Eigentlich sollte ich mich nicht beklagen können. Mein bisheriges Studium an dieser Uni verlief gut und reibungslos. Von Anfang an war ich froh und stolz, hier zu studieren. Die Vorklinik empfand ich als gut und die Betreuung meiner Doktorarbeit sucht ihresgleichen. Warum kann ich diese Uni nun nicht mehr leiden? Warum möchte ich nun so bald wie möglich mein Studium abschließen und nie wieder was mit ihr zu tun haben?

Weil mir als Studentin seit einem Jahr meine Machtlosigkeit, Unmündigkeit und Bedeutungslosigkeit vor Augen geführt wird! Weil seit einem Jahr Ungerechtigkeiten, festgemacht am Verhalten des Lehrverantwortlichen der Inneren Medizin, Dr. Weitz, zwar als solche eingestanden werden, aber abgetan werden als eine Vorbereitung auf die Ungerechtigkeiten des Berufslebens. Auch in diesem Jahr muss man ertragen, dass Klausuren absichtlich schwieriger gemacht werden, damit man seinen Fokus nicht versehentlich auf ein anderes Fach richtet. Bemerkungen zu Klausurfragen werden mit der Begründung, man hätte sich ja auf die Klausur so gut vorbereiten können wie auf die Beanstandung vermeintlich inkorrekt gestellter Fragen, inhaltslos abgetan. Soll man daraus etwas lernen?

Mich betrifft dieser Sachverhalt nicht einmal, ich verfolge ihn nur. Dazwischen liegen regelmäßige Verstöße gegen die Studiengangsordnung, zum Beispiel, dass die Klausuren nicht regelgerecht nachgeschrieben werden können. Beschwerden seitens der Studierenden bleiben ungehört. Ist das der „Lübecker Weg“ zur guten Ärztin den Prof. Westermann vor wenigen Jahren im Ärzteblatt vorstellte? Ertrage Ungerechtigkeiten und gib sie an Schwächere weiter? Wen wundern da die Ergebnisse der LUST-Studie. Auch mir geht es hier schlechter als je zuvor. Doch die hohe psychosoziale Belastung kommt nicht vom Stoffumfang, wie das LUST-Team letztes Jahr ebenfalls im Ärzteblatt vermutete, sondern dadurch, dass ich nicht mehr wegen, sondern trotz der Lübecker Ausbildung eine gute Ärztin zu werden versuche, als müsse ich in einem perfiden Spiel gegen die Lehre anarbeiten. Soll hier jeder zu einer gleichgültigen Persönlichkeit ausgebildet werden, die alles erträgt, nicht, weil sie es billigt, sondern weil es zur Gewohnheit geworden ist? Dass die Uni sich dann im gleichen Zeitraum in einem ZEIT-Artikel fragt, warum wir nur noch auf Klausuren schauen, erscheint mir scheinheilig. Dass sie sich in diversen Medien als um meine Gesundheit ernsthaft besorgt inszeniert, erweckt in mir das Gefühl verhöhnt zu werden.

Jahre lang musste ich mir am Bild von Herrn Weitz vorhalten lassen, was eine gute Ärztin ist, obwohl dieser Mann (bis auf die reine Berufsbezeichnung) alles darstellt, was ich niemals im Leben werden möchte. Durch seinen Umgang mit den Studierenden ebenso wie dem der Studiengangsleitung, festigte sich mein Eindruck, dass es an der Universität nicht um die Ausbildung zu guten Ärzten geht. Schon gar nicht unter Einbeziehung der Studierenden oder gar in Sorge um deren Gesundheit.

„Warum ist das Studium nicht mehr die schönste Zeit des Lebens?“, fragt ihr in dem ZEIT-Artikel. Euretwegen!

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