Robert Jarczyk

Die Teilnehmer der 71. KoMa.

Zum 71. Mal hat die KoMa – die Konferenz der deutschsprachigen Mathematikfachschaften (Plural: KoMata) – zur Tagung eingeladen. Und auch dieses Mal waren drei Vertreter für den Studiengang MML aus Fachschaft MINT und AStA vertreten.

Traditionell richtet eine Fachschaft die Konferenz über fünf Tage, meist Mittwoch bis Sonntag, aus. Dabei nimmt am Mittwoch und Sonntag die An- und Abreise der Vertreter einen Großteil der Zeit ein. Die Konferenz beginnt mit einem Anfangsplenum am Mittwoch Abend. Zu Beginn stellen sich sämtliche Fachschaften mit ihren Vertretern und neusten Informationen von der Universität vor. Darauffolgend werden die Arbeitskreise (AKs), die bereits im Voraus angekündigt wurden, vorgestellt und neue vorgeschlagen. Die nächsten Tage, die Hauptarbeitstage Donnerstag bis Samstag, sind in Zeitslots aufgeteilt, welche mit den frisch gefundenen AKs aufgefüllt werden. Am Freitagabend findet das Zwischenplenum statt. Dort werden die Ergebnisse der bereits stattgefundenen AKs präsentiert, um die Dauer des so schon meist langen Abschlussplenums zu reduzieren. Auf selbigem, das auf den Samstagabend gelegt ist, werden die restlichen AKs rekapituliert, Entschlüsse gefasst und Resolutionen (das sind gemeinsame Stellungnahmen der KoMa zu studentischen Themen) verabschiedet.

Die KoMa verbindet bewusst nicht nur die deutschen, sondern auch die deutschsprachigen Fachschaften. Also sind Fachschaften aus Österreich und der Schweiz ebenfalls regelmäßig vertreten. Deshalb ist es nur konsequent, dass die Tagung selbst auch in Österreich stattfindet – so dieses Wintersemester (zum ersten Mal seit dem Sommersemester 1988) wieder in der TU Wien.

Diese Gegebenheit hat schon die Anreise zu einer ersten Schwierigkeit gemacht. Die Fahrt zur 70. KoMa nach Augsburg mit dem Zug war schon recht lang und anstrengend. Eine Fahrt nach Wien mit dem Zug, dem üblichen Transportmittel bei Fahrten von studentischen Vertretern, wäre mit bis zu 13 Stunden Fahrzeit noch um einiges aufwändiger geworden. Zudem hat sich dank früher Buchung ergeben, dass ein Flug sogar günstiger war. Diese beiden Argumente konnten das StuPa überzeugen, bei der Reisekostenerstattung ausnahmsweise auch die Reise mit dem Flugzeug zuzulassen.

Mittwoch: Anreise und Anfangsplenum

So konnten wir mit früh gebuchten Tickets am Mittwochmorgen vom Hamburger Flughafen starten. Lediglich eine dreiviertel Stunde hat es gedauert, dann sind wir auch schon wieder sicher auf der Erde gelandet. Schnell wurde das Freihaus, das Gebäude in dem die Institute und Fachschaften der Mathematik und Physik untergebracht sind, gefunden – es zeichnet sich durch seine drei unterschiedlich hohen Türme aus, die in den unteren Etagen miteinander verbunden und farblich markiert sind. Ein weiteres Merkmal, das vielen Teilnehmern zu schaffen gemacht hat, war das fast ausnahmslose Fehlen von Fenstern im kompletten Gebäude. Einerseits vorteilhaft, auch tagsüber stockdunkle Räume zu haben, um in der Nacht verpassten Schlaf nachzuholen, andererseits doch sehr nachteilhaft, längere Zeit ohne Tageslicht und mit mehr schlecht als recht funktionierenden Klimaanlagen zu arbeiten. Der einzige Raum mit Fenstern, den wir kennenlernen durften, war praktischerweise gerade unser Gepäckraum. Dank unseres frühen Fluges konnten wir, nachdem wir unser Gepäck schnell dort abgelegt hatten, noch den Rest des Mittags und Nachmittags dafür nutzen, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden.

