Im Super-Duper-Power-Laser-Wahljahr hört man es ja an allen Ecken: „Ich weiß nicht, was ich wählen soll. Ich kann mich nicht entscheiden. Von vielen Parteien gefällt mir etwas. Ich kann mich aber mit keiner identifizieren.“ Damit muss endlich Schluss sein! Eine neue Partei muss her, die genau die Nische der Unentschlossenen anspricht. Damit meine ich nicht, Unentschlossene anzusprechen und zu versuchen, sie zur Entschlossenheit zu bekehren. Nein! Unentschlossenheit muss wählbar werden!

„Wie kann man sich das vorstellen?“, fragt der geneigte Unentschiedene. Nun, man kann sich die Parteienlandschaft wie die Kuchentheke bei Rewe vorstellen: Moderate Auswahl, alles bunt, bei vielen gibt es etwas, das ziemlich ok ist. Und was nimmt der Unentschlossene? Klar, Apfelkuchen! Warum? Apfelkuchen ist wie Vanilleeis, Gitarrenunterricht und Mensa-Pommes die Bezugslinie, an der sich alles messen muss. Quasi ein politisches Normalnull. Eben nichts, was einen vom Hocker reißt oder gar radikal werden ließe, aber eben ziemlich ok. Man weiß, was man kriegt. Man wird nicht unbedingt begeistert, aber auch nicht enttäuscht. Natürlich klingen Lakritz-Zauberschlumpf-Torte oder Schwarzbier-Speiseeis erstmal vielversprechend und interessant wie eine Reise in unbekannte Gewässer und sicherlich kann Lakritz-Zauberschlumpf-Torte auch total toll sein, sie hat aber eben auch erhebliches Potential nach unterhalb des Apfelkuchen-Medians. Manche gehen das Risiko ein, viele nicht. Deshalb muss Apfelkuchen wählbar werden!

Kommen wir zum Konkreten: Wie sollte so eine Partei beschaffen sein? Zunächst muss festgehalten werden, dass dies keine Ist-mir-egal-Partei sein darf, davon gibt es schließlich auch schon genug. Nein, die Mittelmeinung muss genauestens angesprochen werden. Ein Beispiel: Der Wahl-o-mat fragt, ob es auf öffentlichen Plätzen mehr Videoüberwachung geben sollte. Normale Parteien würden hier mit „Ja, weil…“ oder „Nein, denn…“ antworten und damit sofort das halbe Spektrum verprellen. Die Apfelkuchenpartei hingegen antwortet: „Jein!“ und hält sich alle Optionen offen. Das nennt man Flexibilität oder „einfach-mal-spontan-sein-können“ und das ist verdammt sexy. Jetzt kann man sicherlich einwenden, dass Apfelkuchen weder flexibel noch sexy ist, aber stimmt das? Apfelkuchen ist universell. Frühstück, Nachtisch oder nachmittags zum Tee bei Oma, dazu Sahne oder Vanilleeis. Mit Zauberschlumpf-Torte geht das nicht, soviel steht fest.

Hierin liegt die Stärke der Apfelkuchen-Partei. Eine Stimme an sie ist niemals verschenkt. Die Apfelkuchenpartei kann und wird mit allen koalieren. Apfelkuchen ist Macht, keine Opposition. Apfelkuchen ist das mäßigende Element in einer immer radikaleren Gesellschaft. Apfelkuchen eint die, die vorher „Spalter“ schrien, denn Apfelkuchen ist der gemeinsame Nenner, auf den man sich immer einigen kann. Apfelkuchen baut keine Mauern! Apfelkuchen ist Patriotismus und Multi-Kulti in einem Gebäck! Wird so eine Partei weltbewegende Entscheidungen verhindern? Vielleicht. Genauso wie viel Schlechtes ebenso durch die Apfelkuchen-Partei blockiert werden würde. Apfelkuchen ist wie diese Kolumne. Klar, man hätte viel mehr draus machen können, aber seien wir ehrlich, man hätte es auch viel schlechter machen können.

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