Ein ereignisreiches Jahr 2015 liegt hinter uns, in dem einige Wörter immer wieder in aller Munde waren. Vom Wirbel um die Aussagen eines Lübecker Honorarprofessors über die betont ergebnisoffen geführte Diskussion um die Uni-Umbenennung bis zu Neuerungen in der uni-internen Accountverwaltung und weiteren Bauplänen – diesem bewegten Jahr wollen wir Rechnung tragen. Deswegen küren wir nun zum ersten Mal das Un(i)wort des Jahres.

Welches Wort bringt wohl die meisten Punkte und wird Un(i)wort des Jahres?Philipp Bohnenstengel | StudentenPACK.

Welches Wort bringt wohl die meisten Punkte und wird Un(i)wort des Jahres?

Der Gewinner: Ergebnisoffen

„Ergebnisoffen” und transparent sollte sie sein. So bezeichnete Prof. Hendrik Lehnert die Diskussion, die im Sommersemester 2015 die Uni in Atem hielt. Soll sich die Universität zu Lübeck in „Thomas-Mann-Universität” umbenennen? Dies als ein ernsthaftes Zugeständnis von seiner Seite aus – nachdem der Versuch, heimlich an der Studierendenschaft vorbei zu arbeiten, gescheitert war – zu werten, fällt reichlich schwer, wenn man über das Wort einmal genauer nachdenkt: Gibt es überhaupt nicht-ergebnisoffene Diskussionen? Und wie sind die? Wie Vorlesungen? Was ist eigentlich das Gegenstück zu “ergebnisoffen”? Ergebniszu?

Bekannterweise war das Ergebnis der Diskussion im Sommer doch offener, als Prof. Lehnert es sich vermutlich gewünscht hätte. Zu Beginn seiner Wintersemestervorlesung zierte zumindest noch immer Thomas Mann die Titelfolie. Vielleicht interpretiert er das Wort auch hinsichtlich seiner englischen Übersetzung: “open end”…

Die anderen Kandidaten

Identity Management System

Im Sommer 2015 wurde das neue „Identity Management System“ (IDM) eingeführt und sorgte für viel Unsicherheit unter Mitarbeitern und Studierenden. Die Bemühungen des ITSC, auch den wenig Internetaffinen dieser Uni einen guten Start zu ermöglichen würden schon eine Nominierung zum Un(i)wort des Jahres rechtfertigen: Mit einer 30 Fragen umfassenden FAQ-Liste und neun Anleitungen (weitere seien in Vorbereitung, heißt es auf der Website) bleibt kaum ein Problem ungelöst.

Viel interessanter als die Frage „Wie ändere ich mein Passwort?“ oder „Mein Name ist falsch geschrieben, was kann ich tun?“ ist jedoch folgende: Warum heißt das Identity Management System Identity Management System? Sind E-Mail-Account und WLAN-Zugang jetzt Identitätsmanagement? Wer managt da meine Identität und mit welchem Recht überhaupt? Wo ist die Sekretärin, die mich an Geburtstage erinnert und meine Termine koordiniert? Sitzt irgendwo ein Pressesprecher und verkündet enthusiastisch meinen Wechsel vom achten ins neunte Semester? Oder bin ich vielleicht ins Zeugenschutzprogramm gerutscht und plötzlich jemand anders? Könnte ich eine zweite Identität haben, bitte? Oder kann ich meine eine morgens an der Pforte abgeben und sie abends wieder abholen – frisch gewaschen und gebügelt, bereinigt von peinlichen Facebook-Posts und das auch noch kostenlos?

Schade, dass das neue IDM diesen Erwartungen nicht ganz gerecht werden kann und statt Innovation, Datensicherheit und Mehrsprachigkeit lediglich bedeutet, dass ich mir zwei Passwörter weniger merken muss.

Honorarprofessor

Was ist ein Honorarprofessor? Keiner weiß es! Hat das Honorar mit dem Honorieren, dem Ehren zu tun? Nein, auch wenn der Titel an dieser Universität so gehandhabt wird. Aber mit Geld. Laut Wikipedia ist ein Honorarprofessor ein nebenberuflicher Hochschullehrer. Eigentlich müssen sie mehrere Jahre lang als Dozent, Lehrbeauftragter oder Pädagoge gearbeitet haben, um eine Honorarprofessur zu erhalten. In einigen Bundesländern müssen die Honorarprofessoren zusätzlich von externen Wissenschaftlern geprüft werden. Nicht so in Schleswig-Holstein. Sie führen zwar die Amtsbezeichnung des Professors und dürfen diesen Titel auch im Namen führen, sind jedoch nicht dazu verpflichtet, regelmäßig Vorlesungen zu halten oder an der Universität zu forschen. Sie können zudem Doktoranden betreuen oder Prüfungen abnehmen. Als jedoch universitätsferne Personen sind Honorarprofessoren keine habilitierten Hochschulmitglieder, sondern vielmehr nebenberufliche Aushilfen im Hochschulalltag.

Die Universität zu Lübeck unterhält zu diesem Zeitpunkt drei Honorarprofessoren. In den Medien geriet im Laufe des vergangenen Jahres Honorarprofessor Winfried Stöcker in den Fokus. Dieser erhielt seine Professur anders als seine Kollegen als persönliche Ehrung des Präsidiums. Der hauptberufliche Leiter von Euroimmun ist seit April 2011 Honorarprofessor und erhielt im Dezember 2014 zweifelhaften Ruhm durch seine ausländerfeindlichen Aussagen in der Sächsischen Zeitung.

Fun-Fact: Neben der fachlichen Eignung eines Kandidaten ist zu seiner Ernennung übrigens auch die Bewertung seines Charakters ausschlaggebend.

ZIEL

Die UzL ist als Uni der MVP der TLA. Mit MML, MIW, MLS, MED, INF und MED-INF ist ihr Ruf atm tip-top und von Süd bis Ost, von HNO bis TCS, vom Bit bis ins Ohr, von Abi bis BSC ist die UzL Pop. Ode auf die UzL! Oha, der Gag tot. Und nun? ZIEL! ZIEL sagt “what goes next”, ZIEL geht weit, ZIEL kann mehr: ZIEL kann vier. Aber Leid, mehr ists auch kaum. Kein Wort, dass sein Sinn klar Arzt, Prof oder Gast sagt. Oder etwa euch? Was’n für’n ZIEL? Eine 08/15 ETLA, fade plus lahm. ZIEL? Witz!

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