Sarah Sandmann – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Fri, 07 Jul 2017 08:17:36 +0000 de-DE hourly 1 The End? https://www.studentenpack.de/index.php/2012/07/the-end/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/07/the-end/#respond Mon, 16 Jul 2012 11:00:25 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=36348 Schluss. Aus und vorbei. Abgepfiffen. Die Fußball-Europameisterschaft ist zu Ende gegangen. Und was noch viel schlimmer ist: Die neue Bundesliga-Saison hat noch nicht wieder angefangen. Das bedeutet insgesamt, dass es – die zweite Liga eingeklammert – annähernd acht fußballfreie Wochen zu überstehen gibt. Acht lange Wochen.

Doch auf die Rückkehr des einzigartigen Gefühls, gemeinsam unsere Mannschaft, unser Land anzufeuern, im Kampf gegen Holland, Griechenland, Italien und Co., werden wir wohl noch ganze zwei Jahre warten müssen. Leider. Denn wie kein anderer Sport schafft es der Fußball in Deutschland eine unvergleichliche Euphorie auszulösen. Alte Männer laufen mit Fanhüten in Form von einem Fußball und großen Flaggen durch die Stadt, während kleine Kinder Trikots, Fanblumenketten und fantasievoller „Kriegsbemalung“ tragen. Plötzlich wird jeder – selbst die nicht regelfesten U-Boot-Fans – für ein paar Wochen zum absoluten Fußballfan. Es werden bunte Abziehbildchen gesammelt, den Autospiegeln eine Deutschlandflagge angezogen, die anstehenden Fußballpartien getippt und überhaupt die Planung des Alltags auf die anstehenden Spiele abgestimmt. Es scheint beinahe so, als hätten die Stunden für eine kurze Zeit 90 Minuten. Und mit einem Mal scheint eh alles andere unwichtig zu werden.

Für die kurze Zeit einer Europa- oder Weltmeisterschaft rücken alle zusammen. Man fällt beim Public Viewing völlig unbekannten Menschen jubelnd um den Hals und es verbreitet sich ein unvergleichliches Gefühl der Gemeinschaft. Bis, ja bis schließlich das Finale abgepfiffen wurde und der ganze „Spuk“ ein Ende hat.

Mit einem Mal wird man wieder seltsam angeguckt, wenn man bei annähernd sommerlichen Temperaturen einen Wolle-Schal trägt (ist ja schließlich ein Fanschal!) oder seinen Rücksack mit bunten Buttons seines Lieblingsvereins schmückt oder sein Handy einen eingehenden Anruf mit „Heja BVB“ ankündigt. Was vor wenigen Wochen noch ein absolutes Muss war, um dazu zu gehören, erscheint anderen Menschen mit einem Mal befremdlich. Versucht besser erst gar nicht, die Fußball-Livekonferenz als überzeugendes Argument anzuführen, warum ihr Samstagnachmittag ab halb vier keine Zeit mehr habt, um mit eurer Freundin shoppen zu gehen.

Möglicherweise hängt der allgemeine Fußballfanatismus einer Stadt oder Region ja auch mit dem generellen Erfolg seiner heimischen Fußballmannschaften zusammen. Dies erklärt zwar nicht die ungebrochene Leidenschaft, die man in Holland seiner Nationalmannschaft entgegenbringt, doch wer versteht schon Oranje? Für den deutschen Norden scheint diese Theorie jedenfalls nicht ganz abwegig zu sein.

In diesem Sinne verbleibt mir wohl nur eine einzige Möglichkeit: der Umzug in eine Stadt, die einen Erstliga-Fußballclub stellt und in der man meine ganzjährige Fußballleidenschaft versteht. Lieber VfB Lübeck, betrachte dies als die ultimative Herausforderung. In nur drei Jahren ist theoretisch ein Aufstieg von der Regionalliga Nord in die 1. Bundesliga möglich. Beweise mir, dass das Unmögliche möglich ist, und ich werde zurückkommen.

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Wenn eine Schutzmaßnahme zur Katastrophe wird https://www.studentenpack.de/index.php/2012/06/wenn-eine-schutzmasnahme-zur-katastrophe-wird/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/06/wenn-eine-schutzmasnahme-zur-katastrophe-wird/#respond Wed, 06 Jun 2012 05:00:54 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=19111 Wir schreiben das Jahr 1930. Genauer gesagt den 24. Februar 1930. Es war ein Montag, der die Lübecker Geschichte und sogar die Geschichte ganz Deutschlands nachhaltig verändern sollte – doch auf eine ganz andere Art und Weise als das eigentlich geplant war.

Die Geschichte vom „kleinen Geschwulst“

Es war einmal ein Homo erectus, der lebte vor 500.000 Jahren in der Türkei. Doch dies war kein gewöhnlicher Homo erectus, denn der Ärmste litt an einer Hirnhautentzündung – ausgelöst durch Tuberkulose.

Bis heute ist dies der erste nachgewiesene Fall von Tuberkulose überhaupt. Doch von diesem Einzelfall aus trat die Infektionskrankheit, die durch gerade einmal 2 µm große Bakterien ausgelöst wird, einen beeindruckenden Feldzug durch die verschiedenen Epochen der Geschichte an. Von dem Alten Ägypten, über das dunkle Mittelalter bis hin zur Neuzeit – die Tuberkulose machte vor keiner Kultur, vor keiner Gesellschaftsschicht, vor nichts und niemandem Halt.

Übertragen werden die Tuberkulose auslösenden Mykobakterien durch Tröpfcheninfektion. Dies führt unweigerlich zu dem Grundsatz: Je größer der Ballungsraum, desto größer die Infektionsgefahr. Somit ist es verständlich, dass mit dem rasanten Bevölkerungs- und Städtewachstum die Anzahl der an Tuberkulose erkrankten Menschen besonders im 18. und 19. Jahrhundert stark anstieg. Damalige Möglichkeiten den Patienten zu helfen, gab es quasi keine. Bis zu den Forschungsarbeiten von Robert Koch im Jahr 1882 kannte man noch nicht einmal die Ursache für die Krankheit, die so vielen Menschen in Europa wortwörtlich „den Atem raubte“.

In vielen Fällen löst eine Tuberkulose-Infektion keine Krankheit aus, da die Bakterien einfach nur eingekapselt werden und in dem Körper der infizierten Person ruhen. Daher stammt auch der Name „Tuberkulose“, der übersetzt in etwa „kleines Geschwulst“ bedeutet. Doch ist das Immunsystem erst einmal geschwächt, kann die Krankheit jederzeit ausbrechen. Das Bakterium zerstört die Lunge und teilweise auch andere Organe der Erkrankten. Für eine erfolgreiche Therapie sind Antibiotika unerlässlich, doch diese erlangten erst Mitte des 20. Jahrhunderts ihren Einzug in die Medizin.

Am Anfang war die Forschung

Was man also brauchte, war eine sichere und erfolgsversprechende Präventivmaßnahme. Eine Impfung musste her. Und so machten sich der französische Arzt Albert Calmette und sein Kollege, der französische Bakteriologe Camille Guérin, im Jahr 1908 gemeinsam an die Arbeit. Geforscht wurde an Mycobacterium bovis, dem Auslöser der Rindertuberkulose. Auf Grund der Ähnlichkeit zu dem humanen Erreger war dies aber kein Problem. Viel eher war die Infektiosität des bovinen Mycobacteriums für den Menschen problematisch. Daher arbeiteten die beiden Franzosen ganze 13 Jahre daran, das Bakterium durch zahlreiche Passagen soweit zu verändern, dass von ihm keine Infektionsgefahr mehr ausging.

Im Jahr 1921 war es dann endlich soweit. Die so genannte BCG-Schutzimpfung kam auf den Markt, wobei der Name – wie könnte es auch anders sein – natürlich auf die beiden stolzen Forscher zurückging. Mit der oralen „Bacille Calmette-Guérin-Schutzimpfung“ wurden bis 1928 schon über 150.000 Kinder geimpft. Ein bis dahin großer Erfolg.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man sich in Deutschland mit der Einführung der BCG-Impfung jedoch noch vornehm zurückgehalten. Erst als es im Jahr 1928 zu einer offiziellen Empfehlung durch den Völkerbund für diese Schutzimpfung kam, zog auch Deutschland in Sachen Tuberkuloseprophylaxe nach. Ernst Altstaedt, Leiter des Lübecker Gesundheitsamtes, und Georg Deycke, Direktor des Allgemeinen Krankenhauses, setzten sich dafür ein, dass unsere Hansestadt als erste Stadt in ganz Deutschland, die Schluckimpfung gegen Tuberkulose eingesetzt werden würde.

Ein Jahr nachdem die Entscheidung für die BCG-Impfung gefallen war, traf die Impf-Kultur aus Paris ein. Bevor der Impfstoff jedoch einsatzbereit war, mussten die Kulturen noch entsprechend verarbeitet werden. Eine Aufgabe, die die Krankenschwester Anna Schütze damals übernahm.

Am 24. Februar 1930, sieben Monate nach Eintreffen der Kultur aus Paris, war es dann soweit. Die Impfung gegen Tuberkulose wurde in Lübeck offiziell eingeführt. Innerhalb der ersten zwei Monate wurden insgesamt 256 Neugeborenen die neuartige Schluckimpfung verabreicht – ein Großteil aller Neugeborenen in Lübeck zu dieser Zeit. Die Idee dahinter war simpel. Tuberkulose galt auch in Deutschland als gefährliche und verbreitete Krankheit. Gelang es mit der neuen Impfung möglichst viele Menschen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt zu treffen, könnte so die Verbreitung von Tuberkulose möglichst effektiv verhindert werden. Doch alles kam ganz anders, als gedacht.

Das Unglück nimmt seinen Lauf

Es war der 17. April 1930, als sich zum ersten Mal andeutete, dass bei der BCG-Schutzimpfung irgendetwas ganz fürchterlich falsch gegangen sein könnte. Ein Baby, das zuvor die Impfung erhalten hatte, starb an diesem Tag an Tuberkulose. Es sollte nicht das Einzige bleiben.

In den Folgetagen starben drei weitere Säuglinge. Alle drei hatten vorab die neuartige Impfung erhalten. Alle drei starben an Tuberkulose. Am 26. April sah sich Georg Deycke daher zum Handeln gezwungen. Umgehend stellte er die Impfung von Neugeborenen ein. Doch für 73 weiter Neugeborene kam diese Entscheidung zu spät. Von den insgesamt 256 Impflingen erkrankten ganze 208 an Tuberkulose.

Doch was war geschehen? An der BCG-Kultur selbst konnte es nicht gelegen haben – schließlich belegte eine mehrjährige positive Erfahrung mit dem attenuierten Impfstoff in ganz Europa dessen Ungefährlichkeit für die Impflinge. So verblieb nur eine einzige alternative Erklärung: Es musste zu einer Verunreinigung des Impfstoffes gekommen sein. Und zwar in Lübeck. Genauer gesagt in dem Labor Georg Deyckes, in dem die BCG-Kultur von Anna Schütze zu Impfstoff verarbeitet worden war.

Damals, im Jahr 1929, arbeitete man in Lübeck nicht nur mit der BCG-Kultur, sondern ebenfalls mit infektiösen Tuberkuloseerregern – in demselben Labor. Spezielle Sicherheitsmaßnahmen? Räumliche Trennung der beiden Arbeitsbereiche? Fehlanzeige. Die Gefahr einer möglichen Verunreinigung der Impf-Kultur wurde vollkommen unterschätzt.

Doch wieso kam die Verunreinigung erst so spät ans Licht? Hätten vor der tatsächlichen Einführung des Impfstoffes in Lübeck nicht umfassende Tests durchgeführt werden müssen, die die Unbedenklichkeit der Impfung belegt hätten? Theoretisch schon. Ein Tierversuch wäre in diesem Fall eigentlich ein Muss gewesen. Doch Deycke und Altstaedt, die beiden Verantwortlichen für die Einführung der Schutzimpfung in Lübeck, verzichteten darauf. Sie vertrauten dem Impfstoff. Sie vertrauten ihm sogar so sehr, dass sie auch auf die obligatorische Kontrolluntersuchung nach der Impfung verzichteten. Einzig und allein ein Test, der die Wirksamkeit der Schutzimpfung nachweisen sollte, war geplant – jeweils sechs Monate nach der Impfung.

Der Calmette-Prozess

Jedes große Unglück verlangt nach Menschen, die dafür zur Verantwortung gezogen werden. Das „Lübecker Impfunglück“ stellt da keine Ausnahme dar. So kam es im Oktober 1931 zur Eröffnung des sogenannten Calmette-Prozesses. Verhandelt wurde vor dem Lübecker Landgericht. Auf der Anklagebank saßen niemand Geringeres als Georg Deycke und Ernst Altstaedt. Schließlich war es Deycke, der das Labor zur Herstellung des Impfstoffes zur Verfügung gestellt hatte. Und es war Altsteadt, der auf die Kontrolluntersuchungen der Impflinge verzichtete und sich gemeinsam mit Deycke gegen einen Tierversuch entschieden hatte.

Das Urteil fiel nach 76 Verhandlungstagen. Mit einer Gefängnisstrafe von 24 Monaten für Krankenhaus-Direktor Georg Deycke und 15 Monaten für den Leiter des Lübecker Gesundheitsamtes, Ernst Altstaedt, endete der Calmette-Prozess. Die Ereignisse aus dem Jahr 1930 gingen als das „Lübecker Impfunglück“ in die Geschichte ein. Doch das Thema der Tuberkulose-Schutzimpfung endete damit noch lange nicht.

In Deutschland vergingen viele Jahre – es war schon nach dem zweiten Weltkrieg – bis die BCG-Impfung schließlich großflächig eingeführt wurde. Doch 1998 war es damit auch schon wieder vorbei. Heutzutage gehört die Präventivmaßnahme gegen Tuberkulose nicht länger zum Standard in Deutschland. Der Grund dafür? Einerseits macht es die geringe Prävalenz von Tuberkulose in Deutschland nicht länger notwendig, alle Säuglinge systematisch gegen Tuberkulose zu impfen. Doch andererseits ist der Impfstoff, wie man jetzt weiß, nur sehr eingeschränkt dazu geeignet, eine Tuberkulose-Erkrankung tatsächlich zu verhindern. Vielmehr bietet die Impfung einen Schutz vor den gefährlichen Nebenwirkungen der Erkrankung – wie zum Beispiel einer Hirnhautentzündung, wie sie unser Homo Erectus hatte. Da die BCG-Impfung jedoch auch heute immer noch gewisse Nebenwirkungen mit sich bringt, wird nun in den meisten Fällen auf eine Impfung verzichtet.

Doch das war nicht die einzige Auswirkung, die man in Deutschland aufgrund des „Lübecker Impfunglücks“ spüren konnte. Von ganz entscheidender Bedeutung war die Katastrophe für das heutige Medizinrecht, in dem unter anderem die Arzthaftung geregelt wird. Weiterhin hatten die Ereignisse 1930 auch Auswirkungen auf die alltägliche Arbeit im Labor. Neue Sicherheitsstandards wurden eingeführt, die eine Wiederholung des „Lübecker Impfunglücks“ unmöglich machen sollen.

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Wenn eine Schutzmaßnahme zur Katastrophe wird https://www.studentenpack.de/index.php/2012/06/wenn-eine-schutzmassnahme-zur-katastrophe-wird/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/06/wenn-eine-schutzmassnahme-zur-katastrophe-wird/#respond Wed, 06 Jun 2012 05:00:54 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234362 Wir schreiben das Jahr 1930. Genauer gesagt den 24. Februar 1930. Es war ein Montag, der die Lübecker Geschichte und sogar die Geschichte ganz Deutschlands nachhaltig verändern sollte – doch auf eine ganz andere Art und Weise als das eigentlich geplant war.

Die Geschichte vom „kleinen Geschwulst“

Es war einmal ein Homo erectus, der lebte vor 500.000 Jahren in der Türkei. Doch dies war kein gewöhnlicher Homo erectus, denn der Ärmste litt an einer Hirnhautentzündung – ausgelöst durch Tuberkulose.

Bis heute ist dies der erste nachgewiesene Fall von Tuberkulose überhaupt. Doch von diesem Einzelfall aus trat die Infektionskrankheit, die durch gerade einmal 2 µm große Bakterien ausgelöst wird, einen beeindruckenden Feldzug durch die verschiedenen Epochen der Geschichte an. Von dem Alten Ägypten, über das dunkle Mittelalter bis hin zur Neuzeit – die Tuberkulose machte vor keiner Kultur, vor keiner Gesellschaftsschicht, vor nichts und niemandem Halt.

Übertragen werden die Tuberkulose auslösenden Mykobakterien durch Tröpfcheninfektion. Dies führt unweigerlich zu dem Grundsatz: Je größer der Ballungsraum, desto größer die Infektionsgefahr. Somit ist es verständlich, dass mit dem rasanten Bevölkerungs- und Städtewachstum die Anzahl der an Tuberkulose erkrankten Menschen besonders im 18. und 19. Jahrhundert stark anstieg. Damalige Möglichkeiten den Patienten zu helfen, gab es quasi keine. Bis zu den Forschungsarbeiten von Robert Koch im Jahr 1882 kannte man noch nicht einmal die Ursache für die Krankheit, die so vielen Menschen in Europa wortwörtlich „den Atem raubte“.

In vielen Fällen löst eine Tuberkulose-Infektion keine Krankheit aus, da die Bakterien einfach nur eingekapselt werden und in dem Körper der infizierten Person ruhen. Daher stammt auch der Name „Tuberkulose“, der übersetzt in etwa „kleines Geschwulst“ bedeutet. Doch ist das Immunsystem erst einmal geschwächt, kann die Krankheit jederzeit ausbrechen. Das Bakterium zerstört die Lunge und teilweise auch andere Organe der Erkrankten. Für eine erfolgreiche Therapie sind Antibiotika unerlässlich, doch diese erlangten erst Mitte des 20. Jahrhunderts ihren Einzug in die Medizin.

Am Anfang war die Forschung

Was man also brauchte, war eine sichere und erfolgsversprechende Präventivmaßnahme. Eine Impfung musste her. Und so machten sich der französische Arzt Albert Calmette und sein Kollege, der französische Bakteriologe Camille Guérin, im Jahr 1908 gemeinsam an die Arbeit. Geforscht wurde an Mycobacterium bovis, dem Auslöser der Rindertuberkulose. Auf Grund der Ähnlichkeit zu dem humanen Erreger war dies aber kein Problem. Viel eher war die Infektiosität des bovinen Mycobacteriums für den Menschen problematisch. Daher arbeiteten die beiden Franzosen ganze 13 Jahre daran, das Bakterium durch zahlreiche Passagen soweit zu verändern, dass von ihm keine Infektionsgefahr mehr ausging.

Im Jahr 1921 war es dann endlich soweit. Die so genannte BCG-Schutzimpfung kam auf den Markt, wobei der Name – wie könnte es auch anders sein – natürlich auf die beiden stolzen Forscher zurückging. Mit der oralen „Bacille Calmette-Guérin-Schutzimpfung“ wurden bis 1928 schon über 150.000 Kinder geimpft. Ein bis dahin großer Erfolg.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man sich in Deutschland mit der Einführung der BCG-Impfung jedoch noch vornehm zurückgehalten. Erst als es im Jahr 1928 zu einer offiziellen Empfehlung durch den Völkerbund für diese Schutzimpfung kam, zog auch Deutschland in Sachen Tuberkuloseprophylaxe nach. Ernst Altstaedt, Leiter des Lübecker Gesundheitsamtes, und Georg Deycke, Direktor des Allgemeinen Krankenhauses, setzten sich dafür ein, dass unsere Hansestadt als erste Stadt in ganz Deutschland, die Schluckimpfung gegen Tuberkulose eingesetzt werden würde.

Ein Jahr nachdem die Entscheidung für die BCG-Impfung gefallen war, traf die Impf-Kultur aus Paris ein. Bevor der Impfstoff jedoch einsatzbereit war, mussten die Kulturen noch entsprechend verarbeitet werden. Eine Aufgabe, die die Krankenschwester Anna Schütze damals übernahm.

Am 24. Februar 1930, sieben Monate nach Eintreffen der Kultur aus Paris, war es dann soweit. Die Impfung gegen Tuberkulose wurde in Lübeck offiziell eingeführt. Innerhalb der ersten zwei Monate wurden insgesamt 256 Neugeborenen die neuartige Schluckimpfung verabreicht – ein Großteil aller Neugeborenen in Lübeck zu dieser Zeit. Die Idee dahinter war simpel. Tuberkulose galt auch in Deutschland als gefährliche und verbreitete Krankheit. Gelang es mit der neuen Impfung möglichst viele Menschen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt zu treffen, könnte so die Verbreitung von Tuberkulose möglichst effektiv verhindert werden. Doch alles kam ganz anders, als gedacht.

Das Unglück nimmt seinen Lauf

Es war der 17. April 1930, als sich zum ersten Mal andeutete, dass bei der BCG-Schutzimpfung irgendetwas ganz fürchterlich falsch gegangen sein könnte. Ein Baby, das zuvor die Impfung erhalten hatte, starb an diesem Tag an Tuberkulose. Es sollte nicht das Einzige bleiben.

In den Folgetagen starben drei weitere Säuglinge. Alle drei hatten vorab die neuartige Impfung erhalten. Alle drei starben an Tuberkulose. Am 26. April sah sich Georg Deycke daher zum Handeln gezwungen. Umgehend stellte er die Impfung von Neugeborenen ein. Doch für 73 weiter Neugeborene kam diese Entscheidung zu spät. Von den insgesamt 256 Impflingen erkrankten ganze 208 an Tuberkulose.

Doch was war geschehen? An der BCG-Kultur selbst konnte es nicht gelegen haben – schließlich belegte eine mehrjährige positive Erfahrung mit dem attenuierten Impfstoff in ganz Europa dessen Ungefährlichkeit für die Impflinge. So verblieb nur eine einzige alternative Erklärung: Es musste zu einer Verunreinigung des Impfstoffes gekommen sein. Und zwar in Lübeck. Genauer gesagt in dem Labor Georg Deyckes, in dem die BCG-Kultur von Anna Schütze zu Impfstoff verarbeitet worden war.

Damals, im Jahr 1929, arbeitete man in Lübeck nicht nur mit der BCG-Kultur, sondern ebenfalls mit infektiösen Tuberkuloseerregern – in demselben Labor. Spezielle Sicherheitsmaßnahmen? Räumliche Trennung der beiden Arbeitsbereiche? Fehlanzeige. Die Gefahr einer möglichen Verunreinigung der Impf-Kultur wurde vollkommen unterschätzt.

Doch wieso kam die Verunreinigung erst so spät ans Licht? Hätten vor der tatsächlichen Einführung des Impfstoffes in Lübeck nicht umfassende Tests durchgeführt werden müssen, die die Unbedenklichkeit der Impfung belegt hätten? Theoretisch schon. Ein Tierversuch wäre in diesem Fall eigentlich ein Muss gewesen. Doch Deycke und Altstaedt, die beiden Verantwortlichen für die Einführung der Schutzimpfung in Lübeck, verzichteten darauf. Sie vertrauten dem Impfstoff. Sie vertrauten ihm sogar so sehr, dass sie auch auf die obligatorische Kontrolluntersuchung nach der Impfung verzichteten. Einzig und allein ein Test, der die Wirksamkeit der Schutzimpfung nachweisen sollte, war geplant – jeweils sechs Monate nach der Impfung.

Der Calmette-Prozess

Jedes große Unglück verlangt nach Menschen, die dafür zur Verantwortung gezogen werden. Das „Lübecker Impfunglück“ stellt da keine Ausnahme dar. So kam es im Oktober 1931 zur Eröffnung des sogenannten Calmette-Prozesses. Verhandelt wurde vor dem Lübecker Landgericht. Auf der Anklagebank saßen niemand Geringeres als Georg Deycke und Ernst Altstaedt. Schließlich war es Deycke, der das Labor zur Herstellung des Impfstoffes zur Verfügung gestellt hatte. Und es war Altsteadt, der auf die Kontrolluntersuchungen der Impflinge verzichtete und sich gemeinsam mit Deycke gegen einen Tierversuch entschieden hatte.

Das Urteil fiel nach 76 Verhandlungstagen. Mit einer Gefängnisstrafe von 24 Monaten für Krankenhaus-Direktor Georg Deycke und 15 Monaten für den Leiter des Lübecker Gesundheitsamtes, Ernst Altstaedt, endete der Calmette-Prozess. Die Ereignisse aus dem Jahr 1930 gingen als das „Lübecker Impfunglück“ in die Geschichte ein. Doch das Thema der Tuberkulose-Schutzimpfung endete damit noch lange nicht.

In Deutschland vergingen viele Jahre – es war schon nach dem zweiten Weltkrieg – bis die BCG-Impfung schließlich großflächig eingeführt wurde. Doch 1998 war es damit auch schon wieder vorbei. Heutzutage gehört die Präventivmaßnahme gegen Tuberkulose nicht länger zum Standard in Deutschland. Der Grund dafür? Einerseits macht es die geringe Prävalenz von Tuberkulose in Deutschland nicht länger notwendig, alle Säuglinge systematisch gegen Tuberkulose zu impfen. Doch andererseits ist der Impfstoff, wie man jetzt weiß, nur sehr eingeschränkt dazu geeignet, eine Tuberkulose-Erkrankung tatsächlich zu verhindern. Vielmehr bietet die Impfung einen Schutz vor den gefährlichen Nebenwirkungen der Erkrankung – wie zum Beispiel einer Hirnhautentzündung, wie sie unser Homo Erectus hatte. Da die BCG-Impfung jedoch auch heute immer noch gewisse Nebenwirkungen mit sich bringt, wird nun in den meisten Fällen auf eine Impfung verzichtet.

Doch das war nicht die einzige Auswirkung, die man in Deutschland aufgrund des „Lübecker Impfunglücks“ spüren konnte. Von ganz entscheidender Bedeutung war die Katastrophe für das heutige Medizinrecht, in dem unter anderem die Arzthaftung geregelt wird. Weiterhin hatten die Ereignisse 1930 auch Auswirkungen auf die alltägliche Arbeit im Labor. Neue Sicherheitsstandards wurden eingeführt, die eine Wiederholung des „Lübecker Impfunglücks“ unmöglich machen sollen.

Lukas Ruge | StudentenPACK.

Am Anfang war ein kleiner Stich, am Ende eine riesige Katastrophe.

Ein Sprung ins Jahr 2012

Doch wo stehen wir heute? Mittlerweile sind über 80 Jahre vergangen, seitdem es in Lübeck zu dem größten Impfskandal des 20. Jahrhunderts gekommen war. In Vergessenheit geraten sind die Ereignisse von 1930 bis heute jedoch nicht. Vorträge und Berichte erinnern regelmäßig an das Unglück. Aber wie sieht es mit der Tuberkulose selbst aus? In Deutschland ist die Gefahr größtenteils gebannt, aber was ist mit dem Rest der Welt? Wie steht es um Therapieansätze? Oder um die Entwicklung einer alternativen, tatsächlich hochwirksamen Schutzimpfung gegen Tuberkulose?

