Das geparkte Fahrrad hast du unter einer der Linden an der Untertrave abgestellt und es ist Spätsommer. Der Lenker klebt und die Hose will den Sattel auch nicht mehr loslassen. Dieses sehr bekannte Problem wird durch den Honigtau von Blattläusen, die eine Vorliebe für Linden haben, verursacht. Vielleicht werden in naher Zukunft durch die Linden verklebte Lenker nicht mehr an der Untertrave auffindbar sein, denn sie soll umgebaut werden.
Um über diese Umbaupläne zu entscheiden, wird es am 18. Dezember einen Bürgerentscheid geben. Der Grund für diesen Entscheid ist die Unterschriftensammlung des Aktionsbündnisses “Lübecks Linden Leben Lassen” zum Erhalt der Winterlinden an der Untertrave. Deshalb können alle in Lübeck Gemeldeten über die Frage „Sollen die vorhandenen Winterlinden der Straße An der Untertrave zwischen der Braunstraße/Holstentor und der Drehbrücke erhalten bleiben und die Umgestaltungspläne entsprechend geändert werden?“ mit Ja oder Nein abstimmen.
Sollte die Mehrheit mit Ja antworten, so wird es, laut Stadt, keinen Umbau der Untertrave geben, denn dann fielen bis auf die Fördergelder durch die Städtebauförderung alle Fördergelder weg und Lübeck könne sich den Umbau aus eigenen Mitteln nicht leisten. Das bedeutet, dass die Untertrave wohl so bliebe, wie sie jetzt ist, denn die Bürgerschaft würde sich gegen den Umbau entscheiden. Und ohne die Ermächtigung durch die Bürgerschaft kann der Bürgermeister den Umbau nicht in Auftrag geben. Antwortet die Mehrheit mit Nein, könne die Untertrave mittels 10,5 Millionen Euro Fördergeldern aus mehreren Quellen und einem geringen Eigenanteil umgebaut werden.
Seit wann besteht der Umbauwunsch?
1960 wurden die Linden an die Untertrave gepflanzt und der Boden bis an den Stamm durch Steinplatten versiegelt. Damals war dort Hafen- beziehungsweise Industriegebiet. Neben den Schiffen, die dort anlegten, fuhr die Bahn zum Verladen der Güter neben die Schiffe. Um die Schiffe und andere Fahrzeuge betanken zu können, gab es mehrere Zapfsäulen, die den Boden kontaminierten. Mit der Planung der Nordtangente, dem Bereich um die Erik-Warburg-Brücke, in den neunziger Jahren erwog die Stadt den Umbau des westlichen Altstadtrandes. Durch Bürgerbeteiligungen wurde schnell klar, dass die Einwohner grundsätzlich für einen Umbau waren. 1999 gab es nicht nur Gespräche und Informationsveranstaltungen zwischen der Stadt und den Bewohnern des Gebietes, sondern auch mehrere Workshops. Das Ergebnis: Die Menschen wünschten sich eine maritime Flaniermeile mit Hafen, Bänken, Bäumen und Picknickmöglichkeiten – also einen öffentlichen Raum für alle. 2003 rief Lübeck einen Ideenwettbewerb zur Umgestaltung des westlichen Altstadtrandes aus, bei dem 15 Planungen eingereicht wurden. Der Gewinner war das Lübecker Büro Trüper Gondesen Partner.
Zuerst wurde der Bereich „An der Obertrave“ umgebaut, denn für den Bereich „An der Untertrave“ fehlten Fördermittel. Mit dem Bau des Hansemuseums wurde der ursprüngliche Plan in Zusammenarbeit mit dem Gewinner überarbeitet, sodass eine einheitliche Verbindung zwischen Hansemuseum und Holstentor entstehen würde. Die Finanzierung plante die Stadt schon 2012 mit Fördermitteln aus dem Städtebaufördermittelprogramms „Sanierung und Entwicklung“. 2015 kam der nächste Fördermittelgeber „Nationale Projekte des Städtebaus“, zu dessen Zielgruppen nicht nur UNESCO-Welterbestädte, sondern auch Projekte mit nationaler Bedeutung zählen. Durch solche Fördermittel muss die Stadt die Kosten in Höhe von 15,5 Millionen Euro nicht alleine tragen. Die Zusammensetzung der Fördermittelquellen ist einmalig: 5,7 Millionen Euro kommen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, 3,4 Millionen aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“, 1,4 Millionen aus dem Städtebauförderungsprogramm „Sanierung und Entwicklung“ und 1,7 Millionen Euro kommen von den Anwohnern über den Kommunalabgabenbeitrag. Lübeck müsste somit laut aktueller Planung von 2016 bis 2018 3,5 Millionen Euro investieren. Doch in Kürze werden die europäischen Fördermittelfonds aus verschiedenen Gründen eingestellt. Sollten die Bürger also mit Ja stimmen und ein neuer Plan für die Untertrave notwendig werden, fehlen diese Geldquellen. Dann würde es laut Stadt und Land zu keinem Umbau mit den Linden kommen, denn die Hansestadt kann sich aufgrund der schlechten Haushaltslage keinen Umbau der Untertrave aus eigenen finanziellen Mitteln leisten. Des Weiteren hat die Bürgerschaft angekündigt, sie werde nicht für einen Umbau mit Erhalt der Linden stimmen.
