Von Lübecker Studenten gespendete Hilfsgüter in Nepal Shree Lohase Dhara Youth Club

Von Lübecker Studenten gespendete Hilfsgüter in Nepal

Im Jahr 2005 kam Pramod Ranabhat zum Studieren nach Deutschland. 2007 folgte Pushpawati Shresth. Beide lebten zuvor in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. Wie einige andere Nepalesen studieren sie zurzeit Medizin an der Universität zu Lübeck.

Als am 25. April eines der schlimmsten Erdbeben in der Geschichte des Landes Städte und Dörfer verwüstete, waren viele Menschen in ganz Deutschland entsetzt. Viele Hilfsorganisationen versuchten, den Nepalesen auf verschiedene Art und Weise zu helfen. Für die beiden Lübecker Studierenden war klar: Sie mussten helfen. Der erste Schritt war die Beantragung eines Urlaubssemesters bei Universitäts-Präsident Hendrik Lehnert, um sofort nach Nepal aufzubrechen und zu helfen. Schnell wurde klar, dass eine solche Aktion überstürzt und möglicherweise sogar kontraproduktiv seien könnte. Aus Deutschland war mehr möglich.

Eine Kontaktaufnahme mit Familie und Freunden war durch die großflächige Zerstörung der Infrastruktur wie Internet oder Telefon vorerst nicht möglich. Doch schon am nächsten Tag gab es Meldungen aus Nepal. Die ganze Welt war alarmiert und Hilfeleistungen wurden versprochen. Ihnen wurde versichert, es würde schon Hilfe kommen, doch auch Wochen nach dem Beben waren in vielen Dörfern keine Hilfsleistungen angekommen. Die Meldungen überschlugen sich und zeigten widersprüchliche Ansichten. 90% der Häuser waren zerstört oder waren es doch eher 50%? In einem Brief, der über die Hilfsorganisation „Deerwalk Social Welfare Network“ an die nepalesischen Studierenden in Lübeck weitergeleitet wurde, heißt es, dass viele Dörfer in nächster Nähe des Epizentrums nahe der Stadt Gorkha bis auf wenige Häuser komplett zerstört wurden. Viele Menschen würden nun unter freiem Himmel schlafen müssen, da nicht genug Zelte zur Verfügung ständen. Damit ein Dorf provisorisch versorgt wäre, wären ca. 50-60 Zelte nötig. Mangelware waren also fast alle lebenswichtigen Materialien: Es mangelte an Schlafplätzen, Matratzen, Decken, warmer Kleidung, Transportmitteln und Lebensmitteln. Um ein Dorf mit 135 Familien mit den nötigen Mitteln zu versorgen, würden ca. 4000€ benötigt.

Auch andere nepalesische Studierende in Lübeck trafen auf die kleine Gruppe und zu acht wurde das Projekt erweitert. Anscheinend war auf die großen Hilfsaktionen kein Verlass, da den Verwandten, Freunden und anderen durch das Erdbeben kennengelernte Kontaktpersonen keine Hilfe zukam. Es entwickelte sich die Idee, lokale Hilfsaktionen zu unterstützen, die direkt am Menschen agieren konnten. Es wurden diverse Aktionen geplant, wie zum Beispiel die Beantragung eines Spendenstands in der Breiten Straße und der Aufbau eines selbigen im Zentralklinikum des UKSH. Dabei konnten in einer Woche über 5500€ gesammelt werden.

Aus der Idee, selbst nach Nepal zu fliegen, wurde die Idee, nepalesischen Ärzten in Deutschland die Reise in die Krisengebiete zu ermöglichen. Die lokalen Hilfsorganisationen konnten zwar die nötigen Hilfsmittel und beispielsweise Medikamente und Unterkünfte für Helfer stellen, jedoch fehlten Ärzte, die die vielen im Land geplanten und umherreisenden „Health-Camps“ besetzen. Auf einige Anfragen antworteten mehrere Ärzte aus Deutschland. Vier davon konnte mithilfe der gesammelten Spendengelder der Flug ermöglicht werden. Diese reisten in Zusammenarbeit mit der Nicht-Regierungs-Organisation “Change for Health” in den Health-Camps von Kathmandu durch verschiedene Städte und lieferten regelmäßig Berichte nach Lübeck. In einer E-Mail eines nepalesischen Arztes aus Wasrode vom 3.Juni heißt es, dass bis zu diesem Zeitpunkt zwei Camps in der Nähe der Stadt Sindhupalchowk errichtet und über 450 Patienten behandelt werden konnten. Es konnten Hilfsmittel an über 1250 Schüler verschiedener Schulen ausgegeben werden. Weitere Camps waren für die nächsten Tage geplant.

