113,80 Euro Semesterbeitrag – das reißt schon ein kleines Loch in die studentische Portokasse. Doch wofür haben wir das Geld letzten Monat eigentlich überwiesen?

Wenn es die Gebühr nicht gäbe, fiele die Uni nicht in sich zusammen. Denn obwohl das Geld in der Bildung bekanntlich knapp kalkuliert ist, bezahlen wir kein Geld für den Verwaltungsapparat unserer Hochschule. Jedoch bliebe die Mensa zu, die Busfahrer würden von uns erwarten, dass wir Fahrkarten kaufen und das Campus Open Air fiele aus – wie auch die OPK, das Studententheater und anderes. Kurz: Wir bezahlen die Infrastruktur für alles, was nicht direkt damit zu tun hat, dass wir einen Prof vor uns stehen oder ein Buch in der Bibliothek vor uns liegen haben.

Die Auflistung im Erinnerungsschreiben der Uni zur Rückmeldung listet in einer groben Übersicht auf, wie sich die Kostenpunkte grob zusammenfassen lassen. Eine etwas genauere Aufschlüsselung bekommt der interessierte Student, wenn er recherchiert und nachfragt.

Auch das Campus Open Air wird mit einem Teil des Semesterbeitrags gefördert.

Auch das Campus Open Air wird mit einem Teil des Semesterbeitrags gefördert.[media-credit id="69" align="aligncenter" width="645"]

Der Nahverkehr

Als Erstes finden sich Informationen über unser Semesterticket für den Nahverkehr. Dem Stadtverkehr Lübeck (SVL) werden dafür 49 Euro pro Semester pro Student überwiesen, die Autokraft bekommt 1,80 Euro. Die Internetseite des AStA listet auf, was wir dafür dürfen, nämlich alle Busse im Raum Lübeck, wie auch die Züge von St. Jürgen bis Travemünde kostenfrei nutzen und auf der Priwallfähre mitfahren. Umsonst ist auch das Mitfahren im nach Berlin fahrenden Linienbus zwischen ZOB und Universität. Vergünstigungen gibt es für alle Zugfahrten, für die wir Tickets im SH-Tarif kaufen (beispielsweise nach Hamburg) und die in Lübeck beginnen. Aber alles nur ohne Fahrräder – für die müssen wir Extrakarten lösen. Die Autokraft bekommt dafür ihr Geld, dass für uns die Busfahrkarte nach Berlin nur 10 Euro kostet und wir 25 Prozent Rabatt für Fahrten auf der Linie in Richtung Neustadt bekommen. Bei einer Rechnung mit geschätzt 3300 Studenten kommt man damit jährlich auf 323.400 Euro für den SVL und 11.880 Euro für die Autokraft. Im Haushaltsplan ist für etwas mehr Studenten eine Summe von 347.000 Euro vorgesehen. Beim Beitrag für die Autokraft ist kurios, dass weit verbreitet bekannt ist, dass sich im Großteil der Fälle der Semesterbeitrag für die Autokraft ab der ersten Fahrt lohnt. Jedoch ist unklar, ob es Zahlen gibt, wie viele Studenten dieses Angebot wirklich nutzen – und wenn es solche Zahlen gäbe, wie diese aussehen würden.

Das Studentenwerk

Als Zweites findet man den Beitrag für das Studentenwerk Schleswig-Holstein, das mit 53 Euro den größten Anteil vom Semesterbeitrag bekommt. Dieses hat die Aufgabe, die Infrastruktur für das Studium aller Studenten im Bundesland zur Verfügung zu stellen. Diese simple Aussage wird erst dann beeindruckend, wenn man sieht, mit welchen Zahlen gearbeitet wird und sich den Verwaltungsaufwand dahinter vorstellt. Die genannten Daten kommen aus dem letzten im Internet verfügbaren Geschäftsbericht aus dem Jahr 2012.

Demnach verwaltete das Studentenwerk sieben Mensen mit 1.395.437 ausgeteilten Portionen, 2953 Wohnheimplätze und 399 Kita-Plätze. Mit allein 4,3 Millionen Euro von den etwa 5 Millionen Euro, die von uns 50.000 Studenten im Land kamen, wurden die Mensen gestützt. Insgesamt kostete es etwa 13 Millionen Euro, alle Essensportionen auszuteilen, die Mensen zu heizen und das Personal zu bezahlen. Das Land gab dafür 2 Millionen Euro dazu. Die Wohnheimplätze trugen sich selbst durch die eingenommenen Mieten, die aufsummiert 7,6 Millionen Euro ergaben. Dafür gab und gibt es in Lübeck 549 Wohnheimplätze. Diese teilen sich auf in 105 Plätze im ISW in der Innenstadt, drei Plätze in einem Haus in der Füchtingstraße und den Rest in der Anschützstraße, davon 282 in den drei Häusern des Studentendorfes. Diese Zahlen werden sich im letzten Jahr nicht stark verändert haben, wir haben also schon wieder etwa die Hälfte unseres Mittagessens im Voraus gezahlt.

