Marlborough SoundSvenja Meyn | StudentenPACK.

Marlborough Sound

Die Luftlinie zwischen Deutschland und Neuseeland beträgt 18.385 km. Das ist bei einem Erdumfang von ca. 40.000 km so ungefähr das weiteste Ziel, das man sich aussuchen kann. Warum sollte man diesen zeitaufwändigen und teuren Weg also trotzdem auf sich nehmen? Die Gründe dafür füllen Reiseführer – ich werde euch auf den folgenden Seiten meine persönlichen Erfahrungen schildern.

Ein Grund für meine Entscheidung, nach Neuseeland zu gehen, war die Überbrückung des europäischen Winters auf der Südhalbkugel. Allein, einmal an Weihnachten in der Sonne am Strand zu liegen und geschmolzene Lebkuchen zu essen, wäre schon fast ein Grund, für diese weite Reise. Hinzu kam für mich, dass man in Neuseeland Englisch spricht (Wenn auch mit Kiwi-Akzent) und dass ich zahlreiche Bekannte von der Landschaft habe schwärmen hören. Darüber hinaus zog mich auch der simple Gedanke, an das andere Ende der Welt zu fliegen, irgendwie magisch an. Dies sind die Gedanken einer ahnungslosen deutschen Abiturientin, die nach Neuseeland gehen möchte. Ich habe mir das Ganze als Au-pair-Aufenthalt organisiert und mit meinem erarbeiteten Geld zwischendurch auf Reisen zusammen mit anderen Au-pairs das Land erkundet.

Neuseeland ist nicht groß und nicht besonders eng besiedelt: Auf einer Fläche, die etwas kleiner als Italien ist, leben circa 4,2 Millionen Einwohner, auch „Kiwis“ genannt. Kiwis sind entspannt, spontan und hilfsbereit: Die perfekte Voraussetzung für ein gastfreundliches Land. Neben den Einwohnern werden auch der neuseeländische Nationalvogel, der Akzent und natürlich die köstliche Frucht als „Kiwi“ bezeichnet. Von der geringen geografischen Größe kann man allerdings keineswegs auf einen geringen Reisewert schließen. Die neuseeländische Landschaft ist eine der vielfältigsten weltweit. Durch die Lage auf der Grenze zwischen der australischen und der pazifischen tektonischen Platte hat Neuseeland in großen Teilen eine hügelige Landschaft, malerische Bergketten mit Gletschern und Gletscherseen und eine ganze Menge Vulkane. Aber Neuseeland hat noch viel mehr zu bieten.

Beginnen wir im Norden. Am Cape Reinga, der Nordspitze Neuseelands, kann man tatsächlich in den Wassermassen erkennen, wie die Tasmanische See auf den Pazifischen Ozean trifft. Ein Stück weiter in Richtung Süden kann man den Ninety Mile Beach entlangfahren und in den Sanddünen surfen gehen. Im Waipoura Forest bestaunt man den mit einem Umfang von 13 Metern größten Kauri-Baum Neuseelands, bevor man einen Abstecher zur Bay of Islands macht. Das ist ein sehr beliebtes Urlaubsziel unter Neuseeländern, wo man Delfine sehen, Strände genießen und Kultur erleben kann.

Auf dem weiteren Weg nach Süden kommt man dann nach Auckland. Das ist mit 1,4 Millionen Einwohnern die mit Abstand größte Stadt Neuseelands. Das Stadtbild ist von zahlreichen inaktiven Vulkanen geprägt, vom Mount Eden aus hat man zum Beispiel eine wunderbare Aussicht. Noch weiter kann man vom Sky Tower aus blicken, der mit einer Höhe von 328 Metern der höchste Fernsehturm der südlichen Hemisphäre ist. Von dort aus sieht man auch das viele Wasser, das Auckland zu einer beliebten Stadt für Segler macht, weshalb die Stadt auch als „City of Sails“ bezeichnet wird. Von Auckland aus kann man nach Rangitoto Island fahren, bis zur Spitze des jüngsten Vulkans von Auckland laufen und auf dem Weg Massen von Vulkangestein bestaunen. Auch Waiheke Island ist ein sehenswertes Ziel, denn die Strände, Weingüter und Märkte dort sind nicht umsonst ein beliebter Ausflugsort für die Einwohner Aucklands. Wenn man noch ein wenig Zeit hat, kann man wunderbar an der Westküste Aucklands surfen oder im Waitakere Ranges Regional Park wandern gehen.

