Es ist Winter – jedenfalls fühlt es sich draußen so an. Herbst fiel dieses Jahr wohl irgendwie aus. Aber kann man es dem Herbst übel nehmen? Bereits Ende August erreichten mich die ersten Facebook-Status-Updates, in denen sich über den Verkauf von Lebkuchen, Christstollen und Schoko-Weihnachtsmännern in den Regalen bekannter Supermarkt-Ketten aufgeregt wurde.

Das ist nichts Neues für die meisten Facebook-Nutzer unter uns, denn zwischen den vielen Leuten, die regelmäßig ihren zahlreichen Facebook-Freunden ihre Gedanken mitteilen, befinden sich auch immer diese überaus aufmerksamen Menschen, die nicht mit Tunnelblick einkaufen. Die Facebook-Gemeinschaft scheint sich, wie so häufig, in drei Lager zu spalten: Es gibt diejenigen, die sich über diese „Missstände in deutschen Supermärkten“ aufregen, als würde dadurch das Hungerproblem der Welt gelöst. Die zweite Gruppe besteht aus wenigen Konsumenten, die sich am liebsten schon im Hochsommer über einen Christstollen hermachen würden, und natürlich gibt es die stillen Beobachter der ganzen Geschichte, denen das Thema einigermaßen egal ist, sich aber am Ende trotzdem damit beschäftigen, weil es auf Facebook steht. Mich erreichte diese Geschichte während ich am Strand ein Eis aß und meine Füße in der Nordsee badete.

Das ist wohl der Fluch des mobilen Internets, wodurch ich an jedem erdenklichen Ort online bin. Ich war entsetzt. Die Vehemenz, mit der einige meiner „Freunde“ über dieses Thema diskutieren konnten, war unglaublich. Einige freuten sich anscheinend schon seit sie den letzten Lebkuchen im letzten Winter aufgegessen hatten auf Nachschub. Andere wiederum konnten und wollten sich einfach nicht vorstellen, schon vor dem ersten Advent jegliches Gebäck, das an die Weihnachtszeit erinnerte, zu sich zu nehmen. Nachdem beide Seiten mindestens dreimal ihre Argumente wiederholt hatten, kam die Diskussion endlich zu einem Ende. Man einigte sich darauf, dass man eine ähnliche Diskussion bereits in den Jahren davor geführt hatte und das alles nichts ändern würde. „Bis nächstes Jahr!“ war dementsprechend der letzte Kommentar auf diesen Status.

Ich hoffe, dass die Statusschreiberin im nächsten Jahr nicht meinen Sommerurlaub stören wird mit solchen Beobachtungen aus dem täglichen Leben. Auch wenn ich wahrscheinlich selbst schuld war, da ich mich genau zu dem Zeitpunkt bei Facebook eingeloggt hatte und die gesamte Diskussion mit allen Kommentaren hätte ich auch nicht lesen müssen.

So ist das nun mal mit der mobilen Erreichbarkeit. Meistens ist es ein Fluch und wenn man es wirklich braucht, lässt einen die Technik doch im Stich. So kam ein Zug, von dem die Bahn-App sagte, er sei fünf Minuten zu spät, doch pünktlich und fuhr fast ohne mich ab, da ich mir für die stundenlange Zugfahrt noch ein Brötchen kaufen wollte. Da verlässt man sich einmal auf die übliche Verspätung der Bahn und man wird sofort bestraft. Resultat der Aktion war ein Sprint trepp-auf, trepp-ab, bis in den Zug und vier Stunden Zugfahrt mit knurrendem Magen. Als ich dann noch feststellen musste, dass ich meine Bahncard vergessen hatte und die Zugfahrt somit direkt das Doppelte kostete, hätte mich auch eine Packung Lebkuchen oder auch ein Lindt-Weihnachtsmann mit Glöckchen nicht mehr glücklich gemacht, obwohl es schon Ende Oktober war.

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