Zunächst zu der Frage: Was sind eigentlich Anamnesegruppen?

Die Anamnese bezeichnet das ärztliche (Erst-) Gespräch. Dieses wird unter Anleitung von studentischen Tutoren im Rahmen der Anamnesegruppen geübt und reflektiert. Zudem können hieraus entstandene Themen diskutiert werden. Bei jedem Treffen führt ein Teilnehmer das Patientengespräch mit einem „echten“ Patienten. Die anderen Teilnehmer hören zu, beobachten und geben dem Interviewer nach dem Gespräch ein genaues Feedback. Darauf folgt das Nachgespräch, in dem sowohl die Anamnese als auch sich daraus ergebende Fragestellungen diskutiert werden. Besonderer Wert wird hier auch auf schwierige Themen wie Tod und Sterben, Sucht, Sexualität und so weiter gelegt. Im Rahmen der Anamnesegruppen werden keine körperlichen Untersuchungen durchgeführt und es ist nicht das Ziel, eine Diagnose zu stellen, sondern das Gespräch mit dem Patienten zu üben und die Fragen und Probleme, die sich daraus ergeben, zu bearbeiten. Die Anamnese ist ein wichtiger Teil des täglichen Handwerkszeuges des Arztes und auch hier gilt das Motto: Übung macht den Meister!

Anamnesegruppen bieten die Möglichkeit, in geschütztem Rahmen das Patientengespräch zu üben. Hierzu gehört sowohl die Erhebung einer strukturierten und möglichst vollständigen Anamnese, als auch die Reflexion von Problemen und Konfliktsituationen im Umgang mit Patienten. Es werden gemein- sam mögliche Lösungsstrategien erarbeitet und die Selbst- und Fremdwahrnehmung geschult.

Eine entscheidende Besonderheit der Anamnesegruppen ist, dass sie nach dem Prinzip des Peer-Group-Learnings handeln. Dies bedeutet, dass man mit und durch Gleichgestellte, also Studierende, lernt. Das Projekt hat keinen Unterrichtscharakter, sondern Zielsetzungen und Lösungsstrategien werden von der Gruppe selbst erarbeitet.

An vielen Universitäten im deutschsprachigen Raum, sind Anamnesegruppen etabliert. Allerdings gibt es keine übergeordnete Organisation. Das jährliche Maitreffen – immer in anderen Städten und unter einem bestimmten Thema – dient dem Austausch zwischen den Anamnesegruppen. Es werden die unterschiedlichen Konzepte diskutiert und weiterentwickelt. Zu diesem Treffen waren explizit auch Unis eingeladen, an denen es keine Anamnsengruppen mehr oder noch keine gibt, damit diese sich Anregungen für eine eigene Gruppen holen können.

Aus diesem Anlass heraus sind wir drei Lübecker nach Homburg gereist. Wir trafen dort auf ungefähr 90 Studierende von 16 Unis. Thema dieses Maitreffens war „Grenzen und Tabus“. Dazu waren hochkarätige Referenten eingeladen, die spannende Workshops angeboten haben. In den Workshops wurden sowohl Vorträge gehalten, als auch praktische Übungen vorgestellt und ausprobiert. Neben den Workshops wurde in Plena ausgiebig über die verschiedenen Konzepte der einzelnen Unis diskutiert. Die Homburger Studenten haben sich bei der Ausrichtung des Maitreffens viel Mühe gegeben und nebst Workshops und Plena auch ein zum Kontakte knüpfen förderliches Begleitprogramm organisiert.

Wir haben viele interessante Eindrücke und Ideen aus Homburg mitgebracht und planen nun, auch in Lübeck eine oder vielleicht sogar mehrere Anamnesegruppen ins Leben zu rufen.

Dazu suchen wir dich! Wenn du Interesse hast, an einer Anamnesegruppe teilzunehmen oder sogar schon Erfahrungen an anderen Unis gemacht hast, dann melde dich doch bitte per Email bei der Fachschaft Medizin: fsmed@asta.uni-luebeck.de