Es war ein gemütlicher Sommertag, endlich hatten die Semesterferien begonnen. Draußen schien die Sonne, mein frisch aufgebrühter Kaffee duftete köstlich und ich scrollte entspannt durch Facebook.

„Die Universität zu Lübeck kooperiert mit der Universität Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate)“. Fast verschluckte ich mich an meinem Kaffee, als ich diesen Post bei Facebook gelesen hatte. Ich klickte schnell den Bericht an und las mir die Pressemitteilung der Universität durch: Es war die Rede von „Kooperation und kontinuierlichem Austausch von Studierenden“. Ich hatte bis jetzt noch nichts davon mitbekommen, dass die Universität auch mit solchen Ländern Kooperationen eingeht. Vor allem sprach der Präsident von einem wichtigen Schritt zur Internationalisierung der Universität zu Lübeck – bisher war dabei immer nur die Rede von Dänemark. Dass die Universität kaum englische Kurse anbietet ist für ihre Internationalisierungsoffensive ziemlich sicher nicht förderlich, aber das nur am Rande. Ich vergrößerte das Bild, das zur Pressemitteilung geschossen wurde, und sieben mehr oder wenig ernste Gesichter schauten mich an. Sofort fiel mir auf, dass mal wieder nur Männer abgebildet wurden. Die Frauen der Universität Sharjah mussten wohl zuhause bleiben oder haben sich hinter der Kamera versteckt? Darüber kann man natürlich nur mutmaßen.

Der Gedanke von solch einer Kooperation ließ mich nicht los und mir schossen mehrere Gedanken gleichzeitig in den Kopf. Ist Homosexualität dort nicht illegal und wie sah das nochmal mit Frauenrechten aus?

Kurz in eine Suchmaschine die Wörter Homosexualität und Vereinigte Arabische Emirate eingetippt und sie spuckte mir etwa 400.000 Ergebnisse aus. Ein paar Stichworte: Illegal, Scharia, Todesstrafe, Verurteilung, und und und… Die Liste wurde immer länger.

Die ILGA, der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association, ein weltweiter Dachverband von LGBTIQ* Organisationen, veröffentlicht jedes Jahr eine Weltkarte, auch „rainbow map“ genannt, die auf einen Blick die aktuelle Lage von LGBTIQ* Rechten auf der Welt abbildet. Die Vereinigten Arabischen Emirate blitzen dort noch immer hellrot auf. Im Index bedeutet das bis zu 14 Jahre Haftstrafe – beim Nachbarn Saudi-Arabien wird Homosexualität noch immer mit dem Tode bestraft. Na, da haben wir ja nochmal Glück gehabt.

Die Kooperationsvereinbarung mit der Universität Sharjah.Elena Vogt

Die Kooperationsvereinbarung mit der Universität Sharjah.

Auch bei den Frauenrechten gibt es in den Vereinigten Arabischen Emiraten immer noch massive Diskriminierung in der Bevölkerung. Amnesty International, Human Rights Watch und das US State Dept. rügen sie deswegen. Es ist davon die Rede, dass die Vereinigten Arabischen Emiraten teilweise stark in die Privatsphäre der Bürger*innen eingreifen und „Frauen unter rechtlicher und gesellschaftlicher Diskriminierung leiden“. Vor allem bei den Themen Ehe oder Scheidung, Erbschaften und Sorgerecht bestehen Ungerechtigkeiten, die rechtlich verankert sind.

Das Ganze mag so gar nicht dazu passen, dass die Universität erst letztes Jahr das „Diversity Audit“ gestartet hat und sich gerade mitten in diesem Prozess befindet. Dabei soll das Thema „Vielfalt gestalten“ im Vordergrund stehen und Strategien entwickelt werden, wie eine Universität das Thema Diversität bewältigen kann. Eine Kooperation mit solch einer Universität fällt meiner Meinung nach nicht darunter, aber ein Studierender an der Universität hat hier recht wenig Einflussnahme. In diesem Sinne „the money makes the world go round“!

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