Was ist an der Untertrave geplant?
Die Untertrave soll komplett saniert, der kontaminierte Boden entfernt und ausgetauscht werden. Die 48 Winterlinden, die sich laut erstem, von der Stadt in Auftrag gegebenen, Baumgutachten in einem schlechten Zustand befänden, sollen gefällt und durch 60 Schwedische Mehlbeeren ersetzt werden. Der Vorteil dieser in Nordeuropa vorkommenden Baumart ist laut Christine Korezky vom Bereich Stadtplanung und Bauordnung, dass sie zum einen nicht „kleckern“, also unter anderem Bänke und Autos zum Kleben bringen, zum anderen aber vor allem in ihrem Höhenwachstum die Stadtansicht auf das UNESCO-Welterbe „Lübecker Altstadt“ nicht verdecken. Es könne zudem nicht wieder zu oberflächlichem Wurzelwachstum kommen, denn die Pflanzbeete seien breiter und tiefer und die Bodenbedingungen besser als damals bei den Linden.
Die Linden könnten, so die Stadt, nicht erhalten werden. Zum einen müssten in naher Zukunft Kronenpflegeschnitte zur Erhaltung der Verkehrssicherheit erfolgen, zum anderen seien laut einer DIN-Norm zum Baumschutz Bauarbeiten im Kronenbereich mittlerweile verboten. Mit anderen Worten: Unter den Linden können keine Pflasterarbeiten vorgenommen werden. Hier müsste mit Kies oder Sand gearbeitet werden, womit die geforderte Qualität aber auch die Barrierefreiheit der Untertrave nicht gegeben wäre, was zum Verlust der Fördermittel führen würde. Eine Barrierefreiheit, die mit dem Erhalt der Linden nicht vereinbar sei, könne erst im Zuge des Umbaus geschaffen werden.
An der Untertrave ist eine Flaniermeile geplant. Die Promenade soll direkt an der Kaimauer gebaut werden und breiter als der aktuelle Gehweg werden. Aber auch die Häuserseite soll einen breiteren Bürgersteig bekommen. Man kann also auf beiden Straßenseiten spazieren gehen und den ein oder anderen Nachmittag dort mit einem Besuch der Cafés, Restaurants und Geschäften verbringen. Die Fahrbahn für Autos und Busse soll schmaler werden, sodass Radfahrer eine eigene Spur bekommen Dies ist möglich, weil der Verkehr nicht mehr auf der Untertrave lastet. Zudem ist am Drehbrückenplatz eine Wassertreppe geplant. Neue Bäume sollen die Lichtachsen freihalten und die Seitenstraßen werden von der gegenüberliegenden Uferseite einsehbar sein. Neben diesen Bäumen sollen Bänke und Liegen sowie ein Wasserspender aber auch die Gastronomie Platz finden und auch der Eispavillon soll erhalten werden. Zudem sollen Kinder Platz zum Spielen bekommen.
Linden erhalten?
Linden haben nicht nur Heilkräfte, sondern auch einen hohen ökologischen Wert. Sie schaffen ein Ökosystem mit Bienen und zahlreichen anderen Insekten. Laut dem leitenden Forstdirektor i.R. Lutz Fähser, auf den sich das Aktionsbündnis “Lübecks Linden Leben Lassen” unter anderem beruft, sind die Linden durchschnittlich gesund. Fähser sehe keinen ökologischen Grund, die Bäume zu fällen, denn die im ersten Baumgutachten festgestellten Mängel seien typische Merkmale der Winterlinde. Jedoch muss man hierbei anmerken, dass Fähser kein staatlich bestellter und vereidigter Baumsachverständiger ist.
