Am Freitag, den 4. Movember, rief das Orga-Team von “Lübeck kämpft” zur „Gratulation“ de Jagers zum Spitzenkandidaten auf. Der kurzfristigen Ansage über Flyer folgten mehr als 100 Studenten, darunter befanden sich zahlreiche Erstsemester, die bereits in der Vorwoche auf „Lübeck kämpft“ eingestimmt worden waren.

Lübeck kämpft protestiert anlässlich der Wahl von Jost de jager zum Spitzenkandidaten der CDU.Viktoria Heise

"Lübeck kämpft" protestiert anlässlich der Wahl von Jost de Jager zum Spitzenkandidaten der CDU.

Nach dem tränenreichen Rücktritt des Spitzenkandidaten von Boetticher hatten die Studenten im Sommer erfahren, dass Jost de Jager, der ein Jahr zuvor erfolglos versucht hatte, die Universität kaputt zu sparen, für die CDU in den Wahlkampf ziehen soll. Die daraufhin in der CDU gespielte Begeisterung für den „fleißigen, kollegialen“ Kandidaten konnten die Lübecker nicht stehen lassen.

„Kommt in gelb, kommt gut gelaunt und kommt zahlreich“ hatte das Lübeck-kämpft Orga-Team geladen. Gegen 19 Uhr zog die Gruppe vor die Kongresshalle. Die Polizei wies darauf hin, dass die Landesvollversammlung eine geschlossene Veranstaltung sei und verbat den Studenten die MuK zu betreten. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich bereits bis zu zehn Demonstranten in der Versammlung. Auch Matthias Salzenberg war unter ihnen. Bereits zuvor hatte er Zutritt zur MuK bekommen und verließ diese nun wieder, um noch ein Banner zu holen, das er in den Räumlichkeiten ausrollen wollte. Der erneute Zutritt, gemeinsam mit anderen Demonstranten, gestaltete sich jedoch schwieriger als zuvor. An der anwesenden Polizei war kein Vorbeikommen und so wurde an Matthias Salzenberg ein Exempel statuiert: Er wurde festgenommen, mit auf die Polizeiwache genommen und einem Haftrichter vorgeführt. Letzterer war jedoch nicht davon überzeugt, dass Salzenberg in Gewahrsam bleiben musste und so konnte dieser bereits kurz vor 20 Uhr die Polizeiwache wieder verlassen.

Die Demobewegung war ihres Sprechers beraubt worden. Ein konstruktiver Dialog mit de Jager erschien unter diesen Umständen nicht möglich. Stattdessen bildeten die Protestler ein gelbes Mahnmal.

In den Raucherpausen waren einige Delegierte aber gerne bereit mit den Demonstranten ins Gespräch zu kommen, wo sie unter anderen auch dafür geworben haben, doch in die CDU einzutreten. Ganz anders die Polizei und das Wachpersonal, die den Eindruck vermittelten, als würden sie fest damit rechnen, dass die Situation jeden Moment eskalieren würde.

DieLandesvollversammlung erfolgreich unterwandert.Viktoria Heise

Die Landesvollversammlung erfolgreich unterwandert.

Im Saal bewiesen Mitglieder des AStA’s Kreativität: In konservativer Kleidung waren sie zu Beginn der Veranstaltung einfach hereinspaziert – Teilweise unter Zuhilfenahme eines Gehstocks – und hatten sich unter die Delegierten gemischt. Während der Wahl stand Maren Janotta auf und verlas die offizielle Stellungsnahme der Studentenschaft, während die anderen Flyer verteilten. „Anderthalb Jahre später kehrt Herr de Jager nach Lübeck zurück; als designierter Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten, möchte er auch in Zukunft seine Kahlschlagpolitik mit Wild-West-Methoden durchdrücken. Und auch wir kehren zurück, um […] an die wissenschafts- und bildungsfeindliche Politik des Herrn de Jager zu erinnern.“

Die Reaktion war durchmischt. Während die meisten Politiker sich irritiert zeigten, bewiesen andere ihre Zustimmung und spendeten ihr Beifall. Augenblicklich wurden die Studenten des Raumes verwiesen. Draußen wurde sie und ihre Mitstreiter mit großem Jubel empfangen. Daraufhin verlas sie den Text vollständig und erntete damit die Aufmerksamkeit der Presse. „Herr de Jager steht für Kahlschlag und Rückschritt und keinesfalls für die so dringliche Erneuerung Schleswig-Holsteins. Wenn er also zukünftig Abbauen und Zurückschneiden möchte, so doch lieber die Bäume in seinem Garten, als die Infrastruktur in unserem schönen Bundesland.“

Trotz der vielen Erstsemester herrschte während der Demonstration eine ähnliche Stimmung wie zu „Lübeck kämpft“-Zeiten, bestätigt auch StuPa Präsident Christoph Leschczyk. Gegen 21 Uhr löste sich die Demo auf. Jost de Jager ist Spitzenkandidat der CDU.

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