StudentenPACK:Was hat Sie vor 24 Jahren nach Lübeck geführt?

Peter Dominiak: Ich hatte mich 1988 auf die frei werdende Direktorenstelle (C4) am Institut für Pharmakologie beworben und wurde auch zu einem Probevortrag eingeladen. Im Januar 1990 erhielt ich dann den Ruf nach Lübeck, den ich nach recht kurzen Verhandlungen annahm und am 1. August meine Stelle hier am Institut für Pharmakologie antrat. Ich hatte zweimal die Möglichkeit, an eine andere Universität zu gehen, bin aber Lübeck treu geblieben.

StudentenPACKWelche Ereignisse haben Sie während Ihrer Zeit in Lübeck besonders beeindruckt und was fanden Sie daran so faszinierend?

Dominiak: Besonders beeindruckt hat mich mehr als einmal, dass die Existenz der Universität immer mal wieder infrage gestellt wurde und das nur aus rein pekuniären Gründen. Das herausragendste Ereignis war dabei der Kampf um den Erhalt der Universität im Mai, Juni und Juli des Jahres 2010, wo die Landesregierung unter Carstensen ernsthaft beabsichtigte, die Medizin in Lübeck zu schliessen, was ja gleichbedeutend mit der Schließung der Universität zu Lübeck gewesen wäre, da nur die Medizin und die Informatik autonome Studiengänge sind und waren. Alle übrigen Studiengänge sind sogenannte Hybridstudiengänge, die sich aus der Informatik und der Medizin speisen. Schliessung der Medizin hätte natürlich auch Schliessung der Hybridstudiengänge bedeutet. Faszinierend war, wie sich vor allem die Studentinnen und Studenten mit ihrer Universität solidarisierten und auch die Lübeck Bürgerinnen und Bürger motivierten, sich für ihre Universität einzusetzen. Das Ergebnis: mehr als 14.000 demonstrierten in Kiel für den Erhalt der Universität und den haben wir ja auch erreicht.

StudentenPACKWas denken Sie, wie die Universität in 50 Jahren aussehen wird?

Ich denke, dass die Universität möglicherweise 4000 Studentinnen und Studenten unterrichten wird und dass wir durch die Neubauten der wissenschaftlichen Institute aber auch des Universitätsklinikums mehr denn je eine für Studentinnen und Studenten, aber auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Ärztinnen und Ärzte sehr begehrte kleine Universität mit Spitzenleistungen auf den Gebieten der Medizin und Medizintechnik sein werden. BioMedTec, der Wissenschaftscampus Lübeck kann und wird möglicherweise dazu beitragen, eine Technische Universität Lübeck Wirklichkeit werden zu lassen. Das Potential des Wissenschaftscampus birgt eine Menge interessanter Möglichkeiten.

StudentenPACKWas raten und was wünschen Sie der Universität für die kommenden Jahre

Dominiak: Ich wünsche der Universität, dass sie den Übergang zur Stiftung gut meistert, die Voraussetzungen dazu sind gut und dass sie ein erfolgreiches Fundraising zustande bekommt. Mein Rat, sofern er erwünscht ist wäre, dass die Universität sich die Zeit und Ruhe nimmt, das was sie erreicht hat zu konsolidieren und sich nicht davon beeindrucken lässt, dass fast jedes Jahr eine neue Wissenschaftsministerin bzw. ein neuer Wissenschaftsminister eine neue „Sau“ durchs Dorf treibt.

StudentenPACKNach 9 Jahren an der Spitze der Universität kommt nun der verdiente Ruhestand auf Sie zu. Was fangen Sie mit der ganzen freien Zeit an?

Dominiak: Zunächst geniesse ich es, aus dem „Hamsterrad“ ausgestiegen zu sein und nicht mehr durch die vielen Termine fremdbestimmt zu werden. Ich habe ja noch einen Job in Düsseldorf als Aufsichtsratsvorsitzender des dortigen Universitätsklinikums, der bindet mich an ca. 5-6 Tagen im Monat. Ich werde mir auch ein Ehrenamt suchen und zwar schwebt mir vor, mich in irgendeiner Weise um krebskranke Kinder zu kümmern. Natürlich stehe ich auch meiner Universität zur Verfügung, falls sie mich für das Stiftungskuratorium oder den Stiftungsrat benötigt. Und dann habe ich jetzt endlich genügend Zeit, mich meinen Hobbys zu widmen, ich spiele weiter im Uniorchester Geige, kann mehr zu Hause üben, kann endlich lesen und ich werde auch in Hamburg und Lübeck Musikvorlesungen besuchen.

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