Seit einigen Jahren ist Tuberkulose wieder auf dem Vormarsch. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass gegenwärtig ein Drittel der Weltbevölkerung infiziert ist. Auch wenn der Ausbruch der Krankheit nur bei wenigen Prozent der Infizierten tatsächlich stattfindet, starben im Jahr 2008 schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen an Tuberkulose. Besonders in Asien und in Afrika ist die Zahl der Neuinfektionen hoch. Und von dort aus reist das Bakterium um die ganze Welt. Per Flugzeug. Doch wie kommt es zu diesen Zahlen, wo seit Mitte des 20. Jahrhunderts doch Antibiotika zur Therapie eingesetzt werden können?

Das eigentliche Problem, wie bei so vielen Krankheiten in letzter Zeit, liegt in der weit verbreiteten Resistenz der Mykobakterien. Die Teilung der Bakterien erfolgt verhältnismäßig langsam. Außerdem ermöglicht ihnen eine Ruheform das lange Überleben in dem befallenen Organismus. Damit sich ein Therapie-Erfolg einstellt, ist es daher bedeutsam, dass entsprechende Antibiotika besonders lange und sorgfältig eingenommen werden. Eine denkbar schlechte Ausgangsposition, wenn es darum geht, Resistenzen lange zu verhindern.

Insgesamt gibt es fünf verschiedene Antibiotika, die bei einer Tuberkulose-Infektion zum Einsatz kommen. Gegen alle Fünf haben die Mykobakterien mittlerweile Resistenzen entwickelt. Und auch multiresistente Keime sind bisher schon aufgetreten. Zuletzt sogar eine Form mit gleich fünffacher Resistenz.

Die hohen Zahlen jährlicher Neuinfektionen und die zunehmend auftretende Antibiotika-Resistenz der Tuberkulose-Erreger ist mehr als nur ein einfaches Argument für die Forschung an einem hochwirksamen Impfstoff. Selbst bei uns, an der Uni und am Forschungszentrum Borstel, forscht man momentan an den Mykobakterien. Doch bisher hat noch kein neuer effektiverer Impfstoff gegen Tuberkulose seinen Einzug in den klinischen Alltag geschafft.

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Spring Brunnen, spring! https://www.studentenpack.de/index.php/2012/06/spring-brunnen-spring/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/06/spring-brunnen-spring/#respond Tue, 05 Jun 2012 22:00:42 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=19131 Wofür geben wir nicht alles unser Geld aus? Klar, manche Investitionen lassen sich einfach nicht vermeiden. Miete, Nahrungsmittel, Semesterbeiträge – daran führt kein Weg vorbei. Doch manchmal will man sich ja auch einfach nur so etwas gönnen, was ja auch vollkommen legitim ist. Hat man seinen Spaß an der zehnten Staffel seiner Lieblingsserie oder dem fünften Paar Turnschuhe, ist dagegen ja gar nichts einzuwenden. Doch genauso logisch erscheint es doch, dass man sich – wenn die Schuldenlast zu erdrückend wird – mit diesen Ausgaben ein wenig am Riemen reißen sollte.

Und was für uns Studenten sinnvoll erscheint, müsste sich grundsätzlich doch auch auf eine Stadt wie Lübeck übertragen lassen. Jedenfalls möchte man das meinen, wo unsere städtischen Schuldenberge mittlerweile doch auf einen recht beachtlichen zehnstelligen Betrag angewachsen sind. Aber offensichtlich war die Freude der Verantwortlichen im Stadtrat, ein Wasserspiel mitten in der Fußgängerzone zu bauen, so groß, dass die dadurch produzierten neuen Schulden lediglich wie „Peanuts“ wirkten. Und weil man auf einem Bein ja so schlecht steht, wurde gleich noch ein zweites wasserspritzendes Etwas in die Innenstadt gesetzt.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich Springbrunnen grundsätzlich total toll finde. Wenn die Sonne vom Himmel brennt, man sich am liebsten nur noch von Eis ernähren würde und der Lichtschutzfaktor der Sonnencreme gar nicht hoch genug sein kann, gibt es vermutlich wenige bessere Abkühlungsmöglichkeiten als ein öffentliches Wasserspiel. Doch ehrlich gesagt, in Lübeck sind solche Tage doch eher selten. Nichts desto trotz kann sich unsere Stadt mittlerweile stolzer Eigentümer besagter zweier Wasserspiele nennen.

Und nun? Jetzt wo die beiden Wasserspucker endlich fertig sind, plätschern sie einsam vor sich hin. Spielende Kinder? Fehlanzeige. Es ist einfach zu kalt. Überhaupt schenken die meisten Passanten den eigentümlichen Gebilden in unserer Innenstadt höchstens ein sehr müdes Lächeln, das eher von dem Erstaunen zeugt, warum man ausgerechnet ein Wasserspiel mitten in eine Einkaufsstraße baut. Leute, die ihren Spaß mit dem Springbrunnen haben, sind weit und breit nicht in Sicht.

Doch gerade als ich davon überzeugt war, dass die beiden Wasserspritzer mal wieder eine kräftige Fehlinvestition unserer Stadt waren, passierte es. Ich stand gerade an der Bushaltestelle Sandstraße und vertrieb mir meine Wartezeit damit, dass ich die Menschen in der Breiten Straße beobachtete. Plötzlich fegte eine kräftige Windböe durch die Straßen – genauer gesagt durch die Breite Straße. Es passierte, was passieren musste, bei einem großflächig angelegten Wasserspiel, das keinerlei Begrenzungen zu den Seiten aufweist und das von einer großen Menschenmenge umgeben ist. Von einer Sekunde auf die andere waren alle Menschen – und zwar wirklich alle Menschen – links des Wasserspiels einfach nur noch nass. Einige sprangen erschrocken zur Seite, andere blieben einfach angewurzelt stehen und schrien laut auf. Kurz gesagt: Ein Anblick für die Götter!

In diesem Moment wurde mir klar, es ist nicht der Spaß, selbst im Wasser zu spielen, sondern vielmehr der Spaß, anderen Leuten dabei zuzusehen, während sie eine öffentliche unfreiwillige Dusche nehmen. In diesem Sinne: Vielen Dank, liebe Stadt, dass ihr so viel Geld für Entertainment ausgebt, während ich doch nur an einer Haltestelle stehe und auf meinen Bus warte.

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Wie die Dinge so laufen https://www.studentenpack.de/index.php/2012/05/wie-die-dinge-so-laufen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/05/wie-die-dinge-so-laufen/#respond Mon, 14 May 2012 06:00:28 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=12957 Vorurteile über Frauen und ihre Schuhe gibt es deutlich mehr als Schuhpaare in unseren Schränken. Aber eigentlich haben wir doch gar keinen Tick, sondern nur eine ungünstige Ausgangsposition. Als Mann genügt ein einziges Schuhpaar, irgendetwas Sportliches. Im Winter trägt „mann“ einfach ein Paar Socken mehr, im Sommer geht es dagegen barfuß in die Schuhe. Und wenn einmal Sport auf dem Programm stehen sollte, halten eben diese Schuhe dafür auch noch her. Ende der männlichen Grundausstattung.

Doch so einfach ist das bei uns Frauen nicht. Da gibt es gefütterte Winterschuhe (gegen unsere chronisch kalten Füße), Stiefel, Stiefeletten, Übergangsschuhe, leichte Sommerschuhe, Sandalen, Ballerinas, Flip-Flops und dann natürlich noch die ganze Fraktion an Absatzschuhen, weiter unterteilt in Lauf- und Sitzschuhe. Und plötzlich kommen da zehn, fünfzehn Paar zusammen und wir haben noch nicht einmal die Möglichkeit zur Auswahl. Bis zu diesen Dimensionen handelt es sich also um eine einfache Notwendigkeit, so viele Schuhe zu besitzen.

Aber es geht natürlich auch anders. Viele Stars haben so ihre Macken, von denen ein begehbarer Schuhschrank in der Größe meiner Wohnung nur der Anfang ist. Aber schließlich sind das ja auch Stars. Daher habe ich bisher auch die Meinung vertreten, dass sich ein solches Verhalten auf Menschen außerhalb meines Bekanntenkreises beschränkt. Eines warmen Frühlingstages belehrte mich meine Freundin Lisa da jedoch eines Besseren. In einer entspannten Mittagspause auf der Wiese fing sie plötzlich an, mir von ihren Ballerinas zu erzählen. Von ihren Weißen, Türkisen und Blauen, die sie sich letztes Jahr gekauft hat. Von den Weißen, Schwarzen und Braunen, die sie sich dieses Jahr gekauft hat. Klar, Schuhe können sehr verschieden sein. Können sie, müssen sie aber nicht und in diesem Fall waren sie es auch nicht. Genau genommen waren es dieselben Schuhe, alle sechs Paar.

Da Lisa während ihrer Erzählung offenbar doch mein leicht verstörter Blick aufgefallen war, begann sie auch gleich damit, sich zu rechtfertigen. Das eine Paar weißer Schuhe könne man beispielsweise ja gar nicht richtig zählen, weil diese so dreckig geworden waren, dass Lisa sich ein neues, sauberes Paar kaufen musste. Und was nützen einem Schuhe schon in einer einzigen Farbe? Erst durch die ganzen Varianten bekommt man doch ganz unglaubliche Kombinationsmöglichkeiten.

An diesem Punkt entschloss ich mich dazu, nicht nachzufragen, wie es denn mit möglichen anderen Ballerina-Modellen aussah. Stattdessen kramte ich zu Hause mein einziges Paar eigener Ballarinas heraus. Bisher hatten sie ihr Dasein noch am Boden meines Kleiderschranks gefristet, doch das sollte sich morgen ändern. Jedenfalls hatte ich mir das vorgenommen.

Die ersten Meter auf dem Weg zur Uni verliefen noch voll und ganz nach meinen Vorstellungen, alle weiteren taten es nicht mehr. Zum Umkehren und Schuhewechseln war die Zeit zu knapp und außerdem wollte ich wenigstens ein einziges Mal meine Ballerinas ausführen. So kam es, dass ich die Uni schwer gezeichnet erreichte und meine Schuhe verfluchte. Wenigstens war die Vorlesung ein Genuss, denn dabei konnte ich sitzen und so meine Füße unbemerkt aus ihrem Schuhgefängnis befreien. Und genau so trat ich auch meinen Rückweg an. Barfuß. Durch den Hörsaal, über den Campus, an der Straße entlang nach Hause.

Ob man mich dabei schräg angeguckt hat? Ja. Ob mich das gestört hat? Nein, denn ich war glücklich. Glücklich, dass meine Ballerinas bunt waren und ich sie mir daher nur in dieser einen Farbe hatte kaufen können.

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Wählt doch, wen ihr wollt! https://www.studentenpack.de/index.php/2012/04/waehlt-doch-wen-ihr-wollt/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/04/waehlt-doch-wen-ihr-wollt/#respond Mon, 16 Apr 2012 16:00:14 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=8875
Frederike Sannmann | StudentenPACK.

Plakatwerbung zur Wahl in Schleswig-Holstein.

Der Jüngste ist gerade einmal 23 Jahre alt, die Älteste dagegen bereits 62. Die Politiker, die zur diesjährigen Landtagswahl in Schleswig-Holstein als Spitzenkandidaten für ihre Parteien ins Rennen geschickt werden, könnten kaum unterschiedlicher sein. Sie alle haben die Landespolitik zu ihrem Beruf gemacht, doch wer sind die Kandidaten wirklich? Was sind ihre Beweggründe, ihre Überzeugung, die sie dazu bringt, für die Interessen ihrer Partei in Kiel zu kämpfen? Und was hat sie überhaupt dazu gebracht, sich politisch zu engagieren? Wir haben für euch nachgefragt.

Jost de Jager – CDU

Als heißeste Anwärter auf das Amt des Ministerpräsidenten gelten wohl die beiden Spitzenkandidaten von CDU und SPD, Jost de Jager und Torsten Albig. Der 52-jährige gebürtige Rendsburger Jost de Jager ist schon in frühester Jungend mit Politik in Berührung gekommen. „Ich komme aus einer sehr politischen Familie, bei uns wurde immer viel diskutiert. Ich bin dann auf dem Gymnasium schnell Schülersprecher geworden“, verrät er dem StudentenPACK und so war es für ihn nur konsequent, dass er bereits mit 16 Jahren ist der Jungen Union beitrat. Der Wunsch nach politischem Engagement und Verantwortung, haben ihn damals dazu bewegt. Politik war für den jungen de Jager nur ein Hobby. Doch warum fiel seine Wahl ausgerechnet auf die CDU? Nach eigenen Angaben waren es wohl die „christlichen Grundsätze“, die ihn letztlich überzeugt hatten.

Vom einfachen Parteimitglied führte der Weg de Jagers zuerst über ein Studium der Fächer Geschichte, Anglistik und Politologie. Doch bereits während seines Studiums stieg er zum stellvertretenden Vorsitzenden des CDU-Kreisverbandes Rendsburg-Eckernförde auf. 1996 folgte der Einzug in den Kieler Landtag. Bundesambitionen, so de Jager, habe er nicht: „Ich fühle mich sehr wohl in der Landespolitik, da man viel dichter an den Themen dran ist. Man ist auch unmittelbarer mit den Auswirkungen seiner Politik konfrontiert.“

Neun Jahre später, 2005, wurde Jost de Jager Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr in Schleswig-Holstein, in diese Zeit fällt die Diskussion um die Zusammenlegung der Universitäten Schleswig-Holstein, gegen die in Lübeck 2005 mit dem Slogan „Lübeck kämpft für seine Uni“ demonstriert wird. Die Zusammenlegung fand nicht statt doch de Jagers Karriere tat dies keinen Abbruch. Im Jahr 2009 wird er sogar Minister der schwarz-gelben Koalition unter Carstensen für das Wissenschaftsministerium. 2010 dann erneut Konflikte mit der Universität zu Lübeck, und erneut die gelben Schilder mit dem Slogan „Lübeck kämpft für seine Uni“ Auch diesmal blieb bekanntlich die Uni erhalten und de Jagers Karriere machte einen weiteren Sprung.

Der bisherige Höhepunkt seiner politischen Karriere folgte für de Jager im November 2011. Nachdem Christian von Boetticher als Landesvorsitzender der CDU aufgrund eines Sex-Skandals zurück trat, übernahm Jost de Jager dieses Amt und wurde zum Spitzenkandidaten der CDU. Nun kämpft er um das Amt des Ministerpräsidenten, um somit seine Heimat, Schleswig-Holstein, „gestalten und voranbringen“ zu können. Doch trotz dieser Bilderbuchkarriere, die Jost de Jager vorzuweisen hat, ist es für ihn stets von oberster Priorität, sich und seiner Heimat treu zu bleiben. Denn schließlich ist es unser Bundesland, zu dem sich de Jager zugehörig findet und das er liebt.

Torsten Albig – SPD

Der ärgste Konkurrent von Jost de Jager im Kampf um das Ministerpräsidentenamt heißt Torsten Albig, Spitzenkandidat der SPD. Auch für ihn war das Bedürfnis, sich zu engagieren und etwas zu verändern, der ausschlaggebende Punkt, um schon in seiner Jugend einer Partei beizutreten. Mit nur 19 Jahren fiel Albigs Wahl damals auf die SPD. Verantwortlich dafür war kein Geringerer als Helmut Kohl. Damals löste dieser Helmut Schmidt als Bundeskanzler ab: „Es war die Zeit des Bruchs der sozial-liberalen Koalition in Bonn. Helmut Schmidt ging, Helmut Kohl kam. Das hat mich bewegt. Ich wollte nicht mehr einfach nur zusehen, wollte etwas verändern und mich engagieren.“ Grund genug für Torsten Albig, um nicht länger dazusitzen und zuzusehen, sondern um zu handeln und „Position zu beziehen“.

Doch ganz so geradlinig durch die Kreispolitik bis hin zur Landespolitik Schleswig-Holsteins – wie im Fall von Jost de Jager – führte Albigs Weg nicht. „Ich bin kein Typ, der an irgendwelchen Gitterstäben rüttelt und ‚Ich will hier rein‘ ruft“, erklärt er, „Mein Leben und auch meine berufliche Entwicklung haben sich eher durch Momente des Zufalls verändert. Oft haben sich plötzlich Türen geöffnet, durch die ich dann gegangen bin.“ Einen nicht unerheblichen Teil seiner Jugend verbrachte er in Bielefeld. Dort studierte Torsten Albig Geschichte und Sozialwissenschaften, bevor er zu den Rechtswissenschaften wechselte. Während dieser Zeit war Albig Mitglied verschiedener Ortsvereine und engagierte sich lokal. Doch nach seiner Zeit in Bielefeld ging es für Torsten Albig zurück in den Norden. Unter anderem war er als stellvertretender Leiter der Landesfinanzhochschule Schleswig-Holstein in Malente tätig und auch als Stadtrat in Kiel. Seinen letzten großen politischen Erfolg konnte Albig im Jahr 2009 verbuchen. Bereits im ersten Wahldurchgang gelang ihm als neuer Oberbürgermeister der Einzug in das Kieler Rathaus. Damit löste er seine Vorgängerin von der CDU ab.

Auch wenn Torsten Albig nach eigenen Angaben nie darauf hingearbeitet hat, eines Tages Ministerpräsident von Schleswig-Holstein zu werden, hat ihn die breite Unterstützung durch seine Parteifreunde doch dazu bewogen, jetzt für dieses Amt zu kandidieren. Mit seiner Heimat fühlt er sich tief verbunden und beschreibt das Leben hier sogar als „Schatz, den es neu zu heben gilt“. Für Torsten Albig ist die Politik eine Möglichkeit für seine Visionen zu kämpfen. Dafür nimmt er es auch in Kauf, seinen Urlaub zu opfern, denn als Kieler Oberbürgermeister muss der Spitzenkandidat der SPD für seine Wahlkampftour frei nehmen.

Robert Habeck – Bündnis 90/Die Grünen

Doch wer steht neben den potentiellen neuen Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins noch zur Wahl? Da ist zum Beispiel noch Robert Habeck, erster auf der Landesliste von Bündnis 90/Die Grünen. Habeck ist der einzige „Lübecker Jung“, der bei der Landtagswahl kandidiert. Im Gegensatz zu den übrigen kandidierenden Politikern führte Habecks Weg jedoch erst relativ spät in die Politik. Erst im Jahr 2002 – da war Habeck bereits 33 Jahre alt – trat er den Grünen bei. Zuvor engagierte er sich zwar auch schon politisch, in dem Sinne, dass er sich „um die Umstände, die [sein] Leben betreffen, gekümmert“ hat, doch eine klassische Karriere eines Politikers, kann Habeck nicht vorweisen.

Im Jahr 1991 begann Robert Habeck ein Studium der Fächer Philosophie, Germanistik und Philologie. Im Jahr 2000 erwarb er sogar einen Doktor in Philosophie. Hauptberuflich arbeitet Robert Habeck heute als freier Schriftsteller – sowohl an Büchern, wie auch an Theaterstücken. Doch wann und wo war da noch Platz für Politik? In gewisser Weise ist Robert Habeck der „etwas andere Politiker“. Nach dem Parteieintritt 2002 wurde er noch im selben Jahr Kreisvorsitzender in Schleswig-Flensburg. Zwei Jahre später folgte dann der Aufstieg zum Landesvorsitzenden. Bis hierher sieht noch alles nach einer relativ klassischen Politikerkarriere aus. Doch 2006 weist genau diese einen deutlichen Knick auf. Habeck kandidierte für den Bundesvorstand und scheiterte. „Ich habe damals gedacht, ich mach es wie immer: Ich stell mich hin, stell mich vor, rocke den Saal und danach wählen mich die Leute. Ich habe mich vorgestellt und eine gute Rede gehalten, aber man hat einen anderen gewählt.“ Diese Erfahrung sollte Habeck nachhaltig beeinflussen. Als er 2008 die Chance bekam, als Nachfolger von Reinhard Bütikofer doch noch das Amt des Bundesvorsitzenden der Grünen zu übernehmen, lehnte Habeck. Begründung: Er wollte er selbst sein, Zeit für seine Familie haben und nicht nur permanent „ganz viele Kinken“ putzen. „Ich war nicht bereit, so viel Zeit und Nerven zu investieren, um dieses Spiel mitzuspielen, und meine Familie, als die Kinder noch sehr klein waren, allein zu lassen. Es ging eben nicht mit minimalem Zeitaufwand und den maximalen Zeitaufwand wollte ich nicht leisten, weil mir meine Familie mehr bedeutet als der scheinbar ach so große Bundesvorsitz.“

Stattdessen hat Robert Habeck nun seinen Platz in Schleswig-Holstein gefunden. Zwar lässt er nach eigenen Angaben die Zukunft immer noch auf sich zukommen und „plan[t] das überhaupt nicht“, doch über eines ist sich Habeck im Klaren: Er kandidiert, „um in Schleswig-Holstein Verantwortung zu übernehmen“.

Antje Jansen – Die Linke

Auch Antje Jansen, Mitglied der Partei Die Linke, geht bei der diesjährigen Landtagswahl in Schleswig-Holstein als Spitzenkandidatin ins Rennen. Doch neben all den anderen Kandidaten ist ihre Karriere wohl die verschlungenste. Alles begann im Jahr 1990 bei den Grünen, denn Antje Jansen war ganze elf Jahre lang Mitglied dieser Partei. Von dem Kreisvorstand führte ihr Weg in den Landesvorstand. Bis 1997 übernahm Jansen die Aufgabe der Landesvorsitzenden und vertrat die Grünen sogar noch bis 2001 als Fraktionsvorsitzende in der Lübecker Bürgerschaft.

Damals, im Jahr 1990 als Antje Jansen den Grünen betrat, überzeugte die gelernte Erzieherin die starke „Basisdemokratie“ der Grünen. Jansen strebte danach, „alternative Politik zu machen“. Die Grünen boten ihr damals eine Plattform dafür. Jansen setzte sich für die Gleichstellung der Frauen, den Kampf gegen Atomkraftwerke und ganz besonders den Kampf gegen Krieg ein. Doch gerade letzterer Punkt war am Ende dafür ausschlaggebend, dass Jansen im Jahr 2001 wieder bei den Grünen ausgetreten ist. Ihre Überzeugung, den Afghanistankrieg, der von der damaligen rot-grünen Regierung beschlossen wurde, nicht zu unterstützen, ließ ihr keine andere Alternative offen. „Den Afghanistanbeschluss [konnte ich] nicht akzeptieren“.

Als fortbestehendes Mitglied der Lübecker Bürgerschaft, war Jansen für einige Jahre parteilos, arbeitete jedoch in den folgenden Jahren zeitweise mit der PDS zusammen. Und schließlich, im Jahr 2005, trat Antje Jansen der PDS bei. Laut Antje Jansen waren die Sozialpolitik und „dass Oskar Lafontaine bei den Linken mitgemacht hat“ die Gründe, die sie letztlich zu diesem Schritt bewogen haben.

Insgesamt hat Jansen in ihrer politischen Karriere bereits schon viel erlebt. Selbst einen Ausflug in die Bundespolitik im Jahr 2002 kann sie verbuchen. Doch noch einmal würde sie diesen Schritt nicht machen. Für Jansen, die nun bereits seit vielen Jahren in der Lübecker Bürgerschaft vertreten ist und 2009 ihren Weg in den Kieler Landtag gefunden hat, gibt es auch in diesem Jahr nur ein Ziel: den Einzug in den Landtag.

Torge Schmidt – Die Piraten

Sie ist der neue „Shooting-Star“ am politischen Parteien-Himmel: die Piratenpartei. Auch in Schleswig-Holstein setzt sie gerade ihren Siegeszug durch Deutschlands politische Landschaft fort. Ihr Erstplatzierter der Landesliste: Torge Schmidt. Der 23-jähre ist der mit Abstand jüngste unter den zahlreichen Spitzenkandidaten. Erst seit 2009 ist er überhaupt Mitglied der Piratenpartei, andererseits, für die junge Partei ist das eine lange Zeit. Aber wie wird man überhaupt „Pirat“?

Wie für viele seiner Parteimitglieder, gab auch für Torge Schmidt das Streitthema „Vorratsdatenspeicherung” den entscheidenden Ausschlag zum Eintritt in die Piratenpartei. Der Student der Wirtschaftsinformatik hat durch dieses Thema erst angefangen sich mit der Politik zu beschäftigen. Handeln statt meckern – das wurde für Schmidt zur Devise. Für ihn ist es von Bedeutung, dass „junge Leute in die Politik gehen“ und somit „alle Generationen der Gesellschaft“ im Landtag vertreten sind. Doch wie sähe es aus mit einer anderen Partei? Das kam für Schmidt allerdings nie in Frage. Gerade weil die Piratenpartei noch so neu war, es noch „viele Möglichkeiten der Mitgestaltung“ gab und die Piraten jederzeit offen für neue Vorschläge waren, war sie für Schmidt die ideale Möglichkeit um sich und seine Vorstellungen einzubringen. Und das mit Erfolg.

Bereits bei der letzten Landtagswahl in Schleswig-Holstein kandidierte Torge Schmidt als Direktkandidat in seinem Wahlkreis. Die Wahl in den Parteivorstand folge ein Jahr später. Und heute ist Schmidt Spitzenkandidat der Piraten in Schleswig-Holstein. Doch das Engagement hat auch seinen Preis. Hobbies? „Für Hobbys bleibt derzeit leider kaum Zeit.“ Studium? „Das Fernstudium ruht im Moment, da ich das sehr flexibel gestalten kann.“ Job? „Derzeit bin ich für zwei Monate von meiner Arbeitsstelle unbezahlt beurlaubt.“ Doch wenn Schmidt den geplanten Einzug in den Kieler Landtag schafft, hofft er das Studium in den nächsten fünf Jahren zu beenden.

Wolfgang Kubicki – FDP

Fehlt als letzter im Bunde noch Wolfgang Kubicki von der FDP. Der gebürtige Braunschweiger ist eigentlich studierter Volkswirt. Doch noch bevor Kubicki als Unternehmens- und Steuerberater arbeitete, trat er bereits 1971 – mit gerade einmal 19 Jahren – der FDP bei. Schon während seines Studiums engagierte er sich für „die Gelben“, wenn auch erst im Rahmen des Liberalen Hochschulverbandes, später als Landesvorsitzender der Jungdemokraten in Schleswig-Holstein und schließlich als Mitglied des FDP-Landesvorstandes.

Für die FDP arbeitete Kubicki zeitweilig sogar als wissenschaftlicher Mitarbeiter und studierte ganz nebenbei nach dem erfolgreich abgeschlossenen VWL-Studium auch noch Rechtswissenschaften. Aus diesem Grund betrieb Wolfgang Kubicki für einige Jahre eine eigene Kanzlei – wohl gemerkt in Kooperation mit einem Ex-CDU-Abgeordneten. Doch noch bis heute ist Kubicki als Rechtsanwalt und Strafverteidiger tätig.