Das Stadtbild werde durch diese Bäume besonders geprägt und nebenbei verbesserten sie das Klima in der Stadt. Gegenüber den Lübecker Nachrichten sagte Ingrid Boitin vom Aktionsbündnis, dass die Linden an der Untertrave viel Kohlenstoffdioxid und Feinstaub der Autos aufnehmen würden. Die Bestandslinden hätten eine sehr viel höhere biologische Leistungsfähigkeit als die zehnjährigen schwedischen Mehlbeeren. Auch wenn zwölf weitere Bäume gepflanzt würden, könne diese Leistungsfähigkeit nicht erreicht werden. Zudem würde die Pappel am Drehbrückenplatz auch erhalten werden, dort müsse somit eine neue Oberfläche in Handarbeit entstehen. Aus diesem Grund könne man bei den Linden auch so verfahren.
Eine Promenade sei, so argumentiert das Aktionsbündnis, auch mit den Linden möglich. Man könne Wurzelbrücken nutzen, die Mauer problemlos entfernt werden, denn diese habe keine Bedeutung für die Standsicherheit, und die Winterlinden in den Umbau integrieren. Solange das Fundament erhalten bleibe, würden die Wurzeln nicht beschädigt. Zudem sei keine Verunreinigung des Bodens durch die früheren Zapfsäulen in der Nähe der Bestandsbäume festgestellt worden. Beim Punkt Barrierefreiheit sieht das Bündnis auch kein Problem.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Bürgerschaft nie mit den Linden geplant habe und dementsprechend keine Fördermittel für einen Umbau mit Erhalt der Linden beantragt habe. Dies geht aus dem Bürgerschaftsbeschluss vom 26. November 2015 hervor, in dem Bürgermeister Bernd Saxe beauftragt wird, den noch nicht ausgebauten Abschnitt nach dem prämierten Entwurf umbauen zu lassen.
Auf unsere Anfrage hat “Lübecks Linden Leben Lassen” leider nicht geantwortet.
Alles neu?
“Stillstand ist Rückschritt. Lübeck darf sich nicht ausruhen! Ständig steigende Tourismuszahlen sind das eine. Zu glauben, das bliebe so, ohne etwas dafür zu tun, ist arrogant und gefährlich.”, schreibt uns Olivia Kempke, Geschäftsführerin des Lübeck Management e.V. Sie tritt damit für den Umbau an der Untertrave ein und wirbt auch um die Stimmen der Studierenden. Lübeck investiere mit dem Umbau in die Zukunft. Eine höhere Aufenthaltsqualität, hindernisfreie Wege, mehr Platz für Kinder und Radfahrer und das zu einem für die Stadt günstigen Preis. Daher hat sie auch wenig Verständnis für die Gegenseite: “Gegen den Umbau spricht nichts.”, schreibt sie zur Frage nach den besten Argumenten der Bürgerinitiative. Auch das finanzielle Argument greife einfach zu kurz. Die Untertrave sei bereits mehrfach umgebaut worden und müsse auch irgendwann wieder umgebaut werden, “weil es aktuell an der Untertrave alles andere als schön ist.” Aber einen Umbau mit Erhalt der Linden müsse die Stadt, welche bereits jetzt einen großen Sanierungsstau vor sich her schiebt, dann komplett selbst bezahlen.
Landschaftsarchitekt Tonio Trüper bedauert die Vereinfachung der emotionalen Debatte auf die Frage von Bäumen: “Es ist eine städtebauliche Veränderung, die viele Aspekte mitbringt, aber zur Zeit auf diese Baumfrage reduziert ist. Das wird der ganzen Planung nicht gerecht.”, sagt er im Interview in dieser Ausgabe, in dem er sich wünscht, dass der Prozess, zu dem die ersten Entwürfe ja nun schon über zehn Jahre alt sind, endlich abgeschlossen wird.
Auch was den Zustand der Linden angeht, ist man sich uneinig. Das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten kommt, so schreibt Kempke, zu dem Ergebnis, dass die Linden “aufgrund ihres mickrigen Zustands keine 10 Jahre mehr durchhalten”. Die Stadt hat zudem ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben, auch dies bescheinigt den schlechten Zustand der Linden. Das Gutachten argumentiert zudem, dass jegliche Bauarbeiten die Linden zu stark schädigen würden. Ein Umbau mit Erhalt der Linden wäre also nicht nur politisch ungewollt, sondern schlichtweg unmöglich.
