Passt wirklich. Praxistest bestanden.

Passt wirklich. Praxistest bestanden. [media-credit name="Johannes Zanken" align="aligncenter" width="645"]

„Was brauche ich noch mal alles für eine Blutentnahme? Wohin kamen beim 12-Kanal-EKG die grüne und wohin die schwarze Elektrode? Und wo sollten jetzt eigentlich die Fußpulse zu fühlen sein?“ Diese und ähnliche Fragen könnte sich der angehende Arzt bei den ersten Famulaturen oder im PJ stellen. Wenn das Gedächtnis jedoch keine zufriedenstellende Antwort parat hat, kann sich das Buch „Ärztliche Fertigkeiten“ als sehr nützlich erweisen. Es entstand aus dem U-Kurs-Skript der Berliner Charité und richtet sich neben Medizinstudenten auch an Assistenzärzte und Wiedereinsteiger, wobei es kein Lehrbuch im klassischen Sinne ist, sondern vor allem Handlungsabläufe übersichtlich darstellt. Somit kann es besonders für Mediziner, die noch keine Routine besitzen, als kompaktes Nachschlagewerk von großem Wert sein.

Inhaltlich ist das 530 Seiten starke Buch in vier Teile gegliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit der systematischen Ganzkörperuntersuchung inklusive Anamnese und Notfalluntersuchung. Das Vorgehen bei der Untersuchung wird dabei für jeden Teil des Körpers einzeln mit Normalbefund und den häufigsten Krankheitszeichen und deren Überprüfung beschrieben. Die Notfalluntersuchung wird getrennt für ansprechbare („Be pro life“-Schema)und bewusstlose Patienten (Basic Life Support) erläutert. Im zweiten und größten Teil werden ausgewählte fachbereichspezifische Untersuchungen wie beispielsweise Weber-Test oder Visus-Prüfung ausführlich dargestellt. Darauf folgt im dritten Teil die Darstellung praktischer Basisfertigkeiten (Blutentnahme, EKG kleben und auswerten, Wunden nähen, Magensonden legen etc.) Im letzten Teil dreht sich dann alles um symptomorientierte Anwendungsgebiete nach dem Motto: Ein Patient kommt mit Bauchschmerzen, was ist zu tun? Hier kann dann auch das bis dahin Erlernte überprüft werden. Außerdem finden sich im vierten Teil ergänzend Anweisungen für Notfallmaßnahmen im Rahmen des Advanced Life Support. Schade ist, dass diese Gliederung nicht von außen zu erkennen ist, weshalb man immer etwas blättern muss. Zwischen all dem sind die Grundlagen der Arzt-Patienten-Kommunikation sowie häufige klinische Abkürzungen, Normwerte und Merkhilfen eingestreut.

Allgemein kann man sagen, dass zu jedem Thema genug Informationen gegeben werden, um die Tätigkeiten gut ausführen und den Patienten aufklären zu können. Dabei kann das Buch jedoch keine professionelle Anleitung, wie etwa einen U-Kurs zum ersten Lernen ersetzen. Besonders hilfreich finde ich die Beispielfragen für eine umfassende Anamnese und die im vierten Teil dargestellten Differentialdiagnosen häufiger Symptome. Um das schnelle Nachschlagen zu erleichtern, werden die meisten Sachverhalte übersichtlich in Stichpunkten und Tabellen dargestellt, wobei sich an vielen Stellen tiefergehende Erläuterungen und Indikationen in Textform finden. Über die meisten Handlungsabläufe und komplizierte anatomische Sachverhalte geben zusätzlich zahlreiche schematische und fotografische Abbildungen Aufschluss. Besonders Wichtiges und Stolpersteine sind hervorgehoben, Notfall-Algorithmen sind als Flow-Charts dargestellt. Die Sprache ist dabei durchgängig prägnant gehalten, wobei die meisten Fachbegriffe vorausgesetzt werden.

Da medizinische Notfälle vor allem durch Zeitdruck charakterisiert sind, sollten gerade die Notfall-Medizin bezogenen Abschnitte am besten vorbereitend gelesen werden. Sowieso macht es sicherlich einen besseren Eindruck, wenn man das entsprechende Kapitel bereits vor der Durchführung der jeweiligen Aufgabe studiert hat und nicht währenddessen immer wieder hineinschauen muss.

Fazit: Das Buch „Ärztliche Fertigkeiten“ ist vor allem für Famulanten und PJler, die sich ins kalte Wasser gestoßen fühlen, sehr hilfreich, da es schnell Antworten auf die häufigsten Fragen liefert und die wichtigsten Tätigkeiten übersichtlich dargestellt.

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