Blick auf Mount CookSvenja Meyn | StudentenPACK.

Blick auf Mount Cook

Von Auckland aus sollte man unbedingt in Richtung Coromandel fahren. Dort buddelt man sich am Hot Water Beach eine Grube, die sich wie von Zauberhand mit heißem Wasser füllt und schießt Fotos im Felsbogen der Cathedral Cove. Ein nicht ganz so bekanntes aber umso lohnenswerteres Ziel ist der etwas abseits gelegene New Chum Beach. Der Weg dorthin ist etwas abenteuerlich und nur zu Fuß zu bewältigen, aber für einen paradiesischen weißen Sandstrand vor einer tollen Felsenkulisse lohnt sich die Mühe allemal. Wenn man es nicht ganz eilig hat, sollte man auf dem weiteren Weg nach Süden auf jeden Fall dem Karangahake Gorge einen Besuch abstatten. Das ist eine beeindruckende Schlucht, in der man noch Überreste des ehemaligen Bergbaus entdecken kann.

Auf dem weiteren Weg durch Neuseeland sollte man nicht die hübsche Stadt Raglan verpassen, die wohl der beliebteste Surfspot in Neuseeland ist. Wer nicht surfen mag, dem sei eine Kajak-Tour empfohlen, auf der man zwischen einzigartigen Pancake-Rocks herumfahren kann (Ja, die sehen wirklich aus wie übereinander gestapelte Pfannkucken). In Tauranga hat man eine wunderbare Sicht von dem auf einer Landzunge liegenden Mount Maunganui und von Whakatane aus kann man zur White Island fahren und dort über Neuseelands einzige aktiver Vulkaninsel laufen. Unter Umständen könnte man dabei auf die Idee kommen, man sei auf dem Mond gelandet. Am Eastcape kann man den berühmten ersten Sonnenaufgang des Tages sehen (Wenn man die paar Inseln vernachlässigt, die noch näher an der Datumsgrenze liegen).

Nicht nur für Herr der Ringe Fans ist Hobbiton einen Umweg Wert. Das englische Wort „adorable“ bezeichnet das liebevoll hergerichtete Auenland wohl am besten. Dort kann man sich durch die Welt von Frodo und Co führen lassen und eventuell auf den Gedanken kommen, gleich selbst dort wohnen bleiben zu wollen.

Auf gar keinen Fall verpassen sollte man die Region um Rotorua, die von geothermaler Aktivität geprägt ist. Schon Neuseelands Ureinwohner, die Maori, haben die natürlichen heißen Quellen zum Baden und Kochen genutzt. Heute kann man sich von Maori durch Whakarewarewa Village führen lassen, von dort aus einen Geysir bewundern und ihre kulturellen, von Tanz und Gesang geprägten Shows besuchen. Man sollte sich jedoch nicht von dem allgegenwärtigen Schwefelgeruch abschrecken lassen, der einen in der ganzen Stadt an faule Eier denken lässt.

Tongariro National ParkSvenja Meyn | StudentenPACK.

Tongariro National Park

Eine weitere touristische Hauptattraktion sind die Waitomo Caves. Das ist ein atemberaubendes Höhlensystem, in dem man Glühwürmchen sehen, an steilen Felswänden und über Schluchten klettern oder in einem Gummiring durch das tiefschwarze Wasser des Waitomo Rivers treiben kann. Auf dem weiteren Weg lohnt sich ein Abstecher in die Region um Taupo, wo man zum Beispiel auf einer Segeltour ein in Fels gemeißeltes Maori-Kunstwerk sehen kann. Die nächste Station ist aber viel wichtiger: Der Tongariro National Park. Hier kann man Neuseelands beliebteste eintägige Wanderung machen. Zur Belohnung für die Strapazen der durch einige Höhenmeter durchaus anstrengenden Tour gibt es ein Foto vor dem Schicksalsberg aus dem Herr der Ringe und vor smaragdgrünen Seen.

