Wenn wir beginnen zu studieren, führt uns gemeinsam eine Sache an die Universität. Unser Abitur. Doch so einheitlich wie es klingen mag ist das Abitur in Deutschland beim besten Willen nicht. Bildungspolitik ist Ländersache. Deshalb können wir in Deutschland stolz 16 verschiedene Bildungssysteme vorweisen. Doch was bedeuten die verschiedenen Systeme für die Betroffenen?

In der Theorie heißt es, dass der Abiturdurchschnitt innerhalb Deutschlands vergleichbar ist. Doch ist er das wirklich?

Wie kann ein Ergebnis vergleichbar werden, wenn es 16 verschiedene Wege gibt, um dieses Ergebnis zu erreichen? Wie können die Prüfungen vergleichbar sein, wenn sich die Anzahl an Prüfungen und auch die Art der Prüfungen unterscheiden? Wie können die Leistungen vergleichbar sein, wenn in einigen Ländern andere Fächer Pflicht sind als in den anderen Bundesländern? Wie sollen die persönlichen Ergebnisse der Schüler vergleichbar sein, wenn häufig Fremdsprachen wichtiger scheinen als Naturwissenschaften?

Je mehr man sich mit dieser Thematik auseinandersetzt, desto mehr bekommt man auch mit, dass viele mit dem Bildungsförderalismus unzufrieden sind. Trotzdem ändert sich nichts. Es heißt einfach nur, dass Bildung Ländersache sei, und dabei bleibt es. Es soll den Wettkampf zwischen den Bundesländern fördern. Frei nach dem Motto, dass es einen Kampf darum gibt, wer das beste Bildungssystem hat. Jedoch bringen die Schüler die Leistungen und die interessieren sich nicht großartig für die Leistungen der Schüler aus den anderen Ländern, denn die haben ein anderes System. Ich frage mich, wie dann der Wettkampf zwischen den Ländern funktionieren soll, wenn die Schüler nicht mitmachen.

Es ist auch ein unfairer Wettkampf, denn bei Bildung spielt Geld eine große Rolle. Je mehr Geld ein Land hat, desto mehr Chancen hat das Land auch, dieses Geld in Bildung zu investieren und somit das Bildungssystem in dem jeweiligen Land zu verbessern. Doch wir wissen alle gut genug, dass einige Bundesländer mehr Geld haben als andere.

Weiterhin sind die Schüler immer die Leidtragenden. Entweder, weil die Politiker in den Wettkampf einsteigen und häufig Änderungen der Abiturverordnung beschließen, oder, weil man als Abiturient bei der Bewerbung auf einen Studienplatz benachteiligt wird, wenn man in einem Bundesland Abitur gemacht hat, in dem es als minderwertiger abgestempelt wurde.

Was ist das für eine Vergleichbarkeit, wenn bestimmte Bundesländer bei anderen Vorurteile hervorrufen? Schließlich kann keiner was dafür, in welchem Bundesland er geboren worden ist. Und wer sagt schon mit 14 zu seinen Eltern: „Ich ziehe aus in ein anderes Bundesland, weil mir die Abiturverordnung da besser gefällt.“? Ich glaube, wenn überhaupt, die wenigsten.

Nun kann niemand von uns wirklich etwas gegen diese Ungerechtigkeit tun, doch können wir uns diese Ungerechtigkeit bewusst machen. Wir können aufhören im Studium unsere Abiturnoten zu vergleichen, denn vergleichbar sind diese nicht wirklich. Wir können es einfach hinnehmen, nette Kommilitonen getroffen zu haben – unabhängig von deren Abischnitt.

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