Eine Zeit lang verlief Wolfgang Kubickis Karriere auf der Überholspur, doch im Jahr 1993 nahm sie ein jähes Ende. Die sogenannte „Affäre um die Mülldeponie in Schönberg“, bei der es hauptsächlich um hohe Honorare und zweifelhafte Beratung ging, zwang Kubicki zum Rücktritt als Landesvorsitzender. Auch sein Mandat als Bundesvorstands-Mitglied der Liberalen gab der FDP-Politiker ab. Doch Kubickis politische Abstinenz dauerte nur drei Jahre an und bereits zur Landtagswahl 1996 feierte er sein Comeback als Fraktionsvorsitzender der FDP. Es folgte der erneute kurzzeitige Einzug in den Bundestag im Jahr 2002 und die Führung der Opposition in Schleswig-Holstein 2005. Doch warum wurde Wolfgang Kubicki, der sich so vehement an die Spitze der Schleswig-Holsteinischen FDP zurückgekämpft hatte, 2009 kein Mitglied der Landesregierung sondern „nur“ Fraktionsvorsitzender? Ganz einfach – denn nur so war es für Kubicki möglich seine Arbeit als Politiker mit der als Rechtsanwalt unter einen Hut zu bekommen. Und so kämpft er auch dieses Jahr wieder als Fraktionsvorsitzender der FDP für den Einzug seiner Partei in das Landesparlament.

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Hinter den Wahlkabinen https://www.studentenpack.de/index.php/2012/04/hinter-den-wahlkabinen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/04/hinter-den-wahlkabinen/#respond Mon, 16 Apr 2012 15:00:16 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=9076 Nur noch wenige Tage, dann ist es wieder so weit: Am 6. Mai 2012 steht die 18. Wahl des Schleswig-Holsteinischen Landtages an. Und die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren. Schließlich soll dieses Mal alles perfekt laufen.

Wer hat an der Uhr gedreht…?

Diejenigen unter euch, die die vergangenen Monate und Jahre auf das politische Treiben in Schleswig-Holstein mit nur einem Auge geschielt haben, wundern sich vielleicht darüber, schon wieder einen Wahlschein in ihrem Briefkasten vorzufinden. Und das zu Recht. Weniger als drei Jahre liegt die letzte Landtagswahl in Schleswig-Holstein zurück. Normalerweise dauert eine Legislaturperiode bei uns im Norden jedoch ganze fünf Jahre. Normalerweise. Doch die 17. Landtagswahl in Schleswig-Holstein, am 27. September 2009, war mit Sicherheit vieles – aber nicht normal.

Auch schon damals, im Jahr 2009, fand die Wahl verfrüht statt. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen von der CDU hatte die Vertrauensfrage gestellt und verloren. Neuwahlen waren die unausweichliche Konsequenz. Doch anstatt Klärung brachten die nur neue Konflikte und endlose Diskussionen mit sich.

Eigentlich hätte alles so einfach sein können: Die Einwohner Schleswig-Holsteins wählen und die Partei mit den meisten Stimmen gewinnt die Wahl. Sie sucht sich einen Koalitionspartner aus, bildet damit eine Regierung, die restlichen Parteien wandern in die Opposition und für die nächsten fünf Jahre kann endlich mal wieder regiert werden. So die Theorie. Die Praxis sieht jedoch anders aus. Zunächst einmal muss zwischen Erst- und Zweitstimme unterschieden werden. Die Erststimme entscheidet über die so genannten Direktmandate. Für jeden der damals noch 40 Wahlkreise in Schleswig-Holstein nominieren die zur Wahl stehenden Parteien einen Kandidaten. Der Kandidat mit den meisten Stimmen in einem Wahlkreis zieht automatisch in den Landtag ein. Doch auch über die Zweitstimme hat eine Partei potentiell noch die Chance, richtig abzuräumen. So wie zuletzt die CDU. Mit der Zweitstimme wird kein spezieller Kandidat, sondern generell eine Partei gewählt. In dieser Verhältniswahl wird die Anzahl der insgesamt 69 regulären Sitze im Landesparlament bestimmt, die jeder Partei zusteht. Ergattert eine Partei über die Zweitstimme mehr Plätze im Landesparlament, als sie per Erststimme Direktmandate erhalten hat, dürfen Parteimitglieder von der so genannten Landesliste nachrücken. Im anderen Fall, wenn eine Partei durch Direktmandate mehr Politiker im Parlament in Kiel unterbringen darf, als ihr der Zweitstimme nach eigentlich zustehen, dann werden diese zusätzlichen Abgeordnetensitze als Überhangsmandate bezeichnet. Da durch dieses Wahlsystem jedoch Parteien benachteiligt werden, die keine Überhangsmandate bekommen haben, gibt es zusätzlich auch noch Ausgleichsmandate. Diese zusätzlichen Sitze im Parlament sollen letztlich für Gerechtigkeit sorgen. Wie genau die Anzahl der Ausgleichsmandate bestimmt wird, ist allerdings sehr unterschiedlich und war 2009 im Wahlgesetz unseres Bundeslandes nicht eindeutig geregelt.

Damals bekamen CDU und FDP nur 46,4%. SPD, Grüne, Linke und SSW lagen dagegen bei 48,1%. Durch die Überhangsmandate standen der CDU elf zusätzliche Sitze im Parlament zu. Soweit so gut. Doch die Diskussion trat mit dem Thema der Ausgleichsmandate auf. 14 oder 20? Das Gesetz war nicht eindeutig. Die Entscheidung jedoch von oberster Bedeutung. Schließlich hing die Mehrheit der schwarz-gelben Koalition davon ab.

Die Entscheidung fiel: Schwarz-gelb siegte. 49 der 95 Sitze im 17. Schleswig-Holsteinischen Parlament besetzten Politiker der CDU und der FDP. Damit konnten sie eine hauchdünne Mehrheit verbuchen und der Alternative einer großen Koalition aus dem Weg gehen. Doch lange währte der Sieg nicht: Die Grünen und SSW zogen vor das Landesverfassungsgericht Schleswig-Holstein. Die Linken schlossen sich an. Gemeinsam reichten die Parteien gegen die Verteilung der Mandate Klage ein. Und sie bekamen Recht. Das Wahlgesetz wurde für verfassungswidrig erklärt, Neuwahlen bis zum 30. September 2012 veranschlagt. Bis dahin sollte die Zusammensetzung des Parlaments zwar bestehen bleiben, doch an den Neuwahlen würde kein Weg vorbeiführen.

Also hat man sich zusammengesetzt und weiter diskutiert und am Ende – im März vergangenen Jahres – kam endlich ein neues überarbeitetes Landeswahlgesetz dabei heraus. Aus 40 Wahlkreisen wurden 35, abgesehen davon änderte sich jedoch wenig. Zukünftig sollten mit dem neuen Wahlgesetz allerdings keine Diskussionen mehr um die korrekte Verteilung der Mandate aufkommen. Jedenfalls theoretisch. Als Termin für die Neuwahlen wurde der 6. Mai dieses Jahres auserkoren. Darum finden in diesen Tagen die Wahlbenachrichtigungen ihren Weg in eure Briefkästen.

Klein, kleiner, kleinstkariert

Wir Deutschen sind ja bekannt dafür, es in manchen Belangen ein wenig übergenau zu nehmen. Alles muss perfekt organisiert und geplant sein. Die Landtagswahl in Schleswig-Holstein stellt da keine Ausnahme dar.

Zunächst einmal gibt es ein klares hierarchisches System der Wahlorgane. An der Spitze steht seit 2006 die Landeswahlleiterin Manuela Söller-Winkler. Auf unbestimmte Zeit wurde ihr die Verantwortung auferlegt, die Europa-, Bundestags- und Landtagswahl in Schleswig-Holstein vorzubereiten und letztlich auch durchzuführen. Zu ihrer Unterstützung bei der Landtagswahl hat Söller-Winkler vor einigen Monaten einen sechsköpfigen Landeswahlausschuss ernannt. Gemeinsam mit diesem entscheidet sie über die Zulassung der Landeslisten der verschiedenen Parteien und stellt auch das offizielle Wahlergebnis fest.

Weil sieben Leute jedoch nicht genug Hände haben, um sich um die 35 Wahlkreise in Schleswig-Holstein zu kümmern, hat unser Innenministerium 35 Kreiswahlleiter und –leiterinnen ernannt. Jeder von diesen beruft erneut sechs Personen in den Kreiswahlausschuss – die sogenannten Besitzer. Gemeinsam verwalten sie die Kreiswahlvorschläge, also die Personen, die sich um ein Direktmandat in einem Kreis bewerben. Weiterhin ist der Kreiswahlausschuss auch für die Beschaffung der Stimmzettel verantwortlich, sowie auch für die Feststellung des offiziellen Wahlergebnisses in ihrem Wahlkreis.

Doch auch damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Lübeck zum Beispiel ist wahltechnisch gesehen eine geteilte Stadt. Am 27. Mai vergangenen Jahres hat uns der Wahlkreisausschuss entzweit – in Lübeck-Ost und Lübeck-West. Aber keine Sorge. Im Prinzip machen wir nämlich schon Fortschritte. Früher, als es noch 40 Wahlkreise in Schleswig-Holstein gab, wurde Lübeck sogar noch eiskalt gedrittelt. Doch heute, wo es nur noch 35 Wahlkreise gibt, ist es zu einer Neueinteilung gekommen.

Jeder Wahlkreis wird nun in eine bestimmte Anzahl von Wahlbezirken eingeteilt, sodass jedem Bezirk maximal 2500 Wähler zugeteilt werden. Insgesamt kommen so rund 2600 Wahlbezirke zusammen. Die Räumlichkeiten, in denen die Wahl letztlich stattfindet, darf dabei frei ausgewählt werden. Einziges Kriterium: Es darf keine Videoüberwachung geben. Es gibt im Übrigen, neben den normalen Wahlbezirken, auch noch Sonderwahlbezirke. Diese dienen dazu, Menschen, die zum Beispiel in Altenwohnheimen oder Pflegeheimen wohnen oder am Wahlsonntag im Krankenhaus liegen, den Urnengang zu ermöglichen.

Für jeden Wahlbezirk ist nun wieder ein Wahlvorsteher und ein von ihm ernannter Wahlvorstand aus einer gewissen Anzahl von Beisitzern verantwortlich. Sie sind es, die nach 18 Uhr die etwas undankbare Aufgabe haben, alle Stimmzettel öffentlich und von Hand auszuzählen, doch dazu später mehr.

Wer darf ran?

Einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes zufolge gibt es in ganz Schleswig-Holstein etwa 2,2 Millionen Wahlberechtigte, die am 6. Mai ihren Stimmzettel in eine Urne werfen dürfen. Im nationalen Vergleich gehören wir damit zu den eher kleineren Kalibern.

Jeder von euch, sofern er denn Schleswig-Holstein seit mindestens drei Monaten als seinen ersten Wohnsitz angegeben hat, ist in einem Wählerverzeichnis aufgeführt und somit wahlberechtigt. Damit seid ihr außerdem einem Wahlbezirk eindeutig zugeordnet. Wer ganz besonders neugierig ist, der bekommt zwischen dem 16. und 20. April übrigens die einmalige Gelegenheit, Einsicht in das Wählerverzeichnis zu erhalten. Dort könnt ihr eure Daten überprüfen oder eurer Gemeindewahlbehörde einfach nur mal einen Besuch abstatten. Die Übrigen unter euch werden vermutlich mit der Wahlbenachrichtigung, die spätestens 21 Tage vor der Wahl – also dieses Mal am 15. April – in eure Briefkästen flattern sollte, zufrieden sein.

Natürlich gibt es auch bei den Landtagswahlen für alle Wahlberechtigten generell die Möglichkeit, Unterlagen für eine Briefwahl zu beantragen. Doch die Regel sollte das nicht sein. Laut der Landeswahlordnung gilt eine so genannte „Vorrangigkeit der Urnenwahl“. Grundsätzlich soll nämlich alles daran gesetzt werden, allen Bewohnern von Schleswig-Holstein den Urnengang zu ermöglichen. Und dabei sind wirklich alle gemeint.

Zu jeder Wahl werden spezielle „barrierefreie Wahlräume“ eingerichtet. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Im Internet werden sie spätestens sechs Tage vor der Wahl bekannt gegeben. Doch auch für Blinde und Sehbehinderte ist bei der Landtagswahl gesorgt. Auch wenn es gesetzlich nicht vorgeschrieben ist, engagiert sich unser Land doch dafür, blinden Menschen den Gang zur Urne zu erleichtern. Daher werden eure Wahlbenachrichtigungen in diesem Jahr einen Hinweis darauf erhalten, dass der BSVSH, der Blinden- und Sehbehindertenverein Schleswig-Holstein e.V., sogenannte Stimmzettelschablonen zur Verfügung stellt. Mit ihrer Hilfe können Blinde eigenständig und geheim wählen. Eine Neuerung, die es erst seit 2009 gibt. Achtet mal darauf, aber wenn ihr wählen geht, wird euer Stimmzettel in der oberen rechten Ecke ein Loch oder eine abgeschnittene Ecke enthalten. Dies dient dazu, die Schablone richtig zu justieren, damit das Kreuz am Ende nicht beim falschen Kandidaten landet.

Alternativ gibt es übrigens auch Hilfspersonen, die behinderten Menschen sowie auch Analphabeten bei ihrer Wahl helfen können. In anderen Ländern, wie zuletzt zum Beispiel in Ägypten, verwendeten Parteien und Kandidaten übrigens Symbole, um Analphabeten die Wahl zu ermöglichen.

Wer bekommt ein Ticket nach Kiel?

Für jede Wahl gibt es Wahlvorschläge. So auch für die Landtagswahl. Jede Partei darf für jeden der aktuell 35 Wahlkreise einen Kandidaten nominieren, der um ein Direktmandat kämpft. Doch auch parteilose Einzelbewerber dürfen antreten, müssen jedoch mindestens 100 Unterschriften von Wahlberechtigten sammeln, um zu belegen, dass sie wenigstens eine theoretische Chance auf einen Wahlsieg in ihrem Wahlkreis haben. Alle anderen Politiker einer Partei, die die nächsten fünf Jahre gerne in Kiel verbringen würden, können sich auf der Landesliste aufstellen lassen und müssen darauf hoffen, dass ihre Partei reichlich Zweitstimmen bekommt. Übrigens dürfen auch eher kleinere Parteien Landeslisten aufstellen. Sie müssen in diesem Fall jedoch mindestens 1000 Unterschriften vorweisen können.

Dürfte ich mich auch wählen lassen? Theoretisch schon. Laut Grundgesetz ist die Gründung von Parteien frei. Allerdings hätte ich meine Kandidatur spätestens bis zum 48. Tag vor der Wahl um genau 18 Uhr mit allem Drum und Dran einreichen müssen. Im Gegensatz zu mir haben einige andere Parteien diesen Termin jedoch nicht verschlafen. Und somit habt ihr am 6. Mai nicht nur die Qual der Wahl euch zwischen CDU, SPD, FDP, den Grünen, der Linken und dem Südschleswigschen Wählerverband zu entscheiden. Nein, dieses Jahr werden noch die Namen von fünf weiteren Parteien auf euren Wahlscheinen auftauchen: Die Familien-Partei Deutschlands, Die Freien Wähler Schleswig-Holstein, die Maritime Union Deutschland, die Nationaldemokratische Partei Deutschlands und auch die Piratenpartei Deutschland.

Sie alle, der SSW ausgenommen, müssen sich jedoch an der Fünf-Prozent-Hürde messen. Diese Sperrklausel gibt es schon seit über 70 Jahren und ist auch im Rest der Welt weit verbreitet. Allerdings reicht sie dort von gerade einmal 0,667% in Holland bis hin zu 10% in der Türkei. Generell soll sie eine Zersplitterung des Parlamentes verhindern. Die regionale Partei SSW ist von dieser Regel jedoch ausgenommen. Als Partei der in Deutschland wohnhaften dänischen Minderheit hat sie die Möglichkeit, in den Landtag, aber auch in den Bundestag einzuziehen, sofern ihr relativer Stimmanteil denn mindestens einem Sitz im Parlament entspricht. Seit ihrer Gründung im Jahr 1948 waren sie, abgesehen von einer einzigen Wahlperiode, stets im Schleswig-Holsteinischen Landtag vertreten. In das Bundesparlament hat es bisher jedoch nur ein einziger SSWler geschafft und das im allerersten deutschen Bundestag.

Ein „Ja!“ ist ein Kreuz

Wer bis hierhin geglaubt hat, dass unser ganzes Wahlsystem sehr kleinkariert erscheint, der sei an dieser Stelle vorgewarnt: Die Karos werden noch kleiner. Viel kleiner.

In einem Runderlass zur „Vorbereitung und Durchführung der Landtagswahl 2012“ gibt Landeswahlleiterin Manuela Söller-Winkler beispielsweise Tipps zur Herstellung von Stimmzetteln. Neben der Verwendung von Recycling-Papier, wird sogar die farbliche Ausführung der Zettel genauestens vorgeschrieben. Die jeweiligen Kreiswahlleiter entscheiden über die Stimmzettelfarbe in ihrem Wahlkreis. In jedem Wahlkreis darf es nur eine Farbe geben. Bei geteilten Städten, wie zum Beispiel Lübeck, werden jedoch „unterschiedliche Farbgestaltungen“ für die zwei Wahlkreise, Lübeck-Ost und Lübeck-West, empfohlen.

Keine bloße Empfehlung ist dagegen die verwendete Schriftfarbe. Alle Angaben zur Erststimme müssen in schwarz, alle zur Zweitstimme in blau gedruckt werden. Weiterhin – und das ist kein Witz – verbietet die Landeswahlordnung von Schleswig-Holstein durchsichtige Wahlzettel. Wer’s nicht glaubt: §33, Absatz 2.

Doch auch vor der Briefwahl macht diese leichte Normierungswut keinen Halt. Der Wahlumschlag, in den der Stimmzettel gehört, hat eine vorgeschriebene Farbe (blau), einen vorgeschriebenen Aufdruck (im Internet herunterzuladen) und natürlich auch vorgeschriebene Maße (11,4 x 16,2 cm). Ebenso ergeht es dem Wahlbriefumschlag, der „von hellroter Farbe“ sein muss und in den Wahlumschlag und Wahlschein gehören.

Wirklich einfach erscheint eine Wahl bis hierhin also nicht zu sein. Und das, obwohl sogar noch ein ganz entscheidender Punkt fehlt, oder besser gesagt, ein entscheidendes Kreuz. Ganze vier Seiten hat Wahlleiterin Söller-Winkler dazu veröffentlicht, wie über die Gültigkeit oder Ungültigkeit von Stimmen zu entscheiden ist. Von mehreren Stimmzetteln in einem einzigen Wahlumschlag (ungültig) bis hin zu einem „Ja!“ an Stelle eines Kreuzes (gültig) – hier werden so gut wie alle Eventualitäten abgehandelt. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass „Meinungsäußerungen und Gefühlsäußerungen“, wie zum Beispiel „doof“, auf einem Stimmzettel zu dessen Ungültigkeit führen.

Wenn die Tore öffnen

Sonntagmorgen, 8 Uhr in Schleswig-Holstein. Zu diesem Zeitpunkt werden am 6. Mai 2012 die Wahllokale öffnen und erst um 18 Uhr ihre Pforten wieder schließen. Ganz ähnlich wird es auch den Wahlurnen ergehen. Nur ein einziges Mal, vor der Wahl, darf diese vom Wahlvorstand geöffnet werden, um sich davon zu überzeugen, dass diese auch wirklich leer ist. Danach muss die Urne bis zum Ende der Wahl verschlossen bleiben.

Während der Wahl kann sich der Wahlvorstand noch ein wenig zurücklehnen. Sie müssen lediglich Wahlbenachrichtigungen der Wähler gegen Stimmzettel eintauschen und aufpassen, dass alle Wähler nur einen einzigen, ordentlich gefalteten Stimmzettel in die Urne werfen. Wenn euch im Wahlraum übrigens noch die plötzliche Erleuchtung treffen sollte, dass ihr euren Stimmzettel „versehentlich falsch gekennzeichnet“ habt, dürft ihr einen neuen verlangen, wenn ihr den alten zerreißt.

Nach 18 Uhr geht es für die Wahlvorstände jedoch rund. Alle Wahlbriefe, die danach eintreffen, werden ungeöffnet verpackt, versiegelt und bis zur Vernichtung sicher verwahrt – sodass niemand jemals herausfindet, ob sie das offizielle Wahlergebnis noch verändert hätten. Die übrigen Briefe werden jedoch geöffnet, Wahlschein vom Wahlumschlag getrennt und letztere in die Urnen geworfen.

Dann beginnt die Stimmzählung. Es klingt vielleicht ein wenig nach „Kinder-Kartenmischen“, aber es ist in der Landesverordnung tatsächlich vorgeschrieben, dass die Stimmzettel aus den Wahlumschlägen zuerst entnommen werden müssen und „in gefaltetem Zustand mit den Stimmzetteln der Urnenwählerinnen und Urnenwähler vermengt“ werden müssen. Das Wahlgeheimnis ist schließlich oberste Priorität. Die Auszählung selbst, die immer von Hand geschieht, findet dagegen in der Öffentlichkeit statt. Ihr könnt, wenn es euch ganz besonders interessiert, also überprüfen, ob das strenge Protokoll zur Stimmauszählung auch tatsächlich eingehalten wird. „Mal eben zählen“ ist hier nämlich definitiv nicht angesagt. Jeder Schritt ist in der Landesverordnung genauestens vorgeschrieben. Wann welche Stapel gebildet werden müssen, wann wer was sagen oder schreiben muss – alles ist rechtlich vorgeschrieben. Weiterhin warnt auch Landeswahlleiterin Manuela Söller-Winkler vor „ungebotener Eile“. Ihrer Meinung nach „geht in jedem Falle Sorgfalt vor Schnelligkeit“. Und ganz unbegründet ist diese Meinung nicht. Jede wahlberechtigte Person kann noch bis zu zwei Wochen nach der Wahl Einspruch gegen das Wahlergebnis einlegen. Der neu gewählte Landtag hat dann zu entscheiden, ob der Zweifel an der Richtigkeit des Wahlergebnisses begründet ist. Letztlich kann es hierdurch jedoch zu einer Stimmnachzählung kommen. Erst bei der vergangenen Wahl ist es im Wahlbezirk Husum 3 zu einer Neuauszählung der Stimmen gekommen. Das Ergebnis: Die Linke erzielte tatsächlich mehr Zweistimmen, als bisher angenommen (41 statt neun) und konnte der FDP und somit der ganzen Regierung ein Landtagsmandat abluchsen.

Auch daher ist es besonders wichtig, dass alle Stimmen genau ausgewertet werden. Zuerst werden von den Beisitzern des Wahlvorstands stets Stapel gebildet. Stapel für Stimmzettel mit derselben Erst- und Zweitstimme. Stapel für Stimmzettel mit unterschiedlicher Erst- und Zweitstimme. Und Stapel mit ungültigen Stimmzetteln. Als nächstes ist es die Aufgabe des Wahlvorstehers diese Ordnung zu überprüfen. Dann endlich wird gezählt – und zwar gleich zweimal. Aber zu diesem Zeitpunkt ist die Wahl selbst noch egal. Denn erst einmal wird nur die Anzahl der sortierten Stimmzettel festgestellt. Ist ein Stimmzettel ungültig muss der Wahlvorsteher dies übrigens klar und deutlich ansagen – so will es das Gesetz.

Die eigentliche Stimmauszählung beginnt erst im Anschluss. Der Wahlvorsteher nimmt sich einen der drei Stapel nach dem nächsten vor und sortiert ihn nach den vergebenen Zweitstimmen. Laut Gesetzt „sagt [er] zu jedem Stimmzettel an, für welche Landesliste die Zweitstimme lautet“. Doch damit noch nicht genug. Nach dem ganzen Sortieren und Ansagen werden die Stimmzettel gezählt. Dieses Mal auch endlich nach den wirklichen Stimmen. Doch im Anschluss daran beginnt der ganze Spuk wieder von vorne. Die Stimmzettel werden erneut sortiert – dieses Mal jedoch nach ihrer Erststimme. Erneut wird die Verteilung angesagt und letztlich gezählt.

Steht das Ergebnis fest, werden die Zahlen durch den Wahlvorsteher zuerst mündlich bekannt gegeben und dann direkt weitergeleitet. Und zwar an den Kreiswahlleiter. Dieser hat dann die Möglichkeit, wenn ihm alle Wahlergebnisse seiner Wahlbezirke vorliegen, das Wahlergebnis in seinem Wahlkreis festzustellen und Landeswahlleiterin Manuela Söller-Winkler mitzuteilen, die dann das amtliche Wahlergebnis der Landtagswahl ermittelt.

The morning after

Doch was passiert eigentlich nach der Wahl? Wenn alles vorbei ist? Nun, für die gewählten Parteien fängt es dann erst richtig an. Die via Erststimme gewählten Politiker haben eine Woche Zeit, um zu entscheiden, ob sie ihr Mandat annehmen oder nicht. Lehnt ein Politiker ab, rückt ein anderer von der Landesliste nach. Die übrigen Plätze im neuen Parlament, die per Zweitstimme vergeben werden, werden entsprechend der Rangordnung auf der Landesliste besetzt.

Als nächstes wird verhandelt: Wer bildet die neue Regierung, wer die Opposition? Spätestens 30 Tage nach der Wahl ist damit jedoch Schluss. Zu diesem Zeitpunkt muss ein neuer Landtag feststehen und mit dessen erster Sitzung beginnt nun auch ganz offiziell die neue Wahlperiode.

Doch wie sieht es mit den Stimmzetteln aus? Bei einer jeden Wahl wird eine Menge Papiermüll produziert. Dieser wird jedoch nicht einfach bis zum nächsten Osterfeuer aufgehoben. Nein, sämtliche gut sortierte Stimmzettel werden fein säuberlich verpackt und versiegelt. Die Pakete bekommen dann noch eine Inhaltsangabe aufgedruckt und werden der Gemeindewahlbehörde zur vorübergehenden Aufbewahrung anvertraut. Vernichtet werden die Wahlunterlagen jedoch erst 60 Tage, bevor ein neuer Landtag gewählt wird. Nur in Ausnahmefällen kann Landeswahlleiterin Söller-Winkler eine frühere Vernichtung anordnen.

Ihr seht also, mit was für einem enormen Aufwand eine „einfache Landtagswahl“ verbunden ist. Über die genauen Kosten einer solchen Wahl möchte Claus-Peter Steinweg von der Geschäftsstelle der Landeswahlleiterin zwar keine Auskunft geben, doch mit einem siebenstelligen Betrag muss wohl gerechnet werden. Zum Vergleich, die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz hat im vergangenen Jahr 2,7 Millionen Euro gekostet. Zwar bemüht sich die Landeswahlleitung, die Kosten so gering wie möglich zu halten – zum Beispiel gibt es eine Ausschreibung für den Druck von Stimmzetteln, Wahlbriefumschlägen und Co. – doch gewisse Fixkosten sind unvermeidlich. So zahlen, nach Angaben von Claus-Peter Steinweg, die „Gemeindewahlbehörden […] Erfrischungsgelder an die ehrenamtlichen Wahlvorstände“, das so genannte „IT-Wahlverfahren“ muss angeschafft und gepflegt werden, bei Bedarf müssen öffentliche Gebäude angemietet werden, die neben den frei zur Verfügung gestellten Gemeindegebäuden als zusätzliche Wahlräume genutzt werden und letztlich müssen so viele Stimmzettel beschafft werden, „dass alle Wahlberechtigten von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen können“. Wahlbeteiligung hin oder her.

