Es ist Sommer 2013. Die 72. KoMa, die Konferenz der deutschsprachigen Mathematikfachschaften, tagt in Kiel. Nicht nur der Regen, auch der etwas chaotische Ablauf sorgen dafür, dass trotz der Jahreszeit keine sommerliche Stimmung aufkommen will. Vieles wirkt durcheinander, manchmal hat auch die Orga keine Übersicht. Vielleicht auch weil die Konferenz gemeinsam mit der KIF, der Informatikfachschaftenkonferenz, stattfindet. Auch dabei waren damals drei KoMatiker und ein KIFfel – so nennen sich die Teilnehmer – aus der Lübecker Fachschaft MINT. Wie es sich für ordentliche Lübecker gehört, dank der besonderen Beziehung zur Landeshauptstadt, die man spätestens nach Lübeck kämpft im Sommer 2010 entwickelt hat, kam man zu dem Gedanken: Das müssten wir doch besser hinkriegen! Das war der Zeitpunkt, an dem sich die Idee einer eigenen KoMa in Lübeck entwickelt hat.

Die Teilnehmer der 74. KoMa in Berlin.Albert Piek

Die Teilnehmer der 74. KoMa in Berlin.

KoMa – Was ist das eigentlich?

Die KoMa ist eine Zusammenkunft der Fachschaftsvertreter aus dem Fachbereich Mathematik aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Das schließt Vertreter aus Deutschland, der Schweiz und Österreich ein. Die KoMa tagt traditionell von Mittwoch bis Sonntag, wobei Sonntag die Abreise der Teilnehmer und am Mittwoch neben der Anreise nur noch das Anfangsplenum stattfindet. Dieses Plenum klärt organisatorische Dinge wie die Arbeitskreise (AKs) und gibt den Fachschaften die Gelegenheit sich vorzustellen. Am Freitagabend findet ein Zwischenplenum statt, auf dem die Resultate bereits getagter Arbeitskreise vorgestellt werden; auf dem Abschlussplenum am Samstagabend folgen die restlichen Arbeitskreis-Berichte und die Verabschiedung etwaiger Resolutionen. Diese sind gemeinsame Stellungnahmen der jeweiligen KoMa zu fachspezifischen oder politischen Themen. Dazwischen sind, neben den Arbeitskreisen selbst, Fachvorträge der örtlichen Professoren und soziale Veranstaltungen wie Stadtführung und Kneipentour auf dem Programm.

Ein Blick in die Geschichte

Viele Fachschaften organisieren sich überregional auf Bundesfachschaftstagungen. Der zugehörige Wikipedia-Artikel listet zurzeit fast 50 dieser Tagungen auf. Diese haben mehr oder weniger lustige Abkürzungen, wie die KoMa, die KIF oder auch die ZaPF (Zusammenkunft aller Physikfachschaften), deren Teilnehmer liebevoll „ZäPFchen“ genannt werden. Doch diese seltsamen Bezeichnungen sollten nicht über den sinnvollen Zweck der Konferenzen hinwegtäuschen.

Die KoMa selbst gibt es seit 1977. Damals begann sie hauptsächlich mit politischen Themen: Kampf um das politische Mandat und um die verfasste Studierendenschaft, die schon damals in Baden-Würtemberg (bis 2012) vorenthalten wurde und bis heute in Bayern den Studenten vorenthalten wird. Nachdem die Studentenunruhen der siebziger Jahre abgeebbt waren, kamen auf der KoMa, die erst ab 1987 tatsächlich so hieß (vorher war sie u.a. einfach die „Fachschaftentagung Mathematik“), mehr und mehr fachspezifische, hochschulbezogenen Themen auf den Arbeitsplan. Auf der mittlerweile internationalisierten KoMa wurde über Didaktik, BAföG oder Orientierung für Studienanfänger diskutiert und sich untereinander ausgetauscht. Zum Ende der Achtziger wurde die KoMa wieder politischer und diskutierte über Rüstungsforschung, Friedenspolitik und zu dieser Zeit aktuelle Themen wie die Apartheidpolitik in Südafrika und den Hungerstreik der RAF-Gefangenen.