In einer anderen E-Mail heißt es, dass die Versorgung durch Ärzte hauptsächlich von Menschen mit „normalen“ Beschwerden, wie Erkältungen genutzt würde und dass es wichtiger sei, die Menschen jetzt mit warmer Kleidung und Unterkünften zu versorgen. Es wurde auch versucht, Aufmerksamkeit auf die schädlichen Faktoren wie Rauchen und Alkoholismus zu lenken, da diese ein großes Problem in der örtlichen Gegend Nepals darstellen. Generell wird die Reise nach Nepal jedoch als großer Erfolg und wichtige Hilfe für das geschundene Land geschildert. Von den vier nach Nepal gereisten Ärzten sind bis zum jetzigen Zeitpunkt bereits drei zurück in Deutschland angekommen. Doch weitere Ärzte werden in der nächsten Zeit die Reise antreten. Darunter ein Neurochirurg aus Oldenburg, der zurück nach Nepal ziehen möchte.

Bis zum 19. Juni konnten mithilfe von fünf verschiedenen Organisationen bereits 330 Familien in sieben verschiedenen Regionen mit Lebensmitteln, Matratzen und Zelten versorgt werden. Zusammen mit Präsident Lehnert wurden weitere Spender für die Aktion angeworben und es konnten weitere Hilfeleistungen in den Dörfern erbracht werden. Dass die Hilfe ankam, zeigen die vielen Unterschriften und Bilder der Betroffenen, die den Studierenden in Lübeck zur Verfügung gestellt wurden. So konnten nicht nur Zelte, sondern sogar bereits Übergangsbehausungen errichtet werden und auch wenn die Aktionen zum Anwerben weiterer Spendengelder beendet sind, kommen immer noch weitere Anfragen aus den Krisenregionen, die unter anderem aufgrund ihrer geographischen Lage teilweise nicht von Regierungsorganisationen mit Hilfsgütern versorgt werden konnten.

Pramod Ranabhat mit PAUL dem WasserrucksackPramod Ranabhat

Pramod Ranabhat mit PAUL dem Wasserrucksack

Zusammen mit Prof. Lehnert wurde auch der Kontakt zum Entwickler des Wasserrucksacks „PAUL“,Prof. Frechen von der Universität Kassel, aufgenommen. Diese tragbare Wasserfiltereinheit zum Einsatz in Not- und Katastrophensituationen reinigt verschmutztes Oberflächenwasser ohne Strom oder Chemikalien und kann bis zu 500 Personen täglich mit 1200 Litern Trinkwasser versorgen. Zwei dieser Rucksäcke sind bereits im Besitz der Lübecker Studierenden und mit Unterstützung von Dr. Ghawami des World University Service (WUS) sollen 30 weitere folgen und zusammen mit gespendeten Rollstühlen und Rollatoren sowie über 200kg Kleidung nach Nepal geflogen werden.

Diese Aktion brachte bis jetzt ca. 14.000€ ein und wäre ohne die Unterstützung des StuPa, welches stellvertretend für alle Studierenden der Universität zu Lübeck 50ct spendete, sowie des AStAs und natürlich vieler engagierter – auch nicht nepalesischer – Studierender, die teilweise die Spendenstände von 11-18 Uhr besetzten, nicht möglich gewesen.

Im Sommer wird Pramod mithilfe der FSMed selbst nach Nepal reisen, um sich ein genaues Bild der Hilfeleistungen zu machen. Zu seiner Reise werdet ihr Informationen und Berichte im nächsten StudentenPACK oder auf studentenpack.de finden.

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