Da bleibt nun eigentlich nur noch zu hoffen, dass die neue Regierung es schaffen wird, eine volle Legislaturperiode durchzuhalten.

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Von A wie Anstecker bis W wie Windmühle https://www.studentenpack.de/index.php/2012/04/von-a-wie-anstecker-bis-w-wie-windmuhle/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/04/von-a-wie-anstecker-bis-w-wie-windmuhle/#respond Mon, 16 Apr 2012 15:00:16 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=9091 Wo man auch hinguckt, überall wird in letzter Zeit nur noch über Schulden geredet. Schuldenkrise, Schuldenschnitt, Schuldenbremse – die Nachrichten darüber quellen beinahe über. Das ultimative Allheilmittel scheint bis jetzt jedoch noch nicht erfunden worden zu sein. Schließlich stöhnt zurzeit quasi jedes Land über seine Schuldenlast. Dem entsprechend lautet die derzeitige Devise: Sparen, sparen und noch mal sparen. Überall wird gekürzt, gestrichen und geknausert. Wo trifft man denn heute noch auf großzügige Menschen, die bereitwillig etwas verschenken?

Ganz einfach! Und zwar derzeit auf so gut wie jedem gut besuchten Marktplatz in ganz Schleswig-Holstein. Warum? Tja, wenn eine Wahl ansteht, macht der gemeine Homo sapiens parteius regelmäßig eine ganz eigenartige Mutation durch. Plötzlich verspürt er den Drang, Unmengen von Kugelschreibern, Luftballons und ab und an auch mal einen Flyer mit dem aktuellen Wahlprogramm unter das Volk zu bringen. Kosten? Wer denkt denn schon an die Kosten? Schließlich geht es hier um höhere Ziele. Um Stimmen!

Ehrlich gesagt, frage ich mich manchmal schon, ob sich jemals ein Mensch von einem Kugelschreiber hat beeinflussen lassen, wo er am Wahlsonntag sein Kreuz setzt. Offensichtlich bin ich jedoch nicht die Einzige, der diese Frage in den Sinn gekommen ist. Daher kann mittlerweile fast jede Partei ihren eigenen Online-Shop vorweisen. Und der Kreativität, der dort angebotenen Merchandising-Produkte sind wahrlich keine Grenzen gesetzt.

Natürlich erhält man hier auch die ganz gewöhnlichen FDP-Windmühlen (jetzt besonders praktisch: 100 Stück schon fertig montiert!), CDU-Vitamin-Bonbons (natürlich in orange, nicht schwarz) und noch vieles mehr für den engagierten Wähler. Doch damit nicht genug. Seit neuestem versuchen alle Parteien zunehmend den Markt der „Sympathieartikel“ zu erobern. Wer träumt nicht von einem gemütlichen Abend beim Kerzenschein, während die Buchstaben „CDU“ an den Wänden tanzen? Mit dem neuen Windlicht-Set ist dies möglich! Und auch für die Kleinsten, die noch gar nicht wählen dürfen, ist schon etwas dabei! Teddybär „CDU-Smilie“ lässt mit Sicherheit so manches Kinderherz höher schlagen. Und sonst gibt es ja auch immer noch die unglaublich witzreichen Baby-Strampler der Linken (wahlweise mit dem Spruch „Mit LINKS gemacht“ oder „Frech wie Oskar“).

Für die unternehmungsfreudigeren Wähler haben dagegen die Grünen einige ganz besondere „Aktionsartikel“ entwickelt: Schwimmen mit der „grünen Badeente“ (wie wär’s dazu mit den orange-farbenen „CDU-Strandsandalen“ an den Füßen?) oder doch lieber Plätzchen backen mit dem „Ausstechförmchen Sonnenblume“?

Mit der FDP kann man sich dagegen stilecht und emotional einkleiden. So werden beispielsweise schwarze Strickpullis mit der „Bestickung FDP […] auf dem Herz“ angeboten. Und passend dazu – die darf natürlich nicht fehlen – gibt es auch noch die blau-gelb-gestreifte Krawatte.

Einzig und allein die SPD ermöglicht keinen Zugriff auf ihren Online-Shop. Dieses Exklusivrecht ist ausschließlich SPD-Mitgliedern vorbehalten. Aber wer weiß? Vielleicht könnte ich ja beim CDU-Online-Shop unter den „individualisierbaren Werbemitteln“ mal ein T-Shirt mit der Aufschrift „SPD“ in Auftrag geben. Oder besser gleich eins mit den Worten „Ich wähle die Partei, die am wenigsten Geld für sinnfreie Merchandising-Produkte ausgibt und sich stattdessen lieber auf Politik konzentriert!“.

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Türmchenbauer und Outsourcing https://www.studentenpack.de/index.php/2012/02/turmchenbauer-und-outsourcing/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/02/turmchenbauer-und-outsourcing/#respond Fri, 10 Feb 2012 12:00:52 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2466 Wir leben im Zeitalter von Billy, Moppe und Hemnes. Wo man nur hinsieht, wimmelt es von Ordnungswundern. Jedes neue Regal verspricht uns den ultimativen Stauraum. Jede neue Kommode wird mit einzigartigen Möglichkeiten zur Ordnung angepriesen. Und doch ist es sämtlichen Möbelhäusern bisher noch nicht gelungen, ein wirklich effektives Möbelstück zu entwerfen, dem es gelingt, das alltägliche Chaos in so mancher Studentenbude effektiv und langanhaltend zu beseitigen.

Wer kennt das nicht? Am Anfang des Semesters hat man noch Vorsätze. Alles sieht noch mehr oder weniger annehmbar aus. Die Bücher passen noch ins Regal und auch die Population der hauseigenen Wollmauszucht ist noch erfreulich gering. Doch dann beginnt das Semester. Man geht in die Bibliothek und schleppt neue Bücher an. Man geht in die Stadt und schleppt neue Klamotten an. Man fährt nach Hause und schleppt allen möglichen anderen alten Kram an. Und so langsam aber sicher erobert das Chaos das eigene Zimmer. Ein erbitterter Stellungskrieg beginnt.

In der ersten Stufe im Kampf gegen das Chaos hab ich noch auf Billy und Co. vertraut. Ein hübsches Regal, eine praktische Kiste, die wird schon wieder Übersicht in das Chaos bringen. Anfänglich ging dieser Plan auch noch auf, aber spätestens am Ende des dritten Semesters wurde mir klar, dass ich entweder eine neue Strategie brauchte oder aber eine neue Wohnung. Es war schlicht und einfach kein Stellplatz mehr für eine weitere Kästen, Kisten oder Truhen. Aus Bequemlichkeitsgründen habe ich mich für die erste Möglichkeit entschieden. Eine neue Strategie. Mit Namen: Türmchen bauen.

Für alle, die mir nacheifern möchten: Ich empfehle dicke und schwere Biologie- und Chemie-Bücher als Basis. Nach oben hin macht sich dann die etwas leichtere Kost ganz gut. Karteikarten zum Beispiel. Auch eine Blume wirkt als oberste Schicht sehr dekorativ.

Aber was kommt danach? Was macht man, wenn man bei jedem Schritt Gefahr läuft, einen Turm von rekordverdächtiger Höhe umzuwerfen? Ein Glück, dass sich zahlreiche Bewohner aus dem Studentenwohnheim von gegenüber schon mit diesem Thema beschäftigt haben. Das Zauberwort lautet hier: Outsourcing. Wenn auch nicht im ursprünglichen Sinne.

Abgestorbene Pflanzen? Raus damit auf das Fensterbrett! Vielleicht besteht ja noch die Möglichkeit einer spontanen Reanimation?! Auf jeden Fall lässt sich somit der Gang zum Mülleimer vermeiden.

Turnschuhe? Raus damit auf das Fensterbrett! Damit hat man sogar gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens hat man wichtigen Platz in der Wohnung gespart und zweitens können die getragenen Schuhe so optimal auslüften. Und wenn es regnet, während die Schuhe draußen stehen? Tja, dann werden sie einfach noch eine Woche länger draußen stehen gelassen. Irgendwann werden sie schon wieder trocknen.

Eine (volle!) Eispackung? Raus damit auf das Fensterbrett! Schließlich haben wir ja noch Winter. Jedenfalls meteorologisch betrachtet. Dem Bewohner von gegenüber war allerdings leider entgangen, dass der tägliche Temperaturdurchschnitt weit über null lag, als er gerade keinen Platz mehr in seinem Eisfach hatte. So sonnte sich die Eispackung fast einen ganzen Tag lang auf dem Fensterbrett und das bei frühlingshaften Temperaturen in den warmen Strahlen der Wintersonne, bevor sie am nächsten Morgen auf mysteriöse Weise verschwand.

Bis das „schwarze Loch für den Hausgebrauch“ erfunden wurde, ist es manchmal vielleicht doch gar nicht so schlecht, einfach aufzuräumen und ein wenig auszumisten.

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Hinter den Kulissen https://www.studentenpack.de/index.php/2012/01/hinter-den-kulissen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/01/hinter-den-kulissen/#respond Mon, 16 Jan 2012 12:00:13 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2352 Schon oft haben wir vom StudentenPACK für euch hinter die verschiedensten Kulissen geblickt. Von der Mensa bis zur Bibliothek, von den unterirdischen Gängen unter dem Uni-Klinikum bis hin zu dem Lübecker Weihnachtsmarkt. Doch bisher haben uns unsere Wege noch nicht „Hinter die Kulissen“ im eigentlichen Sinne geführt – nämlich hinter die Kulissen des Lübecker Studierendentheaters.

„Toi, toi, toi“ – Die Schauspieler kurz vor der Premiere.Sarah Sandmann | StudentenPACK.

„Toi, toi, toi“ – Die Schauspieler kurz vor der Premiere.

Eine erfolgreiche Vergangenheit

Zugegeben, vier Jahre sind nicht besonders viel, doch dass selbst eine solch kurze Zeit ausreichen kann, um etwas Außergewöhnliches auf die Beine zu stellen, zeigt sich am Beispiel des Studierendentheaters. Gegründet im Herbst 2007 brachten die Studenten der Uni und der Fachhochschule Lübeck bis heute ganze sechs Stücke auf die Bühne.

Es begann als eine Art Experiment – zur Abwechslung mal auf nicht wissenschaftlicher Ebene. Damals, im Winter 2008, wurde Theresia Walsers „King Kongs Töchter“ auf der Bühne des Kesselhauses aufgeführt. Drei Vorstellungen. Jeweils etwa 100 Sitzplätze. Ein voller Erfolg. Das Experiment wurde fortgesetzt. Es folgten in den nächsten Jahren „Ein Inspektor kommt“, „Die Spielverderber“, „Hase Hase“, „Idealisten!“ und zuletzt im vergangenen Monat „Hin und Her“. Das Repertoire des kleinen Ensembles, das zurzeit aus elf aktiven Schauspielern und der (wie sie sich selbst nennt) „Regie-Tante“ Katja Broer besteht, lässt sich nicht einfach mit einem Wort zusammenfassen. Vielleicht liefert das den entscheidenden Beitrag dazu, dass das Experiment bis heute erfolgreich weitergeführt werden konnte. Schließlich sind es mittlerweile nicht mehr nur drei, sondern bereits vier Vorstellungen, die die Studenten im Kesselhaus spielen.

Doch wie auch die Testergebnisse im Labor nicht einfach so von Zauberhand erscheinen, so bricht selbst ein äußert wohlwollendes Publikum nicht „einfach so“ in exzessive Jubelrufe aus. Der Weg zu einer erfolgreichen Produktion ist lang.

Proben, proben und noch mal proben

Auch wenn die Premiere des letzten Theaterstücks, „Hin und Her“, erst einen guten Monat zurückliegt, ist bereits mehr als ein halbes Jahr vergangen, seitdem sich die Truppe das erste Mal zur Probe getroffen hat. Noch vor den Sommerferien setzten sich die zwölf bereits zusammen und verteilten die Rollen. Aus vertraulichen Quellen ist jedoch bekannt, dass dieses „Casting“ nicht nach bekannter „DSDS-Manier“ ablief. Meistens sind es ganz banale Dinge, wie zum Beispiel die Körpergröße, die einen der Schauspieler für eine bestimmte Rolle prädestinieren oder auch nicht, sodass die eigentliche Verteilung in der Regel schnell und unproblematisch abläuft. Und hat ein jeder dann erst einmal seine Rolle gefunden, bekommt er über die Ferien über die Möglichkeit zu beweisen, dass ihm die Essenz unseres Studiums bereits in Fleisch und Blut übergegangen ist. Nämlich: Auswendiglernen.

Nach der kleinen Sommerpause ging es für die Studenten dann mit den richtigen Proben los. Zweimal die Woche. Jedoch nicht auf der Bühne im Kesselhaus, sondern im Hörsaal 4-4a. Der ein oder andere von euch erinnert sich vielleicht noch düster an die Proben der Theater-AG in der Grundschule. Diesen sei an dieser Stelle getrost versichert: Wie auch immer es damals war, so ist es hier in Lübeck nicht!

Am Anfang einer jeden Probe steht zum Aufwärmen eine kleine Improvisationseinheit. Und zwar für alle. Sogar für eine gewisse Reporterin des StudentenPACKs. Von „Ihr seid verliebt!“ bis hin zu „Jemand ist gestorben.“, wobei es sich im letzteren Fall um einen 15-jährigen Goldhamster handelte, wurden alle erdenklichen Szenen in Zweierpärchen durchgespielt. Auch wenn am Ende das Gefühl Oberhand gewinnt, sich gerade nicht unwesentlich zum Affen gemacht zu haben, so lernt man durch diese Übung alle Anwesenden doch ganz anders kennen, als es durch ein einfaches Gespräch jemals möglich gewesen wäre. Eine Tatsache, die für das überzeugende Theaterspiel notwendig ist. Schließlich gilt es verliebte Paare oder vertraute Vater-Tochter-Beziehungen überzeugend darzustellen und nicht am Ende stocksteif auf der Bühne zu stehen und seinen Text aufzusagen, wie ein zu Omas Geburtstag auswendig gelerntes Gedicht.

Nach dem Aufwärmen folgt die eigentliche Probe. Meistens gilt es, das aktuelle Stück Szene für Szene durchzuspielen. Natürlich fehlt im Probenraum die gesamte Kulisse und auch die Requisiten müssen mehr oder weniger improvisiert werden, aber mit einigen Stühlen und etwas Vorstellungskraft lassen sich die Grundelemente eines jeden Stückes relativ überzeugend darstellen.

Während sich also die Schauspieler um Mimik, Gestik und Intonation bemühen, beobachtet die „Regie-Tante“ Katja Broer die gesamte Szene. Auch wenn „Hin und Her“ ihre Premiere als Regisseurin war, so kam während den Proben doch kein Zweifel daran auf, dass sie ganz genau wusste, wie eine Szene aussehen sollte oder auch nicht. Auf einem berüchtigten Zettel wurde alles akribisch festgehalten, damit auch nicht vergessen wurde, dass diese oder jene Szene „nicht kleinlaut resignierend“ sein sollte. „Du musst ihn mit deinen Blicken töten!“

Neben den Proben der verschiedenen Szenen, die stets von zahlreichen schokoladigen Pausen begleitet werden, stellt aber auch eine „Vorstellung des Charakters“ einen festen Bestandteil der Proben dar. Um sich mit seiner Rolle noch besser vertraut zu machen, präsentiert jeder Schauspieler seinen Charakter der Gruppe. Anschließend folgt eine muntere Fragestunde der Gruppe, die der entsprechende Charakter natürlich möglichst überzeugend zu bestreiten hat. Im Angesicht der manchmal jedoch sehr weit reichenden Fantasie einiger Charaktere sind etwaige Lachanfälle aller Beteiligten dabei vorprogrammiert.

Obwohl die Vorstellung, ein und dieselbe Szene unzählige Male zu proben, zugegebener Maßen ziemlich dröge erscheint, kann man unmöglich bestreiten, dass alle Beteiligten des Studierendentheaters, selbst bei den ganz „normalen“ Proben, mit Lust und Leidenschaft bei der Sache sind. Erst kurz vor der Premiere ist es um das Lachen des ein oder anderen Schauspielers etwas schlechter bestellt, aber dazu später mehr.

Eine Menge Organisation

Proben sind wichtig. Sie sind quasi die Grundvoraussetzung schlechthin für den späteren Erfolg, doch Proben alleine reichen bei weitem nicht aus. Erst einmal müssen die Termine festgesetzt werden. Dabei darf es zu keinen Kollisionen mit anderen Veranstaltungen im Kesselhaus kommen. Das war letzten Dezember besonders schwierig, da unmittelbar vor der Aufführung von „Hin und Her“ noch „Das Markus-Experiment“ im Kesselhaus aufgeführt wurde. Die Generalprobe konnte daher nur am Donnerstag, dem Tag vor der Premiere, stattfinden.

Doch auch die regelmäßigen Proben im Kesselhaus müssen gut organisiert und koordiniert werden. Häufiger als zweimal pro Woche kann die Theater-Truppe das Café auf dem Uni-Gelände nicht okkupieren. Sonst würde es zu ernsthaften Konflikten mit gewissen Sportkursen kommen (und wer diese Kurse jemals beim Training beobachtet hat, der weiß, dass man solchen Konflikten besser aus dem Weg gehen sollte). An den Proben im Kesselhaus führt jedoch kein Weg vorbei. Vorstellungskraft hin, Vorstellungskraft her – die Laufwege auf der Kesselhausbühne sind und bleiben einfach andere, als im Hörsaal 4-4a. Aber nicht nur das. Auch wann wer das Licht an- oder ausschaltet und wann wer den Vorhang zu- oder aufzieht, muss geregelt und vor Ort geprobt werden, damit bei den eigentlichen Vorführungen alles möglichst reibungslos funktioniert.

Bis es jedoch soweit ist, müssen erst einmal noch sämtliche Requisiten organisiert und Kulisse gebaut, beziehungsweise umgebaut werden. Tief unten, im Keller des Kesselhauses, gut verborgen in der hintersten Ecke, da lagern sie. Die Kulissen der letzten Aufführungen. Ehrlich gesagt sind sie schon ein wenig minimalistisch – gerade einmal zwei Hauseingänge und eine Treppe – aber dafür sind sie umso variabler. Aus einer Wand wurden für die Aufführung im Dezember kurzerhand zwei Dächer für die beiden Hauseingänge. Und aus einigen Platten, Pfosten, einem Seil und etwas blauem Stoff, gelang es auf ganz einfache Art und Weise einen überzeugenden Fluss inklusive Brücke zu konstruieren.

Was die Requisiten dagegen anbelangt, so können die Schauspieler auf ein etwas größeres Kontingent zurückgreifen. Über eine gewisse „Grundausstattung“ verfügt das Studierendentheater selbst und zusätzlich helfen sich die Schauspieler im puncto Kleidung und Accessoires meistens auch noch gegenseitig aus. Bei dem letzten Stück, „Hin und Her“, hat sogar auch das Institut für Biochemie seinen Beitrag in Form von einer (in Mitleidenschaft gezogenen) Pipette geleistet.

Doch was wäre ein Theaterstück ohne Werbung? Daher müssen auch stets Plakate entworfen und gedruckt werden. Die Verantwortung für das Plakat-Design liegt seit den „Idealisten“ in den Händen von Lena Schmidt. Neben den Plakaten gilt es jedoch auch noch Flyer und Eintrittskarten zu drucken. Eine Aufgabe, die auf den ersten Blick einfach erscheint, bei genauerer Betrachtung jedoch jede Menge Arbeit mit sich bringt. 500 Flyer faltet man nämlich auch nicht „mal eben“. Und auch die Eintrittskarten sind regelrechte Zeiträuber. Da das Theater stets einen Vorverkauf anbietet, müssen sich immer zwei bis drei Schauspieler die Zeit nehmen und an einem Stand in der Mensa oder dem Zentralklinikum für die zweistündige Mittagspause die Stellung halten. Und an den Tagen der Vorführungen muss natürlich auch stets die Abendkasse besetzt sein.

Ein weiterer organisatorischer Knackpunkt ist die Sicherheit. Für das Kesselhaus gibt es einen festen Stuhlplan. Gangbreite und Fußfreiraum sind penibel vorgeschrieben. Wenn eine Veranstaltung, wie eine Theatervorführung, im Kesselhaus stattfindet, so muss die Betriebsfeuerwehr der Uni darüber informiert werden. Kommt es bei einem Theaterstück dagegen zum Einsatz von Feuer, wie zum Beispiel, als bei „Die Spielverderber“ brennende Kerzen auf der Bühne standen, so muss sogar ein Feuerwehrmann im Publikum sitzen.

Eine Besonderheit, die das Stück im letzten Dezember mit sich gebracht hat, stellt außerdem noch die live-Musik dar. Zum ersten Mal begleitete Julius Otte, der Bruder des Hauptdarstellers Christoph Otte, einige Szenen auf seiner Gitarre. Ein Effekt, der für viel Begeisterung sorgte, doch gleichzeitig auch einen erheblich höheren Aufwand an Organisation mit sich brachte. Denn schließlich gab es keine Original-Noten für eine Begleitung des Theaterstücks mit einer Gitarre. Wie lange es gedauert hat, um für den richtigen Moment die idealen Akkorde zu finden, dürfte vorstellbar sein.

Die letzte Probe

Klassischerweise ist die Generalprobe im Kesselhaus für alle Beteiligten des Studierendentheaters von ganz besonderer Bedeutung. Obwohl es vor dem letzten Theaterstück, „Hin und Her“, noch einen Monat vor der Premiere ein nach Insiderinformationen arbeits- und schokoladenintensives Probenwochenende gegeben hat, erscheint die „To-Do-Liste“ vor der Generalprobe eigentlich immer endlos. An gefühlten 1000 Kleinigkeiten muss noch gefeilt und geschliffen werden. Ein besonderer Knackpunkt im letzten Monat schien die Live-Musik zu sein. Da das Element erst kurzfristig eingefügt wurde, konnte das ganze Stück mit seiner musikalischen Begleitung vor der eigentlichen Generalprobe noch kein einziges Mal komplett durchgespielt werden.

Sarah Sandmann | StudentenPACK.

Generalprobe: Katja Broer gibt Anweisungen.

Weiterhin wird am Tag der Generalprobe auch immer zum ersten Mal die Maske probeweise aufgetragen. Bereits seit vier Stücken kümmert sich Stefanie Pagel um Lidstrich, Lippenstift und Co. Auch wenn sie bei kaltem Neonlicht in einem kleinen Kabuff neben der Bühne arbeiten muss, so helfen doch kleinere Tricks und ihre Erfahrung dabei, dass am Ende alle Schauspieler ein fast Broadway-reifes Makeup aufgetragen haben.

Wer bei der Generalprobe jedoch auch auf keinen Fall fehlen darf, ist Sonja Söhring. Sie ist schon fast seit Anfang an dabei, bezeichnet sich selbst jedoch als „arbeitslos“. Warum? Sonja ist Souffleuse. Das ganze Stück über verbringt sie in einer kleinen Ecke am linken Rand der Bühne, gerade so, dass sie für die Zuschauer unsichtbar ist. Meistens ist Sonja auch schon bei einigen Proben dabei, um den Text und die Art, wie er von so manchem Schauspieler auch mal gerne improvisatorisch verändert wird, kennenzulernen. Obwohl sie nach eigenen Angaben „bisher noch nie gebraucht wurde“, so sind doch alle Schauspieler heilfroh, dass Sonja da ist. Besonders kurz vor der Premiere…

Wenn es ernst wird…

Von Nervositäts-Pickeln bis hin zu Alpträumen über einen spontanen Rollentausch – selbst die Schauspieler, die schon länger beim Studierendentheater mitmachen, können ihre Anspannung am Tag der Premiere nicht verbergen. Doch, da sind sich alle einig, solange man noch beschäftigt ist, wie zum Beispiel beim Stühleaufstellen, lässt sich die Nervosität noch kontrollieren. Doch danach, in der letzten Stunde vor der Aufführung, wenn die ersten Zuschauer bereits eintreffen, werden die Schauspieler immer blasser, was selbst das zuvor aufgetragene Puder nicht verbergen kann.

Sarah Sandmann | StudentenPACK.

Der Text sitzt, aber nachlesen beruhigt.

Die unangefochtene Lieblingsbeschäftigung von ausnahmslos allen Schauspielern ist das nach eigenen Angaben „exzessive Essen“. Kekse, Kuchen, Joghurt und Orangen. Ganz besonders hoch im Kurs ist jedoch alles, was Schokolade enthält. So braucht man sich nicht wundern, wenn hinter der Bühne ganz plötzlich eine Stimme mit unverkennbar leidendem Unterton verlangt: „Ich brauche Schokolade!“. Und das obwohl, dem Lippenstift zu Liebe, eigentlich ein Trink- und Essverbot ausgesprochen wurde.

Sehr großer Beliebtheit vor der Vorführung erfreut sich auch ein jedes Textheft. „Nur noch mal eben schnell drüber gucken“ lautet die allgemeine Devise. Einige suchen die Ruhe, kneten nervös ihre Mütze und starren konzentriert auf den Text. Andere dagegen lassen ihrer Panik freien Lauf, blättern nervös durch den gesamten Text und kommen letztlich zu dem Schluss: „Oh mein Gott, das ist so schrecklich! Ich kann den Text nicht!“

Sein ganz eigenes Ritual hat wohl jeder. Manchmal ist es der kleine Glücksbringer an den Wollschuhen, mal eine entspannende Dusche vor der Vorführung, mal eine gemütliche Skatrunde im Kabuff. Doch ein seit Beginn gewahrtes Ritual der gesamten Theater-Truppe ist jedoch das gemeinsame Einschwören unmittelbar vor der Vorführung. Alle stehen sie da, in einem großen Kreis, geben sich gegenseitig Kraft und wünschen sich „Hals und Beinbruch“. Und, so wie sich das für Schauspieler gehört, natürlich auch noch „Toi, toi, toi!“.

Let the show begin

Wenn sich der Vorhang erst einmal geöffnet hat, wenn man seinen ersten Satz vor dem Publikum über die Lippen gebracht hat, dann verabschiedet sich auch endlich die Nervosität. Es läuft. Und was nicht läuft, das wird eben improvisiert. Im Kabuff sprechen die gerade nicht auf der Bühne stehenden Schauspieler sogar leise den Text der anderen mit. Auswendig. Man fragt sich, warum diese sich vor wenigen Minuten noch solche Sorgen darum gemacht haben, dass sie ihren eigenen Text vergessen könnten.

Doch trotz der allgegenwärtigen Erleichterung über den nicht vergessenen Text spielt sich abseits der Bühne stets noch ein kleines ganz eigenes Drama ab, das dem Publikum gänzlich verborgen bleibt. In dem kleinen Kabuff neben der Bühne kommt es nämlich zu einer Analyse des Publikums. Die Schauspieler kennen das Stück mit seinen kleinen, oftmals tiefgründigen Witzen und Andeutungen in und auswendig. Sie wissen genau, wann sie die Zuschauer am liebsten lachen hören würden. Doch tun sie das auch? Und wenn sie es nicht tun, verstehen sie die Witze nicht? Oder finden sie es ganz einfach nicht lustig? „Das Publikum kann wirklich sehr unterschiedlich sein“, weiß Katja Broer. Besonders das Premierenpublikum gilt allgemein als besonders große Herausforderung.

