Am 20. und 21. August 2013 wurde bundesweit der erste Abschnitt der Ärztlichen Prüfung („Physikum“) geschrieben. Am Vorabend sendete das ZDF zur besten Sendezeit den Spielfilm „Eine Frage des Vertrauens“, in dem die Protagonistin im dritten und letzten Versuch durch das Physikum fällt. Im Anschluss fälscht sie ihre Berufserlaubnis und wird eine erfolgreiche und augenscheinlich gute Ärztin. Zur Klärung des Sachverhalts, ob die Ausstrahlung dieses Films zu eben diesem Zeitpunkt gewollt oder nur ein unglücklicher Zufall war, haben wir das ZDF (keine spezifische Person, sondern direkt DAS Zweite Deutsche Fernsehen) interviewt.

 

StudentenPACK: Guten Tag! Es ist schön, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen.

ZDF: Sehr gerne! Immerhin ist jede Werbung gute Werbung.

PACK: Kommen wir direkt zur ersten Frage: Haben Sie den Film „Eine Frage des Vertrauens“ mit Absicht am Vorabend der schriftlichen Physikumsprüfung gesendet oder war das reiner Zufall?

ZDF: Bei uns geschieht generell nichts zufällig. Wir haben sogar eine eigene Abteilung für die passende Auswahl von Filmen. Denken Sie etwa, es sei Zufall, dass wir jedes Jahr zur Luftfahrt-Messe den Thementag zum Absturz der Hindenburg zeigen? Oder dass wir zufälligerweise bei jedem Start eines Space-Shuttles extra wieder die Dokumentation über die Challenger-Katastrophe aus dem Archiv kramen? Nächstes Jahr zu Weihnachten könnte mal wieder „Die Passion Christi“ laufen.

PACK: Interessant. Was haben sie denn zum 9. November geplant? Etwas zum Mauerbau oder zur Reichspogrommnacht? Oder doch etwas zur Novemberrevolution 1918?

ZDF: Noch besser, da zeigen wir „Wetten, dass…?“!

PACK: Was wollten Sie denn mit der Austrahlung dieses Films zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt bezwecken?

ZDF: Sehen Sie denn nicht den Nutzen? Schließlich stellen wir die Prüfungssituation genau nach und verwenden sogar echte Prüfungsbögen. Das war doch offensichtlich zur Prüfungsvorbereitung gedacht. Daneben zeigen wir auch alternative Wege in den Arztberuf auf. Damit bekämpfen wir systematisch den Ärztemangel. Eigentlich sollte man uns einen Orden überreichen, der Fernsehpreis wäre aber das Mindeste.

PACK: Wie auch immer. Im Film, der immerhin auf einer wahren Begebenheit beruht, wird gezeigt, wie die Studentin in ihrem letzten Versuch durch die schriftliche Physikumsprüfung fällt und somit ihr Medizinstudium nicht vollenden kann. Dennoch schafft sie es durch Betrug zu einer Anstellung als Assistenzärztin. Sie wird zum Paradebeispiel einer guten Ärztin, die sich rührend um ihre meist jungen Patienten kümmert. Daneben publiziert sie wichtige Studien zur Früherkennung von Mukoviszidose. Ihr gegenübergestellt ist ihre Kommilitonin, die trotz bestandenem Examen eine eher mäßige Ärztin, die sich mehr auf Urkundenfälschung und Ehebruch versteht, wird. Sollte man jetzt da etwa den Schluss ziehen, dass das Physikum nicht nur keine Aussage über die Eignung zum Arztberuf trifft, sondern das Bestehen der Prüfung vielleicht sogar hinderlich ist?

ZDF: Ja, genau!

Zwischenzeitlich klopft es an der Tür und RTL betritt den Raum, schaut verdattert umher und fragt: „Entschuldigung, ist das hier das Casting für Laiendarsteller in Gerichtsshows?“ ZDF: „Nein hier bin nur ich, das ZDF.“ RTL: „Ah, schön Sie mal persönlich kennenzulernen! Dürfen wir uns an Ihrer Kiste für angebrachte Dokumentationen bedienen?“ ZDF: „Leihen Sie sich doch am besten gleich Guido Knopp aus.“ RTL: „Hervorragend, der kann dann auch direkt die Rolle des Richters übernehmen. Vielen Dank und auf Wiedersehen!“

PACK: Ist das Bekanntwerden des Betrugs im Film vielleicht der verzweifelte Versuch noch etwas Moral an den Zuschauer zu bringen?

ZDF: Nein! Das dient vor allem dazu, Interessierten zu zeigen, worauf sie bei einem ähnlichen Betrug achten müssen, um ein langes und glückliches Arztleben zu führen. Womit wir wieder bei der effektiven Bekämpfung des Ärztemangels wären…

PACK: Ein recht aufschlussreiches Gespräch, vielen Dank!

ZDF: Oh, aber gerne, kommen Sie doch einfach auf mich zurück, wenn Sie mal wieder etwas wissen wollen. Ich freue mich immer, wenn jemand mit mir redet.

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