Lübecker Ultimate-Team beim WinterLUFT-Turnier.

[media-credit name="Peter Transfeld" align="aligncenter" width="645"] Lübecker Ultimate-Team beim WinterLUFT-Turnier.

„Frisbee? Das ist doch Hundesport!“ Mit Vorurteilen wie diesem werden Ultimate-Spieler – ja, Ultimate, „Frisbee“ ist ein geschützter Markenname und kommt deswegen in der offiziellen Bezeichnung des Sports nicht vor – immer wieder konfrontiert. Dabei ist Ultimate nicht das entspannte Freestyle-Werfen einer Scheibe am Strand, das einem Laien als erstes durch den Kopf schießt.

Was ist Ultimate dann? Ein ziemlich laufintensiver Teamsport mit überraschend viel Taktik und einer langjährigen Spielerin zufolge „das Beste, was man einem Linkshänder erklären kann“. Denn zu erklären gibt es im Anschluss an die recht eingängigen Grundlagen, vor allem die Wurftechniken betreffend, genug.

Im Prinzip geht es bei Ultimate wie bei fast jedem Spiel darum, zum Schluss die meisten Punkte zu haben – bei offiziellen Spielen genau 17, bei anderen Turnieren wird häufig aus organisatorischen Gründen eine festgelegte Zeit gespielt. Weil mit der Scheibe nicht gelaufen werden darf, muss durch geschicktes Zupassen erreicht werden, dass ein Mitspieler die Scheibe in der gegnerischen Endzone fängt – das gibt einen Punkt. Die verteidigende Mannschaft versucht, genau das ohne jeden Körperkontakt zu verhindern, kommt es trotzdem zu einer das Spielgeschehen beeinflussenden Berührung, so ist diese ein Foul.

Angezeigt werden Fouls beim Ultimate allerdings nicht vom Schiedsrichter, sondern vom Gefoulten: Einen Schiedsrichter gibt es selbst bei Europa- oder Weltmeisterschaften nicht. In diesem Vertrauen darauf, dass niemand absichtlich die Regeln verletzt, um sich einen Vorteil zu verschaffen, liegt die Besonderheit des Ultimate. Wenn ein Spieler sich gefoult fühlt, sagt er „Foul“ und entweder sein Gegenspieler akzeptiert das und das Spiel wird an dem Ort, wo es zum Foul kam, fortgesetzt oder aber es kommt zum sogenannten „Contest“: In dem Fall wird versucht, die vorherige Spielsituation wiederherzustellen. Der Spieler, der vor dem Foul als letztes geworfen hat, bekommt die Scheibe zurück und das Spiel geht weiter. Längere Diskussionen gibt es durch diese Regelung nicht, sodass ein Schiedsrichter schlichtweg nicht benötigt wird.

In den USA, wo Ultimate deutlich professioneller als hier gespielt wird, sind sogenannte Observer, die das Spiel kommentieren und auch eine Schiedsrichterfunktion übernehmen, fest etabliert. Seit einer Weile wird auch in Deutschland der Einsatz solcher Spielbeobachter diskutiert, von der Mehrheit der Spieler allerdings mit Verweis auf den gerade durch die Selbstverantwortung einzigartigen „Spirit of the Game“ abgelehnt.

Alle über diese Grundprinzipien hinausgehenden Fragen, die sich dann beim Spielen stellen – Was hat es zu bedeuten, dass die ‚Tribüne auf‘ ist? Warum zählt mein Gegenspieler, wenn ich die Scheibe habe? Und was ist das für ein Aus, dass ein Spieler außerhalb des Spielfelds ganz legal die Scheibe fangen kann? –, lassen sich auch dabei am besten beantworten, Verwirrung zu Beginn ist vorprogrammiert. „Man braucht am Anfang Zeit um reinzukommen“, gibt Trainer Mathis Graw zu, doch die Quote derer, die Ultimate im Hochschulsport ausprobieren und dabeibleiben, kann sich sehen lassen. Wer bis zum ersten Turnier nicht die Lust verliert, kommt von der 175g schweren Plastikscheibe nur schwer wieder los: Dadurch, dass Ultimate in Deutschland noch immer kein Massensport ist und sowohl der Liga- als auch der Spaß-Spielbetrieb in Form von Wochenend-Turnieren organisiert sind, lernt man sehr schnell andere Spieler besser kennen. „Ich habe dadurch Freunde in ganz Deutschland“, sagt Alexandra Andres und erzählt begeistert weiter von den zum Turnierwochenende dazugehörenden Partys, „Teambabys“, die immer mit von der Partie sind und dem einen Turnier, bei dem Sonntagmorgen der Aufschnitt knapp wurde. Ultimate ist kein Sport für einen Abend in der Woche, Ultimate lebt man.

Seit diesem Monat ist die von in die USA gereisten Studenten mit nach Lübeck gebrachte Sportart auch nicht mehr nur im Hochschulsport vertreten, sondern bildet eine eigene Sparte im LBV Phönix: Die Integration in einen Verein ist nötig, um nicht nur an Spaßturnieren, sondern auch über den Deutschen Frisbeesport-Verband an offiziellen Turnieren teilnehmen zu können. Schon Anfang Mai geht es in Köln mit der Qualifikation für die Deutschen Mixed-Meisterschaften los, spätestens für das nächste Jahr peilt das Team auch die Teilnahme an der Endrunde an. Die Chancen stehen auf jeden Fall nicht schlecht, immerhin wird in Lübeck schon seit weit über zehn Jahren Ultimate gespielt und mit Malte Schierenberg trainiert sogar ein Teilnehmer der diesjährigen Strand-EM in Lübeck. An den bisherigen Trainingsmodalitäten – Basic-, Fortgeschrittenen- und Spieltraining ohne eine weitere Einteilung – soll sich zunächst durch die Eingliederung in den Verein nichts ändern.

Wer also Lust auf Ultimate bekommen hat, kann sich im Internet informieren (www.baltimate.de) oder gleich über den Hochschulsport reinschnuppern: Trainiert wird immer mittwochs von 19:00 bis 21:00 Uhr, die Teilnahme an Spaß-Turnieren ist ebenfalls möglich!

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