Die Teilnehmer der Konferenz. Albert Piek | StudentenPACK.

Die Teilnehmer der Konferenz.

Die 77. KoMa (Konferenz der deutschsprachigen Mathematikfachschaften) fand vom 18. bis 22. November 2015 im kleinen, aber schönen Ilmenau mitten in Thüringen statt. Der Fachschaftsrat der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften der TU Ilmenau organisierte die Konferenz, an der knapp über 60 Studierende von 18 Hochschulen teilnahmen.

Die fünftägige Konferenz ist vom Austausch der Fachschaften geprägt. In Arbeitskreisen (AKs) werden für die Fachschaften relevante Themen diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Gemeinsame Positionierungen werden durch sogenannte Resolutionen nach außen kommuniziert, auch dieses Mal sind drei Resolutionen entstanden. Neben den Arbeitskreisen gab es wie immer auch ein kulturelles Rahmenprogramm mit Stadtführungen, bei denen sogar die Orgas etwas lernten, Kneipentouren und geselligen Abenden. Dass bei den schlafarmen Nächten trotzdem am nächsten Tag gearbeitet wurde, förderte um sieben Uhr morgens der gnadenlose Rauswurf aus der Turnhalle, in der geschlafen wurde. Davon abgesehen wurden die Teilnehmer dieses Mal sehr von der Orga verwöhnt, insbesondere beim Essen. Wo bekommt man schon um ein Uhr nachts nach einem anstrengenden Plenum noch ein Käsefondue?

Wie stets in den letzten fünf Jahren ist die Lübecker Fachschaft MINT wieder mit drei Vertretern angereist. Mit im Gepäck hatten wir einige Pläne für Arbeitskreise, von denen wir hier berichten wollen.

AK Altklausuren

Ein leidiges, jahrelanges Problem ist unser veraltetes und wenig flexibles Altklausurensystem. Es wurden zwar mehrfach Versuche gestartet, ein neues, eigenes System zu entwickeln. Doch diese Versuche verliefen immer wieder im Sand und die Projekte wurden nie zu Ende gebracht, sodass sich über Jahre faktisch nichts geändert hat. Grund genug um sich bei den anderen Fachschaften zu erkundigen, wie die Altklausurensammlungen bei ihnen organisiert werden. Es stellte sich heraus, dass es in kaum einer Fachschaft ähnlich gehandhabt wird. Einige Fachschaften haben nur analoge Sammlungen, bei anderen gibt es (selbsterstellte) Systeme, teilweise mit Belohnungssystem. Neben den Arten der Sammlungen selbst wurde sich auch darüber ausgetauscht, wie die Akquirierung vonstattengeht. An vielen Unis, wie auch bei uns, geht die Bereitschaft der Studenten merklich zurück, den Fachschaften Klausuren vorbeizubringen. Stattdessen werden jahrgangsweise Klausuren ausgetauscht. Für dieses Problem hat leider keine Fachschaft ein Allheilmittel gefunden – sind die Systeme zu kompliziert oder der Aufwand Altklausuren zu bekommen zu hoch, so neigen die Studenten dazu, sich selbst zu organisieren. Belohnungssysteme abzuschaffen hilft wiederum genauso wenig. Als potenzielle Lösung unseres spezifischen Problems hat sich das Altklausurensystem des FSR Informatik in Jena dargestellt. Es hat ein einfaches Interface, ein optionales Belohnungssystem und eine gute Durchsuchbarkeit. Es wurde bereits nach der Konferenz der Kontakt zum Ersteller gesucht, sodass auch wir bald dieses System möglicherweise auch nutzen können.

AK Mindestlohn

Die Ankündigung, dass mit Inkrafttreten des Mindestlohngesetzes auch für HiWi-Jobs minutiös genaue Stundenzettel ausgefüllt werden müssen, hat uns stark überrascht. Überstunden werden dabei nicht ausgezahlt, nicht geleistete Stunden wiederum müssen zurückgezahlt werden. Gerade im Dezember wegen der Winterferien und bei HiWi-Jobs mit nicht ausgeglichen verteilten Arbeitsstunden führt dies zu Problemen. Da Schleswig-Holstein das Gesetz mit am spätesten eingeführt hat, erhofften wir von anderen Fachschaften aus Bundesländern die das Gesetz schon länger durchgesetzt haben, in einem Austausch-AK Erfahrungen zu sammeln. Es stellte sich jedoch heraus, dass auch die anderen Fachschaften mit dem Gesetz zu kämpfen haben, meist wird alles irgendwie hingebogen, sodass es passt. Weiter ist kaum klar, welche Rechte als Arbeitnehmer HiWis haben. Die Teilnehmer des Arbeitskreises haben sich zum langfristigen Ziel gesetzt, einen Reader zu erstellen, welcher über Rechte und Pflichten von HiWis informieren soll. Da bei allen Teilnehmern wenig Hintergrundwissen besteht, soll zur nächsten Konferenz ein Arbeitsrechtexperte eingeladen werden.

