Seals Waves

Die Seals Waves suchen Verstärkung.

American Football für Frauen in Lübeck

Da war er wieder – dieser Blick. Eine Augenbraue höher als die andere, leicht irritiert und fragend. Und sofort spielt sich in meinem Kopf das Standardritual ab. Wimperntusche vergessen? Passen die Stiefel auch wirklich zur Handtasche? Mein Blick fällt auf meinen Nebenplatz im Bus und da liegen sie – meine schönsten Accessoires. Mein Pad, mein Helm und die große Trainingstasche. Erleichtert und mit erstarktem Selbstbewusstsein werfe ich der Ungläubigen ein strahlendes Lächeln zu und unterdrücke den Wunsch ihr lauthals ein tiefes „Set hut“ zu zurufen.

Ich bin halt eine echte „Wave“ und damit alles andere als ein typisches Weibchen.

Rückblende! Travemünder Woche 2010 – Teamparty der „Lübeck Seals Herren“. Vom Zuschauen müde, beschlossen zwei Spielerfrauen, dass es Zeit wäre sich doch auch mal selbst auf das Feld zu wagen und sich im American Football zu versuchen. Und fanden tatsächlich bei den Herren sofort die Unterstützung, die jede verrückte Idee braucht. So stand man bereits eine Woche später zusammen im Park und musste mit Erschrecken feststellen, dass die durch jahrelanges Shoppen erlangte Kondition nun nicht ganz so ausreicht. Doch es wurde gekämpft, geschwitzt, gelacht und weiter an einem Traum gearbeitet. Schnell wuchs das Team und schon bald war klar, dass das Experiment funktionierte. Und so wurden die Damen fest als Frauenteam der „Lübeck Seals“ integriert. Ein Name war schnell gefunden – „Waves“, benannt nach den weiblichen Angestellten der „Navy Seals“. Training, gute Pressearbeit, einen tollen Verein im Rücken, fantastische Sponsoren, da fehlte nur noch eins… Spielerfahrung.

Und so ging es 2011 gemeinsam mit den Kiel Baltic Hurricanes Ladies zum ersten Mal auf das Feld. Erfolgreich und mit heilen Knochen wurde die 2. Bundesliga gerockt. Doch 2012, erneut in Kooperation mit Kiel, konnten all die hart erarbeiteten Erfolge noch getoppt werden. Nach einer Saison voller Höhen und Tiefen gelang tatsächlich der dritte Platz in der 1. Bundesliga Nord, nur knapp hinter den Profiteams Berlin Kobras und Düsseldorf Blades.

Und für 2013 stehen die Sterne auf Weiterentwicklung. Auch wenn momentan noch Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern in vollem Gange sind, so steht doch fest, dass die Nordlichter erneut in der 1. Bundesliga Nord starten werden. Das bedeutet erneut Adrenalin, erneut jede Menge Spaß und vor allem auch erneut ein tolles Spiel auf dem eigenen Homefield der „Lübeck Seals“ in der Heimatstadt.

Hingeschleift und sofort geblieben

Achja, so ein bisschen Sport tut neben dem Studium schon gut! Und in Lübeck wird man fast schon mit den verschiedensten Möglichkeiten überschüttet, zumindest wenn man aus einem kleinen Dorf stammt. Was ist also das Richtige für mich?

Da brauchte ich schon eine Sportart, in der ich mit Masse punkten kann. Und durch eine Kommilitonin musste ich zu einem ausgefallenen Training… und zwar zum American Football. Etwas seltsam war es schon, da ich diesen Sport höchstens aus amerikanischen Filmen kannte und somit keinen großen Einblick hatte. Außerdem war das doch ein Männersport… oder? Ich tat Ihr dennoch den Gefallen und siehe da: eine Sportart ganz nach meinem Geschmack und auch für Frauen wunderbar geeignet!

Auch wenn man immer nur etwas von einem Quarterback hört und derjenige gefeiert wird, der irgendwelche Touchdowns macht: es ist eine der stärksten Teamsportarten, wenn ich das in aller Bescheidenheit behaupten darf. Denn wenn eine auf ihrer Position nicht alles gibt, dann kann es auch keine Punkte für das gesamte Team geben und egoistische Alleingänge werden vom Gegner sofort bestraft. Wer das nicht glaubt, der muss sich schon selbst überzeugen.

Aber nicht nur der dadurch hervorgerufene Zusammenhalt des Teams und somit die Freundschaften untereinander zogen mich an. Es war auch das gute Gefühl, nach dem Training richtig ausgepowert nach Hause zu kommen und zu wissen, an diesem Tag wieder die eigenen Grenzen nach oben verschoben zu haben. Man muss aber auch erwähnen, dass das Ganze auch geistig eine kleine Herausforderung darstellt, denn wer Spielen möchte, der muss Spielzüge auswendig können und dabei trotzdem noch flexibel auf den Gegner reagieren können. Wie gut, dass keiner für alle Positionen gewappnet sein muss, dafür eine oder zwei davon perfektionieren kann. Das wäre ansonsten ein ziemlicher Lernaufwand und würde wahrscheinlich sogar die Klausurenphase am Ende des Semesters übertreffen.

Neue Saison

Das Alles klingt für dich nach einer guten Freizeitbeschäftigung? Wunderbar! Denn nach der Saison ist vor der Saison. Und so beginnt der Kreislauf des American Footballs erneut mit Tacklen, Sprinten, Werfen und Fangen, mit Freunden und viel Spaß. Aber wie es nun mal ist in dem typischen Frauenleben – etwas fehlt immer.

DU bist diejenige, die fehlt. Also, wenn du mutig genug bist und deine Lachmuskeln stark genug sind, dann komm doch einfach mal vorbei. Wir trainieren immer dienstags und donnerstags ab 17:30 Uhr auf dem Homefield der „Lübeck Seals“, in der Vorwerker Straße 84.

Wie, du fragst dich ob du das überhaupt schaffst? Klar, hier ist jede so wie sie nun mal ist. Dick, dünn, groß, klein, schnell oder eher standhaft, sportlich oder noch nicht so fit, genauso verschieden wie „Wellen“ es nun mal sind. Also, pack dein Sportzeug und ausreichend Wasser in die Tasche und komm einfach vorbei.

Und bis dahin… bis dahin male ich mir im Bus einfach weiter aus, was passieren würde, wenn ich mein Pad anziehe, mich vor den irritierten Mitmenschen aufbaue und mal frage, ob mein neuer Nagellack zu meinen Augen passt. Nur um mich danach schelmisch grinsend umzudrehen und bewiesen zu haben, dass nicht jede Footballspielerin automatisch zu „Hulk“ mutiert.

Wir freuen uns auch auf Dich!

Weitere Infos findest du auch unter www.seals-football.de, bei Facebook (Seals Waves – Frauenfootball aus Lübeck) oder du rufst einfach an 0176 / 7180 5523.

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