Die Berliner Universität benennt sich nicht nur nach Humboldt, sie baut ihm auch ein Denkmal.Flickr Foto "Wilhelm-von-Humboldt-Skulptur an der Humboldt-Uni" von andreas.zachmann unter einer Creative Commons ( BY-NC-SA ) Lizenz

Die Berliner Universität benennt sich nicht nur nach Humboldt, sie baut ihm auch ein Denkmal.

„Ein hohes Kleinod ist der gute Name“, wusste schon Friedrich Schiller und wahrscheinlich auch aus diesem Grund schmücken sich seit jeher Universitäten mit eben diesen guten Namen großer Persönlichkeiten, die mit der Stadt und der Universität mal mehr, mal weniger in Verbindung stehen. So sind zum Beispiel Universitäten wie die Goethe-Universität Frankfurt oder die Gutenberg-Universität Mainz nach berühmten Söhnen der Stadt benannt. Diesen Weg will Präsident Lehnert mit der Universität zu Lübeck ebenfalls gehen und ihr den in Lübeck geborenen Literaturnobelpreisträger Thomas Mann als Namenspatron aufs Auge drücken.

Das Verwegene daran ist, dass Thomas Mann im medizinisch-naturwissenschaftlich-technischen Fächerprofil unserer Universität kaum Platz findet, denn weiterhin wird – wie Lehnert kürzlich in seinem Vortrag „Autonomie als Chance“ auf dem Jahresempfang betonte – eine geisteswissenschaftliche Fakultät strikt abgelehnt. Die anderen Universitäten, die sich mit berühmten Persönlichkeiten schmücken, sind entweder Volluniversitäten oder wählten einen Namen, der gut in das angebotene Fächerspektrum passt. So heißen Musikhochschulen nach Liszt (Weimar), Schumann (Düsseldorf) oder Mendelssohn (Leipzig), also Komponisten, die in der jeweiligen Stadt gelebt und gewirkt haben, während die Wittenberg´sche Uni sich mit Martin Luther und die Gießener mit Justus von Liebig Namen wählten, die bereits untrennbar mit der Stadt verbunden waren. Allen ist jedoch gemein, dass sie Fächer lehren, in denen der Namensgeber eine zentrale Rolle einnimmt.

Von allen 124 Hochschulen mit Promotionsrecht in Deutschland tragen 30 einen Personennamen, wovon aber nur eine, nämlich die Palucca Hochschule für Tanz in Dresden, nach einer Frau benannt ist. Über die Hälfte (16) sind nach politischen Personen, zumeist aus der Gründungszeit der jeweiligen Universität, benannt. Ein Drittel (10) ist nach Künstlern benannt und immerhin sechs Hochschulen mit Promotionsrecht tragen den Namen eines Wissenschaftlers. Eine Thomas-Mann-Universität zu Lübeck wäre allerdings nicht die erste, die sich nach einem Lübecker Künstler benannt hätte. In dem Punkt ist ihr die „Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden“ zuvorgekommen, da dessen Geburtsort Eutin damals Teil der Reichsstadt Lübeck war. Auch Friedensnobelpreisträger Willy Brandt ist bereits vergeben: Die Erfurter „Willy Brandt School of Public Policy“, eine Ausbildungseinrichtung in öffentlicher Trägerschaft mit 121 Studenten, wählte 2009 diesen Namenszusatz. Die Verbindung zu Erfurt ist allerdings recht vage: 1970 besuchte Willy Brandt Erfurt anlässlich eines Ost-West-Gipfeltreffens im Kalten Krieg, darüber hinaus wird als Grund für die Namensgebung seine Vorbildfunktion als Politiker angeführt.

Ein anderes Beispiel, wie die Namensänderung einer Uni auch ablaufen kann, zeigt die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Hier schlug ein studentisches Mitglied im Gründungsausschuss vor, die Uni doch nach dem Journalisten und Friedensnobelpreisträger zu benennen. Trotz Ablehnung durch Politik und Bevölkerung brachten Studenten den Namenszusatz immer wieder an Schildern und dem Turm der Universität an, bis nach insgesamt 19 Jahren Hin und Her zwischen universitären Gremien und dem Land Niedersachsen der offizielle Name feststand. Noch länger, nämlich insgesamt 23 Jahre, währte der Streit um die Benennung der Düsseldorfer Universität, die übrigens wie die Uni Lübeck aus einer medizinischen Akademie entstand, nach Heinrich Heine. Auch dieser Prozess wurde vor allem durch die Studierenden vorangetrieben, der dortige AStA führte den Namen lange vor der eigentlichen Umbenennung im Briefkopf, da er die Abstimmungsergebnisse nicht akzeptierte.

Wer nicht erst sehr berühmt werden möchte, um Jahrzehnte nach dem eigenen Ableben eine Universität nach sich benennen zu lassen, kann auch einfach selbst eine gründen, wobei Berühmtheit hier natürlich auch nicht schadet. So gründete der damalige Verteidigungsminister und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt 1972 die „Universität der Bundeswehr Hamburg“ mit, die sich daraufhin nach ihm benannte und ihm gleichzeitig die Ehrendoktorwürde verlieh.

Eine etwas andere Form der Namensgebung findet sich vor allem an süddeutschen Hochschulen. Das sogenannte „Hörsaal-Sponsoring“ erlaubt es Firmen, gegen Werbegebühr Räume nach sich zu benennen, wie man es sonst nur von Fußballstadien kennt. So trägt Hörsaal 162 der Würzburger Universität beispielsweise den offiziellen Namen „Sparkassen-Hörsaal“ und in der Würzburger Fachhochschule gibt es sogar den „Aldi-Süd-Hörsaal“. Ob im Zuge der Umwandlung zur Stiftungsuniversität Lübeck die Pharmakologie-Vorlesung bald im „ratiopharm-Hörsaal“ stattfindet, bleibt wohl abzuwarten. Wem für einen ganzen Hörsaal allerdings das nötige Kleingeld fehlt, der kann bereits seit 2007 für 250€ einen Sitzplatz im Audimax erwerben und mit einem Schriftzug seiner Wahl versehen. Im Zuge nicht abebbender Meldungen über volle Hörsäle könnte sich auch ein Konzept zur Sitzplatzreservierung für die Dauer eines Semesters als sinnvolle Alternative erweisen, um finanziell schwächelnde Universitäten wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen.

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