„Darf man ausreißen wenn man über 40 ist, zwei Kinder hat und Krankenschwester ist?“

Mit einem lauten Schrei begrüßt Disa, die tragische Protagonistin des Films, das Kinopublikum, rutscht aus und schlittert eine kleine Skisprungschanze herunter. Eine gelungene Einführung finden wir, insbesondere weil der Zuschauer emotional gleich auf eine sehr unterhaltsame Komödie eingestimmt wird. Das Schicksal Disas soll dann aber doch anders verlaufen als erwartet. Von ihrem Mann Laban wegen einer anderen Frau verlassen bleibt die schüchterne Krankenschwester mit den beiden gemeinsamen Kindern Alva und Elin zurück. Auch finanziell sieht es nicht rosig für sie aus. In einem Moment scheinbaren Stillstands im Leben tritt dann aber Kent auf, der sympathische, viermal glücklich geschiedene Vater unzähliger Kinder, der sein Leben als Junggeselle jeden Tag mit einer Leichtigkeit zu genießen scheint, von der Disa nur träumen kann. Herumgeschubst von ihrer Chefin und ihrer Mutter entschließt sie sich Kent näher kennenzulernen – und stellt gleichzeitig ihr Leben auf den Kopf. Mit Hilfe von Kampftraining und einer alten Patientin auf ihrer Station, die tiefsinnig mit ihr über ihr Dasein nachdenkt, verändert sich Disa zu einer extrovertierten, vom Schicksal gezeichneten Persönlichkeit.

Es ist ein gelungenes Spiel zwischen trister Realität und alltäglichem Humor. Regisseurin Maria Blom zeigt eine schüchterne, liebevolle, aber einsame Frau, die sich nach einer gescheiterten Ehe in einem kleinen Dorf in Schweden täglich mit den Widrigkeiten des Alltags konfrontiert sieht. Von allen Seiten her scheinen Ansprüche an sie gestellt zu werden: Die Kinder wünschen sich mehr Lego-Steine, die Eltern kritisieren ihre Lebensweise und die kleine Wohnung und die Chefin im Krankenhaus hat keine hohe Meinung von ihr. Als ihr Ex-Mann mit seiner neuen Freundin Camilla ein Kind erwartet zerplatzen zudem endgültig ihre Träume von der Rückkehr in ein glückliches Familienleben.
Von sich selbst überrascht findet sich Disa in einem Selbstverteidigungskurs wieder und beginnt zum ersten Mal zu tun, was sie selbst will. Der Film erzählt vom Streben nach Veränderung, der Suche nach dem eigenen Ich und den vielen kleinen Schritten – vorwärts wie rückwärts – auf dem Weg dorthin. Uns überzeugt der Film, weil er es trotz der vielen Momente, in denen wir der Protagonistin mehr Glück gewünscht hätten, immer wieder schafft, den ganzen Kinosaal zum Lachen zu bringen.
Nachdenklich, humorvoll, unterhaltsam – definitiv eine gute Wahl für einen grauen Novemberabend!

Bei den Nordischen Filmtagen habt ihr noch die Gelegenheit, euch den Film selbst anzusehen. Er läuft in Originalsprache (Schwedisch) mit deutschen Untertiteln noch einmal am 02.11. um 19:30 Uhr im Kolosseum.

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