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Wahl-O-Mat Schleswig-Holstein 2012

Politik ist wichtig. Das weiß theoretisch jeder, doch wer blickt noch durch den Wirrwarr an Wahlversprechen und Politiker-Gerede durch und versteht wirklich, welche Partei sich für was einsetzt? Niemand, den ich kenne, und demzufolge ist die Politikverdrossenheit unserer Generation auch erschreckend groß.

Aber spätestens Lübeck kämpft sollte uns allen vor Augen geführt haben, welche enormen Auswirkungen die Politik der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung auf unser aller Leben hat und wie wichtig daher politisches Engagement für jeden von uns ist. Deswegen habe ich als Medizinstudentin im dritten Semester, die sonst eigentlich nicht mit Interesse an Politik glänzt, als Jugendredakteurin den Wahl-O-Mat für die anstehende Landtagswahl mitgestaltet.

Und das kam so: In den Weihnachtsferien flatterte mir der obligatorische Newsletter der Bundeszentrale für politische Bildung in mein Email-Postfach, der dort eigentlich nur landet, weil ich es noch nicht geschafft habe, ihn seit dem Politik-Unterricht in der Oberstufe abzubestellen. Doch nach Informationen über ein Seminar zum Thema „Revolte und Umbruch in Nordamerika“ und einer Studienreise nach Israel stand da dieses Mal auch „Redaktion für den Wahl-O-Mat für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein gesucht“. Den Wahl-O-Mat kannte ich noch aus der Schule von der Landtagswahl in Hessen 2009, Politik war mal etwas Anderes als Biochemie und als kleine „Lernpause“ schrieb ich schnell ein paar Zeilen in die Onlinebewerbung, drückte auf OK und hatte das Thema damit eigentlich schon abgehakt. Umso überraschter war ich, als Anfang Januar eine Email mit der Einladung zum Workshop kam: ein Wochenende, Donnerstag bis Samstag, 17 junge Leute plus Experten der Bundeszentrale und des Landtags, eine Jugendherberge in Kiel und Politik. Das klang für mich nach: neue Leute kennen lernen, mal aus dem Studien-Trott rauskommen und was komplett Anderes ausprobieren. Kann man mal machen.

Im Workshop angekommen, war ich dann doch schnell ziemlich eingeschüchtert, denn spätestens nach der Vorstellungsrunde war mir klar, dass ich einen etwas anderen Hintergrund als der Rest der Gruppe hatte. Das waren alles Politik- oder Jurastudenten, Mitglieder in einer Partei oder sonst irgendwie politisch aktiv. Da konnte ich nicht wirklich mithalten. Überraschenderweise war aber genau die Tatsache, dass ich aus einem anderen Bundesland kam und mich nicht jeden Tag intensiv mit Politik beschäftigte, bei manchen Diskussionen eine Bereicherung für die Gruppe, weil ich so einen ganz anderen Blickwinkel einbringen konnte. In Gruppen durchforsteten wir die Wahlprogramme der einzelnen Parteien nach brauchbaren Thesen, denn auch wenn zum Beispiel Studiengebühren ein wichtiges Thema sind, so sind sie doch als These völlig unbrauchbar, da keine der Parteien sie wieder einführen will und sie sich somit nicht zur Unterscheidung der Parteien eignen. Und das muss schließlich die Grundeigenschaft einer These sein, durch das Klicken von „stimme zu“, „neutral“ oder „stimme nicht zu“ den eigenen Standpunkt mit dem der Parteien zu vergleichen und am Schluss die Partei mit der größten Übereinstimmung zu ermitteln. Nach drei Tagen voller Diskussionen und Abstimmungen, Plakatwände zugekleistert mit Post-Its, waren 85 Thesen entstanden, die an die Parteien geschickt wurden, welche diese beantworteten und mit Kommentaren zu ihren Antworten zurückschickten. In einer erneuten Auswahlrunde unsererseits wurden die besten 38 Thesen ausgewählt, die ihr jetzt im Wahl-O-Mat unter www.wahl-o-mat.de/schleswigholstein2012/ findet.

Der fertige Wahl-O-Mat wurde am 29. März auf einer Pressekonferenz im Kieler Landtag vorgestellt und selbst wenn es der Reporter der LN nicht glauben wollte: Auch wenn wir als „Lohn“ nur ein Zertifikat und ein T-Shirt mit der schicken Aufschrift „Willst du mit mir wählen gehen“ bekommen haben, so war die Teilnahme für uns alle doch eine durchweg positive Erfahrung, denn wir hatten in diesen Tagen extrem viel Spaß, haben tolle Leute kennen gelernt und auch neben der Arbeit an den Thesen eine wirklich schöne Zeit zusammen verbracht. Es hat sich für mich also auf jeden Fall gelohnt, mal über den Tellerrand meines Studiums zu schauen und mich politisch zu engagieren.

Ich hoffe, der Wahl-O-Mat ist uns gelungen und hilft euch bei der Entscheidung, welcher Partei und welchem zugehörigen Kandidaten ihr eure Stimme schenken wollt. Also liebe Leute, spielt den Wahl-O-Mat (ja, das heißt wirklich so) und vor allem: Geht am 6. Mai wählen, denn Politik ist wichtig, nicht nur für jeden einzelnen von uns, sondern auch für unsere Uni und das ganze Land Schleswig-Holstein!

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