Bis zum 18. Dezember kann abgestimmt werden. Falls ihr schon am vierten Advent bei euren Familien seid und nicht zur Abstimmung gehen könnt, aber dennoch wählen wollt: Ihr könnt schon jetzt im Rathaus in der Hörkammer eure Stimme abgeben und über die Zukunft der Untertrave und somit einen Teil Lübecks bestimmen.
Nein heißt ja?
Die Frage bei der Abstimmung lautet: „Sollen die vorhandenen Winterlinden der Straße An der Untertrave zwischen der Braunstraße/Holstentor und der Drehbrücke erhalten bleiben und die Umgestaltungspläne entsprechend geändert werden?“ Wer mit “Nein” stimmt, stimmt also für den Umbau nach dem Plan der Stadt, wer mit “Ja” stimmt, schließt sich der Meinung des Aktionsbündnisses “Lübecks Linden Leben lassen” an.
Schon 18 Kommentare, hast auch du eine Meinung zu diesem Artikel?
Thomas: Die Darstellung ist leider extrem einseitig geworden. Schon die Überschrift und der erste Absatz sind tendenziös gewählt. Immer wieder wird betont, es gebe keinen Umbau mit den Linden - was doch ganz offensichtlich nur ein politischer Trick der Stadt ist. Der Wegfall der Fördergelder ist überhaupt nicht klar und irgendwelche DIN-Normen aus dem Hut zaubern kann jedern. Wir wissen alle, von welch absurder Bürokratie deutsche und europäische Arbeitsvorschriften durchzogen sind.
Dazu kommt die Behauptung, der Erhalt der Linden sei von Anfang an nicht vorgesehen gewesen. Davon war aber überhaupt nie die Rede. Der Projektentwurf macht keine eindeutigen Aussagen dazu, welche Bäume entlang der Promenade stehen sollen - es gab bis April 2016 nie einen Grund für die Bürgerschaft, anzunehmen, dass hinter den verschlossenen Türen des Planungsteams über die Entfernung der Linden gesprochen wurde.
Es ist doch völlig klar, dass die Stadt hier ein jahrelang gewachsenes Projekt aus Prinzip möglichst schnell zum Abschluss bringen will. Sie hat es versäumt, die Öffentlichkeit in die Planung einzubeziehen und will jetzt so tun, als habe es ohnehin nie Spielräume in der Planung gegeben. Das ist die für heutige Politik typische TINA-Argumentation ("there is no alternative", alternativlos). Wenn wir in Zukunft noch eine wirklich bürgergesteuerte Demokratie sein wollen, müssen wir solche Argumente durchschauen und endlich unterbinden, wo wir die Gelegenheit bekommen.
Zu eurer Recherche: Man muss beim Recherchieren auch immer bedenken, dass es viel mehr Informationen für die Seite der Stadt gibt, weil dort Menschen hauptamtlich an diesem Projekt arbeiten und jahrelang gearbeitet haben. Außerdem hat die Stadt deutlich mehr Ressourcen und Geld, um für ihre Seite zu werben. Das schlägt sich eindeutig in der Medienberichterstattung der letzten Zeit nieder. Es gibt ja auch viel mehr Werbeaufsteller usw. für die Stadtseite.
Ich finde nicht gut, wie sich das Studentenpack in dieses Schema einfügt und den ohnehin schon krass einseitig gelagerten Diskurs so unterstützt.
12. Dezember 2016 um 13:02 Uhr |
StudentenPACK: Lieber Thomas, wir haben, wie man im Artikel nachlesen kann, natürlich auch beim Aktionsbündniss Informationen erfragt. Eine Antwort haben wir nie erhalten. So haben wir unser bestes getan selbst beide Seiten abzudecken. Wir glauben, der Artikel ist fair. Wann immer wir Behauptungen einer der beiden Seiten wiedergeben, haben wir uns bemüht dies kenntlich zu machen, so heißt es z.B. "so wird es, laut Stadt, keinen Umbau der Untertrave geben" jeder Leser kann so nachvollziehen, dass dies keine in Stein gegossene Wahrheit sondern eine Äußerung einer der beiden Interessengruppen ist.
