Manchmal passieren Dinge, die man für so unwahrscheinlich hält, dass sie eigentlich nicht vorkommen dürften. So habe ich zum Beispiel durch die Allwissenheit der sozialen Netzwerke zufällig entdeckt, dass eine StudentenPACKerin aus der gleichen Kleinstadt im Süden Niedersachsens kommt wie ich. Vorher hatten wir uns nie bewusst getroffen oder gar gekannt. Wie wahrscheinlich ist so etwas bei um die zehn Redaktionsmitgliedern? Sicher, es sind auch mehrere aus Hamburg dabei, aber Hamburg ist auch riesig groß und näher dran. Sechs Richtige aus nur neunundvierzig Zahlen sehen auf den ersten Blick doch wahrscheinlicher aus, als sie bekanntermaßen in Wirklichkeit sind. Möglicherweise versuchen jede Menge Leute Woche für Woche aufs Neue ihr Glück.

Doch ab wann ist etwas eigentlich selten? Eine Krankheit gilt beispielsweise als selten, wenn weniger als fünf aus zehntausend Personen betroffen sind und in einer durchschnittlichen Hausarztpraxis seltener als einmal pro Jahr „gesichtet“ werden. Eigentlich Grund genug für Betroffene sich zu fragen: „Warum ausgerechnet ich?“ Dennoch sind geschätzt vier Millionen Menschen allein in Deutschland von einer solchen Erkrankung betroffen, was natürlich der schier unermesslichen Vielfalt dieser Krankheiten geschuldet ist. Für diese vier Millionen wurde gegen Ende des letzten Jahres auf dem Campus übrigens das Lübecker Zentrum für seltene Erkrankungen eröffnet.

Wenn ich weiter darüber nachdenke ist eigentlich fast alles unwahrscheinlich. Bedenkt man allein die Reihe an Zufällen, die dazu führten, dass man eben dort ist, wo man gerade ist. Und wenn man dann noch die Elterngeneration mit einbezieht, die unwahrscheinlich zufällig zur eigenen Entstehung geführt hat, und dann deren Eltern und deren Eltern und irgendwann die gesamte Evolution in diesem Moment zusammenläuft, kann sich doch jeder Einzelne zu Recht als Wunder fühlen.

Und doch möchte man, wenn man beim Roulette zum zweiten Mal in Folge auf die falsche Farbe gesetzt hat, wichtige Entscheidungen durch Münzwurf oder Schere-Stein-Papier verloren hat oder die Schranke sich schon zum zweiten Mal an diesem Tag einen Sekundenbruchteil zu früh senkt, ausrufen: „Das gibt’s doch nicht, so viel Pech kann ein Mensch doch gar nicht haben!“ Vielleicht schätzt man Gewinnchancen einfach immer höher ein, als die gleich große Wahrscheinlichkeit, dass man auch verlieren könnte. Vielleicht ist jeder ganz tief drinnen doch ein Optimist.

Sehr viel unwahrscheinlicher als ein Hauptgewinn im Lotto ist es nebenbei, innerhalb von dreißig Sekunden im Weltraum zufällig von einem Raumschiff mitgenommen zu werden. Die Wahrscheinlichkeit hierfür beträgt nämlich, wenn man Douglas Adams Glauben schenken darf, eins zu zwei hoch zweihundertsiebenundsechzigtausendsiebenhundertundneun. Dagegen sind zufällige Begegnungen in der StudentenPACK-Redaktion nun wirklich nichts ungewöhnliches, was auch erklärt, warum keiner meine Begeisterung dafür so recht teilen wollte.

Ich zumindest werde auch weiterhin kein Lotto spielen, zumindest nicht, solange ich beim halbjährlichen eins-aus-fünf-Spiel noch regelmäßig daneben liege.

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