Doch wie auch immer das Publikum reagiert hat und welche Szenen auch immer geklappt oder nicht geklappt haben, allein ist mit seinen Erfahrungen nach der Premiere niemand. Denn auf die Vorführung folgt stets die Premierenparty. „Das braucht man auch, um alles zu verarbeiten“, erzählt Katja. Und möglicherweise auch ein klein wenig deshalb, weil die Schauspieler, nachdem vor der Vorführung noch ein striktes Alkoholverbot gegolten hat, nun auch wieder richtig anstoßen dürfen.

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Alle Jahre wieder https://www.studentenpack.de/index.php/2012/01/alle-jahre-wieder/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/01/alle-jahre-wieder/#respond Mon, 16 Jan 2012 10:30:36 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2391 Eigentlich spielt sich doch jedes Jahr dasselbe Szenario ab. Rechnet man den 1. und 2. Weihnachtstag nicht mit, dann bleiben ganze 363 Tage, um sich Gedanken über die perfekten Weihnachtsgeschenke zu machen. Doch anstatt frühzeitig mit den Überlegungen anzufangen, verdrängt man das Problem, solange das überhaupt möglich ist. Die Tatsache, dass Weihnachten langsam und unaufhaltsam näher rückt, wird ganz einfach aus den Gedanken verbannt. Stattdessen bummelt man entspannt über die verschiedensten Weihnachtsmärkte mit der vagen Absicht, sich dort „inspirieren zu lassen“ und vielleicht die ultimative Idee am Grunde eines Glühweinstiefels zu finden, was natürlich nicht funktioniert. Und am Ende, um fünf vor zwölf, wird einem plötzlich klar, dass man mal wieder keine Alternative hat, als auf das Standardgeschenk der letzten fünf Jahre zurückzugreifen: ein Fotokalender und eine Schachtel Marzipanbruch. Aber immerhin ist hier ja noch der Ansatz einer persönlichen Note zu erkennen. Vorausgesetzt natürlich, man verwendet für den Fotokalender auch Fotos von sich selbst.Im Gegensatz dazu frage ich mich manchmal, was Menschen dazu verleitet, einen Sprüchekalender zu verschenken. Sind sie tatsächlich davon überzeugt, damit ein „passendes“ Geschenk für irgendjemanden gefunden zu haben, oder war die Schlange vor dem Vor-Ort-Foto-Ausdruck-Automaten einfach zu lang, sodass es sich hierbei vielmehr um eine Verzweiflungstat handelt? Klar, es gibt bestimmt auch Sprüchekalender mit total witzigen oder gar weisen Sprüchen, doch bisher war es mir leider noch nicht vergönnt, einen solchen geschenkt zu bekommen. Stattdessen häufen sich mittlerweile schon vier vollkommen sinnfreie Kalender in einer dunklen, staubigen Ecke. Wären die Kalenderblätter wenigstens klar mit Datum und Wochentag beschriftet, dann hätte der Schrecken immerhin ein absehbares Ende. Frei nach dem Motto: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Doch nicht einmal das ist mir vergönnt. Aus dem unersättlichen Streben danach, etwas zu erschaffen, das die Jahre über (Schaltjahre ausgenommen – schließlich sind solche Kalender immer nur für 365 Tage ausgelegt) Beständigkeit verströmt, oder vielleicht auch als Konsequenz einer leicht sadistischen Neigung haben sich die Urheber meiner vier Sprüchekalender dazu entschlossen, diese als „unendliche Kalender“ zu gestalten.

Was macht man also nun mit solchen Kalendern mit unbeschränkter Haltbarkeit, wenn gerade kein Ofen zur Stelle ist? Da es mir bei jedem einzelnen der vier jedoch deutlich zu peinlich ist, ihn jemals weiter zu verschenken, bleiben mir wohl oder übel nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder ich warte noch ein paar Jahre, bis sich die vier anständig vermehrt haben und eröffne dann selbst einen kleinen Stand auf dem nächsten Weihnachtsmarkt, um die Dinger zu verkaufen. Oder aber ich bewaffne mich mit einer Schere und schneide ganz einfach die Sprüche aus den Kalenderblättern raus. Die Bilder im Hintergrund sind nämlich gar nicht mal so übel. Und schließlich heißt es doch auch immer: Man muss auch mal Mut zur Lücke wahren.

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Hinter den Weihnachtsbuden https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/hinter-den-weihnachtsbuden/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/hinter-den-weihnachtsbuden/#comments Mon, 12 Dec 2011 11:24:33 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2216 Er ist der absolute Superlativ. Der hellste Stern im Norden zur Weihnachtszeit. Er ist der Lübecker Weihnachtsmarkt. Sollte sich der Weihnachtsmann mal eines Tages in seinen Werkstätten am Nordpol langweilen, würde er sich vermutlich Lübeck für einen kleinen Weihnachtsurlaub aussuchen. Glühwein und gebrannte Mandeln, Karussells und Christbaumschmuck, Holzspielzeug und Fellfäustlinge – der Lübecker Weihnachtsmarkt hat viel zu bieten. Doch seine eigentlichen Qualitäten gehen weit über diese klassischen Attraktionen hinaus.

Es dreht sich wieder! Der maritime Weihnachtsmarkt am Koberg.Sarah Sandmann | StudentenPACK.

Es dreht sich wieder! Der maritime Weihnachtsmarkt am Koberg.

Die Tradition selbst geht zurück bis in das 17. Jahrhundert. Auch wenn es damals noch ein sehr überschaubarer Markt war, der 1648 seine Pforten in der Hansestadt öffnete, so zeugen doch Berichte in den Stadtannalen zweifelsohne davon, dass so ein Markt existiert hat. Damit gehört der Weihnachtsmarkt in Lübeck nicht nur zu den größten, schönsten und beliebtesten Märkten seiner Sorte, sondern auch zu den ältesten.

Großes Event – große Verantwortung

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit machen sich mehr als eine Million Menschen aus der ganzen Welt auf den Weg nach Lübeck. Besonders unter den Skandinaviern kann sich die Hansestadt einer sehr großen Beliebtheit erfreuen. Aber auch nach einer japanischen Touristengruppe, natürlich bewaffnet mit den obligatorischen Fotoapparaten, muss man nicht lange Ausschau halten. Doch sowohl die Schausteller und Organisatoren des Weihnachtsmarktes, als auch den Einzelhandel freut‘s. Schließlich machen sie bis zu 25 Prozent ihres Jahresumsatzes während der Weihnachtsmarktzeit und besonders die Skandinavier sind als gute Kunden bekannt, erzählt Inke Möller, eine der Hauptorganisatoren des Lübecker Weihnachtsmarktes.

Inke Möller gehört der „Lübeck und Travemünde Marketing GmbH“ an, kurz auch LTM genannt. Bis zum Jahr 2008 lag die Verantwortung für den Weihnachtsmarkt in der Breiten Straße, auf dem Marktplatz, am Koberg und an der Trave noch bei der Stadt Lübeck, genauer gesagt bei der „Abteilung Märkte“. Seit 2009 jedoch hat die LTM das Zepter übernommen und hält die langjährige Tradition des Marktes aufrecht.

Das ganze Jahr über befassen sich neben Inke Möller noch zwei weitere Mitarbeiter von Lübeck Travemünde Marketing, sowie zwei Azubis mit quasi nichts anderem, als Lichterketten und Lametta. Doch in der „ernsten Phase“ bekommt die Kerngruppe natürlich noch tatkräftige Unterstützung aus anderen Abteilungen und von den Schaustellern selbst. „Als wir den Markt in der Breiten Straße aufgebaut haben, kamen da mal eben 100 Leute zusammen“, erzählt Inke Möller mit noch immer unverkennbarer Begeisterung in ihrer Stimme. Insgesamt, so schätzt Holger Bock, Vorsitzender des Schaustellerverbandes, arbeiten knapp 500 Leute in und an den Weihnachtsmarktbuden. „Der ganze Markt ist wie ein Räderwerk“, so Bock, doch bis die Zähne in einander greifen können, muss viel organisiert werden.

Eine organisatorische Meisterleistung

120 Betrieben können die emsigen Weihnachtsmarktgänger unter euch dieses Jahr einen Besuch abstatten. „Die Meisten sind echte Profis“, erzählt Holger Bock. Sie sind Marktleute, die den Rest des Jahres in ganz Schleswig-Holstein oder in Einzelfällen sogar bundesweit unterwegs sind. Bereits im Mai wurden die Verträge an die Betreiber verschickt, um eine frühzeitige Koordination des Weihnachtsmarktes zu ermöglichen. In der Regel ist aber „the same procedure as every year“ angesagt. Die Betreiber wissen, wie sie ihre Stände aufzubauen haben und die Organisatoren wissen, wo sie das zu machen haben. Nicht selten sind die Buden sogar extra für den Lübecker Weihnachtsmarkt entworfen worden, so dass es im Lageplan eigentlich nur noch wenige Freiheiten gibt. Einige Buden müssen sich zum Beispiel an eine bestimmte Höhenvorgabe halten, um sich dem Gesamtbild der Altstadt anzupassen, und wohingegen andere so konstruiert wurden, dass sich der Glühweinausschank genau gegenüber dem Würstchenstandes befindet.

Umso arbeitsintensiver und spannender für alle Beteiligten sind daher sämtliche Neuerungen, wie der Maritime Weihnachtsmarkt, der dieses Jahr seine Premiere am Koberg feiert. Vor zwei Jahren gab es noch eine rege Diskussion, ob man den Historischen Weihnachtsmarkt von seinem angestammten Platz bei der Marienkirche nicht auf den Koberg verlegen sollte, doch dies ist nach Einführung des Maritimen Marktes vom Tisch. Stattdessen bleibt an der Kirche alles beim Alten, während neben den bunt geschmückten Weihnachtsbäumen am Koberg, neben dem Riesenrad, nun Leuchttürme und Fischernetze in weihnachtlichem Glanz erstrahlen. Aber keine Angst, Matjes mit Zimt gibt es auch dort nicht.

Eine besondere Herausforderung für die Veranstalter stellt dieses Jahr jedoch auch die Breite Straße dar. Wer erinnert sich nicht an die vielen, vielen Monate, in denen wir uns in der Lübecker Fußgängerzone nur im Schneckentempo fortbewegt haben. Natürlich bewegen wir uns dort jetzt gerade zur Weihnachtszeit immer noch im Schneckentempo fort, doch wenigstens sind daran nicht länger die unzähligen Baustellen schuld. Wenn ihr einmal darauf achtet, dann kann man sich in der Breiten Straße sogar ziemlich gut fortbewegen, von den ganzen störenden Menschenmassen mal abgesehen. Dieser Verdienst geht ebenfalls auf das Konto von der LTM. Als Organisator und Verantwortlicher des Weihnachtsmarktes gehörte es auch zu ihren Aufgaben penibel darauf zu achten, dass der Weg zwischen den Ständen noch breit genug für die Feuerwehr ist, die Durchgänge zu abzweigenden Straßen und Plätzen freigehalten werden und natürlich zwischen Budenbetreibern und Ladenbesitzern zu vermitteln, falls einmal Streit in der Luft liegen sollte.

Doch obwohl der Markt riesige Besucherströme nach Lübeck lockt, so dürfen die Organisatoren mit einem besonderen Blick auf die gegenwärtig sehr leeren Kassen, die man an allen Ecken und Enden findet, die Rentabilität des Weihnachtsmarktes nicht aus den Augen verlieren. Daher gibt es dieses Jahr auch eine Änderung an der Trave. Aus dem Familienweihnachtsmarkt ist dieses Jahr das „Weihnachtswunderland“ geworden. Insgesamt streben die Veranstalter damit an, den bisher enormen Arbeitsaufwand, den dieser Weihnachtsmarkt mit sich gebracht hat, zu minimieren und gleichzeitig noch das bekannte Flair zu wahren. Aus Kostengründen gibt es daher weniger Handelsstände und auch Frau Frost und Herrn Winter sucht man dieses Jahr vergebens. „Bisher mussten wir die Figuren immer extra hochfahren, weil sie ja auch in der Stadt gelaufen sind“, so Inke Möller. „Das entfällt dieses Jahr.“

Um die extrem arbeitsintensive Dekoration des Weihnachtsmarktes kümmert sich übrigens eine Gärtnerei. Man mag es kaum glauben, aber allein in der Breiten Straße, auf dem Marktplatz, an der Trave und am Koberg stehen 320 ungeschmückte Tannen. Dazu kommen noch fast 200 geschmückte Tannen und Kiefern und jede Menge „Grünzeug“, das die vielen Buden ziert. Allein das Verteilen der geschmückten Bäume dauert ganze vier Tage.

Überhaupt stößt man beim Lübecker Weihnachtsmarkt immer wieder auf Zahlen, die einem den Unterkiefer herunterklappen lassen. Zum Beispiel wurden dieses Jahr ganze 1,5 Kilometer Lichterketten „verdekoriert“! An den Bäumen, die mit so genannten mitwachsenden Lichterketten ausgestattet sind, die daher das ganze Jahr über um die Stämme gewickelt bleiben können, kann man insgesamt 120.000 Lämpchen zählen. Der Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz ist 13 Meter hoch und mit nicht weniger als 1000 Kugeln geschmückt. Und von den berühmten Weihnachtsmarktbechern, die jedes Jahr wieder mit den Siegerbildern des Kindermalwettbewerbs bedruckt worden sind, hatte man im Vorfeld ganze 30.000 Stück produziert.

Das ganz normale Chaos

Wer glaubt, dass dieses Jahr am 21. November bei allen Beteiligten Durchatmen angesagt wäre, der täuscht sich gewaltig. Dann geht es nämlich gerade erst los. Selbst wenn die Vorbereitung des Marktes genau genommen ein ganzes Jahr andauert, so muss Inke Möller doch zugeben: „Eigentlich ist man trotzdem spät dran – es ist immer eine Punktlandung“. Alles muss gleichzeitig fertig werden. Da genießen Betreiber und Organisatoren gleichermaßen die Tatsache, dass der eigentliche Besucheransturm auf den Markt erst nach der feierlichen Eröffnung im Rahmen der Lichtprozession und dem Abseilen des Weihnachtsmannes am 23. November beginnt. Da der Markt selbst jedoch schon zwei Tage früher, am 21. November, seine Pforten inoffiziell öffnet, bleiben allen Beteiligten wenigstens 48 Stunden, in denen sich alle Abläufe der nächsten Wochen einspielen und die letzten Krisenherde beseitigt werden können.

Im Notfall besteht für die Schausteller aber auch stets die Möglichkeit Hilfe über Notnummern anzufordern, wenn es Probleme mit der Wasserversorgung oder der Elektrizität geben sollte. „Meistens ist es aber nur eine Sicherung, die mal rausspringt“, erzählt Holger Bock. Doch wenn es tatsächlich doch mal zu schwerwiegenderen Problemen kommen sollte, befindet sich am Rande des Marktplatzes eine mysteriöse die Luke, über die man direkten Zugang zu dem alles entscheidenden, unterirdisch angelegten Trafo bekommt.

Grundsätzlich stellt die Weihnachtszeit also für Schausteller wie Holger Bock zwar eine anstrengende Zeit dar, schließlich hält er sich täglich von 9 Uhr morgens bis 10 Uhr abends auf dem Markt auf, doch seine Routine lässt ihn die Vorweihnachtszeit mit einer gewissen Entspannung erleben. Manchmal, so verrät er, stürzt auch er sich in den regen Weihnachtsmarkttrubel und schlendert ganz unbefangen zwischen den zahlreichen Buden umher. „Außer natürlich freitags und samstags, dann geht das nicht“. Und mit einem Lachen fügt er hinzu: „Dann wird nämlich die Frau sauer“.

Nicht ganz so entspannt erleben die Mitarbeiter von Lübeck Travemünde Marketing die besinnliche Jahreszeit. Sie sind täglich als Ansprechpartner für die Schausteller vor Ort und sind stets schnell zur Stelle. Außerdem müssen sie auch kontrollieren, ob die vertraglich vorgeschriebenen Öffnungszeiten und die notwendige Sauberkeit von den Betrieben eingehalten werden. Entspannt über den Weihnachtsmarkt flanieren? Eine abendliche Tasse Glühwein genießen, wie es sich bei vielen Wesen der Gattung Homo Sapiens Luebeckum eingebürgert hat? Das kommt für Inke Möller nicht in Frage. Und auch in anderen Städten kann sie das weihnachtliche Flair nicht einfach genießen. „Ich denke dann immer: ‚Das Kabel hätte man aber auch abdecken können‘ und sowas.“ Doch ihren Spaß an der Vorbereitung des Marktes hat sie trotzdem noch immer nicht verloren.

Mich dünkt, wir haben eine Zeitreise gemacht

Herr Peschlow und Herr Rosbach vom Mittelaltermarkt.Sarah Sandmann | StudentenPACK.

Herr Peschlow und Herr Rosbach vom Mittelaltermarkt.

Das Gefühl dafür, dass wir uns alle gegenwärtig im 21. Jahrhundert befinden, verliert man sehr schnell, wenn man den Weg zum Mittelaltermarkt gefunden hat. Etwas versteckt und doch mit einem einzigartigen beeindruckenden Flair, schafft es dieser Markt Weihnachtsstimmung auf eine ganz andere Art und Weise zu verbreiten. Doch das war nicht immer so. Erst seit neun Jahren gibt es diesen Markt überhaupt. Im Gegensatz zu den vielen Ständen auf dem Markt, in der Fußgängerzone, am Koberg und an der Trave, ist der Mittelaltermarkt eine private Veranstaltung. Frank Peschlow hat es vor neun Jahren geschafft durchzusetzen, dass der Platz zwischen Marienkirche und Rathaus, der zuvor als Stellfläche für Toilettenwagen gedient hatte, Lübecks Weihnachtsmarkt zukünftig um eine Attraktion bereichern würde – einen Mittelaltermarkt.

Begonnen hat alles mit gerade einmal 15 Ausstellern. „Die ersten drei Jahre waren wirklich schwer“, gesteht Peschlow, doch mit der Zeit lernten die Lübecker und alle auswärtigen Besucher des Weihnachtsmarktes den neuen Mittelaltermarkt langsam kennen und lieben. Mittlerweile organisiert Peschlow den Markt gemeinsam mit Albert Rossbach. Dieses Jahr gibt es 28 Stände und an 20 der 30 Tage auch noch ein Bühnenprogramm. Der einzige Wehrmutstropfen für die beiden Organisatoren sind die Kosten, die der Markt in Lübeck mit sich bringt. Anders als es bei den anderen Märkten in Lübeck der Fall ist, müssen Peschlow und Rossbach für die Fläche zahlen. Dieses Jahr ist es das Dreifache des letztjährigen Betrages. Und auch die Künstler, die auf der kleinen Bühne auftreten, müssen bezahlt werden. Doch stattdessen die Zelte bei einem anderen Weihnachtsmarkt als dem in Lübeck aufschlagen? Das wäre für Peschlow und Rossbach niemals eine Alternative.

Es war einmal ein Märchenwald

Wie auch schon der Mittelaltermarkt, fällt auch der Märchenwald nicht in den Verantwortungsbereich von Lübeck Travemünde Marketing. In diesem Fall ist es jedoch ein Verein, genauer gesagt Pro Lübeck e.V., der sich um den reibungslosen Aufbau, Betrieb und Abbau des Märchenwaldes kümmert.

Auch wenn die Aufbauarbeiten hier nur eine Woche dauern, so bleibt für die sechs Arbeiter doch das ganze Jahr etwas zu tun. Besonders die kleinen Häuschen, in denen bekannte Märchen dargestellt werden, verlangen viel Pflege und werden regelmäßig restauriert. Und ab und zu kommt natürlich auch mal ein neues Märchen hinzu, wie zuletzt vor zwei Jahren Jim Knopf. Realisieren lässt sich das alles nur mit der Unterstützung von vielen ehrenamtlichen Helfern.

Auch wenn der Märchenwald auf den ersten Blick recht überschaubar wirkt, so müssen die Verantwortlichen auch hier ein enormes Pensum an Koordinations- und Organisationsarbeiten bewältigen. Allein 300 Tannen müssen sie besorgen, neun Stände in Schuss halten und zwei Fahrgeschäfte zum Laufen bringen. Für den Abbau bleiben ihnen nur knapp zwei Tage, Nachtschichten inklusive.

Weihnachtststadt des Nordens

„Es gibt viel zu sehen und viel zu erleben“, da ist sich Holger Bock sicher. Das Angebot ist so breit gefächert, dass für jeden etwas dabei ist, denn schließlich gibt es hier in Lübeck nicht einfach nur Weihnachtsmärkte mit den verschiedensten Schwerpunkten in der ganzen Altstadt, sondern auch zwei Kunsthandwerkmärkte, Kirchkonzerte, jede Menge Museen und für den etwas extravaganteren Geschmack auch noch Travemünde.

Ohne ein eingespieltes Team und sehr viel Arbeit würde der Lübecker Weihnachtsmarkt, so wie wir ihn kennen, jedoch nicht einmal ansatzweise funktionieren. Jedes Jahr bringt seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich. Nicht immer sind sie zu beeinflussen – wie zum Beispiel die extreme Kälte im letzten Winter, die einigen Schaustellern schmerzhafte Frostbeulen beschert hat – doch bisher ist es noch jedes Jahr gelungen, einen einzigartigen Weihnachtsmarkt auf die Beine zu stellen.

Was bei der langen Phase der Vorbereitung und dem riesigen Ausmaß des Lübecker Weihnachtsmarktes jedoch immer wieder viel Erstaunen hervorruft, ist, wie schnell nach Weihnachten und nach Silvester plötzlich alles wieder aus und vorbei ist. Die meisten Stände sind innerhalb von ein bis zwei Tagen komplett von der Bildfläche verschwunden, die Schausteller schon auf dem Weg zum nächsten Markt, andere Buden dagegen für das nächste Jahr eingelagert. In die meisten zuvor noch weihnachtlichen Städte in ganz Deutschland erhält der graue Alltag in rasender Schnelle wieder seinen Einzug. Nicht so jedoch in Lübeck. Zwar werden auch hier alle Weihnachtsbuden pünktlich abgebaut sein und der Wochenmarkt wie gewohnt auch am 2. Januar stattfinden, doch die Beleuchtung auf dem Marktplatz wird uns erst mal noch erhalten bleiben. Und am 13. Januar ist es dann endlich so weit: Dann wird die Eissaison eröffnet!

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Krümelmonsters Empfehlungen https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/krumelmonsters-empfehlungen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/krumelmonsters-empfehlungen/#respond Sun, 11 Dec 2011 23:10:45 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2286 Schwarz-Grün-Gebäck

Schwarz Gruen GebaeckSarah Sandmann | StudentenPACK.

Schwarz Gruen Gebaeck

Für etwa 80 Kekse braucht ihr:

500g Mehl, 50g Kakaopulver, 70g fein gemahlene Pistazien, 200g Puderzucker, 400g kalte Butter, 2 Eier, etwa 200g dunkle Kuchenglasur und ein paar EL gehackte Pistazien

Als Erstes müssen die Pistazien gemahlen werden. Das geht besonders gut mit einer „Reibe-Fee“ (findet man oft in der (Groß-)Elterlichen Küche). Die restlichen Pistazien-Kerne, die grob gehackt übrig bleiben, könnt ihr später noch gebrauchen. Also: Einfach an die Seite stellen.

Für den Schokoladenteig müsst ihr 250g Mehl, 50g Kakaopulver, 100g Puderzucker, 1 Prise Salz, 200g kalte Butter und ein Ei mit den Knethaken des Mixers verkneten. Den Teig trennt ihr dann auf vier Portionen auf, die ihr getrennt, in Frischhaltefolie gewickelt, im Gefrierfach zwischenlagert.

Für den Pistazienteig müsst ihr 250g Mehl, 70g fein gemahlene Pistazien, 100g Puderzucker, 1 Prise Salz, 200g kalte Butter und ein Ei mit den Knethaken des Mixers verkneten. Auch dieser Teig wird geviertelt, in Frischhaltefolie verpackt und kurz weggefroren.

Die Multitasking-Talente unter euch können jetzt schon mal die Schokolade schmelzen. Alle die sich nicht ganz so sicher sind, sollten damit besser noch warten.

Nach einer kleinen Pause, in der der Teig schön kalt geworden ist, dass er nicht länger an den Fingern klebt, nehmt ihr euch das erste Viertel des Schokoteigs heraus. Rollt es zu einer rechteckigen Fläche, etwa 25 cm lang und 15 cm breit, aus. Lasst den Teig dabei am besten auf der Frischhaltefolie. Holt euch dann das erste Viertel des Pistazienteigs aus dem Gefrierfach und formt daraus eine etwa 25cm lange Rolle. Diese legt ihr dann auf das Schokoladen-Rechteck und wickelt die Pistazienrolle mit dem Schokoteig ein. Streicht den Schokoladenteig an der Nahtstelle mit ein wenig Wasser ein – dann hält es später besser. Der so verarbeitete Teig wird wieder in Frischhaltefolie gewickelt und landet erneut im Gefrierfach. Weiter geht’s mit der nächsten Portion Schokoladen- und Pistazienteig. Wenn der ganze Teig so verarbeitet worden ist, könnt ihr euch die gut gekühlten Rollen der Reihe nach wieder herausnehmen und mit einem großen Messer kleine etwa 1 cm dicke Scheiben abschneiden und auf ein Backblech legen. Bei 180° (Umluft 160°) geht’s für 12 Minuten in den Backofen.

Wenn die Kekse abgekühlt sind, können sie in die zuvor geschmolzene dunkle Kuchenglasur getunkt werden. Auf die noch feuchte Glasur werden einige Pistazien-Krümel gestreut.

Schokosterne

Für etwa 50 Kekse braucht ihr:

280g Mehl, 4 El Kakaopulver, 120g Puderzucker, 200g Butter, 1 Ei, etwa 250g dunkle Kuchenglasur, 100ml Schlagsahne, 1 Tl abgeriebene Orangenschale (alternativ: Orangenaroma), 4 EL Orangensaft

280g Mehl, 4 El Kakaopulver, 120g Puderzucker, 200g Butter, 1 Ei und eine Prise Salz mit den Knethaken des Mixers gut durchkneten, sodass ein glatter Teig entsteht. Wenn gerade Schnee liegt, haltet eure Hände einfach für eine Minute in den kalten Schnee, kurz kalt abwaschen und dann direkt den Teig weiterverarbeiten. Andernfalls könnt ihr den Teig auch einfach für etwa eine Stunde in den Kühlschrank oder für 10 Minuten ins Gefrierfach legen.

Mehlt eure Hände, den Untergrund und das Nudelholz gut ein. Nehmt euch am besten erst mal nur einen Stück des Teiges vor. Rollt es aus, steckt möglichst schnell möglichst viel Plätzchen aus und legt sie schnell auf ein Backblech. Je wärmer der Teig wird, desto mehr klebt er! Nehmt euch so den ganzen Teig vor und für 8 Minuten kommen die Plätzchen dann bei 180° in den Ofen (Umluft 160°).