12. Dezember 2016 um 13:42 Uhr |
Linda Kleber: Es ist sehr ärgerlich, dass die Stadt bei Ihrer Planung von vorne herein den Erhalt der Linden oder wenigstens einiger nicht in Betracht gezogen hat. Daher gibt es nun die Bürgerinitiative. Noch ärgerlicher ist, dass nun über das Vehikel der Fördergelder der Bürger quasi gezwungen wird dem Fällen zustimmen. Aber der Aufruhr und die Diskussion hat genügend Blamage für die Stadtplaner geschaffen, so dass ich dem Fällen nun doch zustimmen werde.
Linda Kleber
12. Dezember 2016 um 13:20 Uhr |
Michael Klehr: Gratulation zu diesem hervorragenden Artikel, sachlich und mit einer Informationsdichte, die ich in der übrigen Lübecker Presselandschaft nicht gefunden habe. Klasse, dass ihr euch so sehr mit unserer Stadt auseinandersetzt und dabei von der vorherrschenden Emotionalität nicht anstecken lasst.
12. Dezember 2016 um 15:26 Uhr |
Ingrid Boitin: WANN wurde das Aktionsbündnis gefragt?Ich kann mich daran nicht erinnern.Wir beantworten jede Frage!
12. Dezember 2016 um 19:03 Uhr |
StudentenPACK: Das war am 21.11.
12. Dezember 2016 um 20:08 Uhr |
Katrin Bietz: Hier sende ich Euch ein paar Richtigstellungen bzw. Ergänzungen, Belege dazu findet Ihr auf der Seite des Lindenbündnisses "Luebecks-Linden-Leben-Lassen.de"unter Fakten. Es würde allerdings zu weit führen, ALLE Fakten hier aufzulisten -daher die Einladung, auf der Webseite weiterzulesen.
1. Zur Förderfrage: die Stadt hat gegenüber den Fördergebern gesagt, die Umgestaltung der Wasserseite werde nicht stattfinden, wenn die Linden bleiben. DESHALB haben die Fördergeber geschrieben, es gebe dann gar keine Förderung mehr. Das aber verschweigt die Stadt jetzt. (siehe Pressemitteilung vom August) Insofern ist die Äußerung der Stadt stark in Frage zu stellen - abgesehen von förderspezifischen Vorgaben, die nicht eingehalten würden bei Rodung der Linden, zum Beispiel das EInhalten des Querschnittsziels europäischer Förderpolitik, nämlich Nachhaltigkeit. Durch die Missachtung dieses Ziels gefährdet de Stadt die Förderung.
2. Dr.Lutz Fähser hat nicht nur Baumsachverstand in Bezug auf das Ökosystem Wald, sondern hat mehrere Monografien zu einzelnen Baumarten verfasst. Sein Fachverstand ist nicht geringer als der eines vereidigten Baumsachverständigen. Die beiden Gutachter haben einen Auftrag der Stadt enthalten, den sie im Sinne des Auftraggebers bearbeitet haben. Im zweiten Gutachten wird deutlich, dass weitere Untersuchungnen notwendig sind, doch diese seien nicht Inhalt dieses Auftrages gewesen, so der Gutachter Stobbe aus Hamburg. Er hat dem Bündnis angeboten, im Falle des mehrheitlichen Ja beim Entscheid, gemeinam zu schauen, was getan werden muss, um die Linden weiterhin zu erhalten und in die PLanung einzu-beziehen. Das würde er wohl kaum anbieten, wenn dies aussichtslos wäre.
3. Der Gewinnerplan aus 2003 enthielt die Linden, da dies ein Ausschreibungskriterium war (Lindenreihe als durchgängiges Gestaltungselement, siehe Fakten auf der Webseite LLLL), das einzuhalten war. Die Linden mussten also drin sein, sonst wäre der Gewinnerplan widrig zum Gewinner geworden. Die Linden sind im Laufe des weiteren Planungsprozesses stillschweigend zur Rodung bestimmt worden. Frau Koretzky vom Bauamt hat in einem Gespräch mit dem Bündnis im Juli bestätigt, dass die Kommuniktion da nicht gut war.
Weiterhin bedeutet das, dass die Bürgerbeteiligung vor 13 Jahren stattfand, ohne dass ein so entscheidendes Kriterium, die Rodung von 48 Linden, zur Diskussion stehen konnte. Die Menschen hatten schlicht keine Möglichkeit, rechtzeitig zu reagieren- das macht eine solche Bürgerbeteiligung witzlos.
