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Das Studium generale findet im Audimax statt.

Am Donnerstag startet das vom Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung organisierte Studium generale ins Wintersemester, dieses Mal mit dem Thema „Zukunft der Wissenschaft“. Die Vorträge finden mit wechselnden Referenten und kostenlos an mehreren Donnerstagen ab 19 Uhr c.t. im Hörsaal AM4 statt und bieten mit Beiträgen aus Philosophie, Kultur- und Sozialwissenschaften an einer so lebenswissenschaftlich ausgerichteten Universität die eher seltene Gelegenheit zum Blick über den Tellerrand. Was genau dieses Semester auf dem Programm steht, haben wir für euch zusammengetragen:

Eröffnet wird die Reihe am 27. Oktober von Prof. Dr. Torsten Wilholt, Professor für Philosophie und Geschichte der Naturwissenschaften, mit der Frage „Warum und in welchem Sinne sollte wissenschaftliche Forschung frei sein?“ In dem Zusammenhang geht er auf unser heutiges Verständnis von Forschungsfreiheit und dessen historische Wurzeln genauso ein wie auf die Grenzen dieser Freiheit und thematisiert, welche Werte sich in dem Streben nach möglichst freier Forschung widerspiegeln.

Wer sich vorab schon ein Bild machen möchte, ob er Lust auf einen Vortrag von Prof. Dr. Wilholt hat, der kann sich bei YouTube zahlreiche Vorlesungen ansehen, die er für den Masterstudiengang Wissenschaftsphilosophie an der Leibniz-Universität in Hannover gehalten hat. Das am häufigsten angeklickte Video kommt sogar auf fast 48.000 Aufrufe!

Weiter geht‘s am 3. November mit dem Vortrag „Apokalyptisches Denken im Anthropozän. Fünf Wege in die Katastrophe“ von Dr. Arno Bammé, emeritiertem Professor am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung in Klagenfurt.
Über die traditionelle akademische Wissenschaft sagt er, sie sei „geeignet, um in ihr, das heißt im Elfenbeinturm, Diplom- und Doktor-Titel zu erwerben, aber […] kaum geeignet, Probleme, die der Gesellschaft ‚dort draußen‘ auf den Nägeln brennen, zu lösen“. Zu einem wesentlichen Teil sei sie sogar selbst Ursache dieser Probleme. Was so pessimistisch klingt, ist ein Aufruf zur Veränderung: Statt Faktenwissen müsse in einem wissenschaftlichen Studium Problemlösungskompetenz vermittelt werden, wofür auch die Struktur von Lehrveranstaltungen und Prüfungen angepasst werden müsse. Mehr darüber, in welche Richtung sich aus seiner Sicht die Wissenschaft entwickelt und welche neuen Wege Dr. Arno Bammé sieht, erklärt er schon kommende Woche.

Am 8. Dezember wird Prof. Dr. Barbara Prainsack, Professorin am Institut für „Global Health & Social Medicine“ des King’s College in London, über die Zukunftsfähigkeit einer außerhalb universitärer Labors stattfindenden Form der Wissenschaft referieren: „Citizen Science“, also wissenschaftliche Forschung, bei der Freiwillige aus der Bevölkerung einen wesentlichen Beitrag leisten, von der Datenerhebung bis zur Analyse. So können, wie Prainsack als Beispiel anführt, auch Fragestellungen bearbeitet werden, die für die etablierte Wissenschaft zu riskant, unwichtig oder „absurd“ erscheinen. Klingt erstmal toll, doch es stellt sich die Frage: Werden die ehrenamtlich Mitarbeitenden ausgenutzt oder ist diese Öffnung der Wissenschaft für alle ein Fortschritt? Zurzeit führt Prof. Dr. Prainsack selbst ein Projekt auf diese Art durch und kennt Probleme und Chancen so aus eigener Erfahrung.

Den Abschluss macht am 2. Februar Prof. Dr. Eva Geulen aus Berlin. Dort ist sie Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung, Professorin für europäische Kultur- und Wissensgeschichte und leitet ein Projekt der Deuschen Forschungsgemeinschaft zu Zeit und Form im Wandel. Das Thema „Form“ behandelt sie auch in ihrem Vortrag, über den sie schreibt: „Form, sollte man denken, ist vielleicht was für Kunsthistoriker, aber wieso für Kulturwissenschaftler? Das ist die Frage, die ich beantworten möchte“. Schwerpunktmäßig wird es dabei um den Formbegriff des jüdischen Philosophen Ernst Cassirer gehen, der 1933 ins Exil ging, als ihm sein Lehrstuhl in Hamburg entzogen wurde.

Und warum sollten Studierende nun zum Studium generale gehen? Ein gutes Studium generale könne ein „Fitnessstudio für intellektuelle Beweglichkeit“ sein, sagt Mitorganisatorin Dr. Birgit Stammberger. Sie wünscht sich deswegen für dieses Semester wieder viele Diskussionen und hofft auf breites studentisches Interesse: „Die Universität zu Lübeck bildet engagierte Studierende in höchst relevanten wissenschaftlichen Fächern aus, aber wie verändern sich eigentlich diese Fächer und was heißt das für die Gesellschaft? Wie können und sollen die Studierenden von heute das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft von morgen gestalten?“

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