Wir leben im Zeitalter von Billy, Moppe und Hemnes. Wo man nur hinsieht, wimmelt es von Ordnungswundern. Jedes neue Regal verspricht uns den ultimativen Stauraum. Jede neue Kommode wird mit einzigartigen Möglichkeiten zur Ordnung angepriesen. Und doch ist es sämtlichen Möbelhäusern bisher noch nicht gelungen, ein wirklich effektives Möbelstück zu entwerfen, dem es gelingt, das alltägliche Chaos in so mancher Studentenbude effektiv und langanhaltend zu beseitigen.

Wer kennt das nicht? Am Anfang des Semesters hat man noch Vorsätze. Alles sieht noch mehr oder weniger annehmbar aus. Die Bücher passen noch ins Regal und auch die Population der hauseigenen Wollmauszucht ist noch erfreulich gering. Doch dann beginnt das Semester. Man geht in die Bibliothek und schleppt neue Bücher an. Man geht in die Stadt und schleppt neue Klamotten an. Man fährt nach Hause und schleppt allen möglichen anderen alten Kram an. Und so langsam aber sicher erobert das Chaos das eigene Zimmer. Ein erbitterter Stellungskrieg beginnt.

In der ersten Stufe im Kampf gegen das Chaos hab ich noch auf Billy und Co. vertraut. Ein hübsches Regal, eine praktische Kiste, die wird schon wieder Übersicht in das Chaos bringen. Anfänglich ging dieser Plan auch noch auf, aber spätestens am Ende des dritten Semesters wurde mir klar, dass ich entweder eine neue Strategie brauchte oder aber eine neue Wohnung. Es war schlicht und einfach kein Stellplatz mehr für eine weitere Kästen, Kisten oder Truhen. Aus Bequemlichkeitsgründen habe ich mich für die erste Möglichkeit entschieden. Eine neue Strategie. Mit Namen: Türmchen bauen.

Für alle, die mir nacheifern möchten: Ich empfehle dicke und schwere Biologie- und Chemie-Bücher als Basis. Nach oben hin macht sich dann die etwas leichtere Kost ganz gut. Karteikarten zum Beispiel. Auch eine Blume wirkt als oberste Schicht sehr dekorativ.

Aber was kommt danach? Was macht man, wenn man bei jedem Schritt Gefahr läuft, einen Turm von rekordverdächtiger Höhe umzuwerfen? Ein Glück, dass sich zahlreiche Bewohner aus dem Studentenwohnheim von gegenüber schon mit diesem Thema beschäftigt haben. Das Zauberwort lautet hier: Outsourcing. Wenn auch nicht im ursprünglichen Sinne.

Abgestorbene Pflanzen? Raus damit auf das Fensterbrett! Vielleicht besteht ja noch die Möglichkeit einer spontanen Reanimation?! Auf jeden Fall lässt sich somit der Gang zum Mülleimer vermeiden.

Turnschuhe? Raus damit auf das Fensterbrett! Damit hat man sogar gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens hat man wichtigen Platz in der Wohnung gespart und zweitens können die getragenen Schuhe so optimal auslüften. Und wenn es regnet, während die Schuhe draußen stehen? Tja, dann werden sie einfach noch eine Woche länger draußen stehen gelassen. Irgendwann werden sie schon wieder trocknen.

Eine (volle!) Eispackung? Raus damit auf das Fensterbrett! Schließlich haben wir ja noch Winter. Jedenfalls meteorologisch betrachtet. Dem Bewohner von gegenüber war allerdings leider entgangen, dass der tägliche Temperaturdurchschnitt weit über null lag, als er gerade keinen Platz mehr in seinem Eisfach hatte. So sonnte sich die Eispackung fast einen ganzen Tag lang auf dem Fensterbrett und das bei frühlingshaften Temperaturen in den warmen Strahlen der Wintersonne, bevor sie am nächsten Morgen auf mysteriöse Weise verschwand.

Bis das „schwarze Loch für den Hausgebrauch“ erfunden wurde, ist es manchmal vielleicht doch gar nicht so schlecht, einfach aufzuräumen und ein wenig auszumisten.

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