4. Die schwedische Mehlbeere produziert rote Beeren, die den Boden verschmieren und zur Rutschgefahr vor allem für Gehbehinderte werden. Die Mehlbeere ist nicht an den Verkehr, der auf der Untertrave auch weiterhin herrschen wird, angepasst, sie ist u.a. pilzanfällig. Die Linden hingegen sind angepasst und haben, trotz der heute schlechten Standortbedingungen einen guten Zustand. Der wäre natürlich verbesserungsfähig, wenn die Stadt a) ihrer Pflicht zur Baumpflege nachgekommen wäre in den vergangenen Jahren und dies auch in Zukunft täte und wenn im Zuge der Umgestaltung vernünftige Baumscheiben ausgebildet werden.
5. Barrierefreiheit ist selbstverständlich in vollem Umfange herstellbar, das ging ja 2003 in dem Plan auch schon.
6. Die DIN - Norm besagt nicht, dass im Kronenbereich nicht gearbeitet werden darf, sondern sie legt fest, WIE das zu tun ist, um die Bäume nicht zu beschädigen. Nach dieser DIN arbeitet die Stadt im gesamten Stadtgebiet, unter anderem auch bei der Pappel am Drehbrückenplatz wird sie diese Norm anwenden. Warum das also nicht bei den Linden gehen soll, versteht niemand.
7. Kleben: die Winterlinden kleben deutlich weniger als Sommerlinden - die Mehlbeeren haben wie bereits erwähnt, schmierige Früchte. Was ist nun besser?
Wie Ihr richtig schreibt, haben die Linden eine enorm hohe ökologische Wertigkeit - warum sollen die ohne Not hingerichtet werden? Zumal eine Umgestaltung mit den Linden laut Kostenschätzun der Stadt auch noch 660.000 Euro günstiger wird.
Wer sich richtig und tiefgehend informiert, kann immer noch aus Geschmacksgründen für die Fällung sein - das steht jeder und jedem frei. Ärgerlich ist die Propaganda der Stadt und der Aufbau der Drohkulisse: entweder Linden oder Umgestaltung - für die Behauptung gibt es keinen einzigen Beleg. Diese Drohung verhindert aber, dass die Leute in Ruhe nach Geschmack entscheiden können, und das finde ich höchst mies und undemokratisch. Die Stadt suggeriert außerdem durch ihre Wahlkampfsprüche, dass die Leute über die Umgestaltung abstimmen - in Wahrheit aber stimmen sie über den Erhalt der Linden BEI der Umgestaltung ab, wie Ihr ja richtig zitiert. Ich kann nur sagen: lasst Euch nicht in die Irre führen.
12. Dezember 2016 um 19:49 Uhr |
Ronny: Ich stimme ja dem Architekten zu, es nur auf die Linden zu reduzieren ist irgendwie doof. Die Linden sind ja nun auch nicht aus der Gründerzeit, sondern man grade aus den 60ern. Dann doch lieber ein einheitliches Bild mit der Obertrave und das Konzept ganz durchsetzen, für das aktuell auch Gelder vorhanden sind. Ohne Linden. Insgesamt ein schönes Artikel, liebes Pack!
12. Dezember 2016 um 21:03 Uhr |
Kira Be: Liebe Redaktion,
als Studentin der selben Uni, die uns immer zum differenzierten Nachdenken animiert, fällt es mir sehr schwer diesen einseitigen Artikel zu lesen.
Zur journalistischen Maxime: Falls wirklich Bedarf bestanden hätte, sich zu informieren, hätte man mehrere Kanäle zur Verfügung gehabt, wie z.B. die Homepage, oder die Versammlung des Aktionsbündnisses am 04.12. und 11.12., auf die wir ja alle über unseren Mail-Verteiler aufmerksam gemacht worden sind.
Ich kann mir nicht helfen, aber mir drängt sich ganz stark das Wort des Jahres auf: Postfaktisch. Der STUDENTISCHEN Redaktion sind klebende Fahrradsattel wichtiger als Auseinandersetzung mit den Fakten. Die Angst, es fände gar keine Umgestaltung statt, verführt nicht genau hinzusehen.