AK Taschenrechner

Der AK Taschenrechner ist eine Fortführung eines Arbeitskreises der letzten Konferenz. In diesem AK, bei dem ursprünglich ein Adventsrätsel für den Mathe-Adventskalender der DMV ausgedacht werden sollte, kam es im Verlauf der Diskussionen zum Thema Taschenrechnergebrauch in Schulen. Diese stellte sich als sehr kritisch dar, sodass sich die Teilnehmer darauf verständigt haben, sich in Form einer Resolution dazu zu äußern. Ein erster Entwurf wurde zuvor zwar erstellt, war aber noch unvollständig, sodass der Entwurf auf dieser KoMa noch einmal überarbeitet und letztlich als Resolution verabschiedet wurde.

Weitere Arbeitskreise

Weitere Arbeitskreise, die nicht von uns geleitet wurden, beschäftigten sich mit verschiedenen Themen. Einige davon waren fachschaftsinterne Themen wie die AKs zur Erstsemesterbetreuung, Event-Organisation, Finanzen und PR. Einen großen Teil der Zeit nahmen die Resolutions-AKs ein. Neben dem AK Taschenrechner waren es AKs zur Fremdenfeindlichkeit und zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz, welche eine Resolution hervorbrachten. Alle Berichte zu den Arbeitskreisen im Detail lassen sich im KoMa-Kurier, dem Konferenzband der KoMa (siehe Infobox am Ende des Textes) nachlesen.

Verabschiedete Resolutionen

Wie angekündigt gab es auf dieser Konferenz drei Resolutionen, die wir kurz vorstellen wollen. Im Netz (siehe Infobox) sind sie im Wortlaut zu finden. Auf der KoMa werden Resolutionen im Konsens-Prinzip, also einstimmig beschlossen.

Die „Resolution zur Verwendung von Taschenrechnern in der Schule“ kritisiert die Nutzung komplexerer Taschenrechner wie CAS- und GTR-Systemen in der Schule und fordert die Landesbildungsministerien auf, bei Abiturprüfungen nur noch optionale Taschenrechner-Aufgaben anzubieten. Abhängigkeit von den Geräten und dadurch entstehende Probleme wie das verringerte Verständnis der mathematischen Methoden und Prinzipien sollen reduziert werden. Die große Kluft zwischen Schul- und Hochschulmathematik, die sich auch hier deutlich im Vorkurs und den mathematischen Grundlagenfächern zeigt, muss verkleinert werden.

Die „Resolution gegen Fremdenfeindlichkeit“ entstand aus der aktuellen Zunahme politisch motivierter Straftaten und dem steigenden Zuspruch für fremdenfeindliche Bewegungen in Deutschland. Die KoMa positioniert sich gegenüber diesen Tendenzen strikt ablehnend und fordert die Hochschulen auf, sich für Integration und Internationalität einzusetzen und insbesondere Flüchtlingen Zugang zu Bildung einfach zu ermöglichen.

Die letzte „Resolution zur Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes“ beschäftigt sich mit den geplanten Änderungen des Gesetzes. Kritisiert wird unter anderem die Festsetzung der Höchstbefristungsdauer für HiWi-Jobs auf vier Jahre. Insbesondere in der mathematischen Lehre werden HiWi-Jobs dringend benötigt, die Festsetzung sorge inbesondere in den höheren Semestern für Engpässe. Die KoMa fordert eine Frist von mindestens 6 Jahren, damit insbesondere in Regelstudienzeit das Problem nicht auftreten kann. Weiter kritisiert wurde, dass die Elternzeitregelungen nicht für die Höchstbefristungsdauer gelten – so können Studierende mit Kindern in finanzelle Existenznot gebracht werden.

Nach der Konferenz ist vor der Konferenz

Die KoMa findet einmal im Semester statt. Die nächste 78. KoMa wird von der Fachschaft MathPhys der Universität Heidelberg ausgerichtet und findet vom 25. bis 29. Mai 2016 statt. Auch an dieser Konferenz werden unsere Fachschaftler wieder teilnehmen, dennoch freuen wir uns über neue Gesichter! Solltest du Lust haben, mal über den Tellerrand zu schauen, melde dich bei der Fachschaft. Fahrt- und Teilnahmekosten werden erstattet.

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