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Fast wie am Flughafen – Kontrollen an der Uni Kiel.

Identitätskontrollen, Tascheninspektionen, Abnahme von persönlichen Gegenständen und umfassende Leibesvisitationen – was sich nach alltäglichen Vorgängen am Flughafen anhört, beschreibt nun auch die Prozedur vor Beginn einer Prüfung an der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU). Empört wandte sich der AStA nun an die Presse.

Vorausgegangen waren der wütenden Pressemitteilung der Studierendenvertretung über „Kontrollirrsinn an der Uni“ zwei Prüfungen in Klassischer Altertumskunde im Februar und Anfang April, vor deren Beginn ein Professor, um Täuschungsversuchen vorzubeugen, die Studenten systematisch abtasten ließ und ihnen Handys, Portemonnaies, aber auch Trinkflaschen und Brötchen abnahm. Bei uneindeutigen Fotos auf den Ausweisen mussten zusätzliche Nachweise zur Identitätsprüfung vorgelegt werden. Die Taschenkontrollen und Leibesvisitationen wurden dabei laut AStA nach Geschlechtern getrennt von einer wissenschaftlichen Hilfskraft und einer Institutsmitarbeiterin durchgeführt.

Die Grenze des Zumutbaren sei damit bei Weitem überschritten worden und der Regulierungsirrsinn bei Prüfungen habe einen traurigen Höhepunkt erreicht, betont AStA-Vorstand Steffen Regis. Der Lehrstuhl habe dabei ein inakzeptables Verhalten an den Tag gelegt, das an Kompetenzüberschreitung nicht zu überbieten und einer Universität nicht würdig sei. Des Weiteren forderte er eine öffentliche Entschuldigung des Dozenten für eine derartige Schikane. Zuspruch erhielt er dabei unter anderem von CAU-Pressesprecher Boris Pawlowski, der im Interview mit dem Deutschlandfunk erklärte, dass allgemeine Identitätskontrollen sowie die Prävention von Betrugsversuchen zwar nötig seien, in diesem Ausmaß aber genauso wie die Abnahme persönlicher Gegenstände und Leibesvisitationen von der Hochschulleitung strikt abgelehnt würden.

Bis jetzt gibt es allerdings keine genauen Vorgaben, was für Kontrollen in welchem Ausmaß vor welchen Prüfungen durchzuführen sind. Dies liegt demnach im Ermessen der jeweiligen Dozenten, die dadurch ebenfalls verunsichert sind. In direkter Folge auf die Ereignisse werden nun gemeinsam von AStA und Hochschulleitung Richtlinien für Lehr- und Aufsichtspersonal entwickelt, die glasklar regeln sollen, wie Kontrollen durchzuführen sind, die im nötigen Maß Täuschungsversuchen zuvorkommen, ohne dabei die Rechte und Würde der Studenten zu verletzen. So habe laut Regis wohl kaum jemand etwas gegen normale Regulierungen, wie zum Beispiel ausreichenden Abstand der Sitzplätze oder obligatorisches Abschalten der Handys, einzuwenden. Darüber hinaus solle es allerdings nicht gehen. Der AStA veröffentlichte mittlerweile unter anderem auf seiner Facebook-Präsenz, dass die Philosophische Fakultät es allen Teilnehmern der entsprechenden Prüfungen ermögliche, die entstandenen Fehlversuche ohne weitere Bedingungen aus dem Prüfungssystem löschen zu lassen. Auch sehe er die weitere Zusammenarbeit hinsichtlich der Prüfungsdurchführung als vielversprechend an.

Von Seiten der CAU hieß es, der für die Kontrollen verantwortliche Dozent habe im Gespräch mit der Unileitung eingesehen, dass er mit seiner Art der Durchführung den Bogen weit überspannt habe. Er entschuldigte sich daraufhin beim AStA-Vorstand. Der AStA selbst musste sich gegenüber der Uni gegen Vorwürfe verteidigen, mit der Presseerklärung zu schnell an die Öffentlichkeit gegangen zu sein, anstatt dies intern mit dem verantwortlichen Professor und der Hochschulleitung zu klären.

Natürlich stellt sich die Frage, ob etwas Derartiges auch in Lübeck geschieht. Noch liegen dem Lübecker AStA keine Beschwerden über solche oder ähnliche Praktiken vor. Falls diese dennoch aufgetreten sind oder auch in Zukunft auftreten sollten, bittet der Vorstand darum, dies mitzuteilen. Laut AStA-Vorsitzendem Georg Engelbart sei man sich auf der Landes-ASten-Konferenz Mitte April in Kiel einig in der Verurteilung der Ereignisse gewesen. Sollte so etwas in Lübeck ebenfalls vorkommen, könne man sich des scharfen Protestes durch die Studierendenvertreter sicher sein. Neue Technik, wie etwa Smartphones, dürfte keinesfalls zu derartigen Überwachungsexzessen führen, da sie Gift für das Verhältnis zwischen Studierenden und Lehrenden seien. Für ihn stellen die Kieler Ereignisse eine „an Frechheit nicht zu überbietende Aktion“ dar.

Gerade nachdem aber solche Kontrollen nicht nur an der CAU, sondern auch in überregionalen Zeitungen eine Welle der Empörung lostraten, besteht ausreichend Grund zur Hoffnung, dass so etwas an der Uni Lübeck nicht so schnell vorkommen wird.

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