Während die Plätzchen backen und anschließend gut auskühlen, könnt ihr euch der Schokolade widmen. Die dunkle Kuchenglasur wird mit den 100ml Schlagsahne vorsichtig erhitzt (es brennt sehr schnell an! Also lieber eine Stufe runterschalten und sehr viel rühren), die Orangenschale und den Orangensaft hinzugeben und zur Seite stellen. Wenn die Schokoladen-Masse gerade anfängt zäh zu werden, ist sie perfekt. Auf jeden zweiten Keks (dreht sie am besten um, denn die Unterseite sieht meistens nicht so hübsch aus) kommt ein dicker Klecks Schoko-Masse. Einen zweiten Keks (am besten auch mit der Unterseite) presst ihr schnell drauf. Wenn ihr alle Kekse so „gedoppelt“ habt, könnt ihr die übrige Schoko-Masse wieder etwas erhitzen, sodass sie schön flüssig wird. Klappt das nicht so richtig oder ist zu wenig Schokolade übrig geblieben, könnt ihr einfach etwas Sahne nachgeben. Nehmt euch dann einen Teelöffel, beladet ihn mit etwas Schoko-Masse und verteilt sie über den Keksen. Haltet den Löffel einfach ein wenig schräg und bewegt ihn schnell über die ganz eng aneinander gerückten Keks-Doppeldecker hinweg.

Spritzgebäck

Für etwa 50 Kekse braucht ihr:

500g Mehl, 300g weiche Butter oder Margarine, 100g Puderzucker, 2 Eier, 2 Päckchen Vanillinzucker, 1 gehäufter TL Backpulver, 1 Päckchen Puddingpulver (Vanille zum Kochen)

Als Erstes widmet ihr euch dem Fett. Wenn ihr Butter verwendet, lasst sie am besten eine halbe Stunde liegen, damit sie weich werden kann. Die Eiligen unter euch können natürlich auch eine Mirkowelle bemühen. Das Fett müsst ihr so lange mixen, bis es schaumig ist. Anschließend könnt ihr nach und nach die 100g Puderzucker hinzugeben, die 2 Eier unterrühren und zuletzt die 2 Päckchen Vanillinzucker, eine Prise Salz und das Päckchen Vanillepuddingpulver hinzugeben. Ganz zum Schluss kommen noch die 500g Mehl und der Teelöffel Backpulver hinzu.

Knetet den Teig solange durch, bis er schön glatt geworden ist. Meistens ist er allerdings ziemlich klebrig. Eine halbe Stunde im Kühlschrank (oder für die Eiligen 10 Minuten im Gefrierfach) hilft aber.

Nun liegt es an euch, wie es weitergeht. Wer einen Fleischwolf zur Hand hat, kann den Teig einfach durchdrehen. Natürlich funktioniert aber auch die klassische Förmchen Variante. Aber, egal für welche Möglichkeit ihr euch entscheidet, nehmt euch aber am besten nicht gleich den ganzen Teig auf einmal vor, sonst fängt er bei Raumtemperatur schnell wieder an klebrig zu werden.

Anschließend geht es bei etwa 180° für 8 bis 10 Minuten in den heißen Ofen. Ganz besonders lecker werden die Plätzchen übrigens, wenn ihr ihnen noch einen Überzug mit dunkler Schokolade verpasst.

Müsli-Kekse

Für etwa 50 Kekse braucht ihr:

200g entsteinte Backpflaumen, 250g weiche Butter, 3 Eier, 320g kernige Haferflocken, 100g Zucker, 100g Mandelblättchen, 100g Rosinen, 1 gestrichener TL Backpulver, 1/2 TL Zimt

Noch bevor ihr richtig loslegt, könnt ihr den Backofen auf 150°C (Umluft 130°) vorheizen und schon ein Backblech mit Backpapier auslegen – das Vorbereiten dauert nämlich nicht viel länger als Müsli mischen.

Als erstes müsst ihr die Backpflaumen vierteln und anschließend die Butter, den Zucker und die Eier etwas schaumig rühren. Gebt danach einfach die übrigen Zutaten, also den Zimt, das Backpulver, die Backpflaumen, Rosinen, Mandelblättchen und Haferflocken, dazu und rührt das Ganze gut durch.

Bei den Haferflocken solltet ihr darauf achten, dass es wirklich kernige und keine zartschmelzenden sind, weil letztere in Verbindung mit Butter im Ofen schnell mal zu Matsch werden und die Kekse dann nicht mehr wirklich etwas mit Müsli gemeinsam haben. Setzt anschließend mit zwei Teelöffeln Häufchen aus Müsli-Masse auf das mit Backpapier ausgelegte Blech und schiebt es für etwa 15 Minuten in den Ofen. Wenn ihr die Kekse wieder aus dem Ofen holt, verteilt sie am besten auf Küchenpapier und lasst sie dort abkühlen: Die geschmolzene Butter wird dadurch noch etwas weggesaugt und bleibt nicht in den unteren Keksschichten.

Butterplätzchen

Für ziemlich viele Plätzchen braucht ihr:

400g Mehl, 270g Butter, 175g Zucker, 1 Ei, 1 Päckchen Vanillinzucker, die abgeriebene Schale einer unbehandelten Zitrone oder alternativ Zitronenaroma, eine Prise Salz

Im Grunde kann bei diesen Plätzchen überhaupt nichts schief gehen: Wenn ihr alle Zutaten gut verknetet und für eine halbe Stunde in den Kühlschrank legt, kommt dabei ein Teig heraus, aus dem Plätzchen ausgestochen werden können.

Die elegantere Version sieht vor, dass ihr zuerst Zucker, Vanillinzucker, Salz, Butter und das Ei verrührt und erst anschließend Mehl und Zitronenschale dazugebt – im Grunde ist das aber vollkommen egal. Nachdem der Teig eine halbe Stunde im Kühlschrank gelegen hat (lasst ihn wirklich so lange liegen, dann klebt er nicht so), könnt ihr ihn auf der gut bemehlten Arbeitsfläche ausrollen, Plätzchen ausstechen und diese dann im vorgeheizten Ofen bei 180°C (Umluft 160°C) goldgelb backen.

Wie lange das dauert, hängt stark davon ab, wie groß eure Ausstechformen sind, es kann aber durchaus schon nach 10 Minuten so weit sein. Verzieren könnt ihr die Plätzchen dann so, wie es euch gefällt – gar nicht, mit Schokolade, Zuckerguss…

Kokosmakronen

Für etwa 40 Makronen braucht ihr:

250g Kokosraspeln, 200g Zucker, runde Backoblaten und 4 Eiweiß

Für dieses Gebäck braucht ihr nichts weiter als ein bisschen Fingerspitzengefühl (und am besten einen Mixer, ansonsten könnte das Backen wirklich anstrengend werden): Schlagt zuerst das Eiweiß steif und hebt anschließend den Zucker und die Kokosraspeln unter. Mit zwei Teelöffeln oder alternativ auch den Fingern könnt ihr dann kleine Häufchen auf die Backoblaten setzen und diese auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech bei 180°C (Umluft 160°) in den Backofen schieben.

Fertig sind die Makronen, wenn sie außen hellbraun sind. Das kann durchaus eine Weile dauern, aber Achtung: Die Farbe verändert sich, wenn die Makronen erst einmal hellbraun sind, sehr schnell zu einem dunklen Braun und dann sind sie innen nicht mehr saftig. Vergesst also nicht, immer mal wieder auch in kurzen Zeitabständen einen Blick in den Ofen zu werfen!

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Eisbein ohne Sauerkraut https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/eisbein-ohne-sauerkraut/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/12/eisbein-ohne-sauerkraut/#respond Sun, 11 Dec 2011 23:01:56 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2223 Es ist kalt, es ist grau, es ist ungemütlich – der Winter regiert den Norden mit harter Hand. Wann genau ich mich das letzte Mal in einem warmen, stickigen Vorlesungssaal nach einer Abkühlung in der Wakenitz gesehnt habe, weiß ich schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Stattdessen ertappe ich mich immer häufiger dabei, wie ich meine Schildkröte um ihre Wechselwarmigkeit beneide. Fünf Monate in einem kuscheligen Kühlschrank einfach mal so vor sich hin dösen, die Seele bei einem Ruhepuls von etwa zehn baumeln lassen und dabei vom letzten Sommer träumen. Unvorstellbar, wie erholsam eine solche Aktion sein muss. Natürlich nur für die betreffende griechische Landschildkröte. Ich dagegen friste mein gleichwarmes Dasein im frostigen Norden und bin froh über jede Minute in meiner herrlich warmen Wohnung.

Aber natürlich, wenn in der Lübecker Innenstadt der Weihnachtsmarkt ruft, dann gibt’s auch für mich keine Alternative, als mich mit allen warmen Klamotten zu bewaffnen, die man eben übereinander anziehen kann, und mich todesmutig in die eisige Kälte zu stürzen. Man möchte doch eigentlich meinen, dass drei Pullover, eine dicke Winterjacke, Mütze, Schal, Handschuhe, zwei Paar Socken und die mit angeblich besonders wärmendem Lammfell gefütterten Stiefeln ausreichen dürften. Nun, ehrlich gesagt fühlte ich mich, als ob ich gerade auf dem Weg zum Casting für ein neues Michelin-Männchen wäre, aber da mir im Hausflur noch schön warm war, störte mich das herzlich wenig. Doch dieser Zustand war leider nur von kurzer Dauer.

Als die Umgebungstemperatur abfiel, tat es ihr die Temperatur meiner Zehen und Finger gleich. Nach etwa einer Stunde verabschiedete sich dann das Gefühl in meinen Zehen. Das vermochte weder der Glühwein vor dem Rathaus, noch das Lagerfeuer auf dem Mittelaltermarkt ändern. Doch gerade, als ich anfing, darüber nachzudenken, wie lange meine Zehen wohl auch ohne Gefühl vor sich hin vegetieren können, erblickte ich ein Wesen, das mir den Rest gab. Äußerlich betrachtet konnte ich verblüffende Ähnlichkeiten mit Lisa erkennen, doch das konnte nicht sein. Definitiv nicht. Denn das Wesen war mit dünnen, ungefütterten Stiefelletten, einer Strumpfhose, einem extrem kurzen Minirock, einer Jacke, die ich bestenfalls noch im Spätsommer angezogen hätte, und einem Schal, der ungefähr so viel Haut bedeckte wie ein Fingerring, bekleidet. Das war‘s. Keine Handschuhe, keine Mütze, keine blau angelaufenen Lippen. Dem Wesen war tatsächlich warm.

Der Anblick ließ mich für eine Sekunde sogar die Eiszapfen an meinen Füßen vergessen. Doch dann hatte ich mich wieder so weit gefasst, dass wenigstens ein „Ist dir nicht kalt?“ über meine zitternden Lippen kam. Die Frage bereute ich jedoch umgehend. Nicht, weil ich jetzt auch noch befürchten musste, in meinem Mund etwaige temperaturbedingte Gefühlsausfälle beklagen zu müssen, sondern weil Lisa anfing, mir einen scheinbar endlosen Vortrag über wärmende Luftpolster zu halten. Tragischerweise habe ich diese mit meinen vielen Lagen eiskalt ausgelöscht. Offensichtlich war mir also nur kalt, weil ich mich zu warm angezogen hatte. Ja klar, und das nächste Mal kram ich einfach Pudelmütze und Zwei-Meter-Schal raus, wenn mir der Hochsommer Schweißperlen auf die Stirn treibt.

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Auf die Plätze, fertig, los! https://www.studentenpack.de/index.php/2011/11/auf-die-platze-fertig-los/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/11/auf-die-platze-fertig-los/#respond Tue, 22 Nov 2011 09:40:21 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2132 Je jünger das Semester, desto größer die Pläne. Reisen, das wäre an den Wochenenden doch eine angenehme Abwechslung zum Studienalltag. Kiel, Hamburg oder gar Kopenhagen – die Möglichkeiten scheinen nahezu unbegrenzt zu sein. Und auch der Weg, auf dem wir unsere Ziele erreichen können, scheint geebnet zu sein. Schließlich ziehen sich tausende Kilometer Schienen durch Deutschland und den Rest der Welt. Ganz einfach könnten wir die ganze Welt bereisen. Theoretisch. Wäre da nicht ein kleines Problem – die Bahn selbst.

Haben wir Sommer, so fallen die Klimaanlagen aus. Haben wir dagegen Winter, vereisen die Gleise. Und wenn gerade nichts von alledem für Verspätungen sorgen kann, kommt es mal wieder zu einem Streik der Zugführer, zu Getriebeproblemen an der Lok oder ganz einfach zu einer nicht weiter kommentierten Verspätung um „wenige Minuten“. Irgendwas ist eben immer dafür verantwortlich, dass die Züge nicht so fahren, wie sie es doch eigentlich tun sollten.

Doch selbst wenn man erst einmal seinen Fuß in einen der Züge gesetzt hat, nimmt der Ärger noch lange kein Ende. „Sitzplatzreservierung“ lautet das magische Wort, das normalerweise zivilisierte Menschen neuerdings in egoistische „Platzgeier“ verwandelt.

Ich erwarte ja gar nicht, einen freien Doppelsitz für mich und meinen Rucksack zu ergattern, wenn ich mir schon die 2,50 € für die Reservierung spare. Aus Prinzip, versteht sich. Doch kann ich nicht auch als offensichtlich minderwertiger „nicht-Reservist“ ein gewisses Maß an Respekt und Akzeptanz erwarten? Klar, wenn ein Zug zum Bersten voll ist, dann bleibt manchmal einfach keine Alternative als der Stehplatz vor dem Klo, aber wenn der Zug leer ist, und ich meine wirklich leer, nur etwa fünf Personen in einem Abteil, ist es dann nicht egal, wo man sitzt? Nun, offensichtlich nicht. Eigentlich deutete ja alles darauf hin, dass mir eine durch und durch harmonische Zugfahrt vergönnt war. Der Zug war nur mäßig gefüllt und ich bekam die Möglichkeit, es mir für ganze zwei Stunden auf einem Platz so richtig gemütlich zu machen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass besagter Platz zum Zeitpunkt meiner Eroberung noch nicht reserviert war. Doch ich muss zugeben, es war ein durchaus schöner Platz, den ich da besetzte. In Fahrtrichtung, am Fenster und dann noch an einer Vierer-Sitzgruppe, die ich ganz für mich alleine genießen konnte. Man konnte fast neidisch werden auf mich und mein Plätzchen. Nun, „Mann“ wurde es nicht, „Frau“ dagegen schon.

„Sie sitzen auf meinem Platz.“ Mit einem Gesichtsausdruck, von dem sie selbst vermutlich glaubte, dass er autoritär wirkte, blickte nach zwei friedlichen Stunden plötzlich eine Mittvierzigerin auf mich hinab. Als ich die Dame jedoch nur verständnislos anblickte und keine Anstalten machte mich von der Stelle zu rühren, wurde sie schnell deutlicher. „Ich habe diesen Platz reserviert, auf dem Sie da sitzen. Würden Sie bitte aufstehen.“ Erstaunlicherweise klang es gar nicht so sehr nach einer Bitte, sondern vielmehr nach einem Befehl. An der Tatsache, dass das Abteil mittlerweile jedoch fast so leer gefegt war, wie das Audimax an Heiligabend, änderte das freilich nichts. Konnte die Frau denn nicht sehen, dass ich mich in den vergangenen zwei Stunden schon beinahe häuslich eingerichtet hatte, auf „meinem“ Platz? Wäre nicht irgendeiner der unzähligen anderen freien, nicht reservierten Plätze ebenso gut gewesen wie „meiner“? Scheinbar nicht, denn Gnade schien besagter Frau ganz offensichtlich ein Fremdwort zu sein. Überhaupt gewann ich zunehmend den Eindruck, als ob die Frau mich und meine Argumente gar nicht verstand. So blieb mir am Ende keine andere Alternative, als das Schlachtfeld zu räumen und den unausweichlichen Umzug anzutreten. Wie im Zeitraffer packte ich meine Siebensachen zusammen, erhob mich gemächlich und wechselte mit einem nicht zu überhörenden Seufzer von meinem Fensterplatz in Fahrtrichtung der Vierer-Sitzgruppe auf der rechten Gangseite auf den freien, nicht reservierten Fensterplatz in Fahrtrichtung der leeren Vierer-Sitzgruppe auf der linken Gangseite.

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Ein einziges “Hin und Her” https://www.studentenpack.de/index.php/2011/11/ein-einziges-hin-und-her/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/11/ein-einziges-hin-und-her/#respond Tue, 22 Nov 2011 09:39:34 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2130 Wer in Lübeck wohnt, der kommt um die Kultur in dieser Stadt eigentlich gar nicht drum herum. Schließlich ist der ganze Altstadtkern von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden. Doch abgesehen vom Shoppen mit Flair sind es doch relativ wenige kulturelle Höchstleistungen, zu denen man sich als Student regelmäßig aufraffen kann. Extra in die Stadt ins Theater fahren? Ganz so günstig kommt man dabei meistens nicht weg. Eigentlich wäre eine DVD ja auch ganz reizvoll. Aber ein Besuch im Theater wäre ja schon wirklich etwas besonderes, quasi eine grell leuchtende Neontafel im tristen grauen Alltag. Allerdings müsste man ja auch noch so viele andere Dinge berücksichtigen…

Georg Männel | StudentenPACK.

Ein „Hin und Her“ wie es im Buche steht. Doch der bevorstehende Dezember verspricht endlich Abhilfe zu schaffen und zwar in Form eines Stücks, das in Anbetracht der Situation keinen besseren Titel tragen könnte: „Hin und Her“. Doch anstatt sich mit den Lappalien zu beschäftigen, die unseren Alltag prägen, thematisiert die Komödie aus der Feder von Ödön von Horvarth das gleichsam traurige wie auch bedauernswerte Schicksal des Ferdinand Havlicek.

Doch halt, eine traurige Komödie? Auf den ersten Blick erscheint es schwer vorstellbar, wie sich solch ein Genre überhaupt realisieren lässt. Diejenigen unter euch, die sich allerdings zu einem zweiten Blick motivieren lassen, dürften spätestens beim Besuch von „Hin und Her“ schnell eines Besseren belehrt werden.

Die Geschichte spielt irgendwo im Nirgendwo, mitten auf einer Brücke, die den Grenzübergang zwischen zwei Staaten bildet. Ein eigentlich unschuldiger Ort, dessen Einöde und Bedeutungslosigkeit sich wohl kaum übertreffen lassen. Eigentlich. Wäre da nicht Ferdinand Havlicek. Ausgewiesen von dem einen Staat, nicht aufgenommen vom anderen, in dem er doch eigentlich geboren wurde, sitzt Havlicek mitten auf der Brücke zwischen den beiden Staaten fest. Eine Alternative als in einem ständigen „Hin und Her“ von einem Brückenufer zum anderen zu ziehen, gibt es für ihn nicht. Doch jede hilfesuchend vorgetragene Bitte um Asyl wird ihm von den Verantwortlichen kaltherzig abgeschlagen. Auf der Brücke fristet Havlicek nun sein trauriges Dasein. Allein. Denn alles, was ihm aus seiner alten Heimat noch bleibt, ist ein kleines schäbiges Bündel, das er stets geschultert bei sich trägt.

„Hin und Her“ zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie die Bürokratie mit ihrer harschen, gefühllosen und oftmals nicht nachvollziehbaren Art das Leben eines Menschen zerstören kann. Ein individuelles Schicksal wird auf nichts weiter als einen Amtsvorgang reduziert und Mensch und Amtsvorgang werden gleichsam mal hin, mal her geschoben.

Nach der Steifheit und den lahmen Floskeln, die solch ein Thema für gewöhnlich mit sich bringt, werdet ihr bei „Hin und Her“ jedoch lange Ausschau halten. Ob es nun Unterhaltungen in hemmungslos überspitztem Bildungsjargon oder ungehaltene Gefühlsausbrüche von einem der Protagonisten sind, die Lachmuskulatur wird definitiv nicht drum herum kommen, sich einer anstrengenden Trainingseinheit zu unterziehen.

Doch, soviel sei vorab verraten, auch die Romantik-Junkies unter euch werden auf ihre Kosten kommen. Neben Havliceks traurigem Schicksal hat die Komödie nämlich auch noch eine herzergreifende Liebesgeschichte zu bieten, die von der verbotenen Liebe zwischen dem jungen Grenzwächter Konstantin und der hübschen Eva erzählt. Aber auch die jeweiligen männlichen Begleitungen dürfen an dieser Stelle erleichtert aufatmen, denn auch für sie hält „Hin und Her“ ein schmackhaftes Bonbon bereit. Der trügerische Schein der Unschuld, den die Brücke verströmt, ist in Wirklichkeit nämlich nichts weiter als ein verräterischer Deckmantel, hinter dem sich allerlei kriminalistische Machenschaften und brisante Heimlichkeiten ereignen. Über diese darf an dieser Stelle jedoch leider nicht mehr verraten werden. Aus Heimlichkeitsgründen versteht sich.

Was allerdings verraten werden darf, sind natürlich Ort und Zeit der Vorführungen. Wie immer gastiert das Studententheater im Café Altes Kesselhaus auf dem Campus-Gelände. Neben der Premiere am 9. Dezember (Freitag) um 19:30 Uhr wird es weitere Vorführungen am 10., 13. und 15. Dezember, ebenfalls um 19:30 Uhr, geben.

Ihr seht, es gibt also mehr als genug unschlagbare Argumente sich nach dem ganzen „Hin und Her“ endlich für „Hin und Her“ zu entscheiden.

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Wenn der große Hunger kommt https://www.studentenpack.de/index.php/2011/07/1937/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/07/1937/#respond Thu, 14 Jul 2011 08:00:22 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1937 Es stehen lange, sommerliche Semesterferien bevor und das StudentenPACK hat einige Studenten gebeten, aufzuschreiben, in welchen Bars und Restaurants sie sich besonders wohlfühlen. Längst nicht alle sind ein Geheimtipp, und die Preise nicht durchgehend studentenfreundlich, doch vom schnellen Döner bis zum mehrgängigen Menü, von vegetarisch bis fleischreich ist alles dabei. Dies sind die Texte, die uns erreicht haben. Wir wünschen einen guten Appetit.

Das Affenbrot

So richtig lecker und freundlich ist es im Café Affenbrot. Das einzige vegetarische Bistro in Lübeck und Umgebung bietet nicht nur ein nettes und lichtdurchflutetes Ambiente, sondern auch die freundlichste und sympathischste Bedienung in ganz Lübeck. Das Menü reicht von leckeren vegetarischen Pizzen über verschiedene vegetarische Burger-Kreationen bis hin zu süßem Nachtisch. Zum Frühstück bietet das Affenbrot, das um 09:00 Uhr öffnet, Vollwertbrötchen und Eier von Freiland-Hühnern und Trans Fair-Kaffee.

 

 

 

Susanne Himmelsbach | StudentenPACK.

Es ist diese kreativ-freundliche Atmosphäre, wegen der das Affenbrot mein Lieblingsrestaurant in Lübeck ist. Es ist einfach schön, sich mit Freunden dort zu treffen und sich bei Essen und ein paar Bier bis in den späten Abend zu unterhalten; das Affenbrot schließt erst um Mitternacht (Sonntags bereits um 22:00 Uhr). Wer möchte, kann im Affenbrot auch Go spielen. Das Affenbrot findet ihr in der Kanalstrasse 70, die Preise sind absolut studentenfreundlich.

Das Aroma

Im Jahr 2008 hat der Italiener im MGZ, dem medizinischen Gesundheitszentrum in der Paule-Ehrlich-Straße 1-3, eröffnet. Seitdem werden dort von Montag bis Sonntag eben typisch italienisch Pizza, Pasta, Antipasti, Tiramisu und Co. angeboten Die Preise sind human, die Bedienung sehr freundlich und das Essen ist der Hammer, so dass man sich freut, dass die Pizzen so schön groß sind.

 

 

 

Aroma

Das Besondere am „Aroma“ ist jedoch das Ambiente. Das an sich ziemlich große Restaurant ist in mehrere kleinere Räume unterteilt. Außerdem sind die Tische nicht einfach lieblos aneinandergereiht, sondern voneinander so durch südländische Deko getrennt, dass ein angenehmes Gefühl von „Privatsphäre“ entsteht und man nicht von seinen Nachbarn beim Essen beobachtet wird. Im Sommer ist außerdem noch die Innenhofterrasse geöffnet. Obwohl diese in dem Innenhof des MGZ liegt, dessen Fassade ja nicht gerade durch seinen umwerfenden Charme besticht, wird auch hier durch einen künstlich angelegten Fluss, der durch ein Sandsteinbett fließt, durch kleine Dächer mit roten Ziegeln sowie durch Fackeln und Laternen, ein gemütliches, mediterranes Flair erzeugt.

Und für diejenigen, die eher Wert auf Entertainment legen, gibt’s auch noch einen Bar- und Loungebereich, wo auf einem großen Flachbildschirm regelmäßig Fußballspiele der Bundesliga, Championsleague, Weltmeisterschaft usw. übertragen werden.

Das Lachswehr

Eventuell bekommt ja der eine oder andere Student in den Ferien Besuch seiner Eltern. Und das dürfte eine der Grundvoraussetzungen sein, wenn man im Lachswehr essen gehen möchte – denn das Lachswehr ist teuer! Wer allerdings gerne in gutes Essen investiert (beziehungsweise seine Eltern investieren lässt) und eine wirklich schöne Atmosphäre zu schätzen weiß, der ist hier genau richtig aufgehoben: Im stilvollen Gastraum wird man nicht nur zum Tisch begleitet: Nachdem einem die Jacken abgenommen wurden, wird auch noch der Stuhl zurecht gerückt. Und dann kommt das Essen! Das Fleisch ist außen knusprig und innen auf die Sekunde genau gerade noch leicht rot, das Gemüse zergeht auf der Zunge – hier wird wirklich hervorragend gekocht. Dazu wird immer der passende Wein kredenzt und, wenn das Glas leer ist, auch vom Kellner gleich wieder nachgeschenkt. So zieht es sich durch alle Gänge und man wünscht sich eigentlich nur, dass es nie endet. Und wenn es dennoch irgendwann enden muss, dann doch mit einem der wirklich großartigen Desserts.

Zum tollen Essen hinzu kommt die wirklich sehr schöne Lage direkt am Wasser, mittem im Grünen und mit Blick auf einen kleinen Yachthafen gibt es auch eine Terasse. Laut Information auf der Homepage sind hier übrigens Gäste genauso willkommen, wenn sie statt eines mehrgängigen Menüs einfach ein Glas Bier trinken wollen – das wäre also die Alternative ohne zahlende Eltern und auch durchaus sommertauglich. Wer Lust auf einen exquisiten Abend hat, der findet dieses Restaurant in der Lachswehrallee 38, direkt hinter der Brücke, wo die Straße in die Possehlstraße mündet.