An der südlichsten Spitze der Nordinsel Neuseelands findet man die Hauptstadt Wellington. Das ist eine sehr lebhafte kleine Stadt, in der ich mich sofort wie zu Hause (in Hamburg) gefühlt habe. In der Fußgängerzone trifft man auf Straßenkünstler und landet mitunter selbst in einer Menge tanzender Menschen. Von Wellington aus kann man mit der Fähre zur Südinsel fahren. Das sollte man auch, denn der Blick von der Fähre auf die malerische Fjordlandschaft der Marlborough Sounds lohnt sich.

Das nördlichste Must-See der Südinsel ist der Abel-Tasman Nationalpark. Dort kann man tagelang durch den Wald oder an der Küste entlang wandern und die einzigartige Natur mit goldenen Stränden und türkisfarbenen Buchten bestaunen. Ein Stück weiter südlich kommt mein absolutes Highlight: In Kaikoura kann man mit wilden Delfinen schwimmen! In einen dicken Neoprenanzug gezwängt und mit Schnorchel, Taucherbrille und Flossen ausgerüstet springt man vom Boot direkt in eine Herde von neugierigen und spielfreudigen Delfinen, die ihre Schwimmkünste vorführen und mit einem um die Wette im Kreis schwimmen. Hinterher duscht man heiß und verarbeitet bei einem heißen Kakao und neuseeländischen Gingernuts (unbedingt probieren!) sein Erlebnis.

Skyline AucklandSvenja Meyn | StudentenPACK.

Skyline Auckland

Etwa in der Mitte der Südinsel findet man den Mount Cook, der mit 3754 Metern der höchste Berg Neuseelands ist. In der Region kann man auch die Überreste von Gletschern sehen, die zu Zeiten vor der Klimaerwärmung einmal gigantisch gewesen sein müssen. Die Gletscherseen und -flüsse in der Umgebung haben durch den Abrieb des Gesteins, über den sich die Gletscher schieben, eine einzigartige türkisblaue Farbe. Außerdem kann man am Lake Tekapo ein „International Dark Sky Reserve“ besuchen, wo man aufgrund von besonders geringer Lichtverschmutzung unter guten Bedingungen einen sehr guten Blick in den Sternenhimmel hat. Man sollte allerdings nicht den Fehler machen und bei Vollmond hinfahren…

Zwei sehr schöne Orte, die man auf der Südinsel nicht verpassen sollte, sind Wanaka und Queenstown. In Wanaka kann man den sehr anstrengenden aber in jedem Fall lohnenswerten Roys Peak Walk machen, der einem nach drei Stunden steil bergauf laufen das Gefühl gibt, auf dem Gipfel der Welt zu stehen. Queenstown dagegen ist die „Nervenkitzel-Stadt“ Neuseelands. Dort kann man sich entscheiden zwischen Bungy-Jumping, Paragliding, Jetboot fahren und vielem mehr – oder alles machen. Nordwestlich von Queenstown liegt der Milford Sound: Ein Fjord, durch den man mit dem Boot fahren und dabei eine Landschaft voller Wasserfälle bestaunen kann. Wer selbst mit dem Campervan dort hinfahren möchte, sollte sich allerdings auf abenteuerliche Straßen gefasst machen.

Bag EndSvenja Meyn | StudentenPACK.

Bag End

Mit diesem kurzen Guide durch Neuseeland habe ich natürlich bei weitem nicht alles abgedeckt, was Neuseeland zu bieten hat. Je nach den eigenen Interessen kann man zum Beispiel in zahlreichen Nationalparks ausgiebige Wanderungen machen oder sich mit dem Fahrrad durch die hügelige Landschaft kämpfen. Außerdem kann man mit Sicherheit an vielen Stellen noch versteckte Paradiese finden, die ich auf meiner Reise nicht gesehen habe. Ich hoffe aber, dass ich euch einen Eindruck von der einzigartigen Vielfalt Neuseelands geben konnte und wer weiß – vielleicht verschlägt es euch ja eines Tages auf eine kurze oder auch längere Reise zu den Kiwis. Aber Vorsicht: Es haben sich schon Leute so in das Land verliebt, dass sie nicht wieder nach Hause gekommen sind!

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