir hier interdisziplinär an den Schwerpunktthemen Medizin und Informatik arbeiten.

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Wie viele Studenten werden Ihrer Meinung nach in zehn Jahren „Medizinische Informatik“ studieren?

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Das ist schwer einzuschätzen, da es bisher kein vergleichbares Angebot gibt. Dies ist bei MIW genauso, mitlerweile sind andere Hochschulen nachgezogen.

Geplant wird erstmal mit einer Größenordnung von 30-40 Studierenden, wobei am Anfang natürlich mit einer kleineren Anzahl gerechnet wird. Angedacht sind zwei Übungsgruppen à 20 Leute. Dies wäre bereits eine Verdoppelung der aktuellen Situation.

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Wie viel Arbeit ist es, einen neuen Studiengang zu erstellen?

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Die Planungen finden seit Mitte März statt, seitdem wird quasi rund um die Uhr an einem Konzept gearbeitet. Viele Arbeitsschritte können nicht an Andere abgegeben werden, viele Nebenbedingungen müssen berücksichtigt werden. Aber es macht auch sehr viel Freude so etwas zu planen.

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Können Sie sich vorstellen, dass auch abseits der Medizinischen Informatik andere Nebenfächer ihren eigenen Studiengang bekommen könnten wie zum Beispiel die Medieninformatik?

Handels

Dies wird schon seit Jahren immer wieder mal diskutiert, ist aber noch ganz offen. Im Senatsausschuss MINT wurde beschlossen, das Nebenfach Medizin auszukoppeln und als eigenen Studiengang weiterzuführen, was natürlich eine Einstellung des Anwendungsfachs bedeutet.

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Dann gibt es ja auch noch den Plan einen Bachelor aus der Ausbildung von Medizinisch Technischen Assistenten (MTA) zu machen.

Handels

Da bin ich nicht informiert und auch nicht der richtige Ansprechpartner. Dafür wären ja dann die Kollegen von der Medizin zuständig, und ich weiß natürlich nicht, wie konkret das schon ist.

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Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

 

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