Ich persönlich möchte mich von der Meinungsbildung des StudentenPACK im Namen einiger Mitstudenten distanzieren und bitte euch gleichzeitig: Setzt euch mit dem Thema auseinander, seid nicht bequem! (Auch wenn es nervig scheint, und gerade ist ja eh Vorweihnachtszeit, und alles allzu stressig, und man muss noch eine Vorlesung nacharbeiten etc..)
13. Dezember 2016 um 00:41 Uhr |
StudentenPACK: An dieser Stelle verweisen wir wie immer darauf, dass alle Studierenden die Möglichkeit haben, am StudentenPACK mitzuarbeiten. Anstatt sich von uns zu distanzieren, kann man sich also auch bei uns engagieren.
13. Dezember 2016 um 08:47 Uhr |
Barbara Hertel: NEIN heisst: Umbau ohne Linden
JA heisst: Umbau MIT Linden
Hier entsteht leider der falsche Eindruck, ein Umbau würde nur OHNE Linden funktionieren - das ist definitiv und belegbar FALSCH!
13. Dezember 2016 um 11:43 Uhr |
Lukas: Zwei mal wird die konkrete Frage der Bürgerbefragung in diesem Artikel erwähnt: "Sollen die [...] Winterlinden [...] erhalten bleiben und die Umgestaltungspläne entsprechend geändert werden?"
Ob der Eindruck beim Leser entsteht ist natürlich vom Leser abhängig aber es ist festzuhalten, dass der Artikel nicht behauptet "ein Umbau würde nur OHNE Linden funktionieren". Er zitiert städtische Stellen und Gutachter die dies behaupten und macht kenntlich wer dies gesagt hat. „Ein Umbau mit Erhalt der Linden wäre also nicht nur politisch ungewollt, sondern schlichtweg unmöglich.“ Weil das eben nur eine Behauptung ist steht da wäre und nicht ist.
So steht auch im Text: "Eine Promenade sei, so argumentiert das Aktionsbündnis, auch mit den Linden möglich." Auch hier wird klar woher die Behauptung kommt.
13. Dezember 2016 um 12:13 Uhr |
Ingrid Boitin: Liebes Team vom Studentenpack,
LEIDER ist eure Anfrage vom 21.11.2016 beim LLLL im Spam gelandet. Aufgrund der vielen Mails haben wir es nicht bemerkt. Erst gestern beim Recherchieren haben wir eure Mail entdeckt - das ist natürlich echt schade. Könntet ihr den Text aus der Mail von Katrin Bietz (Bündnis) in größerer Darstellung auf eure Seite stellen?
Das wäre SEHR schön!
Viele liebe Grüße
13. Dezember 2016 um 11:47 Uhr |
Kevin: In dem Entwurf von 2003 ist recht deutlich zu sehen, dass mit den Linden geplant wurde, das gleicht sich auch in größten Teilen mit den Bildern bei Google Maps.
Wenn ich nun lese, dass der Erhalt der Linden nicht vorgesehen war, halte ich das natürlich erst einmal für Blödsinn.
Wenn jetzt Argumente kommen, die Linden ließen sich aufgrund der DIN-Normen nicht mehr mit einem Umbau vereinbaren, dann muss darüber gesprochen werden, anstatt das unter den Tisch zu kehren! Wenn bislang ausdrücklich mit deren Erhalt geplant wurde, muss neu darüber abgestimmt werden und dann dementsprechend geplant werden.
Das ist ein gravierender Fehler auf Seiten der Stadt, die an dieser Stelle schlecht kommuniziert haben und nicht einmal dafür sanktioniert werden können, da die Fördergelder schlicht temporal und nicht kausal eingestellt werden.
Dass sich die Stadt einen eigens finanzierten Umbau nicht leisten kann, ist schade und der finanziellen Situation Lübecks geschuldet.
Wenn nun also der Bürgerentscheid zugunsten des Aktionsbündnisses ausgeht, bestraft sich der Bürger selbst dadurch, dass kein Umbau stattfindet. Die Alternative für ihn ist ein geförderter Umbau, der ethisch auf wackeligen beinen steht.
Meiner Meinung nach ist daher die Diskussion sowohl in dem Artikel, als auch in der allgemeinen Berichterstattung weit an der eigentlichen Ursache vorbei geführt.
Wie so oft in letzter Zeit waren Emotionen anstelle von Fakten das Mittel der Wahl für die Meinungsbildung.
13. Dezember 2016 um 15:14 Uhr |