Am späten Nachmittag ist der Großteil der Vertreter der anderen Universitäten (KoMatiker genannt) angekommen, darunter viele bekannte Gesichter der letzten KoMa. Das ewige Frühstück war ebenfalls schon vorbereitet – ein Frühstücksbuffet, das seinem Namen durchaus gerecht wird und Tag und Nacht während der KoMa mit Brötchen, Aufschnitt, Salat und mehr bereitsteht.

Bevor es mit dem offiziellen Beginn der Konferenz, dem Anfangsplenum losging, gab es für die KoMa-Ersties den Ersti-AK. Dort lernten die, die das erste Mal bei einer KoMa dabei waren, Grundsätzliches über Ablauf, Verhaltensregeln und mehr. Dann war alles vorbereitet und das Anfangsplenum konnte beginnen. Die Fachschaften „Technische Mathematik“ und „Lehramt Mathematik“ stellten sich vor, danach waren die anwesenden Fachschaftsvertretungen an der Reihe, ihre Teilnehmer und den aktuellen Bericht über ihre Hochschule vorzustellen. Bei 28 teilnehmenden Hochschulen nahm dieser Teil einen nicht ganz unerheblichen Anteil des Plenums ein. Nur das darauffolgende Verteilen der AKs in die Zeitslots war noch langwieriger.

Albert Piek | StudentenPACK.

Terminfindung im Anfangsplenum.

Donnerstag: Stadtführung, erste AKs und Beisln

Am nächsten Tag ging es früh mit der Stadtführung los. Vorbei an der Wiener Staatsoper, dem Hotel Sacher und dem Stephansdom wurden uns viele Wiener Sehenswürdigkeiten (aber längst nicht alle, dafür hätte die Zeit bei weitem nicht gereicht) gezeigt. Weiter ging es durch die neue Hofburg, den Volksgarten durch die Stadt, wobei wir viele interessante Geschichten von Robert, einem der KoMa-Orgaleiter, über die Stadt und ihre Vergangenheit gehört haben.

Nach einem gemeinsamen von der Wiener Fachschaft selbst gekochten Mittagessen ging es in den ersten AK: den AK Vorkurs & Brückenkurs. In diesem AK gab es hauptsächlich Austausch, wie der Vorkurs, an anderen Universitäten auch ein Brückenkurs, in Mathematik organisiert und gestaltet wird. Im Gegensatz zu dem Vorkurs an unserer Uni, der vom Institut für Mathematik organisiert wird, übernehmen an den anderen Universitäten die Fachschaften diese Aufgabe. Dazu gibt es verschiedene Konzepte. Die meisten Fachschaften lassen Studenten zu verschiedenen mathematischen Themen Vorträge mit anschließenden Übungen halten. Dabei kommen viele freiwillige Helfer zu Einsatz. Gerade für die Nachmittagsübungen unseres Vorkurses könnte die Qualität durch weitere freiwillige Tutoren verbessert werden.

Abends ging es erneut heraus aus dem fensterlosen Freihaus hinein in das Wiener Nachtleben. Auf der sogenannten „Beisltour“, dem österreichischen Äquivalent zur Kneipentour, haben wir beliebte Studentenbars in Wiens Stadtmitte kennengelernt – von Cocktailbar bis Diskothek war für jeden etwas dabei, die mutigeren besuchten auch ein SM-Cafe. Wie auf einer KoMa üblich, wurde der Abend lang.

Freitag: Fachvorträge, Zwischenplenum und ein bisschen Gangnam-Style

Mit entsprechend wenig Schlaf, aber dennoch hoher Motivation kam am Freitag die nächste produktive Phase. Der Vormittag begann mit zwei Fachvorträgen von Professoren der TU Wien. In ihren einstündigen Vorträgen haben sie Einblicke in ihre Forschungsbereiche gegeben, so zum Beispiel Fehleruntersuchungen beim „Splitten“ von Matrixexponentialen – einer approximativen Technik zur Berechnung dieser.

