Open Access ist an Schleswig-Holsteins Hochschulen weiter auf der Überholspur. In der Februar-Ausgabe haben wir bereits über diese Form der Veröffentlichung wissenschaftlicher Publikationen berichtet, daher hier nur ein kurzer Überblick: Open Access ist der freie Zugang zu Veröffentlichungen wissenschaftlicher Arbeit, der im Gegensatz zum kommerziellen Vertrieb der großen Journale kostenlos ist und dem Autor die Rechte an seiner Publikation belässt. Der Open-Access-Bewegung gehören mittlerweile viele Journale an, die es an Qualität und Einfluss durchaus mit den etablierten aufnehmen können. Dies ist auch dadurch bedingt, dass viele Verlage die Universitätsbibliotheken durch teils sehr hohe Preise für Abonnements ihrer Zeitschriften in Finanznot bringen.

Die Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Waltraud Wende schätzt dieses Vorgehen sehr: „Es ist unbestritten, dass Open Access die Erkenntnisse wissenschaftlicher Arbeit einfacher als öffentliches Gut verfügbar macht und damit die Wissensverbreitung grenzenlos und weltweit rasant beschleunigt.“ Nun will das Wissenschaftsministerium Schleswig-Holsteins mit dem zum Jahresende kommenden Hochschulgesetz der freien Veröffentlichung weiteren Aufschwung verschaffen, indem es sämtliche mit öffentlichen Mitteln finanzierten Forschungsergebnisse kostenlos im Internet zur Verfügung stellen lassen möchte. Ermöglicht werden soll dies durch finanzielle Unterstützung der Hochschulbibliotheken, etwa für die benötigten Server oder die Veröffentlichungsgebühren, die weiterhin bestehen bleiben.

Am neunten April ist bereits ein ähnliches Hochschulgesetz in Baden-Württemberg in Kraft getreten, was von Wissenschaftlern über die Landesgrenzen hinaus mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde. So sei es auf der einen Seite durchaus verständlich, dass die mit öffentlichen Mitteln finanzierte Forschung eben dieser Öffentlichkeit kostenlos vorgestellt werden solle, was auch die Verbreitung des Wissens fördere, auf der anderen Seite würden die Forscher jedoch um ihren eigenen „Marktwert“ fürchten, der noch immer zum Großteil aus der Zahl der Publikationen in möglichst angesehenen Fachzeitschriften bestehe, argumentieren die Professoren Mark Scholl und Dirk Leuffen von der Universität Konstanz.

Eine Lösung könnte der sogenannte Grüne Weg bringen, bei dem zunächst in einem kommerziellen Journal und erst nach einer Bannfrist von zum Beispiel einem halben Jahr zusätzlich auf einer Open-Access-Plattform veröffentlicht wird. Diese nichtkommerzielle Zweitverwertung, die bei Verlagen zunächst verpönt war, findet nun gezwungenermaßen immer mehr Akzeptanz. So können beispielsweise die National Institutes of Health, eine der wichtigsten biomedizinischen Forschungsbehörden, zeitversetzt in beiden Formen publizieren. Von den Hochschulen in Schleswig-Holstein hat sich bisher nur die CAU Kiel öffentlich mit der Unterzeichnung der „Berliner Erklärung“ der Max-Planck-Gesellschaft öffentlich zu Open Access bekannt. Die weitere Entwicklung bleibt also spannend.

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