Das StuPa

Es bleiben 10 Euro für den studentischen Haushalt, in der Summe etwa 70.000 Euro. Dieses Geld kann beliebig verteilt werden, solange das StuPa als oberste Instanz der studentischen Gremien dazu sein Einverständnis gibt. Die Verwaltungsarbeit dafür und die Übersicht über den Geldverkehr hat das Finanzreferat des AStA, über welches alle Kosten, die den Gremien und Gruppen entstehen, abgerechnet werden. Im Laufe der Zeit haben sich einige feste Kostenpunkte im eigens für den studentischen Haushalt aufgestellten Haushaltsplan etabliert, obwohl, wie der Verantwortliche für das Referat für Finanzen, Philip Queßeleit, sagt, das Ganze doch etwas unübersichtlicher sei, da das Geld immer an den Stellen und in den Mengen verwendet werde, wo es gerade gebraucht werde.

Der größte Kostenpunkt ist die Verwaltung. Hier werden die Verwaltungen von AStA und Fachschaften genannt sowie die von allen Gremien gemeinsam genutzten Gebrauchsgegenstände, wie etwa der Kopierer. Ebenso findet sich hier das Gehalt der Sekretärin Manuela, die, wie Philip Queßeleit sagt, als zuverlässiger Pol dafür sorge, dass unabhängig von der recht schnell wechselnden personellen Besetzung der Gremien die Verwaltung konstant gut funktioniere. Dies ist das einzige ausgezahlte Gehalt, unsere studentischen Vertreter machen ihre Arbeit ehrenamtlich.

Desweiteren wird Geld der Studierendenschaft verwendet für die Übernahme von Kosten der Gremien und Gruppen. Denn jede Studentengruppe, die Aktionen organisiert, die alle Studenten der Uni interessieren könnten, hat die Möglichkeit, vom StuPa finanziell unterstützt zu werden. Momentan werden die musikalischen Gruppen der Uni (Pop-Symphonics, Big Band, Orchester, Chor) mit einem pauschal überweisbaren Betrag von 800 Euro pro Jahr finanziert, daneben können sich weitere Gruppen, wie unser StudentenPACK und auch die Fachschaften, ihre Kosten (also alles, was bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten anfällt) gegen Quittung erstatten lassen.

Anders sieht die Sache aus, wenn Veranstaltungen organisiert werden. Denn die Veranstaltungen sollen sich möglichst durch Verkäufe selbst tragen. Deswegen müssen sie beim StuPa beantragt werden, welches dabei von der Wirtschaftlichkeit überzeugt werden möchte. So ist vorgesehen, dass sich „Spaßveranstaltungen“ wie Werkhof- oder p++-Partys selbst finanzieren, was nach den Zahlen des Finanzreferates über den Verlauf der Jahre auch funktioniert. Daneben gibt es Veranstaltungen, die das Unileben kulturell bereichern. Beispiele sind die Lesewoche und eingeschränkt auch das Campus Open Air. Diese werden auch genehmigt, wenn abzusehen ist, dass sie nicht alle Ausgaben decken können. So gesehen bezahlen wir die kulturellen Veranstaltungen, die an der Uni stattfinden, selbst.

Im letzten Jahr gab es durch erfolgreiche Veranstaltungen trotz Ausgaben von 480.000 Euro einen Überschuss im Haushalt von 17.000 Euro. Trotzdem wurde der Semesterbeitrag für die Studierendenschaft um 2,50 Euro pro Student erhöht. Dies passierte, wie der Referatsleiter des immer Nachwuchs suchenden Finanzreferats erklärt, bereits im vergangenen Jahr, als ein Gewinnjahr noch nicht abzusehen gewesen sei und es galt, das Jahr 2012, in dem Verluste gemacht wurden, auszugleichen. Mit dem zusätzlichen Geld wird nun das Budget von knapp kalkulierten Posten wie den StuPa- und Fachschaftswahlen finanziell etwas erweitert und ein von allen Gremien nutzbarer Posten zur Reisekostenabrechnung eingeführt.

Alles in allem kann man also sagen, dass der Semesterbeitrag gut angelegt ist, wenn man voraussetzt, dass wir als Studenten nicht 24/7 auf dem Campus büffeln, sondern auch wohnen, essen und ein Leben haben wollen. Uns werden ein günstiges Essen in der Mensa, kostenlose Busfahrten und ein ansprechendes Rahmenprogramm geboten. Ob wir es nutzen oder lieber mit dem Rad kommen und Mitgebrachtes zu Mittag essen, ist uns überlassen; wir hätten auf jeden Fall die Möglichkeit, das, was uns geboten wird, zu nutzen. Und für diese Möglichkeiten sind knapp 20 Euro pro Monat bestimmt nicht zu viel.

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