Taverna Dafni

Etwas abseits von den üblichen Pfaden liegt die Taverna Dafni an der Kronsforder Landstraße 12, kurz bevor Lübeck im Süden zu Ende ist. Eigentlich kommt man dort nur auf dem Weg von oder zur Autobahn vorbei – und genau bei so einer Gelegenheit, gepaart mit knurrendem Magen, entdeckte ich dieses griechische Restaurant. Natürlich bietet die Speisekarte alles, was man von einem Griechen erwartet, also vor allem Fleischgerichte, Meeresfrüchte, Aufläufe und viel Gemüse. Beim ersten Mal bestellte ich Lammkotlett und war auf der Stelle hin und weg davon, wie zart und perfekt gewürzt das Fleisch war. Auch die gemütliche Einrichtung mit bemalten Wänden, warmem Licht und vielen Pflanzen und die freundliche Bedienung trugen ihren Teil bei.

 

 

 

Philipp Bohnenstengel | StudentenPACK.

Seitdem ich das letzte Mal dort war, ist leider schon einige Zeit vergangen, mittlerweile wurden die Fassade und der große Garten offenbar einer Generalüberholung unterzogen. Doch der regelmäßig bis in den letzten Winkel gefüllte Parkplatz lässt mich guten Gewissens diese Empfehlung aussprechen.

Zum Alten Zolln

So etwas wie das inoffizielle Wirtshaus der Uni ist das alte Zolln. Ein fester Platz auf der Kneipenrunde in der Vorwoche lässt Studenten das Zolln kennenlernen, bevor das Studium wirklich begonnen hat. Die vielen Semesterabschlusstreffen und Promotionsfeiern, die traditionell ebenfalls im Zolln stattfinden, sorgen dafür, dass ein Student den Laden nicht vergisst. Das Zolln liegt mitten in der Innenstadt, in der Mühlenstrasse 93-95, und wenn das Wetter es zulässt, kann man drinnen wie draußen sitzen; oft gibt es Livemusik. Das Zolln bietet zudem die Möglichkeit, Doppelkopf zu spielen.

Die Bedienung ist freundlich, die Atmosphäre fast immer fröhlich, aber es ist das Zolln Dunkel, das eigene Bier des Zollns, das es mir angetan hat. Ein großartiges Bier, bei dem man einen Tag perfekt ausklingen lassen kann. Neben Bier gibt es im Zolln auch eine Küche mit regionaler Küche.

Akasia

In der Innenstadt, gar nicht weit von der Fußgängerzone entfernt, versteckt sich in der Mühlenstraße 51 ein kleiner Dönerladen hinter einer Bushaltestelle. Wann immer einen das Hungergefühl heimsucht, kann man hier – unter anderem – Döner für derzeit 3,30 Euro kaufen, sei es abends/morgens nach einem Disco-Besuch oder nachmittags beim Shopping, denn Akasia hat rund um die Uhr geöffnet. Einen kleinen Preisnachlass kann man als Stammkunde bekommen: Es gibt eine Bonuskarte zum Sammeln von zehn Stempeln, um einen elften Döner gratis zu erhalten.

Auch wenn der Laden insgesamt nicht besonders groß ist, wurde der Innenraum dennoch sinnvoll in zwei Bereiche unterteilt: einen durch eine Glastür abgetrennten Raucherbereich im hinteren Teil, einen Nichtraucherbereich im vorderen Teil direkt am Tresen. In den wärmeren Monaten besteht außerdem noch die Möglichkeit, sich an die Tische direkt vor dem Laden zu setzen.

Für mich ist Akasia die erste Wahl, wenn ich in der Innenstadt bin und Lust auf einen Döner habe, da mich sowohl die Größe als auch der Geschmack der angebotenen Döner überzeugen.

Amo

Wer in Lübeck gute thailändische Küche oder Sushi genießen möchte, ist bei Amo an der richtigen Adresse. In der Beckergrube 72 gelegen und von außen recht unscheinbar, strahlt es im Inneren eine gemütliche Ruhe aus. Leider sitzt man fast immer auch am Gang, da das Restaurant schlauchartig ist. Da es aber auch nicht sehr groß ist, stört dies kaum, da nie Hektik aufkommt. Eine Reservierung ist zu den Stoßzeiten deshalb zu empfehlen. Die Karte ist überschaubar, bietet aber trotzdem Abwechslung. Neben Curries, Wokgerichten und Sushi gibt es asiatisch inspirierte Suppen, Salate und Vorspeisen.

Ehemals war in den Räumlichkeiten des Amo das Nui, welches sich jetzt in der Hüxstrasse 91-93 befindet und ähnliche Speisen anbietet. Auch dies ist einen Besuch wert. Dort liegt der Fokus aber auf dem „to go“/Imbiss-Konzept.

Ali Baba

Fast jeder liebt Döner. Doch die türkische Küche hat mehr zu bieten als diesen leckeren Imbiss und damit meine ich nicht PommDöner oder Lahmacun. Wer die Welt dahinter entdecken möchte, sollte einmal Ali Baba besuchen. Döner wird man hier vergebens suchen. Dafür gibt die Karte andere leckere Gerichte her. Auch wenn die türkische Küche sehr Fleisch- und Knoblauchlastig ist, so werden hier auch Vegetarier und Geruchsempfindliche etwas zum Schlemmen finden. Für mäkelige oder wählerische Gäste, die sich nicht auf Neues einlassen wollen, bietet Ali Baba ein paar Standardgerichte wie Pizza und Pasta. Unter den über 100 Gerichten wird also für jeden etwas dabei sein. Eigentlich muss man nicht erwähnen, dass man auch typisch türkische Getränke wie Ayran, Efes Bier, Mokka, Raki und türkischen Tee bekommt.

Das Ambiente ist wenig aufregend und die Möglichkeiten draußen zu sitzen leider sehr beschränkt. Dafür wird bei gutem Wetter die, komplett aus Glas bestehende, Vorderfront geöffnet, so dass das ganze Restaurant frische Luft einatmen kann, sofern nicht gerade ein Bus an Fünfhausen 5–11 vorbeifährt – Yamas & Afiyet Olsun.

Sherry & Port

Das Sherry & Port ist ein kleines Tapas-Restaurant in der Fleischhauerstrasse 90. Das Ambiente ist gemütlich urig, wenn auch sehr dunkel. Es ist aufgrund der Größe sehr zu empfehlen, einen Tisch zu reservieren. Allerdings sollte man nicht mit zu vielen Leuten hier auftauchen, da es dann sehr eng werden kann. 2-6 Personen ist perfekt. Dann wählt man sich am besten aus der reichhaltigen Karte ein paar Dinge aus, welche man gemeinsam teilt. Die Menge an Köstlichkeiten aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Zusätzlich zur Karte gibt es wechselnde Angebote, weshalb man immer auch die Bedienung nach aktuellen Tagesempfehlungen fragen sollte. Man sollte aber vorsichtig sein, dass man aus Hunger nicht zu viel auf einmal bestellt. Tapas sind zwar generell nur kleine Portionen, aber trotzdem kann man auch davon schnell satt werden. Zudem passen auf die kleinen Tische auch leider nicht sehr viele Teller. Dadurch wird das Essen manchmal zu einem logistischen Erlebnis.

 

 

 

Susanne Himmelsbach | StudentenPACK.

Neben dem Essen kommt im Sherry & Port aber auch das Trinken nicht zu kurz. Es gibt eine große Auswahl an Weinen, Ports, Sherries und weiteren Getränken. Sehr lecker ist auch die angebotene Mischung aus Superbock-Bier und Portwein. Bei einem Besuch wird man so nur einen Bruchteil des Angebots testen können, aber ein zweiter, dritter, … Besuch lohnt sich immer.

Wichtig bleibt noch zu erwähnen, dass nur bar gezahlt werden kann, nicht mit Karte.

Markgraf

Das Markgraf in der Fischergrube 78 gehört zu den höherpreisigen Restaurants in Lübeck. Wer aber gutes Essen und hervorragenden Service schätzt, lässt sein Geld an der richtigen Adresse. Das Markgraf wurde deshalb schon von vielen Restaurantführern ausgezeichnet und empfohlen.

Der Speiseraum ist zwar nicht riesig, bietet aber dennoch genügend Platz, um auch mit einer Gesellschaft hier seinen Abschluss o.ä. zu zelebrieren. Die Räumlichkeiten haben schöne hohe Decken mit alten Balken. Auch das Tischambiente und die restliche Einrichtung sind stimmig.

Der Service ist sehr zuvorkommend und stellt sich gut auf den Gast an. Auch wenn man nicht täglich in solchen Restaurants verkehrt, kommt man sich nicht fehl am Platz vor. Obwohl einem sehr schnell nachgeschenkt wird, wenn das Glas leer ist und immer jemand zu Stelle ist, falls man eine Frage oder einen Wunsch hat, kommt einem der Service nie aufdringlich oder nervend vor. Man nimmt ihn fast nicht wahr. So sollte es überall sein.

Das Wichtigste ist aber natürlich das Essen und im Markgraf wird man nicht enttäuscht. Entweder man isst à la Carte oder man wählt einen der Menüvorschläge, bei dem man noch die Wahl zwischen der Anzahl der Gänge hat. Aber selbst bei den Menüs ist es kein Problem, einen Gang gegen ein anderes Gericht zu tauschen. Die Zubereitung und Qualität der verwendeten Produkte ist tadellos, vom Geschmack ganz zu schweigen.

Die kulinarische Richtung zu definieren ist nicht einfach. Am besten ist es wohl als deutsche gehobene Küche mit mediterranen Einflüssen zu bezeichnen. Als Geheimtipp empfiehlt sich das Überraschungsmenü. Für drei Gänge inkl. einem Glas Wein bezahlt man 35 €. Damit man nicht böse überrascht wird, kann man Unverträglichkeiten und Lebensmittel, die man nicht mag, vorher angeben. Dies gilt natürlich auch für alle anderen Gerichte.

Don Vito

In einem alten Turmgebäude an der Ecke Krähenstrasse/Rehderbrücke befindet sich etwas unscheinbar das italienische Restaurant Don Vito. Hier wird man meistens vom Chef persönlich empfangen, der auch gerne mal ein kleines Gespräch am Tisch beginnt und immer einen lockeren Spruch auf Lager hat. Wenn man den groben Inhalt der Karte aufzählt, wird jeder denken: typischer Italiener. Bruschetta, Pasta, Pizza. Es ist aber nicht nur der gute Geschmack, der diesen Italiener von anderen abhebt, sondern auch, dass es gerade nicht die typischen Pizza- und Pastagerichte sind, die hier serviert werden. Zutaten wie „in Prosecco gekochten Feigen mit Zimt“, Büffelmozzarella, Wildoregano, gebratene Spitzmorcheln, frische Trüffel oder eingelegte Auberginen findet man in anderen Pizzerien sehr selten. Gleiches gilt für die Bruschetta-Variationen und die Pastagerichte. Zudem schmeckt es auch noch. Das schlägt sich zwar leicht im Preis nieder, aber arm wird man trotzdem nicht.

Das Ambiente kann da leider nicht ganz mithalten. Zwar ist das Gebäude sehr schön, aber die dicken Mauern und kleinen Fenster lassen leider sehr wenig Licht ins Innere. Dafür ist es aber schön kühl. Ein paar Plätze gibt es auch draußen, aber dies nur auf Plastikstühlen direkt an der Straße. Dennoch sollte man sich davon nicht abschrecken lassen und hier mal eine etwas andere Pizza genießen.

Die Alte Mühle

Wer gut, aber nicht überteuert essen und dazu ein gutes Glas Wein trinken möchte, der ist in der Alten Mühle am Mühlendamm 24 richtig. Hier werden zu angemessenen Preisen (4,90–8,60 Euro) Flammkuchen mit verschiedensten Belägen serviert, darunter Kombinationen, auf die man wohl niemals selbst gekommen wäre, die aber alle ausgesprochen gut schmecken. Auch die Salate, zu denen selbstgebackenes Brot serviert wird, sind zu empfehlen. Abseits davon gibt es eine abwechslungsreiche Auswahl verschiedener weiterer Gerichte, die jeden einen Leckerbissen finden lassen. Den größten Teil der Karte nimmt jedoch der Wein ein: Bei einer Auswahl von 31 verschiedenen Weinen ist wirklich für jeden etwas dabei. All dies kann dann entweder im Garten am rauschenden Mühlenbach oder im urigen Mühlenhaus in gemütlicher Atmosphäre genossen werden. Leider hat die Alte Mühle nicht so viele Tische, sodass man für größere Runden rechtzeitig reservieren sollte. Dennoch: Die Alte Mühle ist mein Tipp des Sommers!

Das Bellahoo und das Cargo

Mit dem Bellahoo hat die dritte Lübecker Strandbar eröffnet. Es befindet sich auf dem Cargo, dem Party-Schiff an der Kanalstraße, das Ende des vergangenen Jahres seine Pforten geöffnet hat. Auf dem Deck des Schiffes kann man frei zwischen verschiedenen Entspannungsgraden wählen: zivilisiert am Tisch, entspannt auf Korbmöbeln mit großen Kissen oder einfach gechillt in Liegestühlen auf Sand. Dazu gibt es Getränke jeder Art, tolle Cocktails und mit Sicherheit Urlaubsfeeling. Genau wie in der darunter liegenden Cargo-Lounge gibt es auch im Bellahoo kleine Snacks, wie beispielsweise einen hervorragenden Flammkuchen.

 

 

 

Susanne Himmelsbach | StudentenPACK.

Und wenn der Abend in der Bar doch mal länger wird als geplant, kann man ihn auch ebenso gut im Bauch des Schiffes fortsetzen. Dort befindet sich nicht nur oben erwähnte Lounge mit Barbetrieb, sondern auch eine Disco mit zwei Floors. Hier gibt es meistens ein recht ansprechendes und abwechslungsreiches Programm für (fast) jeden Geschmack und manchmal sogar Live-Musik.

 

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Sommer, Sonne und ein kleines bisschen meer https://www.studentenpack.de/index.php/2011/07/sommer-sonne-und-ein-kleines-bisschen-meer/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/07/sommer-sonne-und-ein-kleines-bisschen-meer/#comments Mon, 11 Jul 2011 04:00:36 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1967 Lübeck und das Wasser. Das gehört zusammen wie die Mensa und der Eisstand. Schon bei der Vorwoche werden einige von euch mit Sicherheit Bekanntschaft mit der im Oktober doch recht frischen Trave gemacht haben. Sie umfließt nicht nur unsere Altstadt-„Insel“, sondern verbindet unser Hansestädtchen auch mit der Ostsee. Neben der Trave hat unsere Lübecker Innenstadt jedoch auch noch den „Krähenteich“ zu bieten. Außerdem schließt noch die Wakenitz an die Altstadt an und fließt bis in den Hochschulstadtteil. Und wer sich schon einmal zu einer Fahrradtour entlang der Wakenitz aufgemacht hat, der kennt wohl auch den von der Wakenitz abzweigenden „Kleinen See“, kaum mehr als einen Kilometer von der Uni entfernt.

Allein an der Wakenitz liegen insgesamt drei Naturbäder: das Naturbad Marli, das Naturbad Eichholz „Kleiner See“ und das Naturbad Falkenwiese. Doch auch an dem Krähenteich bietet sich die Möglichkeit, in dem seit 2001 wiedereröffneten „Altstadtbad Krähenteich“ quasi mit „mit einem Hauch von Geschichte“ schwimmen zu gehen. Dieses Jahr feiert das Altstadtbad sein 111-jähriges Jubiläum. Zusätzlich zu diesem Angebot kann Lübeck jedoch auch noch mit zwei Freibädern (Freibad Moisling und Freibad Schlutup) aufwarten sowie mit insgesamt drei Hallenbädern. Dem Zentralbad in der Lübecker Innenstadt, dem Sportbad St. Lorenz und dem Schwimmbad Kücknitz.

Neun Schwimmbäder in den verschiedensten Stadtteilen von Lübeck und zusätzlich steht gerade die beste Zeit zum Schwimmengehen vor der Tür. Das war für uns Anlass genug, über die verschiedenen Bäder für euch mal ein paar Informationen zusammenzustellen, damit euer nächster Ausflug auch kein Reinfall wird.

Die tabellarische Übersicht über den Vergleich von Lübecks Hallen-, Frei- und Naturbädern findet ihr in unserer aktuellen Ausgabe. Klickt einfach auf den Link auf der rechten Seite.

 

Mitten im Grünen kann man am "Kleinen See" fernab vom Alltagsstress mal so richtig ausspannen. Foto: Sarah Sandmann

 

Ein Schwimmbad finanziert sich nicht von selbst

Für einen sportlichen Tag zum Ausspannen zwischen zwei Klausuren oder für einen faulen Tag am Ufer der Wakenitz in den Sommer-Semesterferien hat unsere Hansestadt also einiges zu bieten. Doch drei Hallenbäder, zwei Freibäder und vier Naturbäder in einer einzigen Stadt mit gut 200.000 Einwohnern, die die Ostsee quasi vor der Haustür liegen hat, wirkt schon ein wenig dekadent.

Auch wenn im Jahr 2010 insgesamt mehr als 400.000 Besucher alleine in den drei Hallenbäder sowie den Freibädern Schlutup und Moisling verzeichnet werden konnten, reicht diese Besucherzahl nicht aus, um Lübecks Schwimmbädern aus den roten Zahlen zu helfen. Die Einnahmen beliefen sich im letzten Jahr auf 1,2 Millionen Euro. Diese werden von den notwendigen Ausgaben jedoch mehr als übertroffen. So rechnet Sieglinde Schüssler, Direktorin der „Lübecker Schwimmbäder“, damit, dass „für 2011 ein Defizit der Bäder in Höhe von 4.180.000,–€“ eingeplant werden muss. Folglich können die Lübecker Schwimmbäder nicht ohne städtische Zuschüsse überleben. Im Vergleich zu den anderen Bädern der Stadt weist das Sportbad St.Lorenz noch den höchsten Grad an Wirtschaftlichkeit auf. Grund dafür ist, dass es, abgesehen von den drei Wochen während der Sommerferien, in denen es reinigungsbedingt geschlossen ist, das ganze Jahr über geöffnet ist. Die 50m-Bahnen, die eine echte Rarität sind, machen das Bad attraktiv für überregionale und internationale Wettkämpfe. Zu der Gesamtzahl an Besuchern steuert das Sportbad annähernd 50% bei.

Relativ gering im Vergleich dazu erscheinen die Besucherzahlen der Freibäder. Nicht einmal 25.000 Badegäste konnte das Freibad Moisling im letzten Jahr verzeichnen, obwohl es für fünf Monate geöffnet war. Schuld daran war wohl das Wetter. Denn wer schwimmt schon gerne draußen an einem kalten, grauen Septembertag. Die Fixkosten werden dadurch jedoch nicht vermindert. Ob Besucher kommen oder nicht. So attraktiv Freibäder also auf die Besucher auch wirken, so unattraktiv sind sie für die Betreiber.

 

Nicht alle Betreiber sind gleich

Von den Freibädern und den Hallenbädern, die von „Lübecker Schwimmbäder“, einem Eigenbetrieb unserer Hansestadt, unterhalten werden, sind die drei Naturbäder und der Krähenteich klar abzugrenzen. Für ihren Erhalt und Betrieb kommt der Gemeinnützige Verein Naturbäder Lübeck e.V., bzw. der Förderverein Altstadtbad Krähenteich auf. Seit dem Jahr 2005 liegt die Verantwortung für die Naturbäder bei dem Zusammenschluss von insgesamt drei Vereinen (ursprünglich einer pro Naturbad), der damit unsere Hansestadt abgelöst hat, die zuvor auch noch Träger dieser Bäder war.

Heute engagiert sich der Gemeinnützige Verein besonders dafür „die an der Wakenitz liegenden […] Flussbäder auch für zukünftige Generationen zu erhalten, Denkmalpflege zu betreiben, den Schwimmsport und die Gesundheit zu fördern“, worauf man auf ihrer Internetseite hingewiesen wird. Und diese Ziele verfolgen sie offensichtlich recht erfolgreich. Noch im Jahr 2001 mussten die Naturbäder im Sommer zeitweilig geschlossen werden, da eine plötzlich auftretende Blaualgenblüte das Baden zu gefährlich gemacht hat. Blaualgen, die in Wirklichkeit gar keine Algen sondern Bakterien sind, können durch ihre rasante Vermehrung innerhalb kürzester Zeit in einem Gewässer an einem warmen Sommertag auftreten, wenn besonders viele Nährstoffe in dem Wasser enthalten sind. Schuld daran sind meistens Bauern, die ihre am Flussufer gelegenen Felder zu stark düngen. Bei einem Regenschauer werden die überschüssigen Nährstoffe dann direkt in den Fluss gespült. Da es sich bei über 80% des Wassereinzugsgebietes der Wakenitz um landwirtschaftlich genutzte Fläche handelt, dürfte die Blaualgenblüte im Jahr 2001 nicht unbedingt verwunderlich erscheinen.

Direkte schädliche Auswirkungen der Blaualgen gehen von den Toxinen aus, die manche Arten von ihnen produzieren. Diese Gifte können bei Menschen bei Kontakt Reizungen von Haut, Schleimhaut und Augen sowie Entzündungen auslösen. Beim Verschlucken von Blaualgen kann es sogar zu Übelkeit, Durchfall und Erbrechen kommen. Doch auch für das Gewässer selbst bringen Blaualgen unangenehme Folgen mit sich. Sterben die großen Mengen an Bakterien ab, werden sie in einem sauerstoffverbrauchenden Prozess abgebaut. Sauerstoffmangel ist die unmittelbare Folge davon, die zum massiven Fischsterben führen kann. Die Wasserqualität wird durch eine Blaualgenblüte somit erheblich vermindert.

An diesen Vorfall von vor zehn Jahren erinnern jetzt jedoch nur noch recht verstaubte Tafeln an den Naturbädern, die Anweisungen für das Verhalten im Falle einer plötzlich auftretenden Blaualgenblüte geben. Um die Sicherheit der Badegäste zu gewähren, wird alle zwei Wochen das Wasser jedoch genau untersucht. So konnte der Gemeinnützige Verein, der für Lübecks Naturbäder verantwortlich ist, über die letzten Jahre sicherstellen, dass „die Wakenitz bei Wasserproben nur einwandfreie Ergebnisse in der höchsten Qualitätsklasse“ lieferte.

Bei all diesen ehrgeizigen Zielen, die der Verein verfolgt, kommt man aber nicht drum herum zu bemerken, mit was für geringen Eintrittspreisen, im Vergleich zu den städtisch betriebenen Schwimmbädern, die Realisierung offensichtlich zu finanzieren ist. Denkmalspflege und Co. für 1,50€ pro Person gegenüber 4,00€, ein Betrag, der lange noch nicht ausreicht, um die Ausgaben zu decken.

Klar, 4,00€ sind auch noch kein Weltuntergang. Laut Sieglinde Schüssler ist dieser Eintrittspreis „für einen Erwachsenen ohne Zeitlimit immer noch sehr günstig, wenn Sie den Preis […] mit sonstigen Freizeitaktivitäten vergleichen“. Eigentlich gibt es diesen „günstigen Preis“ aber erst seit 2010. Als Maßnahme gegen die finanzielle Misere, in der sich die Lübecker Hallen- und Freibäder befinden, wurden in dem Jahr die Eintrittspreise erhöht. Darauf haben die Lübecker reagiert und sind schlicht und einfach weniger schwimmen gegangen. Insgesamt wurden etwa 30.000 Besucher weniger gezählt als noch im Vorjahr. Von langer Dauer ist solch ein Trend nach einer Tariferhöhung jedoch nicht. Schon für die ersten fünf Monate dieses Jahres, für die bereits die Besucherzahlen vorliegen, lässt sich wieder eine Zunahme des Besucherstroms erkennen. Aber was für eine andere Möglichkeit hat man auch im Winter. Die günstigeren Naturbäder sind geschlossen und für einen alternativen Kinobesuch oder Vergleichbares zahlt man gut und gerne mehr als das Doppelte.

 

Das Lübecker Zentralbad wurde 2005 von grundauf saniert. Quelle: Zentralbad

 

Überall lauern Kosten

Wenn man Ausgaben und Einnahmen der Schwimmbäder vergleicht, so zeigt sich doch, dass die Preiserhöhung keinem reichen Betreiber zugutekommt, sondern schlichtweg das Überleben der Bäder sichern soll.

Eine immense Summe verschlingen die Gehälter der Angestellten. Ganze drei Millionen Euro müssen dafür pro Jahr kalkuliert werden. Hinzu kommen noch die Kosten für die Reinigung des Wassers, wie auch des Beckens. Alle vier Wochen lassen die Lübecker Schwimmbäder ihre Wasserqualität durch ein Hygieneinstitut untersuchen. Um den gegenwärtig hohen Standard dauerhaft aufrecht zu halten, sind teure Techniken im Einsatz, die auch gut gepflegt werden wollen. Und weil den Betreibern das noch nicht genügt, werden alle drei Hallenbäder, wie ihr im direkten Vergleich nachlesen könnt, jedes Jahr für drei Wochen geschlossen (natürlich zeitversetzt). Die Zeit wird dafür genutzt das komplette Wasser aus den Becken zu lassen, die Becken und Hallen grundzureinigen und auszubessern und auch die Technik, wo es anfällt, zu reparieren. Dass solche grundlegenden Arbeiten während des Betriebs nicht realisierbar sind, erscheint ebenso logisch wie auch die Wahl der Sommerferien als Zeitpunkt für die Schließung der beiden größten Hallenbäder, dem Zentralbad und dem Sportbad St.Lorenz. Schließlich haben die Freibäder in genau dieser Zeit Hochbetrieb und können als Alternative herhalten. So werden die Kosten, die die dreiwöchige Schließung mit sich bringt, noch relativ gering gehalten, auch wenn „Personal- und Sachkosten, auch wenn ein Bad geschlossen ist, weiter[laufen]“, wie Sieglinde Schüssler betont. Alles in allem muss für Wärme, Strom, Wasser und Abwasser rund eine Million Euro pro Jahr ausgegeben werden. Tendenz, aufgrund der steigenden Energiepreise, leider steigend.

 

Sanieren oder nicht sanieren – das ist hier die Frage

Es ist nun neun Jahre her, seitdem die Lübecker Bäder nicht mehr im Besitz der Stadt sind, sondern von dem Eigenbetrieb „Lübecker Schwimmbäder“ unter der Leitung von Sieglinde Schüssler geführt werden. Damals wurden „völlig überalterte und marode Bäder übernommen“. Ein regelrechter „Sanierungsmarathon“ startete im Jahr 2003. Die komplette Neugestaltung des Freibades Schlutup wurde in die Hand genommen und durch die Mithilfe des Gemeinnützigen Vereins Lübeck-Schlutup e.V., der in einer Sammelaktion 844.000€ für die Sanierung aufgebracht hat, am 17. Mai erfolgreich beendet. Das zweite Etappenziel wurde im Dezember 2005 erreicht. Die Entkernung und Neugestaltung des Zentralbades wurde für insgesamt rund 3,5 Millionen Euro realisiert. Die dritte Etappe führte die Bauunternehmen und Architekten zum Schwimmbad Kücknitz. Hier wurde von den Umkleiden bis zum Schwimmbecken quasi alles erneuert und saniert. Nachdem 1,5 Millionen Euro ausgegeben worden waren, konnte das Bad pünktlich zum 1. August 2008 wieder eröffnet werden. Und zwar sogar ziemlich wortwörtlich. Das Schwimmbad besitzt seit der Sanierung eine Schiebetür entlang der Längsseite des Beckens, die im Sommer fast komplett geöffnet werden kann und so eine Integration der Liegewiese ermöglicht.