Einem Mittagessen in der eigenen Mensa des Gebäudes folgte der AK DMV. Die DMV, die Deutsche Mathematiker-Vereinigung, trat an die KoMa heran und bat um Anstöße und Ideen, wie man Schüler und insbesondere Studenten mehr Anreiz geben könnte, der Vereinigung beizutreten. Dazu erklärte zunächst Tim, Fachschaftsvertreter aus Bremen und Bindeglied zwischen KoMa und DMV, was die DMV ist und was für Aktionen sie bereits am Laufen hat. Vielen ist sie wohl als Verleiher des Abiturpreises bekannt. Sie veranstaltet alljährlich auch den Mathe-Adventskalender für Schüler und ist ein Hauptsponsor der KoMa. Die Mitgliedschaft kostet für Studenten 16 Euro im Jahr und bietet Zugang zu DMV-Mitteilungen, Mathematischen Zeitschriften und weiteren Informationen. Als Ideen wurde die direkte Werbung für die DMV seitens der Fachschaften und über diese Werbung direkt von den Dozenten vorgeschlagen. Um die DMV überhaupt attraktiver zu machen, müssten mehrere Vorteile der Mitgliedschaft geschaffen werden. Neben dieser Diskussion wurde auch eine neue Mittelsperson zur DMV gesucht, da Tim sein Studium fast abgeschlossen hat. Dafür hat sich Steffen bereiterklärt, der als Vertreter unserer FS MINT auf der KoMa war.

Beim Zwischenplenum angekommen, wurden auch die Ergebnisse der anderen AKs, die unsere Vertreter nicht besucht hatten, vorgestellt. Dazu gehören Arbeitskreise über einen Master-Studienführer, Minimalstandards oder den Studentischen Akkreditierungspool.

Der AK Master-Studienführer hat sich inhaltlich mit der Erstellung eines Studienführers explizit für mathematische Masterstudiengänge auseinandergesetzt. Im Gegensatz zu Bachelorstudiengängen gibt es für den Master kaum übersichtliche Informationen über Studienangebote. Wie ein solcher Studienführer aussehen und welche Daten er enthalten sollte, wurde im Plenum vorgestellt. Das Thema „Minimalstandards in der Lehre“ ist schon über mehrere KoMata hinweg eines der wichtigsten. In diesem AK werden die Mindestanforderungen an ein Mathematikstudium und an das Studienumfeld diskutiert und formuliert. Zu den traditionellen AKs, die seit langem auf den KoMata vertreten sind, gehört der AK Pool. In diesem wurde der Studentische Akkreditierungspool vorgestellt und interessierte Vertreter konnten diesem beitreten. Der Akkreditierungspool dient zur unabhängigen, fachlichen Akkreditierung eines neuen oder vorhandenen Mathematikstudiengangs seitens der Studierenden. Muss ein Studiengang akkreditiert werden, wird eine Gutachterkommission aus Professoren und Studierenden zusammengestellt, die den Studiengang bewerten und eine Empfehlung an die zuständige Akkreditierungsagentur abgeben. Aus dem Pool werden gerade diese Studenten bezogen.

Kaum, dass das Zwischenplenum zu Ende ist, beginnt auch schon wieder der kulturelle Teil des Abends: In geselligen Tanzkursen haben die Wiener uns einen ihrer berühmten Balltänze beigebracht (oder haben es zumindest versucht) – die Mitternachtsquadrille. Und wenn das nicht schon genug wäre, gab’s den nächsten Tanzkurs, deutlich improvisierter und kulturell nicht unterschiedlicher möglich, den letzten AK des Abends: den AK Gangnam-Style! Dieser ging in die Fachschaftsfeier voller Tanz und Spaß über.