In den Neunzigern kamen nach der Wende wieder mehr Hochschulthemen auf den Tisch, die die KoMatiker selbst betrafen. In der Zeit gegründete AKs beschäftigten sich mit Interdisziplinarität, Evaluation – ein damals kaum verbreitetes Verfahren – sowie mit der Qualität und Methodik von Tutorien und vielem mehr.

Ende der Neunziger, Anfang der 2000er war die KoMa krisenzerrüttet in einem Generationenkonflikt zwischen Alt-KoMatikern, die die KoMa hauptsächlich politisch sahen, und den Neu-KoMatikern, die Hochschularbeit in den Vordergrund setzen wollten. Mitte der „Nuller“ Jahre konnten sich die Neu-KoMatiker durchsetzen. Seitdem ist die KoMa geprägt von hochschulbezogenen Themen, sei es Fachschaftsarbeit oder Hochschulpolitik. Die detaillierte Geschichte ist für Interessierten im KoMa-Buch von Nico Hauser nachzulesen. Der Link zu dem Buch ist im Infokasten zu finden.

Die Planung geht los

Die Auswahl an Arbeitskreisen und Größe der KoMa ist ständig gewachsen, es gibt meist um die 15 bis 20 AKs und ca. 60 Teilnehmer, die von der Orga versorgt werden.

Doch können wir eine so große Veranstaltung überhaupt stemmen? In der alten Fachschaft hing ein Poster welches verkündete, dass irgendwann 2005 mal eine KIF hier stattgefunden hat. Außerdem haben die Mediziner der FS Med erst im Sommer zuvor das medizinische Pendant, die MV (Medizinstudierendenversammlung) des bvmd, nach Lübeck geholt und erfolgreich durchgeführt. Da müsste eine KoMa auch machbar sein. Die nächste KoMa, deren Veranstaltungsort noch nicht vergeben war, war die 75. KoMa im Wintersemester 14/15. Schnell war klar, dass wir diese Konferenz nehmen wollten, denn schon für die Konferenz danach ist nicht klar, ob alle, die organisieren wollten, dann überhaupt noch studieren würden. Im Abschlussplenum der Konferenz angekündigt, gingen auch gleich hochmotiviert die ersten Planungen los. Was wollen wir alles veranstalten? Was haben die Kieler falsch gemacht, das wir dann richtig machen sollten? Welche Räume wollen wir verwenden? Über all diese Fragen wurde unter den drei KoMatikern den ganzen letzten Abend und auf der Rückfahrt diskutiert.

Doch bevor die konkreten Pläne durchgeführt wurden galt es eine Hürde zu nehmen: Die Idee, Gastgeber einer Fachschaftskonferenz zu werden, musste zunächst der Fachschaft selbst vorgestellt werden. Die Reaktion war eindeutig: durchgehende Zustimmung für das Projekt, aber die Finanzierungsfrage sollte vor der endgültigen Zusage geklärt werden.

Auch dafür haben wir uns gewappnet. Bei der folgenden KoMa in Chemnitz im Winter 2013 hat ein Lübecker den Vorsitz des KoMa-Förderverein-Vorstandes übernommen und so Einblick in die Finanzierung der KoMa bekommen. Ebenso wurde ein eigener Haushaltsposten für den studentischen Haushalt 2014 eingeplant. Auf derselben KoMa haben wir unseren Plan offiziell gemacht. Damit stand fest: Lübeck richtet die 75. KoMa aus! Unserem mittlerweile nur noch zwei Mann starken Orga-Team, das regelmäßig zu den KoMaTa gefahren ist und fast die einzigen MMLer der Fachschaft darstellte, war klar: So eine Veranstaltung ist nicht alleine zu meistern. Nach Werbung in den MML-Jahrgängen konnten wir uns über viele Helfer freuen, sodass unser Team zurzeit aus über zehn Personen besteht.

Eines der historischen Gebäude der Humboldt-Universität.Albert Piek

Eines der historischen Gebäude der Humboldt-Universität.

Zwischenstation: KoMa74 in Berlin

Ende Mai dieses Jahres war es soweit: die letzte KoMa, die vor unser eigenen Konferenz lag, fand in Berlin statt. Die perfekte Gelegenheit für die frische Orga, in den Ablauf einer Konferenz hereinzuschnuppern. Deshalb waren wir mit acht Vertretern aus Lübeck die vermutlich größte Delegation aus Lübeck, die es jemals gab.

