Die Klausurenphasen bedeuten sowohl für Mediziner als auch für Naturwissenschaftler eine stressige und aufregende Zeit. Am Ende jedes Semesters werden die Studierenden teilweise sehr hart geprüft. Dabei stellen sich die immer wiederkehrenden und ab und zu lebensverändernden Fragen: „Werde ich weiterstudieren können?“ oder „Ist dieser Studiengang das Richtige für mich?“. Fragen wie diese plagen uns in dieser Zeit mehr als sonst und nicht jeder geht mit diesen Fragen gleich um. Natürlich gibt es auch Studierende, die sich diese Fragen nicht stellen, aber jeder kennt das mulmige Gefühl vor einer Klausur, welches nicht nur antreibend wirkt, sondern auch die Angst vor einem Fehlversuch aufleben lässt. Mit diesen Problemen, die die Studierenden teilweise jahrelang mit sich herumtragen, sind sie jedoch nicht alleine.

Psychologische Beratung – die Lösung?

Von der psychologischen Beraterin des Studentenwerks Schleswig-Holstein Marie-Therese Bockhorst erfahre ich, dass die Psychologen der Universitäten Lübeck, Kiel und Flensburg in den Prüfungszeiten einen deutlichen Anstieg von Studierenden, die das Beratungsangebot in Anspruch nehmen verzeichnen. Dabei sind alle Semesterstufen und Studiengänge gleichsam vertreten. Das Semesterende und damit auch die Klausurenphase üben also einen spürbaren Druck auf die Studierenden aus, der teilweise nur durch professionelle Beratung behandelt werden kann. Die Gründe, sich in die Obhut der Psychologen zu begeben, sind dabei meist komplex. Viele kommen wegen Arbeitsstörungen und der allseits bekannten Prüfungsangst. Diese sind jedoch nicht die einzigen Probleme, die das Lernen und natürlich das Studieren an sich erschweren. Ängste, Depressionen und Erschöpfungszustände treten in gleichem Maße auf und sind Gründe, eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus gibt es noch viele andere Anlässe: Probleme in der Familie, mit dem Partner oder den Freunden können in einer Zeit des erhöhten Drucks zum Vorschein kommen und das Leben erschweren.

In den letzten Jahren ist die Beratungsnachfrage insgesamt stetig angestiegen und die Beratungsstellen sind stark ausgelastet. Schleswig-Holstein ist in der Hinsicht kein Einzelfall: 2007 wurden im Rahmen der „Gesund studieren“-Studie etwa 3300 Studierende an 16 Hochschulen in Nordrhein-Westfalen von der Techniker Krankenkasse befragt. Obwohl Studierende laut dieser Untersuchung meist gesünder als Gleichaltrige in Beruf oder Ausbildung sind, treten unter ihnen überproportional häufig psychische Erkrankungen auf. Zehn Prozent der Studierenden verschriebenen Medikamente sind Antidepressiva. Fast ein Fünftel der Befragten gab an, unter depressiven Verstimmungen zu leiden, ein Zehntel leide unter Alpträumen, Phobien oder Magen-Darm-Beschwerden. Fast die Hälfte aller Befragten klagt über Konzentrationsschwierigkeiten im Alltag – Tendenz steigend. Die Versagensängste seien nie so groß wie heute gewesen. Vor allem seien Bachelor-Studierende betroffen, die neben ihrem Studium arbeiten, sagt der Psychologe des Berliner Studentenwerks Burkhard Seegers.

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