Als aufgeklärter Student weiß man heute ungefähr, wie das funktioniert mit den Schweinen und der Wurst auf dem Pausenbrot. Doch was passiert wirklich in einer Masttieranlage? Selbst dagewesen sind nur wenige.

Daher wollten wir vom Kultur, Umwelt, Sport(KUS)-Referat dieser Frage nachgehen und luden zusammen mit der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Studenten zu der Besichtigung eines Schweinemastbetriebes ein. Neben dem Interesse an den alltäglichen Abläufen unserer Gesellschaft war es unser Ziel, dem Bezug zu den Ursprüngen unserer Nahrungsmitteln und ihrer Gewinnung auf den Grund zu gehen. Essen ist heute abstrakt – unblutig, steril und zweckgebunden – und es einfach, die Folgen des eigenen Essverhaltens zu verdrängen.

This is a tale about an unprejudiced heart, and how it changed our valley forever.

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Als ich Werbung für das Projekt zu machen begann, hörte ich oft folgende Aussage: Der oder die hat eine ungefähre Vorstellung von einem Mastbetrieb, will aber aus Angst vor Ekel, Leid oder Mitleid nicht hingehen. Und sogar das habe ich gehört: „Ich komm nicht mit; ich möchte auch später noch Fleisch essen können.“

Ich war ob dieser Begründung ziemlich sprachlos. Glücklicherweise gab es aber viel mehr Studenten, die aufgeschlossen und interessiert waren und so fuhren wir zusammen mit 24 Leuten Mitte Januar per Bus zu dem Musterbetrieb Futterkamp in der Nähe von Kiel. Erwartet wurden wir von Herrn Dr. Lüpping, zuständig für die Abteilung Tierhaltung und – zucht. Er führte uns durch die Anlage, erklärte alles und beantwortete die vielen Fragen. Auch unser Busfahrer ließ es sich nicht nehmen, an der Führung teilzunehmen.

Die Zuchtsauen in Futterkamp leben in einem abgetrennten Gruppenstall für 250 Tiere. Sie hatten erstaunlich viel Bewegungsfreiheit. Die trächtigen Sauen lagen die meiste Zeit in ihren Kojen und schliefen, konnten sich aber auch frei im gesamten Stallinneren bewegen. Ebenso häufig wie der offene Laufstall ist in Deutschland jedoch der typische Kastenstall. Hier müssen die Tiere mit erheblichen Bewegungseinschränkungen leben.

In einem Mastbetrieb sind Sauen etwa alle 4 Monate tragend, werfen also 3mal im Jahr. Die Tragzeit dauert etwa drei Monate an. Rückt die Geburt näher, werden die Sauen in Einzelställe gebracht, in denen sie die nächsten 6 Wochen verbringen müssen. Dies war die zweite Station unserer Führung – der Abferkelstall. Pro Wurf kommen 14 bis 18 Jungtiere zur Welt. Da der Platz stark begrenzt ist und die Sauen nach der Geburt versehentlich Ferkel plattdrücken können, stehen sie unter einer Käfighaube, unter der sie sich weder drehen noch vor-oder zurückbewegen können. Das Tier verbringt folglich 6 Wochen in stehender oder liegender Haltung. Das war traurig anzusehen. Da diese Methode nicht nur von Tierschützern, sondern auch unter den Landwirten stark kritisiert wird, versuchen Forschungsbetriebe wie Futterkamp bessere Aufzuchtmöglichkeiten zu finden, die aber wegen der ökonomischen Platzeinschränkungen begrenzt sind.

Die dritte Station der Begehung war der eigentliche Maststall. Mit etwa 3 Wochen werden die Ferkel nach Kupieren des Schwanzes und Kastration der Männchen in den Maststall überführt. Mit speziellem Kraftfutter erreichen die Tiere nach ca. 6 Monaten ihr Schlachtgewicht von 120kg. Hausschweine werden bis zu 12 Jahren alt, ein Mastschwein geht nach 6 Monaten in die Schlachtung. Schlachtereien sind selten in Deutschland, meist erfolgt der Transport der Tiere nach Ost- oder Südeuropa.

Am Ende der Führung waren wir alle ziemlich nachdenklich. In unserer Gruppe hatten wir ein etwa gleiches Verhältnis an Vegetariern und Fleischessern. Beiden Parteien hatte die Führung Spaß gemacht und fast alle wollten bei ihren Essgewohnheiten bleiben. Die Teilnehmer hatten viel diskutiert und sich angeregt unterhalten. Und das war genau, was wir erreichen wollten: Wenn man sich mit den Folgen seines Handelns auseinander setzt, dann kann man ruhigen Gewissens mit den Konsequenzen leben. Jeder Mensch geht anders mit der Frage seines Fleischkonsums um – man muss nur wissen, warum.

Es ist feige, aus Angst vor der eigenen Erkenntnis die Augen zu verschließen. Dann werden aus Studenten schnell Schweine.

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