Schluss. Aus und vorbei. Abgepfiffen. Die Fußball-Europameisterschaft ist zu Ende gegangen. Und was noch viel schlimmer ist: Die neue Bundesliga-Saison hat noch nicht wieder angefangen. Das bedeutet insgesamt, dass es – die zweite Liga eingeklammert – annähernd acht fußballfreie Wochen zu überstehen gibt. Acht lange Wochen.

Doch auf die Rückkehr des einzigartigen Gefühls, gemeinsam unsere Mannschaft, unser Land anzufeuern, im Kampf gegen Holland, Griechenland, Italien und Co., werden wir wohl noch ganze zwei Jahre warten müssen. Leider. Denn wie kein anderer Sport schafft es der Fußball in Deutschland eine unvergleichliche Euphorie auszulösen. Alte Männer laufen mit Fanhüten in Form von einem Fußball und großen Flaggen durch die Stadt, während kleine Kinder Trikots, Fanblumenketten und fantasievoller „Kriegsbemalung“ tragen. Plötzlich wird jeder – selbst die nicht regelfesten U-Boot-Fans – für ein paar Wochen zum absoluten Fußballfan. Es werden bunte Abziehbildchen gesammelt, den Autospiegeln eine Deutschlandflagge angezogen, die anstehenden Fußballpartien getippt und überhaupt die Planung des Alltags auf die anstehenden Spiele abgestimmt. Es scheint beinahe so, als hätten die Stunden für eine kurze Zeit 90 Minuten. Und mit einem Mal scheint eh alles andere unwichtig zu werden.

Für die kurze Zeit einer Europa- oder Weltmeisterschaft rücken alle zusammen. Man fällt beim Public Viewing völlig unbekannten Menschen jubelnd um den Hals und es verbreitet sich ein unvergleichliches Gefühl der Gemeinschaft. Bis, ja bis schließlich das Finale abgepfiffen wurde und der ganze „Spuk“ ein Ende hat.

Mit einem Mal wird man wieder seltsam angeguckt, wenn man bei annähernd sommerlichen Temperaturen einen Wolle-Schal trägt (ist ja schließlich ein Fanschal!) oder seinen Rücksack mit bunten Buttons seines Lieblingsvereins schmückt oder sein Handy einen eingehenden Anruf mit „Heja BVB“ ankündigt. Was vor wenigen Wochen noch ein absolutes Muss war, um dazu zu gehören, erscheint anderen Menschen mit einem Mal befremdlich. Versucht besser erst gar nicht, die Fußball-Livekonferenz als überzeugendes Argument anzuführen, warum ihr Samstagnachmittag ab halb vier keine Zeit mehr habt, um mit eurer Freundin shoppen zu gehen.

Möglicherweise hängt der allgemeine Fußballfanatismus einer Stadt oder Region ja auch mit dem generellen Erfolg seiner heimischen Fußballmannschaften zusammen. Dies erklärt zwar nicht die ungebrochene Leidenschaft, die man in Holland seiner Nationalmannschaft entgegenbringt, doch wer versteht schon Oranje? Für den deutschen Norden scheint diese Theorie jedenfalls nicht ganz abwegig zu sein.

In diesem Sinne verbleibt mir wohl nur eine einzige Möglichkeit: der Umzug in eine Stadt, die einen Erstliga-Fußballclub stellt und in der man meine ganzjährige Fußballleidenschaft versteht. Lieber VfB Lübeck, betrachte dies als die ultimative Herausforderung. In nur drei Jahren ist theoretisch ein Aufstieg von der Regionalliga Nord in die 1. Bundesliga möglich. Beweise mir, dass das Unmögliche möglich ist, und ich werde zurückkommen.

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