Neben den Vorbereitungen für die eigene Orga gab es diverse Arbeitskreise, in denen wir uns über fachschafts- und studienbezogene Themen austauschen konnten. Über einige soll an dieser Stelle kurz berichtet werden.

Ein von unserer Seite aus vorgeschlagener AK hat sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auf der KoMa und in der Fachschaftsarbeit auseinander gesetzt. Im Austausch wurde schnell klar, dass das Thema bei den Fachschaften bisher kaum beachtet wurde. Dennoch gibt es eine Menge Potenzial; so wurden Ideen gesammelt, wie mehr nachhaltige Produkte verwendet und der Müll reduziert werden kann. Wir hoffen von diesen Ansätzen möglichst viel in unserer eigenen KoMa umsetzen zu können und so ein Vorbild für spätere KoMaTa zu sein.

Im AK „Vorlesung filmen“ hat die Fachschaft aus Aachen ihre Video-AG vorgestellt. Diese nimmt insbesondere große Vorlesungen als Service für Studierende auf Video auf und stellt sie im internen Netz zur Verfügung. Es wurde über das benötigte Equipment, sowie die Kommunikation mit den Profs gesprochen. Ob ein solches Angebot auch in Lübeck angenommen wird, steht zur Frage – sollte es interessierte Studies geben, meldet euch gerne bei der Fachschaft!

Einen großen Block der Zeit hat die Ausarbeitung einer Resolution zum neuen Hochschulgesetz in NRW eingenommen. In diesem sollen Neuerungen eingeführt werden. Streitpunkte waren u.a. die Einführung einer Exmatrikulationsmöglichkeit für Unis, das geplante Recht Studierende mit geistigen Erkrankungen nicht zum Studium zulassen oder exmatrikulieren zu dürfen und die Verpflichtung im Verlaufe des Studiums eine Fachstudienberatung aufzusuchen. Über diese und andere Themen wurde kontrovers diskutiert, am Ende stand jedoch eine Resolution, die in der gesamten KoMa Konsens fand. Diese ist über die zweite URL im Infokasten zu finden.

Berichte über weitere AKs findet ihr auf der Homepage der KoMa, sobald der KoMa-Kurier, der Konferenzband der KoMa, erschienen ist.

Die Planung geht in die heiße Phase

Die Berliner KoMa liegt nun hinter uns, die ersten Treffen unseres Orga-Teams haben schon wieder stattgefunden, um den Input der Konferenz weiterhin im Gedächtnis zu behalten. In kleinen Gruppen geht es nun darum, Räume und Fachvorträge zu organisieren, soziale Events wie die Kneipentour und die Stadtführung zu planen und sich Gedanken über Sponsoring, Essen und andere planungsrelevante Fragen zu machen. Die Vorbereitungen sind im vollen Gange, vieles läuft bereits perfekt. Wir haben einige großzügige Sponsoren gefunden und die Mathematikinstitute bieten ihre Unterstützung an.

Doch eine solche Konferenz lebt von ihren Helfern, deshalb freuen wir uns weiter über jeden der helfen will. Spätestens zur Konferenz, die in der ersten Vorlesungswoche vom 22. bis 26. Oktober stattfinden soll, werdet ihr nochmal von uns hören. Denn für viele Aufgaben brauchen wir nicht nur eine Orga, sondern auch Helfer – was wäre auch die Kerngruppe der Vorwoche ohne die ganzen Ersthelfer? Wenn ihr also Lust habt zu helfen, schreibt uns einfach eine Mail an koma-orga@asta.uni-luebeck.de! Für euch bietet sich die Gelegenheit Mathematikstudenten aus dem ganzen deutschsprachigen Raum kennenzulernen. Wann bietet sich schon einmal eine bessere Gelegenheit um Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen, was in unserem Fachbereich außerhalb Lübecks passiert? Wir freuen uns darauf, wenn ihr uns helft den Kielern zu zeigen, wie eine gute Konferenz abläuft – und halten euch informiert!

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