Quelle: www.che-ranking.de

Unter die Lupe genommen: Das CHE lässt die Unis bewerten.

Es waren diese vier von fünf grünen Punkte, die mich damals dazu veranlasst haben, Lübeck auf meinen ZVS-Antrag zu schreiben. Sie standen in einer langen Liste aus rot, gelb und grün, mit unzähligen Universitätsstädten und irgendwie stach Lübeck da ein wenig hervor. Wie genau diese Punkte in das Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung – kurz: CHE – kommen, war mir dennoch ein Rätsel und die Frage blieb über all die Semester bestehen.

Vor wenigen Wochen bekam ich dann einen Brief des Präsidiums der Universität, darin ein schlichtes Blatt mit viel Text. Es werde wieder gerankt, erfuhr ich beim Lesen, in diesem Jahr seien die Fächer Naturwissenschaften, Mathematik, Informatik, Pharmazie, Medizin, Zahnmedizin, Pflege und Sport an der Reihe. Also quasi das komplette Lehrangebot unserer Uni. Zunächst fühlte ich mich geehrt, doch schnell stellte sich heraus, dass die überwiegende Mehrzahl meiner Kommilitonen ebenfalls angeschrieben wurde.

Die Auswahl der Studenten, die am Ranking teilnehmen sollen, sei begrenzt, berichtet Sabine Voigt vom Studierendenservice-Center. Alle zwei Jahre werde sie vom CHE kontaktiert. Dabei erhalte sie blind die Briefe, die sie an die Studenten weiterleite. Bei der Auswahl gehe es dann in erster Linie um die Anzahl der absolvierten Semester, denn „je mehr Erfahrung die Studenten haben, desto besser sind die Aussagen“, so Voigt. Im Klartext heißt das: Mediziner sollten mindestens das 7. Semester erreicht haben, Bachelor-Studenten können bereits ab dem 3. ausgewählt werden. In diesem Jahr hat Sabine Voigt 388 Briefe an Mediziner verschickt. An die MINTler gingen insgesamt 449, wobei die MLSler und Informatiker bereits im Bachelor angeschrieben wurden. Und wenn die Briefe verschickt sind? Dann hat Sabine Voigt ihre Arbeit getan: Über Rückläufe und Ergebnisse wird sie nicht informiert.

Also logge ich mich mit dem individuell für mich generierten Passwort ein. Erst muss ich angeben, was ich studiere, wo, in welchem Semester. Dann wird gerankt. Wie sehr belastet mich mein Studium? Wird mein wissenschaftliches Denken und Arbeiten geschult? Wie wurde ich an den Patienten herangeführt? Wie sind die Räume ausgestattet, die Technik der Labore? Werden meine Evaluationen beachtet, werde ich über Auslandsaufenthalte informiert und habe ich einen Computerzugang und eine brauchbare Bibliothek? Brav klicke ich mich durch Lickert-Skalen: Gefällt mir gut, gefällt mir nicht so gut, hab ich keine Ahnung, trifft zu, trifft überhaupt nicht zu. Es folgen Angaben zu meinem Studienort, zum öffentlichen Nahverkehr, zu Mietpreisen und Wohnungsgrößen.

Am Ende noch einige statistische Angaben und die Frage, warum ich an dieser Uni gelandet bin… wegen des Rankings, kann ich eingeben – und so schließt sich der Kreis. Nach einer knappen Viertelstunde bin ich durch, klicke auf absenden und habe das gute Gefühl, Abiturienten auf ihrem Weg zum Studium geholfen zu haben.

Doch was passiert nun mit meinen Daten? Dr. Sonja Berghoff ist Statistikerin, arbeitet seit 2000 beim CHE, wo sie für die Studentenbefragung zuständig ist. Dort werden Hochschulen verglichen, die den Kriterien der Hochschulrektoren-Konferenz entsprechen. Um ranken zu können, braucht Berghoff je Hochschule mindestens 50 Studenten. Die Erfahrung zeigt: Nur etwa 25 Prozent der angeschriebenen Studenten bewerten ihre Uni tatsächlich. „Es dürften gern mehr sein“, so Berghoff. Damit ein Ergebnis veröffentlicht werden kann, müssen mindestens 15 Studenten ihre Bewertung abgegeben haben; sind allerdings die Aussagen zu unterschiedlich, wird eine höhere Anzahl benötigt. Ebenfalls befragt werden übrigens Professoren, die jeweils angeben können, welche Universität sie in ihrem Fachbereich als führend ansehen.

Neben dem Ranking werden die Daten der Studenten für „wissenschaftliche Begleitforschung“ genutzt, so Berghoff. So werde geschaut, ob „demographische Merkmale mit bestimmten Bewertungen zusammen hängen“, ob die Ergebnisse mit den Erwartungen übereinstimmen oder ob es Hinweise darauf gibt, dass das Ergebnis durch Selbstselektion verzerrt wurde.

Ist alles ausgewertet, können die Hochschulen eine aggregierte Version der Ergebnisse in den einzelnen Fragen bekommen und diese nutzen, um eventuelle Missstände zu beseitigen. Die Rohdaten selbst werden nicht weitergegeben, so Berghoff. Also gilt es nun für die Uni wie auch für die Teilnehmer, zu warten, bis es sie dann pünktlich zur nächsten Abiturszeit wieder gibt: die langen Listen mit den roten, gelben und hoffentlich vielen grünen Punkten.

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