An dieser Stelle gönnt sich die Sanierung gerade eine kleine Ruhepause, doch Pläne für 2012 gibt es bereits. Stimmt die Bürgerschaft zu, wird ab 2012 die Sanierung des Freibades Moisling, inklusive Solaranlage, in Angriff genommen werden. Das hierbei nachwievor vorherrschende Problem stellt jedoch die Finanzierung solcher Pläne dar. Die Arbeiten, die zur Bestandserhaltung und Gebäudeunterhaltung dienen, gelten nach dem Handelsrecht nicht als Investitionen. Daher sind sie aus dem laufenden Budget zu bezahlen. Alles was jedoch über den direkten Ersatz von Vorhandenem herausgeht, ist sehr wohl eine Investition vor dem Gesetz und muss dementsprechend über Darlehen finanziert werden, da hier keine unterstützenden Zuschüsse von der Stadt gezahlt werden. Doch für jedes Darlehen müssen Zinsen gezahlt werden, ebenso Tilgungen. Im schlimmsten Fall arbeitet sich das sanierte Schwimmbad durch die Investitionen also nur noch weiter in die finanzielle Schieflage. Noch ist nicht klar, auf was für eine Summe sich die Kosten für die Sanierung des Freibades Moisling belaufen werden, da, laut Sieglinde Schüssler, „ein hoher Reparaturaufwand besteht, den man ganz schlecht kalkulieren kann“.

Verbleibt als Fünfter im Bunde das Sorgenkind, das Sportbad St.Lorenz. Eine Grundsanierung ist unumgänglich, darüber sind sich alle Beteiligten einig. Doch die Realisierung wirft große Probleme auf. Im Gegensatz zu den anderen Bädern ist eine längerfristige Schließung des Sportbades ausgeschlossen. Der Vereinssport sowie auch der Schulsport in Lübeck sind auf das Bad angewiesen und können nicht einfach „ausquartiert“ werden. Außerdem sind die Kosten für die Sanierung so hoch, dass auf die Einnahmen aus den Besucherströmen eigentlich gar nicht verzichtet werden kann. Weiterhin planen die Verantwortlichen, das Dach des Sportbades mit Solarthermie zu nutzen, um so die Stromkosten langfristig zu senken. Das ist allerdings erst in 15 Jahren möglich, da das Dach gegenwärtig noch an einen privaten Pächter vermietet ist. Weiterhin sind auch immense Umbauten geplant, die einen großen Arbeitsaufwand mit sich bringen, wie zum Beispiel der Einbau einer Schiebetür, wie sie bereits bei dem Schwimmbad Kücknitz zum Einsatz kommt. Insgesamt wird es wohl mehrere Jahre dauern, bis der „Sanierungsmarathon“ mit dem Sportbad St.Lorenz ein Ende gefunden hat.

 

Was bringt die Zukunft?

Die „Lübecker Schwimmbäder“ sehen sich dazu berufen, den „Spagat zwischen Verantwortung und Freizeitangebot“ zu meistern. Für Sieglinde Schüssler sind die Bäder „gerne genutzte Dienstleister“, in denen Schwimmen und Schwimmarten erlernt werden können, Wettkämpfe ausgetragen werden, gesundheitsbewusste Menschen Sport betreiben, aber auch Familien einen „gerne genutzten Ferien- und Urlaubsersatz“ finden können. Um das Freizeitangebot von Schwimmbädern in Zukunft zu erweitern, sollen in absehbarer Zeit Turngeräte auf den Rasenflächen vor dem Sportbad St.Lorenz zum Einsatz kommen. Weiterhin sind zusätzliche Angebote für die Liegewiesen geplant, wie zum Beispiel Bewegungskurse.

Die Schließung eines der drei Hallenbäder in Lübeck steht trotz der ernsten finanziellen Lage nicht zur Debatte. Einerseits würden so Vereine ihrer Wettkampfstätten beraubt werden, andererseits wäre Lübeck damit um eine Freizeitaktivität für Familien ärmer. Da alle Hallen in unterschiedlichen Stadtteilen unserer Hansestadt liegen, weisen sie auch alle einen unterschiedlichen Einzugsbereich auf. Eine Schließung würde nicht zuletzt auch viele Frühschwimmer um die Möglichkeit eines morgendlichen Sprungs ins kühle Nass berauben, da die alternativen Hallen zu weit entfernt sind.

Auch eine saisonale Schließung eines Hallenbades erscheint den Betreibern eher kontraproduktiv als nützlich zu sein. Zwar weisen die Freibäder in den Sommermonaten einen immensen Besucheransturm auf, doch können die Hallenbäder ihre Besucherzahlen das ganze Jahr über relativ konstant halten. Die Schließung für zwei oder drei Monate würde also mehr Kosten als Nutzen mit sich bringen. Ein Problem, mit dem alle Schwimmbäder in den Sommermonaten konfrontiert werden, stellt der personelle Engpass dar. Die ganzjährlich beschäftigten Arbeitskräfte müssen für die arbeitsintensiven Sommermonate auf die Frei- und Hallenbäder verteilt werden, während sie sie den Rest des Jahres lediglich in den Hallenbädern arbeiten. Allerdings plant Sieglinde Schüssler, wenn die an erster Stelle stehende Sanierung der Bäder abgeschlossen ist, die „Einstellung von Saison- und Honorarkräften statt festen Mitarbeitern“. Doch schon heute wird das fest angestellte Personal bereits durch „Patenschaften“ und „Bad-Engel“ unterstützt. Das sind ehrenamtliche Mitarbeiter, die sowohl Gäste als auch zusätzliche Angebote im Bad betreuen, bzw. unterstützen.

Auf lange Sicht ist geplant, dass die Lübecker Schwimmbäder noch mehr Besucher anziehen und dabei optimal genutzt werden sollen, um die Einnahmen des Betreibers zu steigern und die zurzeit noch notwendigen Zuschüsse zu vermindern. Dazu sollen ein positives Klima, das von den Mitarbeitern verbreitet wird, indem sie die Besucher „freundlich und zuvorkommend behandeln“, sowie durch die fortwährende Modernisierung der Bäder und das Beseitigen von Kostentreibern beitragen. Die Möglichkeit, dass nach der Preiserhöhung von 2010 die Besucher für die Steigerung der Einnahmen in absehbarer Zeit erneut noch stärker zur Kasse gebeten werde, ist nicht sehr wahrscheinlich. Jedenfalls geht Sieglinde Schüssler nicht davon aus, „dass sich in absehbarer Zeit in unserem Preistarif etwas ändert“. Stattdessen dürfen wir uns weiterhin über die Vergünstigung freuen, die der „Lübeck-Pass“ mit sich bringt. Nicht nur Zivildienstleistende und Arbeitslose können ihn beantragen, sondern auch diejenigen unter euch, die BAFöG beziehen. Mit dieser Karte habt ihr dann die Möglichkeit zukünftig nur noch 50% des regulären Eintrittspreises in allen Lübecker Schwimmbädern zahlen zu müssen.

Bleibt an dieser Stelle eigentlich nur noch eine Frage unbeantwortet: In welches Schwimmbad geht’s zuerst?

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Lookin’ for Freedom https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/lookin-for-freedom/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/lookin-for-freedom/#respond Tue, 07 Jun 2011 20:32:55 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1334 Wer kennt das nicht? Das Wochenende steht bevor, die eigenen Pläne sind groß, doch das Budget ist klein. Eine etwas weitere Reise unternehmen, eine fremde Stadt besuchen oder einfach nur ein Wochenende im „Hotel Mama“ verbringen. Das wäre doch mal eine schöne Abwechslung vom Unialltag. Aber wie realisiert man solche Pläne am besten?

Die Reise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln

Das Fahrrad, das steht außer Frage, scheidet aus. Am sinnvollsten erscheint es daher, auf die öffentlichen Verkehrsmittel auszuweichen. Die Busse dürfen wir in Lübeck mit unserem Semesterticket immerhin kostenlos benutzen. Natürlich, mit Gepäck ist so eine Busreise nicht immer angenehm. Nicht selten stellt sich während der Fahrt, eingeklemmt zwischen einem Rollator und einem Kinderwagen, das berühmte Gefühl einer Sardine in der Büchse ein. Aber immerhin gelangt man so, vorausgesetzt man plant nicht früh morgens oder spät abends einen Bus zu nehmen, zum Lübecker Bahnhof, von wo die Reise weitergehen kann.

Doch auch eine Zugfahrt verläuft nicht immer stressfrei. Obwohl es BahnCards zu speziellen Studententarifen gibt, ist die Fahrt mit einem Zug recht teuer. Weiß man bereits im Voraus, wann man verreisen will, hat man zwar die Möglichkeit, ein günstiges Ticket über das Internet zu ergattern, doch ist dieses Kontingent meistens schnell erschöpft. Plant man eine spontane Reise anzutreten, so hat man keine Chance, noch ein Ticket zum Spartarif zu erstehen.

Weiterhin ist man in Zügen oft mit dem gleichen „Sardinenbüchsen-Problem“ konfrontiert, mit dem man schon im Bus Bekanntschaft machen durfte. Ohne Sitzplatzreservierung muss man sich zwangsläufig mit seinem Gepäck durch die engen Gänge zwängen, in der Hoffnung, irgendwo noch ein kleines freies Plätzchen zu erhaschen. Danach geht die Suche weiter, nun nach einem sicheren Platz für das eigene Gepäck. Die Ablagen über den Sitzen sind klein, in der Regel voll und für die weiblichen Reisenden nicht selten schwer zu erreichen. Die Gepäckablagen am Abteilanfang und –ende stellen da nur eine suboptimale Lösung des Gepäckproblems dar. Abgesehen davon, dass auch diese Ablagen meistens überfüllt sind, hat man während der Fahrt häufig nur einen schlechten Blick auf seine Reisetasche.

Hat man dagegen erst einmal einen guten Platz für sich und sein Gepäck gefunden, kann man sich häufig nicht entspannt zurücklehnen, sondern muss am nächsten Bahnhof schon wieder umsteigen. Und während man so an dem kalten Bahnsteig steht und wartet, dass der „in Kürze“ einfahrende Zug sich endlich zeigt, hofft, dass sich die Bahnmitarbeiter nicht zu einem neuen spontanen Streik durchgerungen haben und dass es keine wetterbedingten Zugausfälle gibt, wächst der Wunsch nach Unabhängigkeit, Freiheit und Mobilität.

Carsharing könnte die Lösung sein

Ein Auto. Das wäre definitiv eine Möglichkeit, um sich von den Unannehmlichkeiten, die die öffentlichen Verkehrsmittel mit sich bringen, zu befreien. Laut einer Studie des ADAC sind in Deutschland ganze 57 Millionen Autos zugelassen. Das bedeutet, dass mehr als acht von zehn Haushalten über ein eigenes Auto verfügen. Der „New Scientist“ hat allerdings herausgefunden, dass jedes dieser Autos pro Tag lediglich eine gute Stunde lang gebraucht wird. Die restlichen 23 Stunden des Tages bereitet es seinem Halter nur Kosten und natürlich die Freude, ein eigenes Auto in der Einfahrt stehen zu haben. Sprit, Kfz-Steuer, Versicherung, Kosten für den TÜV, kleinere Reparaturen, Reifen und nicht zuletzt auch der Wertverlust des Autos mit der Zeit, das alles führt dazu, dass von den Studenten, laut Focus-Online, nur weniger als jeder Dritte ein eigenes Auto besitzt. Die Sehnsucht nach Unabhängigkeit von den öffentlichen Verkehrsmitteln, wenigstens an einigen Tagen, besteht jedoch nach wie vor. Und so könnte das Modell des „Carsharings“ die perfekte Lösung für Studenten darstellen.

Doch was genau ist eigentlich „Carsharing“? Das Wort selbst legt ja schon einmal nahe, dass es sich um das Teilen eines Autos handelt. Im Grunde genommen trifft das die Idee von „Carsharing“ schon ganz gut. Ursprünglich wurde das Konzept entwickelt, um unsere Umwelt zu schützen und den CO2-Ausstoß zu vermindern. Das „Gemeinschaftsauto“, an einem zentralen Punkt geparkt, sollte gleich von mehreren Leuten genutzt werden und somit für zusätzliche Mobilität im Leben eines jeden sorgen. Von vielen Leuten wurde dieses Konzept allerdings als „Öko-Kram“ abgetan.

Zunehmend ist der Trend von einem Gemeinschaftsauto für mehrere Personen allerdings zu einem Auto für nur eine Person gegangen, das sich für einen kurzen Zeitraum, beispielsweise nur wenige Stunden, mieten lässt. Die Vermietung wird dabei über eine „Carsharing-Organisation“ abgewickelt. Diese unterhält die Autos, die auf zentral gelegenen Parkplätzen für die Mieter bereitstehen. Im Grunde genommen wird dabei allerdings die zunehmende Verstopfung unserer Straßen mit Autos nur noch weiter gefördert, anstatt zu einer Entlastung beizutragen.

Ein wichtiges Charakteristikum dieses klassischen „Carsharings“ ist, dass die Berechtigung, ein Auto anzumieten, mit einer Mitgliedschaft bei der entsprechenden Organisation einhergeht. Diese ist nicht selten mit einer Anmeldegebühr von 30 bis 100 € pro Fahrer verbunden. Zusätzlich fordern einige Organisationen noch einen monatlichen Beitrag (2 bis 32 €) ein. „StattAuto“, die einzige „Carsharing-Organisation“ in Lübeck, verlangt von seinen Kunden außerdem noch eine Kaution von 500 €.

Aus welchen Anteilen sich die Mietkosten für ein Auto zusammensetzen, ist abhängig von der entsprechenden Organisation. Beispielsweise zahlt man bei „stadtmobil carsharing“ und auch bei „StattAuto“ einen so genannten Zeittarif und zusätzlich noch einen Kilometertarif. Letzteren kann man quasi als „Tankpauschale“ betrachten, da die „Carsharing-Organisation“ hier die Tankkosten übernimmt. Der Zeittarif ist abhängig von dem gemieteten Auto und natürlich der Zeitspanne, über die man das Auto mietet.

Anders ist die Zahlung bei „car2go“ geregelt. Die Organisation bietet zwar ausschließlich Smarts an, dafür zahlt man allerdings auch nur für jede Minute, die man wirklich gefahren ist. Die Benzin- und Parkkosten sind inklusive, monatliche Beiträge gibt es nicht, eine Kaution muss nicht hinterlegt werden. Allerdings kann man die in Hamburg verfügbaren Smarts nur für maximal 48 Stunden mieten.

Ein Problem für uns in Lübeck stellt sicherlich unsere Abhängigkeit von „StattAuto“ dar. Ohne ortsansässige Konkurrenz bestimmt eine einzige „Carsharing-Organisation“ den Markt und bietet uns keine Möglichkeit, um den 500 € Kaution, den 100 € Anmeldegebühr und den monatlichen Beiträgen zu entkommen. Doch seit etwa einem halben Jahr beginnt sich ein ganz neues Netzwerk in ganz Deutschland aufzubauen, das uns schon bald eine Alternative bieten könnte.

Privates Carsharing als Alternative

Das Zauberwort lautet hier „privates Carsharing“. Als Vorreiter und Marktführer auf dem Gebiet gilt dabei ein kleines Unternehmen namens „tamyca“ (take my car), das erst seit August letzten Jahres existiert. Es wurde zum Teil sogar von Studenten gegründet, die sich der üblichen Probleme mit dem öffentlichen Verkehr und den klassischen „Carsharing-Organisationen“ bewusst waren. Daher haben sie das klassische Konzept überarbeitet und ein neues, attraktiveres Modell für Studenten ohne, aber auch für diejenigen unter euch mit Auto erstellt.

Die grundlegendste Änderung im Vergleich zum klassischen „Carsharing“ besteht darin, dass es keine Organisation gibt, die selbst Autos besitzt und diese ihren Kunden zur Verfügung stellt. Stattdessen ist „tamyca“ lediglich eine Internetplattform, auf der jeder Autobesitzer sich mit seinem Auto registrieren kann. Dieser kann dort individuell festlegen, wie viel es kosten soll, das betreffende Auto für vier Stunden, einen Tag und für eine Woche zu mieten. In der Regel liegen die Preise für einen Tag zwischen 10 und 50 €. Weiterhin werden die Zeiträume oder auch nur einzelne Tage festgelegt, an denen das Auto gemietet werden kann.

Gibt es einen Interessenten für ein Auto, so nimmt dieser mit dem entsprechenden Besitzer direkt Kontakt auf. Mit diesem kann abgestimmt werden, wann und wo genau das Auto abgeholt und zurückgegeben wird. Der Besitzer wird vorher über die Länge der Strecke aufgeklärt, die ein Mieter mit dem Auto beabsichtigt zu fahren. Wird diese Anzahl überschritten, muss der Mieter pro zusätzlichen Kilometer zahlen (mindestens zehn Cent). Um den Vermieter vor sämtlichen Unannehmlichkeiten zu schützen, falls es durch den Mieter zu einem Unfall kommt, greift eine spezielle Vollkaskoversicherung.

Die Kosten für den Mieter setzen sich bei „tamyca“ im Regelfall nur aus dem Mietpreis für das betreffende Auto, Geld für den verbrauchten Sprit und 7,50 € pro Tag als Gebühr für die Plattform „tamyca“ zusammen. Zwar muss man, um ein Auto vermieten oder mieten zu können, bei „tamyca“ angemeldet sein, doch ist diese Anmeldung kostenlos. Einen monatlichen Beitrag gibt es nicht, eine Kaution muss nicht hinterlegt werden.

Grund für dieses verhältnismäßig preiswerte Angebot ist, dass das Unternehmen „tamyca“ selbst mit nur sehr geringen Fixkosten konfrontiert ist. Es müssen keine neuen Autos gekauft werden, keine Parkplätze angemietet werden, keine Tankkosten für die Mieter übernommen werden. Im Prinzip zahlt jeder Mieter nur, was er auch wirklich selbst verbraucht und muss nicht für die Kosten aufkommen, die eine Organisation normalerweise auf seine Kunden umlegt. Im Allgemeinen ist der Mieter also mit deutlich geringeren Kosten konfrontiert, als wenn er bei einem der klassischen „Carsharing-Organisationen“ ein Auto mieten würde.

Einen weiteren Vorteil von „tamyca“ stellt die Verfügbarkeit von Autos dar. Obwohl die Plattform erst seit Oktober tatsächlich aktiv ist, werden bereits jetzt in großen Teilen Deutschlands viele Autos zur temporären Anmietung zur Verfügung gestellt. Sogar in Kappeln, einer Kleinstadt mit weniger als 10.000 Einwohnern, wird bereits ein Fiat zur Vermietung angeboten. Leider ist Lübeck zurzeit noch ein gänzlich unbeschriebenes Blatt, was das Angebot von Autos betrifft. Im Moment kann man nur in Kiel, Hamburg und Wismar Autos mieten.

Natürlich ist es auch eine Frage des Vertrauens, einer wildfremden Person sein Auto zu überlassen. Das sieht auch Michael Minis, Geschäftsführer der tamycaGmbH, ein. „Natürlich können wir verstehen, dass […] sich manche Menschen erst an den Gedanken, ihr Auto zu teilen, gewöhnen müssen.“ Wenn tatsächlich etwas passieren sollte, kann man sich zwar auf die Versicherung stützen, doch es fällt schwer zu glauben, dass dies gänzlich ohne Unannehmlichkeiten für den Vermieter ablaufen soll. Auch werden nicht alle Schäden an einem Auto zwangsläufig durch einen Unfall verursacht, beispielsweise eine starke Verschmutzung durch den Mieter. Doch für solch einen Fall gibt es das so genannte Rückgabeprotokoll. Dort wird die Verschmutzung erfasst und der Mieter muss für die Kosten aufkommen.

Problematisch könnte jedoch weiterhin die Koordinierung der Automietung sein. Besonders die klassischen „Carsharing-Organisationen“ schreiben sich auf ihre Fahnen, dass man nur zu ihren Fuhrparks kommen braucht, sich ein Auto aussucht und dieses via Chipkarte spontan mietet. Da gleicht der Weg über das Internet, wie es bei „tamyca“ der Fall ist, einem langen, umständlichen Umweg. Doch dabei handelt es sich ganz offensichtlich um ein Vorurteil. Wie Michael Minis betont gibt es „Fälle wo eine Anmietung innerhalb einer halben Stunde vor Fahrtantritt erfolgt“. In der Regel erfolgt die Anfrage bei einem Vermieter allerdings etwa zwei Stunden im Voraus.

Ein großer Vorteil von „tamyca“ in diesem Zusammenhang stellt zweifelsohne die völlige Unabhängigkeit des Portals von gewöhnlichen Öffnungszeiten dar. Ob am Tag oder in der Nacht, am Wochenende oder unter der Woche, ein Auto kann jederzeit abgeholt und zurückgebracht werden, sowie Vereinbarungen zwischen Mieter und Vermieter getroffen werden. In Fuhrparks werden die Pforten dagegen häufig schon um 18 Uhr in der Woche geschlossen und bleiben dies auch nicht selten das ganze Wochenende über.

Michael Minis ist überzeugt von „tamyca“ und dem Konzept: „Menschen verbinden, Ressourcen schonen und die Individualmobilität nachhaltig gestalten“. Die Gesamtanzahl der Autos auf unseren Straßen ist hoch genug, um jedem Einwohner Mobilität zu garantieren. Es kommt lediglich auf eine sinnvolle Koordinierung an, was die Verfügbarkeit der Autos betrifft. Wenn es gelingt ein dichtes Netzwerk aufzubauen, über das Gelegenheits-Autofahrer in einem quasi nachbarschaftlichen Kontakt zueinander stehen, dann, so glaubt Michael Minis, „können wir die Bedenken minimieren“.

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Alles grün, oder was? https://www.studentenpack.de/index.php/2011/05/alles-grun-oder-was/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/05/alles-grun-oder-was/#respond Sat, 21 May 2011 09:39:24 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/wordpress/?p=291 Der Mai ist da und gefühltermaßen ist die ganze Welt plötzlich grün geworden. Eigentlich schon erstaunlich, dass überhaupt noch ein Baum Blätter trägt, wo doch vor etwa drei Jahren das totale Waldsterben bereits unabwendbar schien. Ob das wohl unser Verdienst ist, dass wir diesem Schicksal noch einmal entkommen sind?

Die britischen Royals haben auf jeden Fall ihren Betrag dazu geleistet. Große, natürlich echte Bäume standen bei der Traumhochzeit von William und Kate mitten in der Kirche! Zuerst fühlte ich mich sehr an Weihnachten erinnert. Nur die Kugeln und die Strohsterne fehlten noch, um das Bild perfekt zu machen. Doch dann klärte mich ein sehr qualifizierter Reporter auf, dass diese Bäume Willis und Kates Engagement für unsere Umwelt unterstreichen sollten. Selbstverständlich werden die Bäume nach der Hochzeit wieder eingepflanzt.

Zu diesem Zeitpunkt musste ich erneut an Weihnachten denken. Nun jedoch mit einem durchaus schlechten Gewissen. Bringe ich etwa selbst meine Umwelt um, weil ich den Kauf von „geschlagenen“ Weihnachtsbäumen unterstütze?

Ich fühlte mich dazu berufen, irgendetwas zu unternehmen. Doch anstatt mir eine Plastiktanne für das nächste Weihnachtsfest bereits auf Vorrat zu besorgen, habe ich mich kurzentschlossen dazu durchgerungen, einer kleinen, einsamen Primel ein neues zu Hause zu schenken. Gesagt, getan und schon stand das kleine Ding auf meinem Schreibtisch.

Zugegeben, so hübsch sah es ja nicht gerade aus, denn um auch noch Geld für einen Blumentopf auszugeben, war ich nun einmal zu geizig. Und so musste sich die Pflanze in ihrem schwarzen Plastiktopf mit meiner Untertasse zufrieden geben.

Die nächsten zwei Tage verliefen ohne Zwischenfälle. Zwar hatte ich nicht direkt das Gefühl, als ob diese Pflanze mein Leben merklich bereichert hätte, doch als im Fernsehen ein Bericht darüber lief, wie wir alle unser Leben „grüner“ machen könnten, war ich schon fast davon überzeugt, zu einer Trendsetterin avanciert zu sein.

Doch dann kam es, wie es kommen musste. Der dritte Tag. Der Anfang vom Ende. Ich bekam Besuch. Natürlich war das an sich kein Grund zur Verzweiflung. Meine Freundin Lisa ist stets sehr bescheiden, so dass ihr eine einfache Tasse Früchtetee völlig ausreicht und sie nicht auch noch meine einzige Untertasse verwendet. So drohte sie erst gar nicht mit meiner Primel in einen Interessenskonflikt zu gelangen. Als Lisas Blick jedoch auf die betreffende Pflanze fiel, bekam sie große Augen. Ich hatte schon einen stolzen Kommentar auf den Lippen, als auch ich mal wieder einen Blick auf meine Primel warf. Oder besser gesagt, auf das, was noch von ihr übrig war. Die Köpfe gesenkt, die Blätter kraftlos, die Erde staubtrocken. Dies war offensichtlich die Rache dafür, dass ich auch zu geizig war, mir eine Gießkanne zu kaufen.

Meine Pflanze auf dem Arm stürmte ich in mein Bad und unter die Dusche. Mit einem Einsatz, von dem jeder Notarzt beeindruckt gewesen wäre, leitete ich erste Lebensrettungsmaßnahmen ein. Nach 10 Minuten intensiver Behandlung sah die Primel jedoch noch schlimmer aus als vorher.

In der Hoffnung, dass unsere Beziehung noch zu retten war, machte ich mich auf direktem Wege auf in den nächstgelegenen Supermarkt und investierte in einen giftgrünen Blumentopf, der war wenigstens runter gesetzt, und eine Gießkanne, die es leider nur zum regulären Preis gab.

Die nächsten Tage verhielt ich mich bemüht vorbildlich, goss meine Primel regelmäßig und gab ihr sogar einen Namen, Aphrodite, um sie anzuspornen, in absehbarer Zeit wieder annähernd schön auszusehen.

Nun, der Plan scheiterte. Am insgesamt siebten Tag unserer Beziehung war Aphrodite kaum noch als Primel erkenntlich. Die Blätter hatten einen ungesunden grüngrauen Farbton angenommen, die Konsistenz der Blüten war nicht minder besorgniserregend und die ehemals schwarze Erde hatte sich einen dichten weißen Pelz übergestreift. So entschloss ich mich zu einer letzten guten Tat für unsere Umwelt und warf Aphrodite auf den Komposthaufen meiner Nachbarn.

Vielleicht werde ich mir in absehbarer Zeit einen Quadratmeter Regenwald in Südamerika kaufen. So weit, wie der von mir entfernt ist, stehen die Chancen gut, dass ich es wohl nicht schaffen werde, diesen innerhalb von sieben Tagen kompostreif zu pflegen.

 

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