Samstag: Tutorien, Abschluss und viel Mate

Mittlerweile an den wenigen Schlaf gewöhnt, startet der Samstag mit dem dritten Teil, des über drei Slots laufenden AKs „Tutorenauswahl und Qualitätssicherung“. Es gab zwei größere Punkte, mit denen sich der AK beschäftigt hat. Im ersten Teil wurde eine Resolution zum Bewerbungs- und Auswahlverfahren für Tutoren verfasst. Diese müssen transparenter werden und sollen öffentlich ausgeschrieben werden, um allen Studierenden, die die nötigen Kompetenzen besitzen, gleiche faire Chancen zu geben, eine Tutoriums-HiWi-Stelle zu erhalten. Im zweiten Teil wurden gerade diese Kompetenzen erarbeitet. Ein Tutor solle einerseits als fachliche Kompetenzen die inhaltlich relevanten Veranstaltungen gut bestanden haben, im Idealfall aufbauende Veranstaltungen bereits besucht haben. Neben diesen Kompetenzen fachlicher Natur sollte ein guter Tutor Fähigkeiten in Didaktik, also eine gute Moderation sowie sicheren und professionellen Umgang bei Fehlern von Studenten bieten und motiviert sein. Weitere soziale Kompetenzen wie Zuverlässigkeit, Belastbarkeit und Teamfähigkeit sind auch gewünscht.

Am Nachmittag wurde es noch mal kulturell: Ein Teil der KoMatiker ist zum berühmten Schloss Schönbrunn mit seinen weiten und großen Parkanlagen gefahren und hat diese besichtigt. Vor dem großen Abschlussplenum fanden noch einige kleine AKs statt, hauptsächlich organisatorischer Art.

Im Abschlussplenum wurden zuerst die übrigen AKs vorgestellt, dabei wurde die erstellte Resolution diskutiert, bearbeitet und verabschiedet. Weiter konnten die neuen Gastgeber für die künftigen KoMata gefunden werden: Die KoMa 72 wird im Sommersemester 2013 in unserer Nachbarstadt Kiel stattfinden. Im Wintersemester 2013/2014 führt die Reise zur 73. KoMa nach Chemnitz, danach voraussichtlich nach Berlin zur Humboldt-Universität. Dieses Abschlussplenum glänzte vor allen durch seine Kürze: Es war zur Freude aller das kürzeste seit Jahren, so konnten Alt-KoMatiker berichten. Es fehlte im Anschluss, bevor am Abend schon die ersten abreisen, nur noch das Gruppenfoto, um den offiziellen Teil der KoMa abzuschließen.

Der letzte Abend wurde – für KoMa-Verhältnisse – relativ ruhig verbracht. Gesellschaftsspiele wie Werwolf oder Psychose füllten die Nacht, die aufgrund der frühen Abreisezeit von den meisten durchgemacht wurde. Wem nicht nach Spielen zu Mute war, konnte sich noch bei der „Kuschel-KoMa“, mit dem Nähen der verrücktesten Kuscheltiere (vom Elefanten bis zum Riesen-„Pi“) die Zeit vertreiben. Und nicht zuletzt dank der Club-Mate, deren Verbrauch auf der KoMa nur von dem der KIF (Konferenz der Informatik Fachschaften) übertrumpft wird, haben wir die Nacht gut und einigermaßen wach überstanden.

Sonntag: Rückflug und eine gute Portion Schlaf

Früh morgens ging’s ohne Umwege zurück zum Flughafen. Zum Glück blieb der Rückflug ohne besondere Vorkommnisse, sodass wir etwas von dem Schlaf nachholen konnten. Gegen die Mittagszeit am Sonntag war es dann endlich geschafft – wir waren wieder in Lübeck!

Insgesamt war es eine erinnerungswürdige KoMa in einer genialen Stadt, mit genialen Gastgebern in einem nicht immer ganz genialen Gebäude. Viele Anregungen, Ideen und Anreize konnten wir aus Wien mitbringen.

Du studierst MML? Du hast Interesse, bei der nächsten KoMa für unsere Fachschaft dabei zu sein? Dann komm einfach mal bei einer Fachschaftssitzung vorbei! Die nächste KoMa findet vom 22. bis 26. Mai in Kiel statt. Dort zusammen mit der KIF, also können auch interessierte Informatiker mitkommen.

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