Es ist ja schon verrückt. Wenn man sich vorstellt auf wie viele verschiedene Arten man mittlerweile mit seinen „Freunden“ in Kontakt treten, sich vernetzen und sozial integrieren kann. Durch ein soziales Netzwerk kann der Mensch zwei seiner tiefsten Bedürfnisse nachgehen, er kann spielend einfach Teil eines Ganzen werden, dazu gehören, immer dabei sein und zusätzlich seine Neugier befriedigen sowie immer neue Dinge entdecken! Dafür muss er nicht mal mehr seine Wohnung verlassen.

Während ich hier an meinem Rechner sitze, kann ich mit Freunden chatten, mich über die Lieblingsbücher meiner ehemaligen Klassenlehrerin informieren und mir ansehen auf  welchen Partys sich mein Nachbar am Wochenende herumgetrieben hat. Mir stehen mehr Informationen zur Verfügung als jemals zuvor in meinem Leben! Bei den sozialen Netzwerken hört es ja nicht auf.

Gestern bin mit Hilfe von Google Streetview durch die halbe Welt gereist. Von Hamburg nach München, dann Paris, Barcelona, San Diego…. einfach faszinierend. Ohne nur einen Schritt in den Schnee raus gehen zu müssen. Denn im Internet gibt es kein Schneechaos, keine Erdbeben und keine Hochwasserkatastrophen. Es könnte höchstens passieren, dass ich meinen Kaffee über der Tastatur verschütte, das wäre schon eine Art Hochwasserkatastrophe.

Apropos Katastrophe! Letzte Woche hat Benedikt bei dem Versuch ein Spiel aus dem Internet zu Laden seinen Rechner mit einem netten kleinen Virus infiziert. Der Rechner muss jetzt erstmal für eine Woche auf die Intensivstation bei Bernies PC-Studio. Dann ist ihm auch noch sein iPhone runter gefallen, sodass er sich völlig sozial isoliert hat. Aber ihm ist immerhin sein Fernseher geblieben. Durch den Videotext oder wie er so schön sagt sagt dem „Internet für Arme“ kann er wenigstens informativ auf dem Laufenden bleiben. Doch um seine Freunde zu kontaktieren sieht er sich jetzt wirklich gezwungen mal vor die Tür zu treten. Was für mich bedeutet, dass er fast jeden Tag bei mir auf der Matte steht, denn zu Hause fühlt er sich so Allein. Außerdem muss er ja e-Mails checken und den Reparaturstatus seines Computers stündlich überprüfen. Dafür hat er sich extra die Bernies PC-Studio App auf meinen Rechner geladen. Es scheint mir fast so, als ob selbst diese multimediale Vollkatastrophe unseren Benedikt nicht davon abhalten kann sich weiterhin im Spinnennetz des World-Wide-Web zu verheddern. Wenn man unbedingt will, dann kommt man an seinen Stoff, so wie bei jeder Droge!

Ich würde nicht sagen, dass ich schon völlig abhängig bin, doch versuche ich am Puls der Zeit zu bleiben, auch wenn mich diese Datenflut ehrlich gesagt ziemlich überfordert. Ich denke oft darüber nach, wann der Zeitpunkt sein wird, an dem mich der technische Fortschritt überholt.

Für die meisten unserer Großeltern war es die Erfindung des Computers, für deren Großeltern die des Telefons und für MICH? Wann werde ich vor einem technischen Gerät sitzen wie meine Mutter vor einer Playstation 3. Einerseits hilflos, andererseits fasziniert drückt sie auf der Kreis-, Dreieck- oder Quadrattaste rum ohne wirklich zu verstehen was da vor sich geht! Aber immerhin versucht sie sich an der Herausforderung.
Deshalb möchte ich nicht aufgeben, denn ich will ja schließlich auch dazu gehören, Teil eines Ganzen sein und so…

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