Die ambitionierte Gremienwahl 2016 liegt hinter der Universität. Sie sollte einen Abwärtstrend bei der Wahlbeteiligung stoppen und eine Wahl sein, bei der man tatsächlich eine Auswahl hat, bei der sich also mehr Kandidaten aufstellen als in ein Gremium einziehen können. Misst man die Wahl an diesen Kennzahlen, so war sie ein Erfolg. Noch nie haben so viele Studenten an der Uni Lübeck ihre Stimme abgegeben wie in diesem Jahr. Das liegt aber daran, dass die Hochschule gewachsen ist. Prozentual waren es 35,65 Prozent. Das ist die viertbeste Beteiligung in den letzten zehn Jahren: Mittlere Platzierung also. Dies ist bemerkenswerter Weise unter allen deutschen Hochschulen eine der besten Wahlbeteiligungen. Aber vermutlich waren das die 25,2 Prozent des Vorjahres bereits.

Um gut ein Drittel der Studenten an die Wahlurnen zu kriegen, hat sich der Wahlausschuss, der die Wahl durchführt, eines einfallen lassen. Die Wahl lief diesmal für vier anstelle der üblichen drei Tage, zudem wurde sie mit attraktiven Events verbunden: Kino im Audimax, in der Pause kurz wählen? Deutschlandspiel live, in der Halbzeit nur schnell ein Kreuz machen? Klar! Wer ohnehin zu dem Event geht, wird sich da nicht verweigern. Wie undemokratisch würde das denn wirken? Dazu kam das Angebot von Professor Westermann: Bei einer Wahlbeteiligung über 50 Prozent verlose er unter den Wählern ein iPhone.

Dieser neuen Herangehensweise kann man zugestehen, dass sie die Wahlbeteiligung gesteigert hat. Kritisch mag man betrachten, dass in den MINT-Fächern die Wahlbeteiligung mal wieder deutlich schlechter ausfiel, als bei Medizinern und Psychologen. Eine gesamtuniversitäre Wahlbeteiligung ist also vielleicht gar kein gutes Maß für die Einstellung der Studierenden zu ihren Gremien. Man kann auch anmerken, dass die Wahlbeteiligung pro Tag weitestgehend auf dem Level der letzten Jahre geblieben ist. Eine mögliche Schlussfolgerung und Lehre für die kommenden Jahre: Studenten wählen bei Gelegenheit. Erhöht man die Anzahl, Dauer und Attraktivität der Wahl-Gelegenheiten, erhöht sich die Wahlbeteiligung.

Wenn dies stimmt, kann man mit Freude feststellen, dass die Verlosung eines iPhones keinen Effekt hatte. Darauf weist auch hin, dass es kaum ungültige Stimmen gab. Wer nicht wählen will, hat wohl nicht gewählt: iPhone hin oder her! Ein gutes Zeichen für das demokratische Selbstverständnis der Studierendenschaft. Es mag auf den ersten Blick aussehen, als würde einem Gremium, dass von der Mehrzahl der Studenten, die es vertritt, nicht gewählt wurde, das Mandat fehlen. Tatsächlich täte es dem Gremium aber keinesfalls besser, wenn die Vertreter nach Zufall von uninteressierten Studenten gewählt worden wären, die lediglich ein iPhone gewinnen wollten.

Ob diese Wahlen einen Trend nach oben starten oder eine Ausnahme bleiben, wird die Zeit zeigen. Fürs Erste bleibt uns, den neu gewählten Vertretern im Parlament, in den Fachschaften und in allen anderen Gremien ein glückliches Händchen beim Abstimmen zu wünschen. Die Redaktion des StudentenPACKs hofft weiterhin auf eine gute und kritische Zusammenarbeit mit euch.

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